metz: 402 (402W); Beschaltung der Endstufe

ID: 110438
metz: 402 (402W); Beschaltung der Endstufe 
23.Apr.06 22:25
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H. P. (D)
Beiträge: 358
Anzahl Danke: 7

Hallo Forum,

zwischen den Anoden der beiden EL41 steht lt. Plan ein Kondensator 5nF (im Gerät waren 500pF verbaut), der defekt war und von mir getauscht wurde. Na klar, denn er hatte scheußliche Geräusche zur Folge. Nun habe ich den getauscht, weiß aber nicht, wofür der gut sein soll. Wer kann mir helfen ? Das interessiert mich schon. Was passiert, wenn ich ihn weglasse ?

Gruß & Dank
Holger Pflug

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Ausgleichschaltungen 
24.Apr.06 21:30

Jens Dehne (D)
Redakteur
Beiträge: 659
Anzahl Danke: 7

Hallo Holger,

Der 5nF Kondensator liegt parallel zur Primärwicklung des Ausgangstransformators.
Dieses Gebilde ist schaltungstechnisch ein simpler Parallelschwingkreis, dessen Scheinwiderstand seinen Maximalwert bei Resonanzfrequenz erreicht.
Die Resonanzfrequenz lässt sich berechnen, wenn die Induktivität der Primärwicklung bekannt ist und liegt hier etwa bei 5 - 10kHz.
Der durch beide Endröhren verstärkte Wechselstrom wird also frequenzabhängig beeinflusst.

Leider kann ich keine entsprechende Literaturangabe machen, welche diese Schaltung erklärt; entweder ich habe zur Zeit keine erklärende Literaturstelle oder ich habe im Moment nicht die Geduld, diese zu finden.

Lediglich im "Reparatur Praktikum" von O. Kappelmayer aus dem Jahre 1949 findet sich auf Seite 139 zum Stichwort "Ausgleichschaltungen":
>> Gewöhnlich findet man auf der Primärseite des Ausgangsübertragers irgendeine Ausgleichsschaltung, die entweder aus einem einfachem Kondensator von 1000 bis 5000pF ... Ein solches Ausgleichsglied hat die Aufgabe, die Höhen abzusenken, die bei einer Pentode ein gewisses Gellen des Klanges hervorrufen können.<<
Es werden also die hohen NF-Frequenzen beschnitten.

Vielleicht kann ja noch jemand eine Ergänzung machen...

Viele Grüße aus Erfurt

Jens Dehne

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metz: 402 (402W); Beschaltung der Endstufe 
25.Apr.06 20:44

Urs Gloor (CH)
Beiträge: 35
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Hallo miteinander

C's oder RC-Glieder parallel zur Primärwicklung eines Audiotrafos werden manchmal als Boucherot-Glieder bezeichnet. Paul Boucherot (1869-1943), Paris, entwickelte seine Theorie der Blindstrom-Kompensation. Boucherot-Komponenten können kiloschwer sein in der Starkstromtechnik und füllen ganze Bücher über die Berechnung.
Boucherotschaltungen in unserem Audiobereich sind lebensnotwendig für jeder gegengekoppelte Verstärkerschaltung. Mit diesen wird die auftretende Phasendrehung der Blindwiderstände der Lasten in einen sicheren, das heisst schwingfreien Betrieb einer Verstärkerschaltung kompensiert. In den einschlägigen Literatur zu z.B. Operationsverstärkern wird das breit diskutiert. Jeder auch Halbleiterendstufe mit/ohne Trafo hat eine entsprechende Beschaltung am Ausgang.
Ist, wie bei unseren Radios, ein Ausgangstrafo vorhanden, sieht (sehen) Endröhren ein Blindwiderstand schlimmer, je höher die Frequenz, die Belastung der Endröhre(n) sinkt dementsprechend. Das kann zu Spannungsspitzen höher als die Spezifikation erlaubt, führen. Schliessen Sie einmal ein Oszilloskop an und "quälen" eine Endstufe mit Eingangssignalen zwischen 10k und 100kHz und hohen Pegeln. Natürlich soll die Beschaltung der Trafoprimärwicklung nicht zu höhrbaren Fehlern führen, so ist die Dimensionierung mit Kompromissen behaftet. Ein Entfernen der Komponenten kann zu wilden Schwingungen führen, welche teilweise als Zwitschern hörbar (Mischprodukte) sein können und bei höherer Leistung zur Zerstörung führen können.
Zur Literatur in geschichtlichem Sinn gibt es ein Eintrag im Inhaltsverzeichnis der Funkschau 1965 Heft 2 - vielleicht hat jemand dieses Heft und würde den Artikel zum Thema scannen, es wäre sehr interessant den zu lesen.

Herzliche Sammlergrüsse

Urs Gloor

Nachtrag: In Funkschau 1944 Heft 3-4 gibt es auch ein Artikel zum Thema

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26.Apr.06 21:05

Olaf Antpöhler (D)
Beiträge: 87
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Olaf Antpöhler

Liebe Kollegen,

also eigentlich ist das ganz einfach.

Der Ausgangsübertrager ist mit einem C manchmal auch RC Glied überbrückt. Mit ihm soll der Anstieg der Scheinwiderstands bei höheren Frequenzen ausgeglichen werden und damit die Anpassung der Endröhren konstant gehalten werden. Anpassung ist erreicht bei Ra=Ri,   bei steigender Frequenz steigt der  Blindwiderstand der Spule und die Endstufe "läuft" aus der Anpassung.

Otto Limann schreibt zusätzlich noch: er wirkt "Stör-Schwingungen im Ultraschallbereich entgegen".

Viele Grüßé
OA

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