loewe-opta: Meine Erfahrungen mit dem Loewe Opta 536W

ID: 115315
Dieser Artikel betrifft das Modell: Venus 536W (Loewe-(Opta); Deutschland)

loewe-opta: Meine Erfahrungen mit dem Loewe Opta 536W 
26.Jun.06 09:53
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Thomas Niebl (D)
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Dieses mit einer HF-Vorstufe, drehbarer, abgeschirmter Ferritantenne und Kurzwellenlupe ausgestattete Gerät hat außerdem ein UKW-Tuner mit Variometer-Abstimmung (3 abstimmbare Spulen mit Schleifkontakten). Gut gelungen ist das Goldchassis. Mit nur einem Breitbandlautsprecher hat das Gerät einen erstaunlich guten Klang.


Allerdings bleiben mir bei diesem Gerät einige Fragen unbeantwortet. Dazu gehört, dass bei TA-Betrieb ein eingestellter Langwellensender (z.B. DLF auf 153 kHz) empfangen wird und dieser auch durchdringt und stört. Das Magische Auge wird nicht abgeschaltet und zeigt die Abstimmung des Senders sogar deutlich an. Beheben konnte ich diese Erscheinung nicht.


Die Bassleistung des Gerätes ist meines Erachtens außerordentlich hoch. Bei der Umschaltung auf „Hoch“ sind die Bässe aber völlig abgeschnitten und lassen sich mit dem Basseinsteller nicht auf ein gewünschtes Mittel-Maß erhöhen, bzw. der Basseinsteller beeinflusst den Bass überhaupt nicht mehr. Also entweder zu viel oder zu wenig Bass. Den C66 habe ich testweise mit 1000pF gebrückt um die Situation zu verbessern. Bei der Höheneinstellung ist festzustellen, dass sich diese sehr stark auf die Gesamtlautstärke und auch etwas auf die Tiefen auswirkt. Ist das normal?


Erhebliche Probleme treten beim UKW-Empfang auf. Während und auch nach dem Abstimmen treten durch die Variometer starke Kratzstörungen auf. Zeitweise ist der Empfang auch komplett ausgefallen. Hier half nur noch Kontaktspray. Leider hat sich diese Erscheining nach mehreren Wochen erneut eingestellt. Wie bekommt man die Variometerabstimmung mit Schleifkontakten am Besten in den Griff?


Durch die HF-Vorstufe hat das Gerät eine sehr hohe Eingangsempfindlichkeit, so dass selbst bei schwachen UKW-Sendern eine annehmbare Wiedergabe gewährleistet sein dürfte.

Größtes Problem: Unter normalen Antennenbedingungen ist der Empfang häufig mit starkem Rauschen überlagert. Der Klang ist oft verzerrt und das Magische Auge ist bei fast jedem Sender völlig zu. Am Ratio-Elko sind Spannungen bis über 55 Volt zu messen! Das ist ungewöhnlich hoch! Schwingt hier etwa die ZF? Das Magische Auge geht dabei natürlich weit über das Maximum hinaus, so dass eine optimale Abstimmung absolut ausgeschlossen ist. Aus dem Schaltplan geht auf den ersten Blick nicht hervor, dass die HF-Vorstufe (EF85) nicht nur bei AM sondern auch bei FM geregelt wird. Die Regelspannung wird offensichtlich durch die Gitter-Kathode-Strecke der EF41 erzeugt. Vielleicht ist das aber gar nicht so gedacht gewesen sondern reiner Zufall. Hier entsteht jedenfalls eine negative Spannung der ZF -aus dem Heptodensystem der ECH81 kommend- in Abhängigkeit der Feldstärke. Nach mehreren Messungen und Tests stellte sich heraus, dass R1 (1M-Ohm) unterbrochen war. Dadurch wurde die Vorstufe gar nicht geregelt. Nach Austausch des R1 hat sich die Situation zwar verbessert, dennoch ist die Spannung am Ratioelko über 40 Volt und meiner Meinung nach immer noch viel zu hoch. Die Gesamtverstärkung ist bei FM-Betrieb zu groß, wobei die erwähnte negative Regelspannung aus der Gitter-Kathode-Strecke der EF41 nicht ausreicht um die Verstärkung zu senken. Wenn man eine externe (negative) Regelspannung am Fußpunkt des R13 einspeist, lässt sich der Empfänger derart in der Verstärkung runter steuern, dass das Rauschen und auch die Klangverzerrungen verschwinden. Interessanter Weise wird die ECH81 nicht geregelt. Da kam mir die Idee, den Fußpunkt des R3 (1 M-Ohm) direkt mit dem Minuspol des Ratioelko zu verbinden und siehe da: Einwandfreier UKW-Empfang! Auch das Magische Auge zeigt eine realistische Aussteuerung an. Auf die AM-Bereiche wirkt sich dieser Schaltungseingriff nicht aus. Vielleicht werde ich ein gleiches Modell auf alle diese Erscheinungen untersuchen. Über Reaktionen auf meinen Beitrag würde ich mich sehr freuen.

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Antwort von Herrn Jörg Kirchhof 
03.Jul.06 13:09

Jürgen Stichling (D)
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Jürgen Stichling

Lieber Thomas Niebel,

leider kenne ich das Gerät nicht, versuche aber, allgemeine Infos zu geben.
Die Vorstufe bei FM zu regeln, und zwar mit Hilfe der an einer Begrenzerstufe auftetenden Gitterspannung (Audion-RC-Kombination) wurde bei den Spitzenmodellen oft durchgeführt. Dies soll Kreuzmodulation in Vor- und Mischstufe verhindern (gleichzeitiger Empfang mehrerer Sender). Bei den frühen UKW-Radios treten oft recht hohe Spannungen am Ratio-Elko auf, allerdings kann eine zu hohe Spannung auch auftreten, wenn z.B. die Schirmgitter Neutralisation (C39/C43) nicht mehr in Ordnung ist. Probeweise sollten die Kondensatoren durch gleiche große Typen ersetzt werden.
Eine Reduktion der Verstärkung ist bei FM (ZF-Verstärker) nicht notwendig und auch nicht erwünscht. Vielmehr soll durch Übersteuerung / Begrenzung des ZF-Vestärkers jegliche AM-Störmodulation abgeschnitten werden. In späteren Empfängern wurde die ZF-Verstärkung so hoch getrieben, dass bereits durch das Eingangsrauschen des Geräts die letzten ZF-Stufen in Begrenzung gingen.

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16.Aug.06 21:15

Thomas Niebl (D)
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Hallo Herr Kirchhof,

hallo Herr Stichling,

vielen Dank für Ihre Antwort! Entschuldigen Sie bitte die späte Reaktion, aber ich war in Urlaub.

Ja, natürlich, es ist es normal, wenn die ZF-Stufe begrenzt. Bei dem Gerät wurden alle Kondensatoren ausgetauscht, außer die Keramischen. Ich habe die Neutralisationsschaltung auch überprüft.

Durch die Hinzunahme der ECH81 (bei UKW als ZF-Verstärker wirkend), als geregelte Röhre, konnte, wie schon erwähnt, das Verhalten des Gerätes völlig normalisiert werden.

Lediglich die "Schleifkontakte" des UKW-Tuners verursachen immer wieder Kratzgeräusche. Man muss die Abstimmung gelegentlich einige Male "die ganze Skala rauf und runter laufen lassen". Dann sind die Störungen weg.

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