Eurovision - Globovision - Kosmovision

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Eurovision - Globovision - Kosmovision 
18.May.14 18:57
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Georg Richter (D)
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Georg Richter

Auszug aus "Fernsehen - wie es gemacht wird" von G. Büscher, Philips Fernseh-Taschenbuch (1960), Seiten 122 und 1923.


H) Eurovision und Globovision

„Völkerverbindend“ im wahrsten Sinne des Wortes sind die Eurovisionssendungen, die Fernsehsendungen über die Grenzen der europäischen Länder hinweg. Die Worte „Europa“ und „Television“ gestückelt zusammengesetzt, ließen den Begriff „Eurovision“ entstehen.

Der erste Versuch, eine Fernsehsendung an mehrere Nachbarländer weiterzugeben, wurde am 2. Juni 1953 unternommen, die Übertragung der englischen Krönungsfeierlichkeiten. Der Versuch glückte, er gelang ausgezeichnet, trotz mangelnder technischer Erfahrungen, trotz größter Schwierigkeiten. Zwar war es damals schon kein Problem mehr, Fernsehbilder einwandfrei von Hamburg nach Köln, oder von Köln nach Hamburg zu schicken, und da die Strecke zwischen Köln und London nicht größer ist als die zwischen Köln und Hamburg, da es ferner Dezistrecken sowohl in England als in Frankreich gab, scheint es übertrieben, von Schwierigkeiten zu sprechen, wenigstens von technischen Schwierigkeiten. Man hatte das Bild doch einfach über den zwischen Dover und Calais nicht allzu breiten Ärmelkanal zu schicken, um es von hier über Brüssel nach Köln weiterzuleiten. — Aber damals gab es noch keine Fernsehbrücke zwischen diesen beiden Städten. Ein provisorischer Aufbau war in der Eile nicht möglich. Sollte die geplante Übertragung von England nach Deutschland Wirklichkeit werden, dann blieb nichts anderes übrig, als die Bildsignale über bereits vorhandene Dezistrecken auf weiten Umwegen ihren Zielen in Deutschland zuzuführen. Das war der Weg: London gab die Sendung an eine englische Küstenstation weiter, diese strahlte eine französische Station am Ärmelkanal an. Unter Ausnutzung vorhandener Dezistrecken ging es sodann über Lille zur belgischen Hauptstadt. In nordöstlicher Richtung weitergeleitet, überquerten die Bildwellen die holländische Grenze. In Lopik in Holland aufgenommen, wurden die Bildsignale südöstlich abgestrahlt, über ein Reihe von Dezistationen wurde die deutsche Grenze und schließlich Köln erreicht — eine umwegreiche, zickzackförmige Ätherreise von London nach Köln.

Bei den Vorarbeiten sahen sich die planenden Ingenieure vor weitere Aufgaben gestellt. Es galt z.B., das englische 405-Zeilen-Bild nach seiner Grenzüberquerung den anders gearteten Normen in Frankreich, Belgien, Holland und Deutschland anzupassen, ein in den ersten Anfängen nicht allzu leichtes Unternehmen. Inzwischen wesentlich vervollkommnete „Umsetzer“ brachten das Bild jeweils auf die Norm des Landes.

Später wurden die Eurovisionsstrecken mehr und mehr ausgebaut, so daß heute fast alle europäischen Fernsehländer dem weitverzweigten Netz angeschlossen sind.

Die Eurovision ist nur eine Etappe auf dem Wege zur erdumspannenden Television, zur Globovision. Wie seit langem drahtlose Sprech- und Tonbrücken die Kontinente miteinander verbinden, so werden in nicht allzuferner Zukunft drahtlose Bildbrücken zwischen den Völkern der Erde bestehen und sie — theoretisch — näher aneinander rücken. Ansätze zur Erdball-Television sind vorhanden. Amerika mit dem alten Europa zu verbinden, wurde jenseits des großen Teiches schon vor einigen Jahren geplant.

Das Amerika-Europa-Fernsehprojekt sieht den Bau einer Dezistrecke über Kanada, Grönland, Island, die Färöer- und Shetland-Inseln nach Schottland vor. Zwischen den Vereinigten Staaten und den Britischen Inseln müßten 68 Relaisstationen erbaut werden. Dabei sollen alle auf der Strecke liegenden Bodenerhebungen ausgenutzt und die Fernsehantennen auf hohe Berggipfel gesetzt werden. Einige Bodenerhebungen auf der vorgeschlagenen Strecke sind über 2000 Meter hoch. Die in großen Höhen errichteten Antennen vergrößern die Reichweiten der Sender erheblich.

Letzte Etappe nach der Globovision: die „Kosmovision“, zu deutsch: das Weltall-Fernsehen! Auch hier zeichnen sich heute schon erste Ansätze ab.

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