mende: Superselektiv SS 5-Kreis-Geradeausempfänger

ID: 3553
mende: Superselektiv SS 5-Kreis-Geradeausempfänger 
28.Jun.03 20:39
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Ernst Erb (CH)
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Ernst Erb

In Deutschland hat nur Mende 5-Kreis-Geradeaus-Rundfunkempfänger gebaut. Es entstanden ab 1932 drei Modelle: Superselektiv (SS oder Super-Selektiv bzw. Super Selektiv), dann Ultra Selektiv (Ultraselektiv, US von 1933) sowie 1934 den Ultra-Selektiv 450W. Mende schrieb von 25 Millionenfacher Verstärkung, was natürlich in der Praxis nicht erreichbar ist. Jedenfalls weist er eine Empfindlichkeit auf, die damalige Super nicht erreichten: 4 Mikrovolt für 100 Volt Lautsprecherspannung, ergebend 2 Watt. Bei den üblichen 50 Milliwatt wäre das eine Empfindlichkeit von ca. 0,6 Mikrovolt.

Der Unterschied zwischen dem Superselektiv und dem Ultraselektiv liegt nur im Anzeigeinstrument, wobei das Chassis oben einfach eine geschlossene Brücke führt. Der 5-Kreiser von 1934, Ultraselektiv 450W ist leicht geändert, indem er 2 Mal RENS1294 statt RENS1264 verwendet und im Netzteil Modifizierungen aufweist. Zudem hat er ein anderes Gehäuse mit eingebautem Lautsprecher sowie eine Linearskala mit alphabetisch sortierten Stationsnamen. Siehe Bedienungsanleitung.

Die Geräte verlangen beim Reparieren gute technische Kenntnisse. Sie neigen z.B. bei falschen Erdungspunkten zum Schwingen - auch bei leicht falscher Einstellung oder wenn die Röhrenabschirmungen nicht einwandfrei sind. Zudem sind sie sehr schwer abzugleichen. Man kann sich gut vorstellen, dass solche Geräte schon durch Rundfunkmechaniker oder Sammler verbastelt wurden. Aus diesen Gründen sollen Personen, die solche Geräte besitzen sich mit einer Antwort äussern, so dass die Besitzer sich gegenseitig helfen können.

Vor allem wollen wir erreichen, dass jemand gute Fotos von Geräten im Originalzustand hochlädt. Da denken wir an unterteilte Chassis-Untersichten - aber auch an Detailaufnahmen von den Kondensatorblöcken inkl. dem oberen. Wie verbastelt ein Gerät aussehen kann, belegt das Foto der Chassisunterseite meines Gerätes. Da helfen nur mehrere genaue Detailaufnahmen.

Andreas Steinmetz hat über Hermann Rebers Originalunterlagen erhalten und sie hochgeladen. Weitere werden folgen. Ist jemand bereit, mir ein Bein des Lautsprechers als Muster für die Nachfertigung zu leihen?

Wer hat ein solches Gerät schon erfolgreich abgeglichen? Mein Superselektiv tönt heute durch die Hilfe von Andreas Steinmetz wohl schon wie ein Superhet beim Durchstimmen der Stationen, doch kann er das sicher noch viel besser! Wir fragen uns, ob man wirklich nach Anleitung auf das Maximum abgleichen soll oder ob eine leichte gegenseitige Verstimmung der Kreise vorteilhafter wäre.

Hintergrund: Die Bandfilter sind kapazitiv nur schwach fusspunktgekoppelt. Dadurch wird die Durchlasskurve sehr schmal und engt den NF-Frequenzbereich stark ein (Gerät klingt dadurch natürlich dumpf). Bei meinem Gerät war die Kopplung durch Parallelkapazitäten sogar noch verkleinert worden, vermutlich um die Schwingneigung zu reduzieren. Dafür waren die Röhren schön lackiert - aber ohne Leitlack ... Übrigens: Bei nicht angeschlossener Erde ist die Schwingneigung ganz wesentlich höher.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.