telefunken: Empfang mit steuerbarer Richtcharakteristik

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telefunken: Empfang mit steuerbarer Richtcharakteristik 
26.Nov.19 13:52
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Georg Richter (D)
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Georg Richter

Auszug aus dem Buch "Drahtloser Überseeverkehr" von Dr.-Ing. Paul Kotowski und Dipl.-Ing. H.Wisbar (Telefunken Laboratorium Berlin) , erschienen 1941 im Verlag von S.Hirzel, Leipzig:


Ergebnisse des Empfanges mit steuerbarer Richtcharakteristik

§ 124. In der Abb. 90 ist ein Empfänger mit steuerbarer Richtcharakteristik für 2 Antennen dargestellt.

Abb. 90. Empfänger für eine Zwei-Antennen-Schwenkanlage.

Man sieht im Mittelteil des Gestells 2 Übersee-Empfänger {Spez. 801Gr} und darunter die Netzanschlußteile. Im oberen Aufbau sind die Braunschen Röhren und Phasenschieber untergebracht. Auf der linken Braunschen Röhre ist die resultierende Ausgangsspannung über dem Phasenwinkel, d.h. also auch dem Einfallswinkel dargestellt. Daneben befindet sich die umlaufende Skala des dauernd rotierenden Phasenschiebers, der die Richtcharakteristik 25 mal in der Sekunde über den möglichen Bereich hinwegschwenkt. Rechts daneben ist der fest einstellbare Phasenschieber zur Einstellung des günstigsten Winkels im eigentlichen Empfangszweig angeordnet. Die rechte Braunsche Röhre gibt die Phasenverschiebung der Zwischenfrequenzen in den beiden Empfängswegen an. Der Empfänger ist ursprünglich für Meßzwecke 1) entwickelt worden, gibt aber auch bereits gut hörbare Wirkungen beim Telephonieempfang. Insbesondere ist eine Schwundverminderung und die bessere Wiedergabe der höheren Teiltöne bemerkenswert. Erzielt wird dieses Ergebnis durch eine solche Einstellung des Phasenschiebers, daß die dadurch eingestellte Antennencharakteristik den wichtigsten Strahl bevorzugt und den Hauptstörstrahl des einfallenden Strahlenbündels schwächt 2). Mit abgewandtem Gesicht kann ein Beobachter die Konphasität der beiden Zwischenfrequenzen auf ± 10° genau einstellen, ohne die Braunsche Röhre zu sehen. Dabei wird diese Stellung als Mittelstellung zwischen merklich schlechteren Stellungen gewählt. Benutzt man nur zwei Antennen, so ist der mögliche Gewinn im Störspiegelabstand nur 3 db. Er reicht also allein zur Erklärung der hörbaren Effekte kaum aus, trägt aber zur bemerkten Verbesserung bei. Die Empfangsergebnisse werden um so besser, je größer die benutzte Antennenzahl bzw. die Ausdehnung des Antennenfeldes ist 3). Berichte über die Empfangsverbesserungen einer entsprechenden englischen Anlage liegen noch nicht vor 4), dagegen ist eine amerikanische Anlage bereits längere Zeit mit bestem Erfolg in Betrieb 5).

1)    Entworfen und entwickelt von Herrn G. Vogt; vgl. P. Kotowski, Telefunken-Hausmitteilungen 80, 51, 1939.

2)    E. Schüttlöffel und G. Vogt, VDE-Fachberichte 11, 48, 139.

3)    C. F. Edwards, Bell Laboratories Records 16, 232, 1938.

4)    G. T. Evans, I. E. Lackhurst, Post Office Electr. Eng. 32, 256, 1940.

5)    F. A. Polkinghorn, Proc. Inst. Radio Eng. 28, 157, 1940.

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