Tantal-Elko im Ratiodet.?

ID: 419713
? Tantal-Elko im Ratiodet.? 
19.Jun.17 14:51
87

Gerhard Meyer (D)
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Gerhard Meyer

Hallo liebe Sammlerkollegen, bei meinen Radio-Wiederbelebungen wechsle ich neben den üblichen Papierkondensatoren auch immer den Ratio-Elko aus. Jetzt habe ich von einem Kollegen mehrere axiale Tantal- Elkos mit 6,5uF/20V bekommen (Sehen sehr hochwertig aus).

Gibt es Bedenken, Vor- oder Nachteile, diese im Ratiodetektor anstelle normaler Elkos einzusetzen ? Wer kann mir dazu etwas sagen ?

MfG, Gerhard Meyer

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Spannungsfestigkeit 
19.Jun.17 22:35
87 from 2256

Andreas Steinmetz (D)
Redakteur
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Aus meiner Sicht spricht prinzipiell nichts gegen eine generelle Verwendung von Tantal-Elkos im Ratio-Detektor. Allerdings: Die angegebene Spannungsfestigkeit von 20V reicht für Röhrengeräte bei Weitem nicht aus! Dort sind Spannungsfestigkeiten im Bereich von 50V und mehr üblich und auch erforderlich. Auch ohne genauer nachzuforschen, habe ich Zweifel daran, dass es Tantal-Elkos mit solchen Spannungsfestigkeiten überhaupt gibt, geschweige denn gleich um die Ecke. Meines Wissens ist bei 35V Schluss, und selbst diese Bauteile sollte man mit nicht mehr als knapp 30V belasten. Das würde dann allenfalls für Transistorgeräte reichen.

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Tantal-Elko im Ratiodet.? 
20.Jun.17 00:12
109 from 2256

Jörg Sigg (CH)
Beiträge: 64
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Jörg Sigg

Vor Jahren wurde das Thema Tantal-Elkos in der Zeitschrift Elektor behandelt. Dort wurde empfohlen, diese Elkos in Audioschaltungen nicht zu verwenden. Die Schweizer Firma REVOX, die in den 70er-Jahren viele Tantal-C's verbaute, hat nach Eingang vieler Reklamationen sogar ein Tantalverbot erlassen!

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Leckstrom bzw. Alterung 
20.Jun.17 06:59
134 from 2256

Nikolaus Löwe (D)
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Nikolaus Löwe

Der Vorteil neuer Tantalelkos war der geringe Innenwiderstand auch bei HF, auf neudeutsch ESR, sowie ein geringer Leckstrom. Genau lier liegt aber das Problem bei gealterten Tantal-Elkos, auch wenn sie unbenutzt sind: Der Leckstrom kann recht hoch sein, und bei fortgeschrittener Alterung geht das Bauteil zum Kuzschluß über. Kleine Aluminium-Elkos dagegen werden oft hochohmig, was eher ungefährlich ist. Ich kenne das Problem aus verschiedenen tontechnischen Geräten, wo insbesondere bei der frühen Digitaltechnik kurzgeschlossene Tantal-Pufferkondensatoren die Todesursache von Geräten sind.

Fazit: Wenn Sie den Elko durch einen neuen normalen Aluminium-Elko ersetzen können, am besten mit überdimensionierter Spannungsfestigkeit, ist das für die Lebensdauer das Beste. Sie können also entscheiden, ob Ihnen Originalität am wichtigsten ist, oder eine sehr lange Betriebsfähigkeit Ihres Sammlergerätes.

Mit freundlichem Gruß,

Nikolaus Löwe

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Leckstrom bzw. Alterung 
21.Jun.17 21:04
321 from 2256

Gerhard Meyer (D)
Beiträge: 55
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Gerhard Meyer

Herzlichen Dank für Ihre Antworten, ich werde dann doch wieder normale AL-Elkos einbauen.

Die Tantal-Elkos werde ich mal weiterhin "Lagern".

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Leckstrom bzw. Alterung 
23.Jun.17 15:08
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Karl-Heinz Bradtmöller (D)
Beiträge: 522
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Guten Tag,

als eine weitere - hier noch nicht erwähnte - nicht zu unterschätzende Negativ-Eigenschaft von Tantal-Elkos wird die mangelnde Verpolfestigkeit genannt. Diese scheint stärker als bei Al-Elkos von der Normalbetriebsspannungsfestigkeit abzuhängen.

Da ich der Meinung war, dass unter Umständen am Ratiodetektor-Elko kurzzeitig eine negative Spannung auftreten könne, was dem Einbau eines Tantal-Elkos widerspräche, habe ich heute einen kleinen Test mit dem 1952 WU von AEG gemacht.

Der mit Behelfsantenne arbeitende UKW/FM Empfänger liefert bei dem im weiteren Bild durch EM11-Ersatz-Magisches-Auge-6E5C angezeigten ca. 80-Prozent-Pegel mithin schon eine recht beachtliche Spannung von 38 Volt. Wie hoch sie noch ginge, konnte ich mangels besserer Antenne nicht austesten, ich nehme aber an, dass dies bei der Spannungsfestigkeit des Elkos unbedingt beachtet werden sollte. Leider sehe ich auf dem eingebauten Elko keine Spannungsangabe aufgedruckt, ich gehe aber davon aus, dass diese bei ca. 50 Volt liegt.  (Die niedrigste am Ratio-Elko geprüfte Spannung lag ohne Signal bei ca. 1 Volt. Die Spannung geht entgegen meiner eingangs erwähnten Befürchtung nicht in den "verpolten" Bereich.)

(Übrigens wurde eine korrektere Abstandsposition durch Verlängerung mit Gewindestange und Winkel erreicht, so dass die Röhre nicht mehr übermässig aus dem Chassis herausragt, jetzt müsste sie nur noch richtig gedreht werden.)

beste Grüße

K.-H. B.

P.S.:Bei einigen Schaltbildern ist die Spannungsangabe auf den Ratiodetektor-Elkos  70 Volt.

 

Anlagen:

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