saba: Lautsprecherreparatur

ID: 337219
Dieser Artikel betrifft das Modell: S-355W oder 355WH Holzgehäuse (SABA; Villingen)

saba: Lautsprecherreparatur 
25.Dec.13 13:24
134

Walter Schmidt (D)
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Dieser Beitrag wurde vom Modell aus gepostet, obwohl er (hoffentlich) allgemeines Interesse hat.

Bei meinem Saba 355WH zeigten sich starke Verzerrungen bei der Lautsprecherwiedergabe, insbesondere im Bereich der tiefen Töne. Alle Bauteile auf dem Chassis waren überprüft, alles war intakt. Es war zu sehen, daß Vorbesitzer auch schon vergeblich ihr Glück versucht hatten.

Nachdem sich nach endloser Suche der Bestand meiner grauen Haare deutlich vermehrt hatte (die grauen Zellen eher nicht), kam ich auf die Idee, den Lautsprecher einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Alles schien o.k., die Schwingspule lief frei im Luftspalt, allerdings schien die Membran einmal feucht geworden zu sein, sie war leicht wellig. Aha, dachte ich, instabile Membran, Partialschwingungen, Verzerrungen. Ich griff zur drastischen Methode, um den Lautsprecher zu retten: Membran herausgeschnitten, einen Kleberand an Sicke und Schwingspule belassen, aus Karton eine neue Membran geformt und eingeklebt. Das Ergebnis erstaunte mich: Immer noch die gleichen Verzerrungen.

Dann kam die Erkenntnis: Beim genauen Untersuchen bemerkte ich, daß die Schwingspule dauerhaft nach hinten gedrückt war und sich nicht mehr im homogenen Magnetfeld des Luftspaltes befand. Die ganze Membran wurde durch Verformung der Sicke nach hinten gedrückt, die Zentrierspinne konnte das nicht aufhalten.

Die Lösung war einfach: Ich entfernte den Korb vom Magneten, legte 2-3 Unterlegscheiben dazwischen auf die Befestigungsschrauben. Die Spule ist jetzt nicht mehr auf der Hinterseite des Luftspaltes zu sehen, sie befindet sich jetzt wieder genau zwischen den Magnetpolen. Das Ergebnis spricht für sich: Einwandfreie Wiedergabe ohne Verzerrungen.

Das gleiche Problem trat später noch einmal bei der Reparatur eines VE301Wdyn auf: Das Abbauen des Korbes war etwas fummelig, ich wollte ja die Membran belassen. Aber es gelang, 1-2 Unterlegscheiben wurden zwischen Korb und Magnet gelegt und die Wiedergabe war wieder einwandfrei.

Und jetzt ist dieses Problem wieder aufgetreten: Ein im Internet  (zu teuer) ersteigerter Lautsprecher hat wieder das Problem. Die Schwingspule schaut in Ruheposition fast 4mm hinter dem Magnetspalt hervor. Der Membran sieht man an, daß das Teil wohl feucht gelagert wurde. Die Sicke drückt die Membran zurück. Hier komme ich aber nicht einfach an die Befestigungsschrauben des Magneten heran. Ich muß die Membran ausbauen, vielleicht einen 4-5mm dicken Pappring am Korbrand unterlegen.

Deshalb die Frage an alle Leser: Wie kann ich die Membran vom Korbrand lösen, ohne daß das Papier reißt oder sich verzieht? Hitze (Bügeleisen von hinten)? Kleberand anfeuchten?

Gibt es nach erfolgtem Ausbau die Möglichkeit, die Sicke wieder dauerhaft in die ursprüngliche Form zu bringen? Sie müßte ja nur um einige mm nach hinten gedrückt werden.

Für Hinweise bin ich dankbar!

Walter Schmidt

 

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Sicke neu formen 
26.Dec.13 10:53
134 from 1890

Steffen Thies (A)
Redakteur
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Hallo Herr Schmidt,

zum Teil 1 (Ablösen) habe ich leider keine Lösung. Vielleicht können Sie aber die Sicke im eingebauten Zustand korrigieren. Das wäre ohnehin die bessere Lösung, da sie im verzogenen Zustand mit Zusatzring wahrscheinlich steifer ist.

in einem alten Selbstbau-Buch war beschrieben, wie man eine Sicke völlig neu formen kann: Der Rand des Kegels sollte gut eingeweicht werden und dann nach und nach auf einer Glasplatte nach außen gedrückt werden, bis ein ebener Ring entsteht. Auf diese Vorform sollten wechselseitig vorher angefertigte Ringe aus dickem Zaundraht gelegt und diese dann in die gewünschte Form gedrückt werden. Anschließend das Ganze mit moderat erhitztem Bügeleisen fixieren. Ein Künstler, der mal eben gleichmäßige Ringe biegen kann...

Das Formen in feuchtem Zustand müßte sich doch für den Reparaturvorgang anpassen lassen. Statt Einweichen würde ich es erstmal mit Anfeuchten über Dampf versuchen, denn hierfür muß die Pappe bestimmt nicht so naß sein wie beim Ausformen des Rings. Damit ist es vielleicht schon im eingebauten Zustand möglich, die wenigen Millimeter zu gewinnen. Trocknen kann man prima auf einer Herdplatte.

Grüße,

Steffen Thies

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Lautsprecher: Sicke neu formen 
26.Dec.13 11:52
157 from 1890

Walter Schmidt (D)
Beiträge: 179
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Vielen Dank, Herr Thies,

Das mit dem Neuformen einer Sicke klingt ja abenteuerlich, immerhin zeigt es, daß man grundsätzlich Papier so formen kann. Aber sie haben recht, ein Unterlegring ist hier nicht die optimale Lösung.

Ich werde erst mal probieren, die Sache mit Dampf zu korrigieren. Wenn das nicht gelingt, muß ich die Membran wohl ausbauen.

Da habe ich noch in einem uralten Radio-Praktiker-Heft (Schliche und Kniffe für Radiopraktiker) ein Hinweis gefunden: Auf die Rückseite des Korbrandes eine Heizspirale (z.B. aus Bügeleisen) legen und erhitzen. Irgendwann soll dann der Lack unter Rauchentwicklung verdampfen. Wichtig scheint hier die gleichmäßige Erhitzung des Korbrandes zu sein.

Ich werde dannn einmal mit einer temperaturgeregelten Heißluftpistole versuchen, den Korbrand gleichmäßig zu erhitzen, dazu gibt es ja auch kleine Düsen. Praktisch wäre da ein Drehteller. Vielleicht stellt sich ja dann der beschriebene Effekt ein.

Wenn sich dabei grundlegende neue Kenntnisse ergeben, werde ich noch einmal kurz berichten.

Gruß, Walter Schmidt

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