funkwe-koe: EKV13 Ausfall Abstimmanzeige u.A. - Reparaturbericht

ID: 550985
funkwe-koe: EKV13 Ausfall Abstimmanzeige u.A. - Reparaturbericht 
14.Feb.21 13:55
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Michael Mischke (D)
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Werte Kurzwellenfreunde und Radiobastler,

ich möchte hier von den Reparaturen an meinem EKV13-Empfänger berichten, vielleicht hat jemand ähnliche Probleme mit solchen Geräten oder möchte seine Erfahrungen hier teilen! ...Stellvertretend auch für alle anderen EKV-Modelle, die im Aufbau nur geringe Unterschiede haben...

Als ich das Gerät bekam, waren vom Vorbesitzer bereits alle weißen Kunststoff-Elektrolytkondensatoren gewechselt worden. Diese FROLYT-Elko-Typen aus den 1970er Jahren gelten als besonders ausfallfreudig und sollten vorsorglich getauscht werden.
- Die grundsätzliche Funktion des Empfängers war damit gegeben.

Das hohe Gewicht des Geräteeinschubes und die schlechte Zugänglichkeit einiger Komponenten erschweren Reparatur- und Abgleicharbeiten enorm. Daher empfehle ich ein Adapterkabel zum Betrieb des Einschubes außerhalb des Gehäuses. Das gab es als Zubehör, oder muss selbst gebaut werden, siehe Foto! Vorsicht Netzspannung!!! 

Es müssen nur die untere Buchsen- und Steckerleiste verbunden sein, damit die Stromversorgung gewährleistet ist. Auch müssen nicht alle 16 Pin´s, wie auf dem Foto, verbunden werden, siehe dazu Schaltplan!

Die Reparaturen:

Kontaktprobleme an einigen Drehschaltern und Potis konnte ich mit Kontaktspray, mit einer Spritze verabreicht, beheben. Die meisten Bedienelemente werden nach Abnahme der kompletten Frontplatte des Empfängerteils zugänglich. Bei anderen müssen entsprechende Demodulator-Module oder das AAD02 ausgebaut werden.

Auch die schwergängige Abstimmkurbel konnte ich nach Abnahme der Frontplatte mit Nähmaschinenöl gangbar machen.

Der Antenneneingang 3 war ohne Funktion. Beim Durchschalten des Antennenwahlschalters hört man leises Klicken der entsprechenden Relais. Bei Schaltstellung Antenne 3 war kein Klicken zu hören... das Relais zog also nicht an. Glücklicherweise konnte ich durch Klopfen mit dem Griff eines Schraubendrehers das Relais "wiederbeleben", es war nur mechanisch blockiert. 

Dann fiel zeitweise die Oszillografenröhre der Abstimmanzeige komplett aus. Manchmal war der Elektronenstrahl nur noch ganz blass (bei voll aufgeregelter Helligkeit) zu sehen. Die Feinsicherung im AAD02-Modul war in Ordnung und die Betriebsspannung -24V lag an. Also AAD02 ausbauen und den Fehler in der Elektronik suchen! Verdächtig war dabei gleich die Platine zur Spannungsversorgung der Röhre. 
Diese baute ich dann aus dem Abschirmgehäuse aus und legte 24V an. An den Ausgängen 6,3V und 1000V konnte ich keine Spannung messen. Bei genauerer Betrachtung fiel ein loser Kupferlackdraht vom schwarzen Spulenanschluss auf. Dieser und auch gleich das rote Spulenende wurden neu verlötet:



Nun zeigte das Voltmeter 3,2V und 700V an - immer noch zu wenig!
Dann klopfte ich mit einem Plastikteil alle Bauelemente ab, in der Hoffnung eine kalte Lötstelle zu finden. Die Lötseite der Platine sah jedenfalls gut aus.
Beim 2. Transistor SF128C angekommen, stieg die Spannung kurz auf 7 V. Bei konstantem Druck auf das Transistorgehäuse blieb die Heizspannung dann stabil.
Der Transistor hatte einen "Beinbruch"! Beim Auslöten zerfiel es in 2 Teile. Die Isolierschläuche waren durch Hitze verfärbt:

Unter den Isolierschläuchen zeigten alle Anschlüsse ringförmige Oxidationsspuren:



Die vergoldeten Drähte kleben an der Schraubendreherklinge, sind also aus magnetischem Eisendraht...Man könnte daher von Durchrostung sprechen!
Merkwürdigerweise gibt es am und im Emfänger keine Anzeichenzeichen für eine zu feuchte Lagerung. Auch zeigt keiner meiner ca.100 Reservetransistoren aus der Fabrikation des Halbleiterwerkes Frankfurt/Oder ein solches Schadbild.
   Kennt jemand dieses Phänomen? Welche Ursache kommt dafür in Frage?


Mit einem neuen SF128C funktioniert die Anzeige nun wieder tadellos...Hier nach dem Verlöten...

...So geht die eine oder andere Stunde drauf; aber es macht auch Spaß!

Michael Mischke

 

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funkwe-koe: Salzsäure aus PVC-Isolierschlauch 
14.Feb.21 18:14
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Bernhard Nagel (D)
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Bernhard Nagel

Die schwarz verfärbten Isolierschläuche weisen auf eine höhere dauernde thermische Belastung des Transistors hin. Die Schläuche bestehen wahrscheinlich aus ehemals elastischem PVC das bei längerer Hitzeeinwirkung hart wird und zerfällt, und dabei Chlorwasserstoff abgibt.

Zusammen mit der Luftfeuchtigkeit entsteht Salzsäure, die durch die poröse Vergoldung die Anschlussdrähte aus Eisen oder Nickel angreift. Dabei rosten sie regelrecht weg, meist direkt an der Durchführung des Isolators. Abhilfe schaffen Schläuche aus temeraturstabilen Materialien wie z.B. Silikon.

Ferromagnetische Anschlüsse an Halbleitern sind übrigens die Regel, siehe auch den Forumsbeitrag AC153 Drahtbruch.

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