mende: 225GW (225 GW); Reparaturbericht ZF-Filter

ID: 162698
mende: 225GW (225 GW); Reparaturbericht ZF-Filter 
19.Apr.08 12:53
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Martin Steyer (D)
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Martin Steyer

Der Mende 225GW ist mir per Zufall in die Hände gekommen. Ein Freund eines Bekannten hatte gehört, daß ich alte Radios sammle und bot mir das Gerät für 50.-€ an. Da es in einem traumhaften Wohnzimmerzustand war, habe ich zugegriffen. Der Lack glänzt wohl wie unmittelbar nach dem Verkauf, ich habe wenige Geräte in diesem Zustand. Das Radio hat offensichtlich immer trocken gestanden.
Wohl schon in den 50er Jahren war wegen einer defekten CY1 ein Selengleichrichter und ein neuer Doppelelko für die Siebung eingebaut worden. Die Strom- und Spannungswerte aller Röhren waren bis auf die der CL4 im normalen Bereich. Hier war der Kopplungskondensator zum Gitter 1 defekt und wurde getauscht.
In Stellung Tonabnehmer zeigte sich, daß der NF-Teil absolut in Ordnung war. Es war aber keinerlei Empfang vorhanden. Das Einspeisen eines ZF-Signals bei 473 KHz mit einem modulierten Meßsender brachte nur am letzten Filter ein schwaches Signal.
Mende hat eine etwas ungewöhnliche Anordnung der ZF-Bandfilter in den meisten Geräten dieses Baujahres. Sie sind nicht wie sonst meist üblich in Abschirmbechern. Wenn man von unten auf das ausgebaute Chassis schaut (Bild ist hochgeladen), befindet sich das erste Filter nur durch eine Plastikkappe abgedeckt gut zugänglich an der linken Seitenwand. Das zweite Filter liegt unter dem Chassis in einem Abschirmkasten mit Seitenwänden weniger gut zugänglich.

Es handelt sich um LC-Kreise ohne Anzapfung, die Parallel-Cs aller vier Kreise bestehen aus 222pF-Kondensatoren. Sie sind aus Keramik gefertigt und haben die Größe eines 20-Cent-Stückes (Kennzeichnung durch roten Pfeil). Offensichtlich sind sie durch Sulfidierung der Silberschicht und Kapazitätsverlust unbrauchbar geworden. Einseitiges Abkneifen und Messen der Kapazität ergab Werte von 6pF, 19pF, 191pF und 119pF.





 
Im zweiten Filter (unteres Bild) liegen die Scheiben-Cs unter den Spulen.

Alle Kondensatoren wurden nur noch einseitig angeschlossen im Gerät belassen und aus einem Vorrat von Keramik-Kondensatoren wurden mit 222pF +/- 1% ausgemessene eingelötet. Sofort stellte sich Empfang ein, die Filterkerne mußten nur geringfügig nachgeglichen werden.

Da wahrscheinlich alle Mendes dieser Generation so bestückt sind, sollte  bei Unempfindlichkeit oder ganz fehlendem Empfang das Augenmerk auf diese  Kondensatoren gelegt werden.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.