funkwe-erf: Plattenwechselautomatik

ID: 440812
funkwe-erf: Plattenwechselautomatik 
10.Jan.18 16:47
1502

Mario Spitzer (D)
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Schaltung der Plattenwechselautomatik

Die Speicherklinken des Wählsystems betätigen über Bügel je einen der 4 Kontakte S410 bis S413, sobald ein Titel in das Wählsystem eingegeben wurde. Diese Kontakte S410 bis 5413 sind parallel geschaltet und schalten den Antriebsmotor Mo402 des Plattenschlittens ein. Mo402 besitzt eine kapazitive Hilfsphase, die über die Kondensatoren C838 und C839 gespeist wird.

Am Plattenschlitten befinden sich die Suchkontakte S408 und S409. S409 tastet die hintere Speicherklinkenreihe (linke Plattenseite) und 5408 die vordere Speicherklinkenreihe (rechte Plattenseite) ab. Erreicht einer der beiden Suchkontakte eine in Speicherlage befindliche Klinke, wird das Relais Rs 803 erregt.

Durch den Federkontakt Rs803 III wird der Antriebsmotor Mo402 ausgeschaltet und erhält über den Gleichrichter Gr803 eine Bremsgleichspannung. Der im Bremsstromkreis liegende Federsatz Rs 806111 ist dabei geschlossen (das Relais Rs806 erhält sofort nach Einschalten der Musikbox Spannung).

Gleichzeitig mit dem Abbremsendes Plattenschlittens schalten der Federsatz Rs803 1 den Laufwerkmotor Mo 501 (in Typ 80D) bzw. Mo581 (in Typ 80E) und der Federsatz Rs803 II den Motor Mo503 der Plattenwechselautomatik ein. Diese Vorgänge können auch durch manuelle Betätigung der Wiederholtaste S823 vorgenommen werden. S823 liegt parallel zu den Suchkontakten S408 und S409 und schaltet ebenfalls das Relais Rs803 ein.

Der Motor M503 der Plattenwechselautomatik treibt eine Getriebewelle an. Diese hebt über mechanische Steuerelemente die Schallplatte in das Laufwerk, setzt einen der beiden Tonarme auf und betätigt über Nockenscheiben die Kontakte S516, S517 und S518. S516 wird nach Anlauf der Getriebewelle sofort geschlossen und gewährleistet, dass das Relais Rs803 während den folgenden Vorgängen, auch nach Öffnen der Suchkontakte S408 und S409 bzw. der Wiederholtaste S823 angezogen bleibt.

Der Kontakt S517 schließt kurzzeitig während des Einhebevorganges und erregt je nach Plattenseite (Umschaltkontakt S515 in Stellung 1 bzw. in Stellung 3) einen der beiden Löschmagneten Ma481 bzw. Ma482, die die abgetastete Speicherklinke wieder in die Ausgangslage stoßen.

Hat die Getriebewelle der Plattenwechselautomatik einen Drehwinkel von 180° erreicht, ist der Einhebevorgang beendet. Und gleichzeitig wird der Kontakt S518 geöffnet. Dadurch fällt das bis dahin erregte Relais Rs806 ab. Mit dem Federsatz rs8061 wird der Motor Mo 503 ausgeschaltet und der Anker des Motors kurzgeschlossen. Die Erregung der Feldwicklung von Mo 503 über W875 bewirkt, dass der kurzgeschlossene Anker abgebremst wird (Wirbelstrombremsung). Bei Abfall des Relais Rs806 schaltet der Federsatz rs806 II mit seinem Ruhekontakt 3-4 die Anodenspannung des Verstärkers V110 auf den Betriebswert und hebt mit seinem Arbeitskontakt 1-2 den Kurzschluss des Verstärkerausgangs auf.

Nach diesen Vorgängen hat das aufgesetzte Abtastsystem die Anfangsrille der Schallplatte erreicht und die Musikwiedergabe findet statt.

Die Rückgabe der Schallplatte in das Magazin wird eingeleitet, wenn entweder der Tonarm nach Erreichen der Auslaufrille die Kontakte S519 bzw. S520 schließt oder durch Drücken der Löschtasten S822 bzw. S922 die Musikwiedergabe vorzeitig unterbrochen wird.

Das Relais Rs802 wird durch Schließen von S519 bzw. 5520 oder S822 bzw. S922 erregt. Der Federsatz Rs802 1 hält den Erregerstrom aufrecht, wenn beim Zurück führender Tonarm den Kontakt S519 bzw. S520 wieder öffnet. Der Federsatz Rs802 III schaltet das während des Abspielvorgangs abgeschaltete Relais Rs806 wieder ein. Dadurch wird der Kurzschluss des Ankers von Motor Mo503 durch den Federsatz Rs806 1 aufgehoben und der Motor erhält wieder die zum Anlauf notwendige Betriebsspannung (24V) und läuft an. Über die mechanischen Steuerfunktionen wird die Schallplatte in das Plattenmagazin zurückbefördert und S518 wieder geschlossen. Kurz vor Beendigung des Aushebevorganges wird der Kontakt S516 an der Nockenwelle geöffnet, der den Strom durch das Relais Rs803 unterbricht. Damit wird durch Federsatz Rs803 1 der Laufwerkmotor Mo501 (in Typ 80D) bzw. Mo581 (in Typ80E) wieder ausgeschaltet. Der Motor Mo503 wird gleichzeitig durch das Kurzschließen seines Ankers über Rs803 111-2 abgebremst. Der Bremsstrom wird über den geschlossenen Federsatz Rs802 II zugeführt. Die Getriebewelle kommt somit wieder in ihrer Ausgangsstellung zum Stehen. Das Relais Rs 802 wird gemeinsam mit dem Anker von Mo503 kurzgeschlossen. Sein Federsatz Rs802 II schaltet nach der Abfallverzögerung von Rs 802 den Bremsstrom durch die Feldwicklung von Mo503 ab.

Die Umschaltkontakte S514 und S515 werden vom Plattenschlitten bei der Richtungsumkehr betätigt, um somit die für die entsprechende Plattenseite richtige Drehrichtung des Laufwerkmotors Mo501 und den entsprechenden Löschmagnet für die Speicherklinken einzuschalten.

Abspieleinheit (gilt für Polyhymat D und E)

Die Abspieleinheit befördert automatisch die gewählte Schallplatte aus dem Plattenschlitten zum Plattenteller, steuert selbstständig die notwendigen Tonarmbewegungen, tastet mit Hilfe eines Kristalltonabnehmers die Schalplattenrille ab und gibt nach erfolgter Abtastung die Schallplatte wieder in den Plattenschlitten zurück.


Die Funktion elektrische Bauelemente, die mit der Mechanik der Abspieleinheit zusammenwirken, ist unter Pkt. 6 beschrieben. Die Schallplatten werden in der Abspieleinheit vertikal, d.h. mit horizontaler Drehachse abgespielt. Für jede abzuspielende Plattenseite ist ein eigener Tonarm vorhanden. Durch dieses Prinzip braucht die Schallplatte beim Einheben nicht gewendet werden, so dass die Wechselautomatik relativ einfach ist.
Vor Eingabe der Schallplatte in die Abspieleinheit wird die Steuerung des jeweiligen Tonarmes entsprechend der gewählten Plattenseite freigegeben. Dieses geschieht durch zwei am Plattenschlitten befindliche Winkel (4157), die bei Richtungsumkehr der Schlittenbewegung den Hebel (5036) mit der Schiebeachse (5012) umschalten. Letztere blockiert entweder die den rechten Tonarm steuernde hebelartige Scheibe (B537) oder die den linken Tonarm steuernde Scheibe (B 539). Gleichzeitig betätigt die Schiebeachse die Kontakte S514 und S515 (Umschaltung der Drehrichtung des Plattenantriebsmotors und der Klinkenlöschmagnete Ma841 und Ma 842).

Alle übrigen Bewegungen der Abspieleinheit steuert die zentrale Achse (B 526). 

Die Achse (B 526) trägt folgende Steuerkurven:

a:)

Zwei Scheiben (B 527) für Tonarmsteuerung, Schallplatte Ein- und Auswerfen und Plattenantrieb Ein- und Auskuppeln.

b:)

Die Rolle (5137) für Zentrieren und Andrücken der Schallplatte.

c:)

Drei Schaltkurven (B560, B559, B558) für die Betätigung der Kontakte S516, S517 und S518.
Angetrieben wird die Achse (B 526) vom Motor Mo 503 über zwei Schneckenradgetriebe mit einer Gesamtübersetzung von 1:1600.


Der Umlauf der Achse (B 526) erfolgt in zwei Phasen. 

a:) Im Drehbereich von     0° … 180° erfolgt das Einheben der Schallplatte.
a:) Im Drehbereich von 180° … 360° erfolgt der Auswurf der Schallplatte.

Der Ablauf der vorgenommenen Bewegungen, in Abhängigkeit von der Winkelstellung der Achse (B 526), geht aus dem Steuerdiagramm hervor.

In der 180° Stellung wird die Achse abgestoppt und erfolgt das Abtasten der Schallplatte. Die Start- und Stoppsignale zu den beiden Bewegungsphasen erhält der Motor 503 und zwar:

a:)

Den Start zum Einheben der Schallplatte gibt der Plattensuchkontakt S 408 bzw. S 409, wenn die gewünschte Schallplatte durch den Schlitten hinter die Abspieleinheit befördert ist.
Das Abstoppen erfolgt durch S 518, wenn die Achse (B526) die 180° Stellung erreicht hat (Selbststeuerung).

b:)

Den Start zum Auswerfen der Schallplatte gibt der Tonarmkontakt S 519 bzw. S520 wenn die Abtastung der Schallplatte beendet ist.
Das Abstoppen erfolgt durch S 516, wenn die Achse (B 526) wieder die Nullstellung erreicht hat (Selbststeuerung).

Das Einheben und Auswerfen der Schallplatte steuert die rechts auf der Achse (B 526) sitzende Scheibe (B 526). Diese betätigt über ein Gestänge die Schwenkachse (B 547), die den Einwurfhebel (B 546) trägt. Er hebt in der ersten Bewegungsphase mit seinem am Hebelende befestigten Prisma die Schallplatte aus dem Plattenschlitten auf den Rollhebel (B 552). Dieser kippt – gesteuert von der Schwenkachse – nach vorn, so dass die Schallplatte zum Plattenteller rollen kann. Sobald die Schallplatte über den Rollhebel eingelaufen ist, schwenkt der Andrücker (B 541) zum Plattenteller (B 567). Die auf dem Andrücker drehbar gelagerte Scheibe (B 546) besitzt einen konischen Ansatz, der die Schallplatte im Mittelloch aufnimmt und zentriert. Die Anlagefächen vom Plattenteller und Scheibe besitzen je einen Gummibelag, die eine einwandfreie Mitnahme der Schallplatte gewährleisten. Die Schwungscheibe (5013) wird über zwei als Reibräder ausgebildeten Andruckrollen (B 583) von dem Motor Mo 581 ausgetrieben. Die Andruckrollen (B 583) werden beim Abspielen der Schallplatte durch eine Feder über die U-förmigen Hebel (5822) gegen die Schwungscheibe (5013) und der auf der Motorachse befindlichen Buchse (B 585) gezogen. Um eine Deformierung der Gummiteile der Andruckrollen in den Betriebspausen zu vermeiden, werden die Rollen von den Winkelhebeln (5302 und 5309) abgehoben. Die Buchse (B585) besitzt an der Stirnseite eine Kugel, die gegen eine einstellbare Anlaufplatte (5836) läuft, wenn durch die Wirkung der Andruckrollen der horizontalgelagerte Motoranker evtl. nach außen gezogen wird.

Die Tonarmsteuerung übernimmt jeweils eine der beiden Scheiben (B 527). Jedem Tonarm ist eine drehbar gelagerte hebelartige Scheibe (B 537 bzw. B 539) zugeordnet. In dieser Stellung wird der Hebel (B 510 bzw. B 533), der sich auf einer gemeinsamen Achse mit dem Tonarm befindet, durch einen Anschlag an der hebelartigen Scheibe (B 537) so verschwenkt, dass der Tonarm mit seiner Abtastspitze gegenüber der Einlaufrille der Schallplatte steht. Hierbei wird der Tonarm mittels eines unter Federspannung stehenden Hebels (5082 bzw. 5083) fest in dieser Lage verklemmt. Am Ende der ersten Bewegungsphasen läuft die Laufrolle der hebelartigen Scheibe (B 537) zum kleinsten Radius der Steuerscheibe (B 527).

Damit wird einmal der Tonarm aus der Zwangslage zum Schwenken freigegeben und zum anderen über einen Stößel innerhalb der Tonarmlagerung, der auf einer schräg angebogenen Lasche von B 537 gleitet, auf die Schallplatte aufgesetzt.

Nach erfolgter Abtastung wird am Anfang der zweiten Bewegungsphase die hebelartige Scheibe (B 537) in die Ausgangslage zurückgedreht, wodurch der Tonarm wieder abgehoben und ausgeschwenkt wird. Der Einführbügel (5014) streift in Verbindung mit dem U-förmigen Rollhebel (B 552) die Schallplatte vom Aufnamekonus des abschwenkenden Andrückers ab. Auf dem sich anhebenen Rollhebels (B 552) rollt die Schallplatte – geführt vom Einwurfhebel (B 549) – in den Plattenschlitten zurück.

 
Abschrift und Bilder von Werksunterlagen
Ich danke Uwe Ronneberger, Ingo Rosenblath, Alexander J. Hermman und Rene Hauffe für die Zusammenarbeit.

Mario Spitzer für 

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