Frage an einen Röhrenspezialisten
Frage an einen Röhrenspezialisten

Frage: was könnte mit dieser Röhre passieren, wird sie nach wenigen Stunden den Geist aufgeben oder was ist zu erwarten.
Sammlergrüsse Peter
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Frage an einen Röhrenspezialisten

bläuliches Leuchten in einer Röhre deutet immer auf ein schlechtes Vakuum hin. Die Luftmoleküle werden durch die aufprallenden Elektronen ionisiert, was das Leuchten hervorruft.
Das heißt, die Röhre wird heisser als normal und wird nicht allzulange leben. Außerdem muß sie von irgendwo Luft ziehen, meistens bei den Anschlußstiften oder Anschlußdrähten.
MfG. Wolfgang Bauer
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Hallo Herr Steffen,
wenn das bläuliche Leuchten nur so ganz leicht ist, wie Sie schreiben, ist das fast schon normal. Bei Röhren, die so lange gelagert waren, haben sich aus den inneren Metallteilen Gasreste herausgelöst, die das Vakuum meistens nur leicht verschlechtern und die Röhren arbeiten normal.
Um sicher zu gehen, sollten Sie den Anodenstrom messen. Dieser wäre 31 mA für diese Röhre. Achten Sie während der Messung darauf, dass der Anodenstromkreis nicht unterbrochen wird, da sonst das Schirmgitter überlastet wird.
Weniger gefährlich ist es, in der gemeinsamen + Leitung für Anode und Schirmgitter zu messen. Dann müssten sie den Gesamtstrom von Anode und Schirmgitter = 31 + 6 = 37 mA messen.
Wenn diese Werte in etwa stimmen, besteht keine Gefahr.
Sollte es deutlich mehr sein, können Sie versuchsweise den Gitterableitwiderstand (vom g1 meist nach Masse) überbrücken und dabei wieder den Strom beobachten. Deutliche Stromänderungen weisen dann auf schlechtes Vakuum hin.
MfG JR
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in den öffentlichen Teil versetzt
Und: Ganz allgemein die Frage bitte erst dann formulieren, wenn Sie mit Stichworten über den SEARCH nichts gefunden haben.
In diesem Fall hätte man mit "blaues Leuchten" den folgenden Thread bekommen:
http://www.radiomuseum.org/dsp_forum_post.cfm?thread_id=7627
Es geht aber nur um das Prinzip, denn Herr Steffen hat vielleicht nach anderen Begriffen gesucht - und nun sind diese ebenfalls auffindbar - und nun auch mit dem ersten Thread verlinkt.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie rasch gut formulierte Fragen in unserem Forum zur GUTEN Beantwortung kommen. Danke den Redakteuren.
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Grüsse
Peter Steffen
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nun ich habe den Anodenstrom der Röhre nachgemessen, er beträgt zwischen 31,44 und 31,67mA.
Könnte es auch sein, ich habe unter Röhren auch noch gelesen, dass man die Röhren welche lang gelegen haben zuerst Einbrennen soll, also nur die Heizung alleine zuerst laufen lassen.
Denn es ist etwas merkwürdiges passiert, das leuchten hat nämlich nach ca. 2 Std. Betrieb aufgehört und ist nach späterem einschalten auch nicht mehr gekommen. Den Strom hatte ich gemessen als es noch leuchtete.
Zum Glück habe ich es am Anfang noch Fotografiert sonst würde mir das keiner glauben. Man sieht es auf der linken Seite ( es war etwas schwierig zum Aufnehmen, da die Helligkeit des Heizfadens überwog )
Grüsse
Peter Steffen
Anlagen:
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Hallo Herr Steffen,
mit diesen Werten ist ja alles bestens, alles im grünen Bereich.
Über das "Einbrennen" von Röhren gibt es aus der Ecke der High-End- Esoteriker (Audiophools) die abenteuerlichsten Meinungen, von denen ich meistens nichts halte.
Über die Glaubwürdigkeit des blauen Leuchtens brauchen Sie nichts zu befürchten, das ist jedem bestens bekannt, der öfter mit Röhren zu tu hat. Es gibt sogar Leute, die enttäuscht sind, wenn eine Röhre nicht blau leuchtet, bzw. suchen absichtlich leuchtende aus.
MfG JR
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nochmals besten Dank für die Fachmännische Beratung.
Apropos High-End, ich baue mir gerade einen Röhrenverstärker und bin mir über das Design noch nicht im klaren und deshalb noch eine Frage:
spielt die Einbaulage der Röhren, in meinem Fall ECC82 und 6550A eine Rolle?
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Erfahrungen mit leuchten und einbrennen

Interessant ist auch eine blaue Floureszenz auf der Anode. Bei vielen Endröhren kann man durch Löcher im Anodenblech ins Innere sehen. Dort sieht man je nach Ansteuerung einen unterschiedlich breiten Schatten der Gitterdrähte. Ein Effekt vergleichbar mit dem magischen Auge.
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Einbrennen, Probleme des Anwenders, Esoterik

je nach Hersteller und technische Gegebenheit im einzusetzenden Gerät (z.B. hohe Anodenspannung) ist es durchaus ratsam, "frische" Röhren nicht gleich voll zu belasten.
Erst beginnt man bei einer lange gelagerten Leistungsröhre erstmal mit kleinerer Anodenspannug und hoher neg. Gittervorspannung und nähert sich schrittweise dem vollen Prüfarbeitspunkt an.
Wenn Gasreste zu hoch sind, kann es bei direktem Einschalten im Endgerät mit hoher Anodenspannung vorkommen, daß die Röhre "durchzündet". In dem Bereich wo es in Herrn Steffens Bild blau ist, kann sich ein Lichtbogen ausbilden. Meist passiert das aber eher im Innern und Gitterdrähte schmelzen ab.
Die Röhrenprüfung kann man freilich schön ansehen, wenn man ein großes Rö-Prüfgerät wie ein Neuberger RPM 370 etc., oder sich selber entsprechende Hilfsmittel gebaut hat.
Hat man die nicht und Verdacht, kann man in der Tat die entsprechenden z.B. Leistungsendstufenröhren erstmal eine ganze Weile nur mit eingeschalteter Heizung laufen lassen. Anoden- und Schirmgitterspannung freischalten!
Dies ist aber noch nicht das Einbrennen, das Herr Steffen wahrscheinlich meinst. Dieses ist eigentlich eine Prüfung, die der Hersteller der Röhren schon machen sollte.
Sie dient dazu, die Röhren thermisch zu stabilisieren - sie künstlich zu altern.
Macht er dies gut, kommen ideal nur Röhren mit gleichen Eigenschaften in den Handel.
Die bedeutet für mich ideal, wenn ich eine "Neue" Röhre einsetzte und ich stelle z.B. 90mA Ruhestrom ein, dann soll dieser Strom sich praktisch nicht mehr wesentlich verändern.
Auch nächste Woche und in zwei Monaten nicht.
Dies jetzt bezogen auf einen Endverstärker mit separater Gittervorspannungserzeugung/Einstellung.
Unkritischer ist dies bei unseren normalen Radioendstufen mit autom. Gittervorspannungserzeugung und Eintakt-A.
Bei Gegentaktendstufen mit zwei, vier oder auch acht Endstufenröhren ist es ideal, wenn man davon ausgehen kann, das alle Röhren gleiche elektrische, mechanische und thermische Eigenschaften aufweisen. Die Schaltungszweige für die positive und für die negative Halbwelle sollen möglichst gleich sein. Eine Komponente ist da eben auch die Röhrenauswahl. Wenn ich da schon qualitativ sicher vorab sein kann - umso besser für mich als Selbstbauer.
Deshalb kosten richtig ausgesuchte - neudeutsch "matched pairs" Paare, Quartette, Sextette etc. auch mehr.
Noch ein Schritt davor ist, wenn man vor diesem matchen nur Röhren aus gleicher Produktionscharge verwendet. Deshalb sind auch z.B. Ebay Angebote "begehrter", wenn ersichtlich ist - z.B. "vier Röhren EL34 mit gleicher Uxxxxxx Nummer", da diese Röhren die gleichen Halbzeugbleche und Gitterdrähte enthalten etc.
Dieses Kaufverhalten hat durchaus auch seine Begründung.
Ich kenne einen Fall bei EL34, wo Schirmgitterdrähte einfach dünner waren als erlaubt. Diese glühten dann, wo reguläre in den 50ern produzierte Röhren sogenannte NOS = New Old Stock keine Probleme machten.
Ich sage mal, alle Ansichten sind richtig, es kommt wie gesagt stets auf den jeweiligen Verwendungszweck und ob dies für meine Anwendung wichtig ist.
Der Zauber beginnt m. M. da, wo die wahrscheinlich von Ihnen erwähnten Leute auf die "blau leuchtenden Röhren" stehen. Solch Leute verwenden sogar extra Gasgleichricherröhren, da die dann im Takt der Stromentnahme bei Bassimpulsen stärker leuchten.
Ansonsten gibt tatsächlich auch z.B. KT88 (Ruby tubes) mit blauen oder roten gefärbten Glaskolben.
Gruss
DeBo
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Hallo Herr Steffen,
für Vorstufenröhren wie die ECC82 gibt es keine Einbauvorschrift. Bei Hochleistungs- Röhren wie die 6550A ist bei horizontalem (liegendem) Einbau zu achten, dass die Gitterhaltestäbe in der Röhre senkrecht übereinander stehen, so dass die Elektronenaufprallstellen der Anodenbleche seitlich liegen.
Bei direkt geheizten Röhren (Gleichrichter- + Endröhren) gelten besondere Vorschriften bei horizontalem Einbau. Hier muss die Röhre so angeordnet werden, dass die Heizfäden nicht gefährlich zu anderen Elektroden hin durchhängen.
MfG JR
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Erfahrungen mit leuchten und einbrennen

Grüsse
Peter Steffen
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Einbrennen, Probleme des Anwenders, Esoterik

Grüsse
Peter Steffen
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Einbrennen im Ofen
Man kann eine lufthaltige Röhre schon einbrennen, aber dazu sollte man idealerweise jemanden kennen, der einen Induktionsofen in der Küche hat, oder man könnte sich ein entsprechendes Equipement auch selber bauen. So man den Aufwand nicht scheut. Allerdings ist ein Erfolg auch dann nicht sicher, so ein Getterring oder auch ein Anodenblech ist auch schnell überhitzt, was die Röhre auch nicht wirklich zu schätzen weiß...
MfG
Reinhard
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"Entgasen" von Röhren

Röhren mit schlechtem Vakuum haben die Eigenschaft, mit zunehmender Erwärmung das Steuergitter positiv aufzuladen.
Über dem Gitterableitwiderstand entsteht dadurch eine Spannung, die der negativen Vorspannung entgegen wirkt. Dieser Vorgang schaukelt sich allmählich hoch, bis die Röhre einen enorm hohen Strom aufnimmt. Röhren in diesem Zustand sind also unbrauchbar.
Ein Hobbykollege von mir hat eine Methode entwickelt, solche Röhren wieder gängig zu machen, also zu "Entgasen". Hierzu betreibt er die Röhren für ca. 5 min. mit extremer Überlast, mit glühender Anode und Schirmgitter und ggf. Überheizung.
Bei dieser Prozedur enstehen außer dem Glühen noch blaue und grüne Leuchterscheinungen, so dass man glaubt, die Röhre würde jeden Moment abheben, was auch passieren könnte, wenn man dabei nicht wachsam ist und sofort die Spannung wegnimmt, sobald es gefährlich wird.
Dieser Vorgang steht im Gegensatz zur Logik, da man denken sollte, bei glühenden Elektroden werden erst recht Gase frei gesetzt.
Der Erfolg gibt der Sache aber recht. Auch für mich hat der Kollege einige Röhren gerettet, die ich als hoffnungslose Fälle abgeschrieben hatte.
MfG JR
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