schaub: 56GWU; Pirol 1124

ID: 315951
Dieser Artikel betrifft das Modell: Pirol 1124 56GWU (Schaub und Schaub-Lorenz)

schaub: 56GWU; Pirol 1124 
25.Mar.13 16:57
2407

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
Beiträge: 2492
Anzahl Danke: 5
Dietmar Rudolph † 6.1.22

Das Gerät wurde in der Funkschau 1955 vorgestellt.

Funkschau 1955, H.9, S194

Die interessante Schaltung: Ein UKW-Kleinsuper

Der billige AM-Einkreiser verliert immer mehr seine Bedeutung, weil damit kein UKW-Empfang möglich ist. Pendelempfänger schalten wegen der unangenehmen Störstrahlung aus. Als UKW-Kleinempfänger niedrigster Preisklasse wurde deshalb der Schaub Pirol 56 GWU geschaffen. Er arbeitet im MW Bereich als Einkreiser und für UKW als Sechskreissuper. Bild 1 zeigt die Blockschaltung.

Der günstige Preis von 109 DM, der nur ca. 40 DM über den Preisen normaler Einkreiser liegt, ergibt sich zum Teil daraus, daß für die UKW-Stufe ein serienmäßiger UKW-Baustein aus den Schaub Normalempfängern dieses Jahrganges verwendet wird. Er enthält für die Hf-Verstärkung, Mischung und Zf-Verstärkung sechs Kreise: ein UKW-Eingangsbandfilter, einen abgestimmten Zwischenkreis an der Anode der Hf-Vorstufe, einen Oszillatorkreis und die beiden Kreise des Zf-Bandfillers. Als Röhre dient die Allstrom-Doppeltriode UCC85.

Das UKW-Eingangsbandfilter erhöht die Weitabselektion und die Zf-Festigkeit. Ferner wird die Antennenstörstrahlung der Oszillatoroberwelle herabgesetzt, so daß die Vorschriften der Bundespost mit Sicherheit eingehalten werden können. Die Hf-Vorstufe besitzt eine Zwischenbasisschaltung (Bild 2).

Die Anzapfung ist so gewählt, daß sich eine hohe Verstärkung bei unkritischer Neutralisation ergibt (C 4 = 4,4 pF von der Anode zum Eingangskreis). Der abstimmbare Anodenkreis hat einen Resonanzwiderstand von etwa 10 kΩ und ergibt eine etwa 60-fache Hf-Verstärkung.

Das zweite Triodensystem arbeitet in selbstschwingender Mischschaltung. Die Hf-Spannung wird in die Gitterspule des Oszillators eingespeist. Der Innenwiderstand der Triode ist für die Zwischenfrequenz durch eine Rückkopplung (Spannungsabfall an C 8 = 260pF) entdämpft. Das Zf-Bandfilter führt zum Audionsystem der Röhre UEL71, das hier als Flankengleichrichter arbeitet. Der Sekundärkreis des Zf-Filters ist mit dem 200kΩ Lautstärkeregler überbrückt. Beim Herabregeln von starken Sendern wird dieser Widerstandswert verkleinert. Dadurch wird das Filter bedämpft, die Bandbreite vergrößert sich, die Demodulationsflanke wird geradliniger und die Wiedergabegüte steigt. Eine fest eingestellte Rückkopplung von der Anode des Audions über den Kondensator C 22 erhöht die UKW-Empfindlichkeit auf 80μV für eine Ausgangsleistung von 50mW bei 22,5kHz Frequenzhub. Damit ist der Hauptzweck dieses kleinen Empfängers sichergestellt: das Programm des örtlichen UKW-Senders aufzunehmen.

Der AM-Teil ist als Einkreiser mit veränderlicher Antennenkopplung und rückgekoppeltem Audion geschaltet. Für das Audion und die Endstufe wird die Lorenz Verbundröhre UEL71 verwendet. Die Gittervorspannung für die Endröhre fällt an dem 150Ω Widerstand im Netzteil ab und wird durch 200kΩ und 0,1μF gesiebt.

Eine leichte Gegenkopplung von der Anode des Endröhrensystems zur Anode des Audions (8MΩ, 300pF) bewirkt eine Baßanhebung. Bei dem geringen Stromverbrauch genügen 2 * 8μF und ein 1,5kΩ Widerstand im Netzteil zur Siebung des gesamten Anodenstromes. Der geringe Heizspannungsbedarf der beiden Röhren ermöglicht auch an 110-V-Netzen einen einzigen Allstromheizkreis mit einer zusätzlichen durch einen Heißleiter geschützten Skalenlampe.

Der Chassisaufbau des Empfängers weist trotz des UKW-Superteiles kaum mehr Aufwand als ein einfacher AM Einkreiser auf.

Mein Dank gilt Eckhard Kull für die Bereitstellung des Scans.

MfG DR

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.