KÖRTING - ein "noch" positiver Bericht von 1952

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KÖRTING - ein "noch" positiver Bericht von 1952  
24.Jul.03 20:52
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Iven Müller (D)
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Iven Müller

Dies soll eine Ergänzung zur Firmengeschichte von Körting sein.

 

Es ist von den alten Körting - Mitarbeitern immer wohltuend empfunden worden, dass man ihrem Ergehen und dem ihres Werkes in den stärker technisch interessierten Fachkreisen eine besonders große Anteilnahme entgegenbrachte. Der Grund hierfür ist wohl darin zu sehen, dass die Verbindung zwischen den Körting - Werken in Leipzig und den Technikern im Handel und in den Werkstätten sowie den ernsthaften Amateuren stets eine sehr enge war, einmal, weil Körting sich durch den Bau hervorragender Netz- und Verstärkertransformatoren und Lautsprecher bereits frühzeitig einen guten' Namen machte, zweitens, weil die Firma das Gebiet der Firmen-Literatur besonders pflegte; zeitweise waren die Körting-Druckschriften über das fragliche Gebiet die umfangreichsten Informationen, die man haben konnte. Als Körting zum Empfängerbau überging, stand dabei die Technik am Anfang allen Bemühens, was den Körting - Empfängern stets gut bekommen ist. So konnten sich die Körting - Radio-Werke, als sie vor einigen Jahren erneut auf den Plan traten, auf das Vertrauen der Fachkreise als auf ihr wertvollstes Kapital stützen.

Körting ist in Leipzig böse mitgespielt worden. Hatte sich sein Inhaber, Oswald Ritter, schon während des Krieges gegen den Machtanspruch der Kriegsgeräte - Fertigung durchzusetzen, um wenigstens eine bescheidene Rundfunkempfänger - Herstellung aufrechtzuerhalten, so ging er nach Kriegsende mit aller Energie daran, sein Leipziger Werk auf Tonfilmgeräte umzustellen, um innerhalb seines Arbeitsgebietes zu bleiben. Empfänger konnten damals bekanntlich noch nicht gebaut werden. Alle Tüchtigkeit aber bewahrte ihn nicht vor der März 1948 erfolgten Enteignung. 70jährig, aller Mittel bar, kam er in die Westzone, um hier den Wiederaufbau seines Lebenswerkes zu beginnen. Nach einem kurzen Intermezzo in der Nürnberger Gegend konnte er im Schloss Niedernfels bei Marquartstein Boden fassen, wo er mit treuen Körting - Leuten und auch mit neuen Kräften, welche die Wirren des Krieges in diese Gegend verschlagen hatten und die sich mit der Entwicklung elektromedizinischer Geräte beschäftigten, die Fertigung von Körting - Empfängern begann. Hierfür fand Oswald Ritter auch die Unterstützung des Bayerischen Staates, so dass man bald den Plan fassen konnte, das alte Schloss Niedernfels, das nicht nur viel zu klein, sondern für eine moderne und wirtschaftliche Serienfertigung räumlich auch völlig ungeeignet war, einmal zu verlassen und in einen modernen Fabrik-Neubau umzuziehen.

Die neue Körting - Fabrik entstand in Grassau in der Nähe des Chiemsees, am Fuße der Alpen, auf einem Werksgelände von 26 000 Quadratmeter. Als erste Baustufe wurden eine Werkshalle von 2500 qm Bodenfläche und ein Verwaltungsgebäude mit 1500 qm Büroraum aufgeführt, ein Komplex, der etwa 1500 Arbeitskräfte aufnehmen kann. Innerhalb weniger Wochen erfolgten nicht nur der Umzug der Fertigung in die neue Fabrik, sondern auch die Vorbereitungen für drei neue Modelle. mit deren Fabrikation im Juli begonnen wurde. Oswald Ritter, einer der ältesten und erfahrensten Unternehmer in der Radioindustrie, hatte das Glück, in Direktor Joachim Leopold einen technischen Leiter für das Werk zu finden, der in der Marktbeobachtung und in den modernen Fertigungsmethoden gleich gut bewandert ist. Ihm stehen als Laborchef Dr. Stierhoff, als Leiter der Prüfgeräteentwicklung G. Grübel und als Betriebsleiter H. Müller zur Seite, dazu viele erfahrene Spezialkräfte der Entwicklung, Arbeitsvorbereitung und Kalkulation. Der Verkauf der Firma wird von Herrn v. Rettberg geleitet, die Werbung liegt in den Händen von W. Pfeiffer. So ist das Unternehmen auch in personeller Hinsicht reorganisiert worden, um den ständig steigenden Anforderungen des Marktes gewachsen zu sein.

Hier sei erwähnt, dass nach der Typen-Vielfalt, die auch bei Körting in den letzten Jahren herrschte, bei Beschränkung auf drei Inlands-Modelle 1952 (zu denen natürlich, bei den umfangreichen Exportverbindungen Körtings, noch mehrere Exportgeräte kommen) die Wirtschaftlichkeit der Fertigung so verbessert wurde, dass diese drei Typen preislich besonders günstig liegen können. In der Gestaltung der Modelle, vor allem des preiswertesten, ist es zu begrüßen, dass größter Wert auf hervorragenden Klang und auf hohe UKW-Leistung gelegt wurde, auch das 300-DM-Modell gibt Dank dem eingebauten, neuartigen Hochtonlautsprecher echte UKW-Qualität. So sind heute in fertigungstechnischer und typenmäßiger Hinsicht alle Voraussetzungen gegeben, dass die Marke Körting ihre frühere Bedeutung wieder zurückgewinnt. Oswald Ritter und seine Frau, die ihn in allem tatkräftig unterstützte, dürfen stolz auf diese Leistung sein, die sie hier vollbrachten.

aus: Funkschau Nr.16 - 1952

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