Radiobaukasten von Birgfeld 1923

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Radiobaukasten von Birgfeld 1923 
26.Feb.09 14:58
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Uwe Ronneberger (D)
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Uwe Ronneberger

Radiobaukasten  (Leipzig, Oktober 1923)

 Der Radioamateur, hauptsächlich der Anfänger, wird sich wissensdurstig zunächst in die umfangreiche Literatur der drahtlosen Telegraphie vertiefen wollen, der Erfolg davon wird sein, je nachdem welches Buch er gerade gelesen hat, daß er entweder sich die Sache zu leicht vorstellt und bei seinen Versuchen einen Mißerfolg zu verzeichnen hat, oder daß er Versuche überhaupt nicht anstellt, weil ihm die Apparatur zu kompliziert vorkommt. Beiden Kategorien von Radioamateuren ist geholfen durch den Radioexperimentierkasten der Broadcast A.-G. Birgfeld, Berlin W 8.
Der Hauptexperimentierkasten bildet den Grundstock zu jedem Radioempfänger vom einfachsten Detektorgerät bis zum kompliziertesten Röhrenempfänger. Ein Radioamateur muß, wenn er ernstlich sich mit der Sache befassen will, mit den Grund-elementen seines Apparates vollkommen vertraut sein und ihre zweckmäßigste Zusammenstellung selbst studieren.
Mit Hilfe von Steckschnüren lassen sich auf einer Schaltplatte die verschiedenen Spulen, Kondensatoren, der Kristalldetektor, das Variometer und das Telephon in allen nur möglichen Schaltungen in wenigen Augenblicken verbinden und durch beigefügte Antenne und Erdleitung sofort in Betrieb setzen. Anfangend von der einfachen Primärdetektorschaltung bis zur hochselektiveii Sekundärschaltung mit veränderlicher Detektoranpassung können innerhalb eines großen Wellenbereiches Experimente gemacht werden und ein wirklich einwandfreier Telephonieempfänger ist das lehrreiche und unterhaltungsspendendc Resultat der Versuche. Weitere Zusatzkästen geben dem auf diese Weise in die Elemente des Radioempfangs Eingedrungenen Gelegenheit seinen Empfänger immer mehr zu verbessern und damit schließlich das Hörbereich von 100 auf 1000 m zu erweitern oder einen Lautsprecher zu betätigen, der einem ganzen Kreis Zuhörer auf einmal den Genuß der Radiodarbietungen vermittelt.

 

Die Bausteine des Radio-Amateurs. (Leipzig, 28.Oktober 1923)
Von Dr. Ing. K. Ellon.
Die erste .Sorge des Radioamateurs ist die Beschaffung seiner Apparate. Obgleich die Radioindustrie heute bereits über eine große Anzahl von fertigen Apparaten verfügt, ist es doch oft im Interesse des Amateurs gelegen, sich seine Apparate selbst nach eigenen Wünschen zusammenzustellen. Dies hat zum Teil nicht nur den Vorteil, daß die Beschaffung unter Umständen billiger wird als beim Kauf einer kompletten Empfangsanlage, sondern der Vorteil liegt auch darin, daß der Amateur in der Lage ist, sich sein Gerät nach eigenen Wünschen zusammenzustellen und die erforderlichen und möglichen Schaltungen auszuprobieren. Die Erfahrung hat gelehrt, daß der Amateur durch derartige Versuche das Wesentliche der verschiedenen Schaltungen sehr viel schneller erfaßt als durch langwierige Studien. Es wird daher in allen Fällen dem Amateur anzuraten sein, sich Einzelteile zu beschaffen und aus diesen Bausteinen seine Empfangsanlage zusammenzustellen.
Auch auf dem Gebiete der Fabrikation von Einzelteilen sind in der letzten Zeit ganz erhebliche Fortschritte gemacht worden. Insbesondere hat die Firma W. A. B i r g f e l d A.-G., Berlin W 8, es sich angelegen sein lassen, diese Einzelteile nach modernsten Grundsätzen auszubauen, so daß dem Amateur hier gute und dabei doch billige Ware geboten wird. Alle für eine Empfangsanlage notwendigen Einzelteile, angefangen von der Antenne mit ihren Abspannungen bis zum Telephon und Lautsprecher werden von der Firma Birgfeld hergestellt und der Amateur braucht nur seine Wünsche zu äußern, um alles zu erhalten, was für seine Zwecke das Geeignetste ist.
Die Bausteine werden unter Benutzung einer hochwertigen und modernen Fabrikationseinichtung und unter Verwendung besten Materials hergestellt. Bei dem Entwurf wurde besonderer Wert darauf gelegt, daß die Einzelteile zweckmäßig zum Zusammenbau einer Anlage verwendet werden können. Dem Amateur ist demnach ein großer Spielraum in der Verwendung der einzelnen Teile vorbehalten.
Für solche Amateure, welche zunächst noch ohne besondere Vorkenntnisse an Versuche herangehen wollen, hat die Firma einen Radioexperimentierkasten zusammengestellt, welcher alles dasjenige enthält, was zum Empfang naheliegender Stationen unbedingt nötig ist. In einem Pappkasten ist eine kleine Antenne auf Holzspulen mit den erforderlichen Eierisolatoren und der Erdanschlußklemme enthalten, dazu ein Grundbrett mit Spulen und festen Kondensatoren, Stöpseln, Anschlüssen usw., in welchen das beigegebene Telephon eingestöpselt werden kann u .schließlich eine Reihe von Steckerlitzen, mit denen beliebige Schaltungen ausgeführt werden können. Diese Anordnung genügt zunächst den einfachsten Ansprüchen, kann jedoch durch Hinzukauf eines Ergänzungskastens, welcher eine Verstärkerapparatur enthält, bedeutend verbessert werden.
Will der Amateur sich eine Apparatur nach eigenem Entwurf nach bekannten Schaltungen zusammenstellen, so braucht er nur auf die von der Firma hergestellten Einzelteile zurückzugreifen. Da sind zunächst die Drehkondensatoren, welche in verschiedenen Abmessungen für 500 bis 2000 cm hergestellt werden, entweder in offener Ausführung zum Einbau in Apparatkästen oder in geschlossener Ausführung zur Verwendung in offenen Schaltungen. Die Kondensatoren haben ein gefälliges Aussehen, sind äußerst stabil gebaut und entsprechen allen Anforderungen, welche billigerweise heute an diesen Apparat gestellt werden müssen.
Zur Herstellung des Schwingungskreises dient ferner die Selbstinduktion, welche die Firma in Form der bekannten Honeycomb-Spulen auf den Markt bringt. Die Spulen sind mit Steckern in deutscher oder englischer Form montiert und können in einem dazu passenden Spulenhalter beliebig ausgewechselt werden.
Der Spulenhalter ist dreiteilig eingerichtet für eine feste und zwei bewegliche Spulen, welche vermittelst eines Drehknopfes und einer Skala beliebig eingestellt werden können. In Ausarbeitung begriffen ist zurzeit eine weitere und billigere Ausführung ohne Knopf und Skala, bei welcher die Spulen durch einfache Hebel bewegt werden.
Für die kontinuierliche Veränderung der Selbstinduktion dient das Variometer, dessen Selbstinduktionsvariation etwa im Bereich von l : 4 bis l : 8 liegt. Dieses Variometer kann durch einfache Umschaltung der herausgeführten Spulenenden auch als veränderliche Kopplungsvorrichtung benutzt werden. Die Variometer werden ausgeführt mit Kugel- und Zylinderspulen, welche letztere in der Fabrikation ganz erheblich billiger sind.
Zur Regulierung der Heizspannung von Anodenröhren dient der Heizwiderstand, welcher gestattet, die Spannung und somit die Lautstärke äußerst fein zu regulieren und Batteriestrom zu sparen.
Für die Kopplung der Kreise im Niederfrequenzverstärker werden Transformatoren hergestellt, welche in den meisten Fällen dazu dienen, ein passendes Gitterpotential von der vorausgehenden Röhre der nächstfolgenden aufzudrücken. Den hierbei auftretenden elektrischen Forderungen genügt der von der Firma hergestellte Niederfrequenztransformator in weitgehendstem Maße, außerdem ist er so eingerichtet, daß er in jeder durch die Leitungsführung bedingten Lage angeschraubt werden kann.
Für die Lampen selbst sind Sockel vorgesehen, welche für die verschiedenen Lampenformen passen, z. B. der Bajonettverschluß für amerikanische Lampen, der Stecksockel mit drei Steckbuchsen und einem Stift für deutsche Lampen usw. Jeder dieser Sockel läßt sich bequem in jeden Apparat montieren; auch Zwischenstecker werden geliefert. Falls in einen vorhandenen deutschen Sockel eine englische oder amerikanische Lampe eingesetzt werden soll und umgekehrt.
Neben dem Lampenempfang wird in bestimmten Fällen immer noch ein Detektorempfang vorgesehen. Für solche Zwecke ist ein Steckdetektor entworfen, welcher im weitgehendsten Maße den an einen solchen Apparat zu stellenden Anforderungen genügt. Der Detektor kann auch ohne Stöpselkontakte zum Aufschrauben auf eine Grundplatte geliefert weiden.
Schließlich muß auf das für den Antennenbau erforderliche Installationsmaterial verwiesen weiden, welches in großer Auswahl sowohl für eine Hoch- als auch für eine Rahmenantenne geliefert werden kann.
Das neben den obenerwähnten Einzelteilen auch weitere wie z. B. Knöpfe, Skalen-Scheiben, Silitstabhalter, Silitstäbe, Lampen, Telephone usw. in reicher Auswahl vorhanden sind, braucht wohl nur nebenher erwähnt zu werden. Die Firma ist jedenfalls bemüht, in jeder Weise alles für den Amateur erforderliche Material in bester und zweckmäßigster Ausführung zu liefern.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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