Rundfunkaufnahmen um 1927 für das Fernsehen gesucht
Rundfunkaufnahmen um 1927 für das Fernsehen gesucht
André Hoffmann hat mich als Gast gebeten, folgenden Text zu veröffentlichen. Sie können hier im Forum antworten oder mich per eMail erreichen, damit ich das an Herrn Hoffmann weiterleiten oder für Sie im Forum veröffentliche. Es wäre sicher schön, wenn wir dieser Dokumentarfilmproduktion helfen könnten. Hier der Text:
Was hörte man im Radio 1927?
Wie war das Radioprogramm 1927 strukturiert?
Für eine Dokumentarfilmproduktion für das Fernsehen recherchiere ich den Lebensalltag von Menschen in den 1920er Jahren. Unsere Produktion sieht vor, die mitwirkenden Protagonisten in das Jahr 1927 zu versetzen und Ihnen für eine bestimmte Zeitdauer in allen Details genau jene Lebensumstände zu bieten, wie sie für diese Zeit charakteristisch waren. Unter anderem werden sie auch die damals gebräuchlichen Radiogeräte benutzen und tagesaktuelle Radiosendungen mit Wort- und Musikbeiträgen aus jener Zeit hören, also genauer gesagt, sie werden das Radioprogramm vom Mai und Juni 1927 hören.
Die geografische Lage unseres Spielortes sieht einen Berliner Sender vor.
Ich suche historische Radioaufnahmen aus dieser Zeit und günstigenfalls aus dem Berliner Raum (auch andere sender sind hilfreich). Gibt es so etwas überhaupt? Gibt es vielleicht Tonarchive, die sich darauf spezialisiert haben oder Experten und Sammler, die sich damit beschäftigen?
Kann mir jemand helfen herauszufinden, wie die Radiosendungen zu dieser Zeit strukturiert und z. B. die Wortbeiträge und Musikbeiträge gewichtet waren?
Konkret: Wie lang waren die Nachrichten, in welchen Abständen wurden sie ausgestrahlt, Welche Thematiken waren üblich, welche Musik wurde gespielt, usw.?
Gab es bestimmte Ansagen, die sich immer wieder wiederholten? Z. B. erinnere ich mich, in einem der Beiträge auf www.radiomuseum.org gelesen zu haben, dass zum Schluss der Sendung des ersten Berliner Radiosenders die Hörer daran erinnert wurden, ihre Antenne zu erden...
Ich wäre sehr erfreut und jedem verbunden, der mir hilft, meine Recherche in die richtige Richtung zu lenken, um ein historisch detailgetreues Ergebnis für die Dokumentarfilmserie herzustellen.
Herzliche Grüsse aus Berlin,
André Hoffmann
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Mustergültige Antwort
***********************************
****************************************************
Danke, Herr Kassenbrock, für Ihre interessanten Feststellungen, die Sie auf diesem Weg uns allen zukommen lassen. Sie haben genau den Weg genommen, den wir für einen solchen Fall (kein Link "Antworten" vorhanden) empfohlen haben. Herr Hoffmann hat die URL dieses Threads und wird das sicher umsetzen oder nochmals an uns gelangen.
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Deutsches Rundfunkarchiv

Empfehlenswert ist sicherlich ein Kontakt zum Deutschen Rundfunkarchiv in Frankfurt. Hier gibt es eine Vielzahl von Tondukumenten, die für Forschungszwecke zur Verfügung stehen. Ebenfalls sind die Rundfunkprogramme der 20er und 30er Jahre in mehreren Dissertationen oder Diplomarbeiten analysiert worden.
Ich empfehle Herrn Ansgar Diller als Kontaktperson.
Grüße
Rüdiger Walz
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

Ich möchte hier ein paar Kenntnisse für diese Anfrage einbringen:
1. Die Ausstattung mit "spielfähigen" und bestens erhaltenen Geräten aus dieser Zeit dürfte überhaupt kein Problem sein, da es genügend Sammler gibt, die so etwas in ihrem Bestand besitzen.
2. Die Beschaffung von Original-Dokumenten wird sicher nur ganz zufällig und sporadisch möglich sein, da im Rundfunk wegen der Prozessstreitigkeiten mit den Schallplattenfirmen erst ab 1929 der Einsatz erfolgte (Wachsplatten), vor allem für Hörspiele. Tonbangeräte wurden erst ab 1937/38 beim Rundfunk verwendet.
3. Die bereits genannten Stadtbildstellen (Kreisbildstellen, Medienstellen) der Schulverwaltungsämter haben an gut geführten Einrichtungen vor allem in den größeren Städten ein bescheidenes Angebot dazu. Aus meiner Tätigkeit als Leiter dieser Stelle in Jena weiß ich von einer "ARD/ZDF Medienbox" aus 1996. Sie enthält "Materialien zur Medienkunde, dargestellt am Rundfunk in Deutschland" in Form von methodisch und pädagogisch aufbereiteten Heften (9), drei TB-Kassetten (290 Minuten) und einem VHS-Video mit 180 Minuten. Vertrieben wird sie über das FWU (Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht) in 82031 München-Grünwald.
4. An Literatur ist mir eine Veröffentlichung bekannt:
"Programmgeschichte des Hörfunks in der Weimarer Republik", herausgegeben von Joachim-Felix Leonhard im DTV (Deutscher Taschenbuch-Verlag) 1997, 2 Bände, ISBN3-423-04702-x.
5. möchte ich auf die Programm-Zeitschriften aus diesen Jahren hinweisen, die auch damals schon den Hörer informierten. Daraus lässt sich vor allem sehr gut das Verhältnis von Musik, Unterhaltung und "Belehrung" damals ableiten. Sehr stark waren nämlich damals wissenschaftliche Vorträge sogar abends vertreten. Solche Programmzeitungen sind noch bei vielen Sammlern vorhanden, auch ich könnte dabei helfen.
6. Sonst kann ich nur noch auf die in den ARD-Sendern produzierten Sendungen hinweisen wie
- HR2 - Lebensart, Das Radio wird 80, Feature vom 24.10.2003
- 40 Jahre Rundfunk, eine Sendung von Radio DDR Sender Leipzig, Okt. 1993
- Als gestern heute war - 50 Jahre MDR und Rundfunksplitter von
MDR- Kultur am 4.6.1996 und 14.4.1998
- U.v.a.m.
Wolfgang Eckardt
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.
Eine schöne Antwort
Lieber Herr Erb,
Ein kurzer Zwischenstand:
Die Informationen, die infolge Ihrer freundlichen Veröffentlichung meiner Rechercheanfrage kamen, waren überaus hilfreich. Dafür noch einmal vielen Dank.
Ich bin, soweit möglich, allen Tipps und Hinweisen nachgegangen und stehe nun mittendrin in der Programmzusammenstellung.
Herzliche Grüsse aus Berlin,
André Hoffmann
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.