Langdrahtantennen mit Koaxkabel speisen

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Langdrahtantennen mit Koaxkabel speisen 
08.Feb.15 22:35
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Martin Steyer (D)
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Martin Steyer

Langdrahtantennen an Koaxkabel anpassen

Bei Versuchen mit Ringkernen für Sendeantennen bin ich auf eine interessante Lösung gestoßen, die für die Speisung von Empfangsantennen für LW, MW und den oberen Kurzwellenfrequenzen geeignet ist. Eigentlich ist definitionsgemäß ein „Langdraht“ eine Antenne die > lambda/2 lang ist, das ist bei MW natürlich nicht zu realisieren. Da der Begriff sich aber allgemein für längere Drahtantennen eingebürgert hat, wollen wir dabei bleiben.

Aber der zunächst der Reihe nach. Bei Funkamateuren sind sogenannte „Magnetic Baluns“ beliebt, um Drähte mit Zufallslängen auf einfache Weise zum Sende- und Empfangsbetrieb zu nutzen. Dieser Begriff ist an sich völlig falsch, denn ein Balun soll, wie der Name schon sagt, balanciert (also symmetrisch) auf unbalanciert (unsymmetrisch) übertragen. Hier sind aber sowohl Eingang als auch Ausgang unsymmetrisch, es muß also ein Un-Un sein. Die korrekte Bezeichnung dieser Dinger ist MTFT (Magnetic Transformer For Transmitting).

Das Prinzip ist, mittelohmige Impedanzen im Bereich 300-800 Ohm in die Nähe von 50 Ohm des Speisekabels zu transformieren. Nun sind da jede Menge Blindanteile mit im Spiel, aber in den meisten Fällen gelingt es mit Hilfe eines MTFT, der meist ein Übertragungsverhältnis von 1:9 hat, diese Fehlanpassung wegzustimmen. Dazu benutzt man die automatisch abstimmenden Antennenanpaßgeräte, die in vielen Sendeempfängern (Transceivern) für den Amateurfunkbetrieb eingebaut sind. So kann man ohne großen Aufwand Sendebetrieb durchführen, wobei der Wirkungsgrad solcher nicht resonanten Antennendrähte mit Zufallslängen natürlich nicht umwerfend ist.

Der Aufbau eines solchen MTFT mit einem Verhältnis 1:9 sieht folgendermaßen aus:

Dazu werden drei Wicklungen aufgebracht und hintereinander geschaltet. Für Empfangszwecke reicht einfacher Klingeldraht, der verdrillt werden kann. Sinnvollerweise nimmt man drei verschiedene Farben, um beim Aufbau nicht ins Stolpern zu geraten.

Bei umfangreichen Experimenten mit einem für höhere Sendeleistung geeigneten Ringkernen der Firma Fair-Rite (Kernmaterial 43, AL-Wert 1250) bin ich auf eine interessante, eigentlich nicht geplante Anwendung gestoßen.

Der Musteraufbau hatte eine hier eine quadrofilare Bewicklung mit teflonisolierter Kupferlitze, die Übertragungsverhältnisse 1:4, 1:9 und 1:16 zu realisieren. Leider zeigte sich bei Messungen mit einem Vektoranalyzer, daß das Stehwellenverhältnis beim Abschluß mit Lastwiderständen von 200 KHz bis 5 MHz gut war, aber darüber recht schnell anstieg. Eine nahezu perfekte Anpassung in diesem Bereich an 50 Ohm konnte ich bei einem Übertragungsverhältnis von 1:9 und Abschluß mit einem 470-Ohm-Widerstand messen.

Damit hatte sich eigentlich die Verwendung für den geplanten Zweck erledigt, denn er sollte auch bis 30 MHz zu gebrauchen sein, aber eine andere Einsatzmöglichkeit bot sich an und wurde auch ausprobiert.

Wird am hochohmigen Ende eine nicht zu kurze Drahtantenne angeschlossen, so paßt am niederohmigen Ende ein 75-Ohm-Kabel. Auf der Empfängerseite wird das nochmal umgedreht eingesetzt und der 600-Ohm-Eingang unserer alten Röhrenempfänger wird daran angeschlossen. Wichtig ist es, den Außenmantel des Koaxkabels mit der Erdbuchse des Empfängers zu verbinden und zusätzlich eine gute Erdverbindung zu benutzen. Meine 36 m lange Drahtantenne ergab so mit etwa 20 m Koaxkabel im Keller einen sehr guten Empfang, wobei der Störpegel erheblich niedriger war als auf einem Draht, der aus dem Keller direkt nach draußen geführt wird.

Der Ringkern ist natürlich für Empfangszwecke völlig überdimensioniert, aber mit 9 trifilaren Windungen auf dem RK43 (Bezug über den Leserservice der Zeitschrift FUNKAMATEUR) hat man ein optimales Ergebnis. Werden kleinere Ringkerne eingesetzt, müssen mehr Windungen aufgebracht werden. Wichtig ist ein hoher AL-Wert (hohe Permeabilität), um bis in den Langwellenbereich zu kommen.

Martin Steyer (DK7ZB)

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