Rafena Turnier 14: Fehlersuche

ID: 220660
? Rafena Turnier 14: Fehlersuche 
17.May.10 17:39
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Sebastian Göbel (D)
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Sebastian Göbel

Hallo Sammlerfreunde,

nun habe ich meinen ersten Röhrenfernseher zwecks Wiederbelebung vor mir und weiss nicht so recht wie weiter. Eigentlich sollten die Innereien gegen einen TFT getauscht werden, aber da er noch Lebenszeichen von sich gibt mag ich ihm das nicht antun.

An das Kabelnetz angeschlossen empfange ich den Ton mehrerer Sender. Das Bild schaut aber bis auf kleine Zuckungen etwa so aus:

Auf dem Foto leider nicht zu erkennen: die Zeilen liegen oben ca. 1cm auseinander und vedichten sich dann zunehmend. Mit den Bild- und Zeilenfrequenzregeler lässt sich der untere Rand in gewissen Grenzen verschieben, dargestellt ist das untere Maximum. Helligkeit und Kontrastregler erfüllen in etwa ihre Funktion.

Der Verkäufer vermutete einen Defekt des Zeilentrafos. Bisher habe ich neben einer gründlichen Reiningung nur die Papierkondensatoren um den Zeilentrafo herum getauscht und dort befindliche Elkos überprüft. Von weiteren derartigen Arbeiten ins Blaue hinein würde ich absehen wenn ein anderer Fehler naheliegt. Wie könnte man weiter vorgehen?

 

Schöne Grüße,

Sebastian Göbel

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Vertikalkippteil 
17.May.10 18:55
30 from 3288

Bernhard Nagel (D)
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Bernhard Nagel

Hallo Herr Göbel,

dieses Fehlerbild weist auf eine Arbeitspunktverschiebung in der Vertikalendstufe hin, ausgelöst durch Papierkondensatoren die einen Gleichspannungsanteil auf das Steuergitter der Vertikalendstufe PL84 gelangen lassen. Primär in Frage kommen hier 3 Kondensatoren: C709 (0,1 µF), C715 und C716 (10 bzw. 22 nF).

Vertikal-Kippteil Rafena Turnier 14

Insbesonders C715/716 müssen besonders spannungsfest sein, da an der Anode der PL84 beim Rücklauf der Vertikalablenkung hohe Impulsspannungen auftreten! Impulsfeste 1600 V Typen (gut sind hier Polypropylen-Kondensatoren) sollten es hier sein. Siehe Oszillogramm 12 auf sch3! Vorsichtshalber sollte auch C710 (47 nF) ersetzt werden sowie der Kathodenelko C719 (200 µF) geprüft werden. Falls die PL84 noch genügend Reserven hat, sollte nach Einstellung von Amplitude und Linearität anschliessend der Bildschirms wieder in voller Höhe ausgeschrieben werden.

Bitte auch die Netzteil-Spannungen prüfen. Im Fehlerbild ist eine etwas zu kleine Bildbreite erkennbar,  möglicherweise ist der Selengleichrichter zu ersetzen. Falls hier eine Silizium-Diode verwendet wird, muß der 5 Ohm Schutzwiderstand W1 vor dem Gleichrichter auf 22...47 Ohm erhöht werden. Richtigen Wert durch Probieren bei 230 V Netzspannung und korrekten Betriebsspannungen ermitteln. Drahtwiderstand mit 8W Belastbarkeit erforderlich!

Viel Glück bei der Reparatur und Vorsicht bei den hohen Spannungen!

Bernhard Nagel

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17.May.10 20:55
74 from 3288

Sebastian Göbel (D)
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Sebastian Göbel

Hallo Herr Nagel,

 

das war ein Volltreffer. Nach dem Tausch von 5 wachsvergossenen Kondensatoren auf der Vertikal-Platte wird nun die gesamte Schirmfläche geschrieben, und es sind sogar schon geisterhafte Bilder zu empfangen. Dann mache ich mal weiter mit der Kondensatorkur und berichte.

 

Danke und Gruß,

Sebastian

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17.May.10 23:04
112 from 3288

Sebastian Göbel (D)
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Sebastian Göbel

Nach dem Tausch der restlichen Papierkondensatoren läuft das Gerät wieder. Noch sind einige Probleme in der Darstellung vorhanden, aber dass es bis hierhin so unproblemetisch läuft hätte ich nicht erwartet. Danke nochmals für die Ratschläge, die mich auch per Email erreichten.

Natürlich ertönt auch der 15kHz Pfeifton der Zeilenendstufe. Recht leise, aber doch unangenehm. Kennt jemand hiergegen erfolgversprechende Maßnahmen?

 

Gruß,

Sebastian

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Zeilentrafo-Pfeifen 
18.May.10 11:55
189 from 3288

Bernhard Nagel (D)
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Bernhard Nagel

Freut mich, dass der Empfänger wieder in Grundzügen spielt! Ein Ersatz des Innenlebens gegen einen TFT wäre doch schade für den Rafena Turnier... Es ist doch gerade interessant, ein früheres FS-Gerät in originaler Funktion zu erleben und auch zeigen zu können.

Das Zeilentrafo-Pfeifen (15,625 kHz) ist konstruktionsbedingt bei der offenen Bauweise dieser ZTRs kaum zu bedämpfen. Wenn alle mechanischen Dinge fest liegen, also die langen Spannschrauben die die beiden Kernhälften (oft mit Isolierscheiben=Luftspalt) zusammenhalten, nicht locker sind, dürfte hier nicht viel auszurichten sein. Mit einen gut isolierenden Kunststoff-Stab kann bei Betrieb des Gerätes versucht werden, ob sich durch leichten Druck auf den Ferritkern die Lautstärke des Pfeiftons ändert. Auch evtl. mitschwingende kleine Teile im Zeilenkäfig können so "abgetastet" werden. Die Wicklungen auf den Ferritschenkeln sollen ebenfalls (oft durch kleine Hartpapier-Keile gesichert) fest liegen. Auch die Ablenkeinheit kann übrigens je nach Bauweise die Zeilenfrequenz akustisch abstrahlen.

Ich habe diesen Ton früher ebenfalls gut wahrgenommen (ein eingeschaltetes FS-Gerät konnte ich beim Betreten eines Raumes erkennen auch wenn der Ton stumm war und das Gerät nicht im Sichtbereich lag), so ab dem Alter von 40 Jahren nahm meine Hörempfindlichkeit für diese hohe Frequenz ab. Ein kleiner Vorteil des Alterns...;-)

Bernhard

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