ECC 85 durch E188 CC ersetzen?
ECC 85 durch E188 CC ersetzen?

Die Ursache war schnell gefunden, eine verbrauchte ECC 85 !
Leider war mein Vorrat an Ersatzröhren bereits erschöpft. Um über Ostern nicht ganz auf den Röhrenklang verzichten zu müssen, setzte ich eine, pinkompatible, E 188 CC ein von denen ich noch reichlich habe.
Ich war über den guten Empfang überrascht!
Meine Frage an die Experten: Lohnt sich der Aufwand eine originale ECC 85 zu besorgen, oder ist (auch langfristig) nicht mit Einbußen zu rechnen?
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Die E88CC und die E188CC sind zwar pinkompatibl, weichen in den Daten allerdings deutlich von der ECC85 ab. Gerade im UKW- Tuner kommt es darauf an, dass die Schaltung optimal auf die Röhre abgestimmt ist, auch wegen der Neutralisation. Wenn der Empfang trotzdem noch gut ist, liegt das wohl eher an den guten Empfangsverhältnissen. Bei schwächeren Signalen zeigen sich schon deutliche Unterschiede.
Die ECC85 hat neben der Endröhre (meist EL84) den höchsten Verschleiß in einem UKW- Radio. Im Gegensatz zur EL84 wird sie schon lange nicht mehr hergestellt und sie ist nur eingeschränkt durch andere Röhren zu ersetzen. Das hinderte aber Audio-Freaks nicht daran, die ECC85 in großem Umfang für NF- Verstärker zu missbrauchen und somit die Verknappung noch zu erhöhen.
Die von Mr. Omer Suleimanagich vorgeschlagene 6DT8 ist eine ECC81 mit der Sockelschaltung der ECC85. Ihre Daten liegen nahe bei der ECC85 und wäre daher besser geeignet als die E188CC, sofern sie hier erhältlich ist. Auch die oft übriggebliebene PCC85 wäre ein guter Ersatz, sofern man die 9 V Heizspannung bereitstellt, z. B. durch einige Windungen auf dem Netztrafo.
MfG JR
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Woher kommt es, das gerade eine "Kleinleistungsröhre" wie die ECC85 einem so starken Verschleiß unterworfen ist? Bei einer Endröhre wie Sie schreiben kann man das ja nachvollziehen, oder wird die ECC im Tuner so nahe an ihren Grenzwerten betrieben?
Das wäre interessant zu erfahren, da einem die ECC85 eigentlich am häufigsten in den Radios der 50' und 60'er begegnet.
Viele Grüße und einen schönen Tag
Olaf Toenne
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Hallo Herr Toenne,
bekanntlich spielt die Wärmeentwicklung eine große Rolle beim Verschleiß einer Röhre. Bedenkt man, dass bei der ECC85 unter Betriebsbedingungen 250 V * 10 mA = 2,5 W alleine schon in einem der kleinen Elektrodensysteme verbraten werden, so ist das im Vergleich zu den 14 W (Pa + Pg2) der viel größeren EL84 schon enorm.
Man kann bei der Röhrenprüfung bei der ECC85 meistens schön erkennen, welches System der ECC85 als HF- Vorstufe und welches als Oszillator betrieben wurde. Die HF- Vorstufe läuft ständig auf Volllast und ist daher am meisten verbraucht. Da die Oszillatorstufe in der negativen Halbwelle gesperrt ist, läuft sie praktisch nur in 50 % der Zeit mit entsprechend geringem Verschleiß.
Allerdings bedeuted meistens das Versagen des Oszillators das schlagartige Ende einer ECC85, während ein Nachlassen der HF- Vorstufe nicht so auffällig ist.
MfG JR
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Nun ist es wirklich nachvollziehbar geworden!
Doch wie verhält es sich mit den restlichen Standartröhren im Empfänger?
Ich meine damit Typen wie z.B ECH81,EF80,85,89, EBF91, EABC80
und ähnliche. Gibt es unter denen besondere Kandidaten, bzw.wie
stelle ich ohne Röhrenmessgerät dort Verschleiß fest?
Viele Grüße
Olaf
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an Verschleißerscheinungen habe ich schon die verschiedensten Erlebnisse gehabt. Ein Blaupunkt Sultan enpfing im kalten Zustand auf der gesamten UKW Skala gut. Nach einigen Minuten ging die Empfindlichkeit im oberen Frequenzband zurück bis der Empfang verstummte. Niedrige Frequenzen um die 90 MHz waren nicht betroffen. Ein Röhrentest ergab, dass die ECC85 nur noch 33 % bzw 25 % hatte. Nahezu alle gebrauchten 85er die ich lose hatte, lagen unter 50 Prozent. Hier lohnen sich vielleicht schon Regenerierversuche.
Die EABC80 ist ein Kandidat für eine Anzahl verschiedener Fehlerquellen. Mehrfach hatte ich eine ausgefallene Diode für den Ratiodetektor. Hierbei treten dann starke Verzerrungen bei der Wiedergabe auf. Wegen der hohen NF Verstärkung die nach der Demodulation gebraucht wird, ist das Steuergitter der Triode in der EABC80 sehr empfindlich für Brummeinstreuung. Sie kann bereits vom Dampfniederschlag auf dem Sockelinnern herrühren, der einen Feinschluss zwischen Gitter und Heizkreis herstellt. Besonders anfällig ist die UABC80 wegen der hohen Heizspannung. Ich habe schon erfolgreich einen Feinschluß mit einem Funkeninduktor beseitigt. (Vorsichtig nur mit einzelnen Funken und mit niedriger Leistung anfangen. Man kann es auf dem Boden blitzen sehen)
Wer kein Prüfgerät hat, kann sich ein Brettchen mit mehreren Fassungen (für jede gängige Type eine) anfertigen. Katoden Heizung und Gitter und werden gemeinsam verbunden. Anodenanschlüsse bekommen einzelne Steckbuchsen (bei Dioden mit Vorwiderstand). Es werden drei Spannungsquellen (für Anodenspannung, Gitterspannung und Heizung) benötigt. Pro Test wird jewils eine einzelne Anode über ein Milliampere-Meter an die Spannungsquelle angeschlossen. Mit einem selbst berechneten Spannungsteiler aus einem Mehrfach-Drehschalter kann man dann die Gitterspannung in halb-Volt-Schritten oder feiner einstellen. Jetzt kann Steuerwirkung umd Emission überprüft und mit bekannten Röhrendaten vergleichen werden.
Feinschlüsse lassen zich sehr gut mit dem "Isotest 6" herausfinden
Grüße, Harald Pohlmann
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herzlichen Dank auch an Sie für diesen Praxisbericht!
Er hat(bestimmt nicht nur mir) schon wieder ein Stück
weitergeholfen.
Ihnen allen einen schönen Ostersonntag
Olaf
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Also noch schöne Feiertage
Tobias Münzing
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Beim Prüfen einer größeren Anzahl der UKW-Radio üblichen Röhren hatte ich folgende Resultate:
am besten hat sich die ZF- Röhre, (meistens die EF89) gehalten, gefolgt von der ECH81. Hier war jedoch öfter das Triodensystem taub, das geschieht durch Nichtstun, wenn das Radio fast nur auf UKW betrieben wurde, die Triode aber nur für AM in Betrieb ist, - die geheizte, aber stromlose Katode "versauert" dann.
Auch der Anteil an schlechten EABC80 war relativ hoch. Auch diese Röhre stirbt durch Nichtstun, da sowohl über die Dioden, wie auch über die Triode nur ein minimaler Strom fließt.
Dass auch der Anteil an schlechten EL.. relativ hoch war, ist bei deren Belastung nicht weiter verwunderlich. Hier waren manche Exemplare dermaßen platt, dass man sich fragen musste, wie damit überhaupt noch etwas gehört werden konnte.
Ohne Prüfgerät lassen sich die Röhren im Gerät am besten im Vergleich mit neuen, guten Röhren prüfen. Dies kann man bei den HF- Röhren am Empfang schwacher Sender grob nach Ausschlag des Magischen Auges / Bandes prüfen, oder, etwas besser nach der Abstimmspannung, am Gitter der EM.. gemessen.
Auch die jeweilge Schirmgitterspannung an der ECH.. oder an der EF.. lässt eine ungefähre Aussage über die Emission der Röhren zu. Die Röhre ist umso besser, je tiefer die Schirmgitterspannung heruntergezogen wird, aber stets ohne Empfang und jeweils gleichen Verhältnissen. Gute Röhre = niedere Schirmgitterspannung, schlechte Röhre = hohe Schirmgitterspannung. Ein Problem besteht, wenn die ECH.. und die EF.. einen gemeinsamen Schirmgitterwiderstand haben, wobei es zu einer gegenseitigen Beeinflussung kommt.
Die gleiche Betrachtung gilt für die Anodenspannung an der EABC80- oder EBC..- Triode.
Die Endröhre EL.. kann man gut über die Spannung am Katodenwiderstand prüfen. Hohe Spannung = gute Röhre, niedere Spannung = schlechte Röhre.
Aber Vorsicht : eine Endröhre mit schlechtem Vakuum - nicht so selten - kann zu einer überhöhten Spannung am Katodenwiderstand führen !
Alle diese Beurteilungen beziehen sich auf den Vergleich der Röhren im Gerät mit jeweils einer bekannt guten, neuwertigen Referenzröhre und, dass kein sonstiger Fehler vorliegt.
MfG JR
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Triodensysteme der ECH81 taub
Ihren obigen Artikel habe ich ausgedruckt und an die Wand meiner Bastelbude gepinnt ! Die Erfahrung mit den Triodensystemen konnte ich letztens an einem Grundig 5040 genau nachvollziehen: dieses Radio hat zwei ECH81, das Triodensystem der Röhre, die nur bei AM in Funktion ist, hatte noch 40% laut RPG. Dasjenige der anderen Röhre lag noch bei 70%. Es war noch die Originalbestückung von Valvo drin, was man an übergeklebten Tesakreppstreifen sehen konnte. Die Leistung scheint aber noch zu langen, da das Gerät auf AM noch ganz gut damit spielt.
Gruß aus Nettetal
Holger Pflug
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Grundsatzartikel gefragt
Du hast sehr gute Argumente gebracht, die es einem Laien und Fachmann erlauben, das Verhalten (oder "Sterben") von Röhren zu begreifen und bei einem vorliegenden Gerät die richtigen Schlüsse zu ziehen. Das ist - konzentriert - mit geeignetem Titel versehen Wert als eigenständige Arbeit zu erhalten, denn so geht das mehr oder weniger auch "unter".
Das kann man über geeignete Suchbegriffe über SEARCH finden - aber sonst fast nicht, jedenfalls nicht nach dem Titel. Vielleicht hast Du ja noch erweiterte Gedanken dazu - oder kannst einige Erfahrungen, die andere hier eingebracht haben zitieren?
Danke für Deine Bemühung um das interessante und wichtige Thema.
Interessant ist zu sehen, dass sich auch Röhren durch "nichts Sinnvolles tun" das Leben verkürzen können, nicht nur Menschen - aber auch der "Workoholic" sein Leben verkürzt.
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Die besten Geschichten schreibt eben das Leben selbst. Wenn die entsprechenden Fragen gestellt werden, können die passenden Antworten gegeben werden. Sowas kann man nicht planen oder per Anordnung festlegen.
Man könnte daher nun den Thread umbenennen, etwa in "Der Verschleiß der Röhren im UKW- Radio" oder so ähnlich; bzw. man könnte einen entsprechenden Mini-Thread mit diesem Titel eröffnen, in dem auf diesen Thread dann verwießen wird.
MfG JR
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Lebensdauer von Radioröhren

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10 000 Stunden
im Valvo-Taschenbuch 1964 steht auf Seite 184
(Erläuterungen zum Kapitel "Spezialverstärkerröhren"):
"...der FARBSERIE beträgt die so definierte, über
100 Röhren gemittelte Lebensdauer mindestens
10 000 Stunden. Erfahrungsgemäß werden im praktischen
Betrieb meist...."
Angaben zu der Lebensdauer der volkstümlichen Röhren
kann in dem TB leider nicht finden.
Grüße
Georg Schön
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Spezialröhren

in der Anlage sehen Sie die Kriterien, die Telefunken Spezialröhren erfüllen müssen.
Der Scan stammt aus dem Telefunken Röhrenhandbuch von 1969.
MfG. WB
Anlagen:
- Spezialröhren (20 KB)
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