The thread rating is reflecting the best post rating. Have you rated this thread (best post)? | Markennamen und Firmen zu DDR-Radiogeräten |
Wolfgang Eckardt
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Schem.: 2752 Pict.: 4292 07.Dec.16 12:25 Count of Thanks: 18 |
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Markennamen und Firmen zu DDR-Radiogeräten Bis 1945 war es relativ einfach, wenn man sich zu Firmennamen und Marken über Radios verständigen wollte. Der Eine bevorzugte Telefunken, der zweite Graetz, der dritte Mende und ein vierter schwor auf Staßfurt ... 26 Radioproduzenten gab es bis 1939 in Deutschland. Nach 1945, mit der Teilung Deutschlands, änderte sich das so, dass zwar die meisten Firmen wieder „auftauchten“, jedoch wegen kriegsbedingter Verlagerungen oft nicht mehr an ihrem früheren Standort. In den drei „Westzonen“, die spätere Bundesrepublik, wurden diese bekannten Firmen- und auch Markennamen weiter verwendet oder auch etwas verändert, z.B. Mende -> Nordmende – und natürlich entstanden auch neue Betriebe und Markennamen. Im Ostteil Deutschlands, der „Sowjetischen Besatzungszone“ (SBZ), die spätere DDR, verlief das anders. Die großen namhaften Firmen, die z. T. Konzernen zugeordnet werden können und im Ostteil Deutschlands Produktionsstätten besaßen, wurden grundsätzlich enteignet, verstaatlicht nach sowjetischem Vorbild, zu Sowjetischen Aktiengesellschaften (SAG) umgewandelt oder „in Volkseigentum überführt“. Kleinere Privatbetriebe bestanden vorerst oft weiter und neue Kleinbetriebe wurden gegründet. Diese ganze Entwicklung verlief in mehreren Etappen: zuerst 1946 bis 1953 und als letzte bis 1972, als auch der letzte Privatbetrieb zum VEB (Volkseigener Betrieb) wurde. Das alles sind Besonderheiten, die sich von der Entwicklung in der alten Bundesrepublik wesentlich unterscheiden. Dazu möchte ich ein paar Beispiele nennen zu Firmen- und Modellnamen, die auch das einordnen bestimmter Radiomodelle erschweren. Die größten Betriebe der Funktechnik, die auf ostdeutschem Boden standen, hatten auch früher diese „klangvollen Namen“, waren also „Altbetriebe“, und waren natürlich auch die lukrativsten und wurden schrittweise über eine SAG zum VEB:.
um nur einige zu nennen. Jeder dieser VEB war ein eigenständiger Betrieb, der allerdings nach zentralen Planvorgaben arbeiten musste, und auch dem Firmenverbund RFT angehörte. Aber jeder Betrieb war natürlich bestrebt, seine Produkte mit einem guten Namen, sozusagen als „gute Marke“ den Kunden anzubieten. Und so versuchte jeder dieser Betriebe mit einer eigenen Art „Marktstrategie“ die vorgegebenen Planziele zu erfüllen oder gar überzuerfüllen, da nur dann auch die notwendigen Mittel und Materialien von zentraler Stelle geliefert wurden. Allein die Tatsache, dass fünf dieser Großbetriebe sich „STERN-RADIO“ nannten, dazu noch VEB waren und auch zu RFT gehörten, zwang dazu, die Geräte auch äußerlich für den Käufer attraktiv zu gestalten und auch mit einem typischen „Markenzeichen“ (Label würden wir heute wohl sagen) zu versehen. Für einen „Nichtkenner“ dieser Zusammenhänge beginnen wohl hier die Probleme der Zuordnung von Modellnamen zu den Firmen. Stern-Radio Sonneberg gab vielen seiner Modelle nach der ursprünglichen üblichen „Nummernvergabe“ Namen von Thüringer Städten: Oberhof, Schwarzburg, Weimar, Erfurt, Ilmenau, Naumburg (Ausnahme, liegt in Sachsen-Anhalt) stand auf der Frontseite, dazu meistens noch eine Zahl, die die Typenvielfalt unterstreichen sollte. Auch gab es Modelle, die erhielten den Namen „Sonneberg“ (65/52 W und GW, später aus der 5000er- und 6000er- Reihe). Stern-Radio Berlin machte es ähnlich, nur wurden Namen aus dem Berlin-Brandenburger Raum verwendet: Nauen, Potsdam, Werder, Weißensee oder auch Berlin. Der Firmenname "Berlin" war nicht an der Front zu sehen. Wenn da Berlin stand, dann war es das Modell "Berlin" - oder eines aus der Berlin-Reihe von Autoradios. Damit gibt es auch kaum Zweifel bei der Identifikation eines Modells, höchsten mit den reichlich vergebenen Zusatz-Buchstaben bei verschiedenen Modellen, die immer irgend einen kleinen Unterschied bedeuten. So gibt es allein beim Modell "Potsdam" mindestens 10 verschiedene Versionen (die bisher noch nicht alle exakt dokumentiert sind in RM.org). Und als die Zeit der Kofferempfänger in Berlin begann, dann hießen die Geräte meistens „Stern ....“ Stern-Radio Rochlitz war bekannt für hochwertige und anspruchsvolle Modelle, die anfangs hauptsächlich als Reparationsleistung in die Sowjetunion gingen. Interessant ist, dass 1947 noch Geräte ausgeliefert wurden, an denen entweder an der Front oder auf der Rückwand der alte Firmenname „Graetz“ zu sehen war. Auf der Schallwand den kompletten Herstellernamen „Stern-Radio Rochlitz“ Anfang der 1950er Jahre anzubringen (z.B. 7E84, 9E91) war wohl auch nicht so einprägsam, so dass man dazu überging, doch einen klangvollen Modellnamen dort anzubringen, ab 1954 Namen bekannter Musiker oder Komponisten, bis dahin typische Nummerierung, verschiedentlich ist mal „Stern ....“ zu finden. Stern-Radio Staßfurt war ebenfalls bekannt für hochwertige Geräte, Großsuper und Musikmöbel, anfangs auch als Reparationsleistung für die Sowjetunion. Modellnamen wurden nicht vergeben, nüchterne Nummerierung nach Röhren- und Kreiszahl + Zusatzbuchstaben. Eine Ähnlichkeit mit der Typbezeichnung aus Rochlitz ist zu erkennen, so dass es zu Verwechslungen kommen kann. Aber es gibt sogar Zusammenarbeit zwischen Rochlitz und Staßfurt: die Musikschränke 9E92 und 9E95 mit Empfänger-Chassis 9E91 aus Rochlitz. Man setzte ab etwa 1954 auf den Namen „Stassfurt“ als Marke, und die sollte vorn zu sehen sein, entweder
und hat nichts mit dem Modellnamen zu tun! Der potenzielle Käufer sollte sich für eine Marke entscheiden, und die war in der verwirrenden „Stern-Radio“-Vielfalt eben der Name des Standortes: „Stassfurt“ (oder auch Sonneberg oder Rochlitz...). (Viele Käufer in der alten BRD z.B. entschieden ja beim Kauf sicher auch nach dem Firmennamen – und der war gleichzeitig Marke: Ich kaufe einen „Grundig“ oder einen „Saba“ – und das war vorn deutlich zu lesen!) Nur vereinzelt bekamen anfangs die Geräte zusätzlich zur Marke „Stassfurt“ noch einen Modellnamen z.B. aus der Opernszene: Tosca, Carmen, Aida, ab 1955 aber wohl durchgängig: Traviata, Onyx, Diamant. Aus für mich aus nicht nachvollziehbaren Gründen tragen nicht alle Geräte des gleichen Modells die Kennzeichnung als Schriftzug auf der Schallwand, dass sie aus „Stassfurt“ stammen: verloren gegangen? – eingespart? – Lieferengpass des Zulieferers? – abmontiert? ....?? (Hier noch eine Bemerkung zur Schreibweise: Der Ort heißt „Staßfurt“ (mit ß), als Markenname auf der Front des Geräte schreibt man aber „Stassfurt“, auch auf den Rückwänden, um sich internationalen Gepflogenheiten anzupassen, denn dort ist das „ß“ nicht bekannt.) Wer sich noch mehr für diese Besonderheiten der Radiobetriebe in der SBZ und DDR interessiert, der kann sich in der Literatur informieren. Günther Abele und Dr. Herbert Börner haben dazu Interessantes recherchiert und geschrieben:
Ich bin mir bewusst, dass meine Aufstellung und Argumentation nicht vollständig ist, doch soll es ein Versuch sein, den Freunden alter Radiotechnik, die mit der Radioproduktion im Osten Deutschlands – der DDR – nicht so vertraut sind, Denkanstöße und ein paar Hinweise für die Systematisierung ihrer Sammlung zu geben. Das könnte natürlich noch auf andere Betriebe erweitert werden (REMA, Gerufon, HELI, Goldpfeil, Funkwerk Dresden, Sonata...), doch sind dort die „Entschlüsselungen“ der Typen eindeutiger. Wolfgang Eckardt This article was edited 08.Dec.16 12:55 by Wolfgang Eckardt . |