grundig: RTV380; Reparatur

ID: 391811
Dieser Artikel betrifft das Modell: RTV380 (Grundig (Radio-Vertrieb, RVF, Radiowerke))

grundig: RTV380; Reparatur 
24.Jan.16 18:32
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Marc Gianella (CH)
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Die UKW-Taste rastete nicht ein. Die Spannfeder der Steuerwelle, die Rastklappen und die Schieber der Tasten U, L und TA waren ausgehängt. Nachdem dies in Ordnung gestellt ist wird das Gerät mittels Regeltrenntrafo langsam hochgefahren. Dabei zeigt sich, dass die Sicherung Si III und der nachfolgende Selengleichrichter B30C350/250 der Versorgung der Vor- und HF-Stufen defekt ist. Der Vorgang wird abgebrochen.
Auf der Suche nach möglichen Ursachen werden der Lade-, die Sieb und die Tantalelkos sowie die NF-Vorstufentransistoren mit dem Ohmmeter kontrolliert. Nachdem sich keine Auffälligkeiten zeigen, wird der Gleichrichter durch eine pingleiche Siliziumbrücke im DIP-Format ersetzt und das Hochfahren fortgesetzt. Zur Kontrolle wird anstelle der Sicherung ein Wechselstrommeter eingeschleift und die Stromaufnahme anhand der Faustformel Is = Ig x 1.57 bis zur vollen Netzspannung überwacht. Die Widerstände R40 und R87 der Siebung werden ziemlich heiss, die Temperatur bleibt im Rahmen, Finger können einige Sekunden belassen werden.
Die Kontrolle der Gleichspannungen zeigt Abweichungen von ca. 3 % gegenüber den Sollwerten. Der Empfang ist sehr empfindlich und trennscharf. Auch der Stereodecoder funktioniert ausgezeichnet (der „Ortssender“ aus 6 km Entfernung kann sehr rauschfrei mit einer einfachen Zimmerantenne (!) empfangen werden. Auf einen Abgleich wird verzichtet. Die Glühlampe der Stereoanzeige wird durch eine rote 5mm LED mit 560 Ω Vorwiderstand ersetzt. Beides ist in einem E10 Schraubsockel eingelötet, eine Änderung am Gerät somit unnötig. Dies entlastet die beiden heissen Widerstände ein wenig.

Wie in einem anderen Forum besprochen ist die physiologische Korrektur (Loudness) kräftig. Dies ist m.E. einerseits auf bessere Lautsprecher mit tieferer Grenzfrequenz, andererseits auch auf die Unsitten seitens Aufnahmestudios und Sender (überbetonte Bässe und Höhen, Dynamikkompression, „Optimod“) zurückzuführen. Einmal mehr fällt mir das schweizerische Programm SRF3 am unangenehmsten auf. Anscheinend hat das in der Schweiz seit Einführung von UKW/FM Tradition, man hatte anfänglich eine andere Zeitkonstante für die Emphasis (offiziell aus geographisch-technischen Gründen, Protektionismus dürfte dabei auch eine Rolle gespielt haben). Bis heute tönen die Schweizer nach meinem Empfinden leicht anders. Umgekehrt kann aus den Bässen auf den guten Zustand der Elkos geschlossen werden.
Wenn nun, wie im vorangegangenen Thread angesprochen, die Verstärkung der Vorstufe erhöht wird - was nach meinem Eindruck durchaus vertretbar ist- müsste meiner Meinung nach auch die gehörrichtige Korrektur angepasst werden.

Nach einigen Stunden problemlosen Testbetrieb wird das Gerät in der Küche den RTV900a ablösen, der seit seiner Reparatur nun 20 Jahre täglich mehrere Stunden in Betrieb war und nun erhebliche Kontaktprobleme mit den Schiebepotis und dem Preomaten hat. Einziger Wermutstropfen ist die fehlende Alukappe und ein Ausbruch am Senderwahlknopf. Der befreundete Brocantehändler, von dem das Gerät stammt, hat neuerdings noch so eines – mit derselben Beschädigung …

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