graetz: 4R417 (4 R 417); Musica

ID: 126221
Dieser Artikel betrifft das Modell: Musica 4R417 (Graetz, Altena (Westfalen))

graetz: 4R417 (4 R 417); Musica 
20.Nov.06 16:08
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Hans Kamann (D)
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Hans Kamann

Ich habe ein Problem mit dem Klang dieses Gerätes: Ist die Lautstärke nur minimal aufgedreht ( geringe Zimmerlautstärke ) dann klingt es sehr dumpf und wirkt eher störend im Hintergrund. Gerade im Büro ist dieses dumpfe "Gedröhne" ziemlich störend. Erst bei etwas erhöhter Lautstärke kommt scheinbar der Hochtöner zum Zuge und der Klang ist so, wie man ihn z.B. mit den Klangreglern oder den Registern einstellen möchte.
Meine Frage nun: Ist das bauartbedingt ? Gibt es ähnliche Erfahrungen und evtl. sogar Tips, wie man dies verbessern kann ?

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Kontaktprobleme oder Bauteilfehler 
20.Nov.06 17:19

Jens Dehne (D)
Redakteur
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Hallo Herr Kamann,

 

der Klang ist ja einerseits eine recht subjektive Einschätzung, andererseits lobten und mögen heute noch viele Radiohörer den ausgewogenen Klang der Graetz Radiogeräte aus der Zeit Ihres Gerätes.,

 

So wie Sie diesen Effekt beschreiben, wird ein Fehler vorliegen.

 

Wenn Sie sich die Schaltung betrachten, ist eine recht aufwändig konstruierte gehörrichtige Lautstärkeregelung mit einigen Gegenkopplungsnetzwerken realisiert. Hierbei sind teilweise die schaltbaren Klangregister mit einbezogen.

 

Auch die beiden Hochtonlautsprecher werden über die Taste „4R“ angeschaltet.

 

Reinigen Sie einmal die Kontakte der Klangregister und der Abschalttasten, diese sind oft voller Staub und Dreck und haben so Übergangswiderstände.

 

Es sind natürlich auch Bauteilfehler möglich. Hat das Gerät schon eine „Kondensatorkur“ hinter sich? So könnte beispielsweise auch irrtümlich ein Kondensator verwechselt worden sein.

 

Viel Erfolg bei der Reparatur!

 

Jens Dehne

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weitere Tests 
23.Nov.06 14:00

Jens Dehne (D)
Redakteur
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Hallo Herr Kamann,

 

danke für die gut 7 MB „Hörprobe“, es hilft uns aber leider auch nicht viel weiter. Wir gehen also nach wie vor davon aus, dass ein Fehler vorliegt, den es zu finden gilt...

Hier aus meiner Sicht noch ein paar grundsätzliche Testmöglichkeiten, bevor "schwere Messtechnik" eingesetzt wird. Ich gehe nun davon aus, das mein Hinweis aus Post 2 nichts gebracht hat.

 

  1. Ist dieser Effekt nur auf FM oder auch bei beispielweise angeschlossenem CD-Player zu hören?
  2. Reagieren der Höhen- und Bassregler grundsätzlich?
  3. Wie hört es sich an, wenn ein Zusatzlautsprecher angeschlossen ist?

 

Diese Tests beziehen sich auf den NF-Verstärker / Lautsprecher, weil die Ursache zunächst hier vermutet wird. Sollte der Effekt weiterhin bestehen, wären die Gleichspannungen an der EABC80 und EL84 zu prüfen, um zunächst eine Aussage über den allgemeinen Betriebszustand treffen zu können. Kritische Bauteile sind C128, C136, C137, C145, C152 und R127. Das Ergebnis warte ich erst einmal ab, bevor dann der nächste Schritt zur Fehlersuche unternommen wird.

 

Viel Spaß!

Jens Dehne

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Erster Test 
24.Nov.06 10:55

Hans Kamann (D)
Beiträge: 438
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Hans Kamann

Hallo Herr Dehne

danke dass Sie sich meines Problems annehmen. Ich habe jetzt folgendes gemacht: Laptop via Audio Ausgang mit dem TB Anschluss des Gerätes verbunden und Musik abgespielt. Mit verschiedenen Laptop-Ausgangspegeln experimentiert und dabei die Lautstärke am Musica angepasst.
Folgendes Ergebnis kann ich bieten: Nur wenn das Musica auf minimale Lautstärke gedreht ist, wenn also gerade mal das erste "Geräusch" zu vernehmen ist, ist der Klang dumpf. stellt man das Eingangsignal ( Laptop Ausgang ) nun sehr gering ein, hört man fast gar nichts. Man muss also, um Musik zu hören, den Lautstärkeregler des Musicas etwas weiter aufdrehen. Dann habe ich einwandfreie Höhenwiedergabe.

Meine Vermutung: Bei einer derart geringen Ansteuerung ( minimalste Stellung Lautstärkepoti ) bekommt der Hochtonteil zu wenig Leistung, der Klang ist dumpf. Ist die Ausdio-Eingangsspannung gering, hört man das gar nicht weil man nie mit so einer geringen Lautstärke Radio hört, es sei denn man hätte hyperempfindliche Ohren.

Das deckt sich mit meinen bisheruigen Versuchen mit UKW. Es könnte also vielleicht helfen wenn man die Eingangsspannung des Audioteils reduzieren könnte ?

Noch ein Nachtrag: Das Gerät hat eine Frischzellenkur ( neue Kondensatoren ) und eine gründliche Reinigung der Kontakte hinter sich. Alle Klangregler arbeiten, wenn halt die Lautstärke entsprechend ist.

Ich bin mal auf ihre Ausführungen gespannt.

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Gegenkopplung ? 
26.Nov.06 19:26

Jens Dehne (D)
Redakteur
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Hallo Herr Kamann,

 

betrachten wir die Lautstärkeregelung doch mal wie folgt, obwohl weiterhin die subjektive Komponente (Ohr) bleibt. Hierzu habe ich mal meinen Musica 417 als Referenz angenommen.

 

Der Lautstärkesteller lässt sich etwa von 0° (leise / aus) bis 270° (laut) drehen. Empfangen wird ein UKW-Sender.

 

Bei etwa 30° ist die Wiedergabe leise,

bei etwa 80° ist Zimmerlautstärke erreicht,

bei etwa 130° (Mitte) gibt es laute Wiedergabe,

bei etwa 180° ist es schon sehr laut,

ab etwa 220° ist die Wiedergabe schon deutlich verzerrt.

 

Alle drei einschaltbaren Klangregister habe ich ausgeschaltet und beide Klangsteller auf Rechtsanschlag. Musikwiedergabe klingt ausgewogen, bei Sprachwiedergabe sind im gesamten Lautstärkebereich zu viel Tiefen vorhanden (Taste Sprache = angenehm).

 

Die Schaltung des Klangregelnetzwerkes / Lautstärkestellers ist etwas komplex, grob betrachtet funktioniert die nicht abschaltbare gehörrichtige Lautstärkeregelung so, dass mit Zunahme des Drehwinkels des Lautstärkestellers die Gegenkopplung der mittleren Frequenzen abnimmt. Die frequenzabhängige Gegenkopplung wirkt überwiegend auf die Anzapfungen des Lautstärkestellers. Die Gegenkopplung wirkt der Verstärkung entgegen, so dass eine mit geringerer Lautstärkeeinstellung (bezogen auf den Drehwinkel) zunehmend abgeschwächte Verstärkung der mittleren NF-Frequenzen wirksam wird.

 

Die beiden schräg in die oberen, seitlichen Gehäuseecken montierten, in Reihe geschalteten Hochtonlautsprecher liegen nur bei nicht gedrückter (Abschalt-) Taste „4R“ über den Koppelkondensator C156 (50µF) parallel zum Hauptlautsprecher 153. Hier sollten Sie auch prüfen, ob alles in Ordnung ist. (Schalter, Polung, Kondensator, Lautsprecher)

 

Viel Erfolg und Grüße!

Jens Dehne

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Sehr viel leiser 
26.Nov.06 22:17

Hans Kamann (D)
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Hans Kamann

Halo Herr Dehne, zunächst mal Danke für Ihre Antwort. Vielleicht reden wir etwas aneinander vorbei, liegt bestimmt an meiner unpräzisen Fragestellung.

Bei den von Ihnen erwähnten 30 Grad ist bei meinem Musica bereits die Zimmerlautstärke fast überschritten, der Klang beginnt aber auch wesentlich heller zu werden. Bei 80 Grad ist es schon zu laut usw.

Mein Problem liegt eher im Bereich unter 30 Grad. Minimal aufgedrehte Lautstärke  habe ich bereits - bei UKW Empfang - bei ca. 10 Grad. Einen "Tacken" nach links gedreht und das Gerät ist stumm. Genau in diesem Bereich habe ich diese "Dumpfheits Probleme". Weiter nach rechts gedreht, also so ab 30 - 40 Grad ist der Klang absolut in Ordnung. Das ging auch aus meinem "Laptop Test" hervor.

Daher meine Vermutung: Das Audiosignal am Eingang der NF Stufen ist einfach zu stark. Was meinen Sie ? Abgeglichen habe ich seinerzeit nach Anleitung.

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26.Nov.06 22:45

Jens Dehne (D)
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Hallo Herr Kamann,

 

ich habe bewusst etwas weiter ausgeholt und damit versucht, die Zusammenhänge etwas zu verdeutlichen. Die Problematik ist soweit schon klar und auch eindeutig rübergekommen.

Ihrer Beschreibung nach ist im NF-Zweig „zu viel“ Verstärkung vorhanden oder andersherum, die Gegenkopplung wirkt nicht wie vorgesehen.

Da Ihre Klangsteller reagieren, liegt die Vermutung nahe, dass der Gegenkopplungszweig zum Fusspunkt des Lautstärkestellers betroffen ist. Dieser Zweig „kommt“ über eine separate Wicklung des Ausgangsübertragers, dann R147, C142, R133.

Hat C142 den richtigen Wert von 50nF?

Was passiert, wenn Sie diesen einseitig trennen?

 

Bis später!

Jens Dehne

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Verdrahtung prüfen 
27.Nov.06 11:09

Hans Kamann (D)
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Hans Kamann

Hallo Herr Dehne

vielen Dank für die Hilfe. Jetzt habe ich mir mal die Verschaltung angesehen, die Kondensatoren und Widerstände sind ok.

Aber etwas ist merkwürdig: Die Schaltung sagt, dass vom Übertrager eine Leitung zum R147 ( 4K) geht, auf der anderen Seite des R147 liegen zwei Cs ( 50nF und 01µ) sowie eine Ableitung zur Klangtastatur ( Pin 7 ).
Bei mir ist das anders: Die Drähte vom Übertrager und von der Tastatur sind genau vertauscht. Sind aber original so verschaltet und nicht von  mir vertauscht worden.
Stimmt die Schaltung nicht oder liegt hier ein Problem vor ?
Können Sie evtl. Ihr Gerät mal von unten her inspizieren ? Vielen Dank im Voraus für die Mühe.

Nachtrag: Es könnte aber schon durchaus sein, dass ich beim Einlöten der Cs auf die falsche Seite des Widerstande R147 gegangen bin.

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Geht auf meine Kappe 
27.Nov.06 11:45

Hans Kamann (D)
Beiträge: 438
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Hans Kamann

Nun, Problem gelöst: Ich hatte die Kondensatoren auf die falsche Seite des Widerstandes gelötet. Jetzt ist ALLES in Ordnung.

Danke Herr Dehne, Sie haben mich auf die richtige Fährte gebracht.

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Selbst eingebaute Fehler sind die besten! 
27.Nov.06 19:45

Jens Dehne (D)
Redakteur
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Hallo Herr Kamann,

 

das ist sicher jedem von uns schon mal passiert!

Natürlich kann man vor Beginn alles fotografieren, um später zu vergleichen.

Ich schneide beim auszuwechselnden Bauteil den Anschlussdraht direkt am Körper ab und löte an diesen Drahtenden das neue Bauteil. Das bewahrt Übersicht und an den Lötösenleisten, wo es oft eng zugeht, bleibt alles wie es ist – auch ohne Nachbarbauteile anzusengen. Und natürlich Bauteil nach Bauteil...

 

Dann also noch viel Freude am „4-R Klang“ des Musica!

 

Schöne Grüße!

Jens Dehne

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