telefunken: 9H43GW; Filius SK Benötige Hilfe bei Reparatur

ID: 118772
telefunken: 9H43GW; Filius SK Benötige Hilfe bei Reparatur 
17.Aug.06 19:56
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Axel Harten (D)
Beiträge: 132
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Guten Tag!

Ich komme z.Zt. mit der Reparatur eines TFK Filius nicht so recht weiter. Die kritischen Kondensatoren aus dem Netzteil, der Koppelkondensator, wie auch diverse andere C waren defekt und wurden bereits ersetzt. Auch zwei Widerstände hatte es deutlich erwischt (erhitzt), der Grund war einfach zu finden (defekte Elkos 25 uF + 8uF). Erst nach vorgenannten Reparaturen habe ich das Gerät am Regel-Trenn-Trafo langsam auf Netzspannung hochgefahren. Das Ergebnis ist folgendes:

 Lauter Brumm aus dem Lautsprecher; keine Reaktion auf die Bedienelemente Wellenbereich u. Lautstärke; zum Teil erhebliche Abweichungen der vorgefundenen Spannungen zu den Angaben aus dem Schaltplan; Kratzen mit der Prüfspitze am Anodenanschluß  4 der UCH11 wird im Lautsprecher hörbar; leichte als Surren vernehmbare Geräusche aus der UCL11 (Klopfen am Glaskolben zeigt keinerlei Reaktion bzw. Veränderung).

Ich habe zusätzlich noch sämtliche Widerstände auf ihre Sollwerte hin überprüft - ohne Befund -. Die Röhren waren auf einem Tester von Sell & Stemler als gut bis sehr gut getestet worden (auf allen Systemen). Da die Abweichungen der Spannungen doch recht groß sind hier ein paar Werte:

Pluspol des 25 uF Elko  Soll 260V   Ist 202V; Anode Pol 4 der UCL11 Soll 250V  Ist 150V; Anode Pol 1der UCL11 Soll 31V  Ist 1,8V; Anode Pol 4 der UCH11 Soll 195V  Ist 130V.

Anzumerken ist noch, das das Schaltbild in ein paar Werten der Widerstände von den tatsächlich vorgefundenen abweicht. Im Heizkreis befindet sich auch noch das Skalenbirnchen - das fehlt im Schaltbild völlig.

Wer kann bei der Suche nach dem bzw. den Fehlern helfen?

Danke u. Grüße

Axel Harten. 

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Neue Erkenntnisse u. neue Meßwerte. 
23.Aug.06 19:55

Axel Harten (D)
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Anzahl Danke: 7

Herzlichen Dank für die Zuschriften u. den Tipps für die Fehlersuche!

Ein gravierender Fehler war in der Tat die defekte UCL11 (zu hohe Stromaufnahme und damit verbunden das Brummen, weil der Gleichrichter nicht genügend Leistung lieferte. Mit einer anderen UCL11 sehen die Spannungen in der Schaltung schon ganz anders aus.

Nach dem Wechsel der Röhre trat ein weiterer Fehler zu Tage - statt Brummen ein an- u. abschwellender Ton großer Lautstärke. Die Ursache war die fehlerhafte Masseverbindung des 100 Ohm Widerstandes (im Schaltbild am rechten äußeren Rand unterhalb des Lautsprechers zu finden).

Das Gerät empfängt jetzt auf Mittelwelle den hier vorherrschenden Lokalsender auch ohne Antenne. Beim Durchdrehen der Senderabstimmung fällt jedoch folgendes auf. Schwächere Sender sind völlig verzerrt oder nur als Pfeifton zu höhren. Das Ganze läßt sich beschreiben wie der Empfang mit einem Geradeaus-Empfänger bei dem die Rückkopplung zu stark angezogen wurde. Dieser Effekt wird mit abnehmender Lautstärkeeinstellung stärker - umgekehrt ist der Empfang bei max. Lautstärke fast ohne Pfeifen möglich.

Folgende Werte wurden gemessen:

UCH 11  Pin 1 (Schirmgitter) 55 - 150 V je nach Lautstärkeeinstellung

                Pin 4 (Anode) 230 V

                Pin 6 (Anode) 55 V

UCL 11  Pin 1 (Anode) 68 V

                Pin 4 (Anode) 270 V  12 mA

UY 11     Pin 2 290 V  (Röhre wurde auch probeweise ersetzt)

Gesamtstromaufnahme des Gerätes 155 mA bei 220 V.

Die UCL 11 erwärmt sich sehr schnell und stark (nach einigen Minuten ist der Glaskolben nicht mehr mit der bloßen Hand berührbar)! Widerstände u. Kondensatoren zeigen (Ausnahme der Widerstand im Heizkreis) keine Erwärmung. Eine Abweichung der vorgefundenen Schaltung zum Schaltbild hier im rm.org reiche ich nach. Wer hat weitere Tipps für mich?

Grüße

Axel Harten.

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Hier ist das geänderte Schaltbild 
23.Aug.06 21:12

Axel Harten (D)
Beiträge: 132
Anzahl Danke: 7

 

Der 40 kOhm Widerstand scheint original zu sein, da er wie überall im Gerät nicht mit handelsüblichen Elektroniklot eingesetzt wurde. Das verwendete Lot ist mit einem 300 - 350 Grad C Kolben nicht zu schmelzen, vielleicht ist eine Art Hartlot? Die Bemessung des 30 kOhm 1W kann falsch sein - das Bauteil war in meinem Gerät bereits ersetzt! Ich hoffe jemand kann weiterhelfen.

Axel Harten.

 

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Direkte Hilfe und Protokollierung 
03.Mar.07 21:34

Ernst Erb (CH)
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Ernst Erb

Von einem Mitgleid wurde ich auf diesen "unvollendeten Beitrag" hingewiesen.

Es kommt immer wieder mal vor, dass man Hilfe per eMail bekommt statt über das Forum. Vor allem wenn man auf das "Talk" statt auf das richtige Board postet, sollen Redakteure gar nicht fachlich antworten. Die Gründe sind bekannt. Der Beitrag wurde vielleicht von einem Moderator später auf das Modell verschoben (oder war schon immer da).

Hier hat Herr Harten nach einer Woche schon gepostet, dass ihm direkt geholfen wurde und auch was die Zwischenerfolge waren. Prima! Noch besser wäre das Zitieren der Antworten oder der relevanten Teile davon - aber lieber das als nichts.

Nun aber, wo vermutlich das Gerät wieder ordnungsgemäss spielt, weiss man nicht: "Wurde schon geholfen - oder wartet der Arme noch darauf?" Mit anderen Worten: Es fehlt der Abschluss oder der erneute Hinweis, dass man gerne Hilfe hätte.

Glücklicherweise haben wir ja oben den Link *** An diesen Thread erinnern ***
mit dem man dem Server mitteilen kann wann man an den offenen Thread erinnert werden möchte. Bitte benutzen Sie ihn auch und holen den Beitrag z.B. nach 5 Tagen durch einen neuen Post wieder nach oben. Wäre auch genau die Hilfe für Leute, die erst dann helfen wollen, wenn innert 3 Tagen keine Antwort kommt.

Uns fehlt eine Person, die den Posten eines Chefredakteurs ausfüllt und mit den Redakteuren "arbeitet" und diese Rechte dort wieder zurück nimmt, wo nicht auch hin und wieder Reparaturhilfe geleistet wird oder andere interessante Posts erfolgen.

Man vergisst gerne, dass nur etwa ein Drittel der Mitglieder überhaupt ins Forum schaut. Dabei haben wir einige gute Fachleute, die noch mithelfen könnten. Jemand müsste sie aber aufspüren und ihnen den Wert des Forums zeigen. Mir ist das nicht auch noch möglich!

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04.Mar.07 20:14

Axel Harten (D)
Beiträge: 132
Anzahl Danke: 4

Guten Abend!

Herr Erb hat völlig recht. Der Leser wird völlig im Unklaren über den Ausgang der Reparatur gelassen. Ich muß eingestehen, nachdem keine weiteren Hinweise aus dem Kreis der rm.org Mitglieder kamen, habe ich das Gerät als "spielend" mit in die Sammlung genommen. Ob mir die Reparatur in allen Belangen gelungen ist kann ich als Anfänger auf dem Gebiet nicht abschließend beurteilen. Zuschriften, die ich außerhalb von rm.org erhielt, deckten sich weitgehend. Mir wurde geraten die Röhren, wenn auch als noch "funktionierend" getested, auf jeden Fall zu erneuern. In der Tat war auch ein Defekt in Form einer Röhre vorhanden (s.o.). Im Zweifel bin ich ob der sehr starken Erwärmung der UCL 11. Die von mir ermittelten Spannungswerte hatte ich ja bereits mitgeteilt. Nun wie verhält sich der Empfänger im jetzigen Zustand.

Direkt nach dem Einschalten ist die Skalenbeleuchtung (liegt in Heizkreis) noch recht schwach, wird aber mit dem Aufheizen der Kathoden deutlich heller (Gesamtstromaufnahme 75 mA). Nach 90 Sekunden setzen Empfang u. Verstärkung ein, nach weiteren 30 Sekunden kann von voller Leistung gesprochen werden (Gesamtstromaufnahme jetzt 148 mA bei 220V). Die auf der Rückwand des Empfängers angegebene Leistungsaufnahme beträgt 35 W - man könnte daher auf ordnungsgemäßen Zustand schließen (0,148A x 220V = 32,56W).

Tagsüber ist auf Mittelwelle mit einer simplen Drahtantenne (2m) nur der relativ nahe DLF zu empfangen. Das ist mir aber auch von anderen (höherwertigen) Geräten bekannt. Hier im Nordwesten der Bundesrepublik  (Osnabrück) sind mit aufwändigeren Antennen noch Niederländische Sender u. mit viel Glück auch Truck-Radio zu empfangen. Am Abend (ich habe das Gerät soeben hervorgeholt u. angeschlossen) ist das gesamte Mittelwellenband "belegt". Natürlich mit Überreichweiten, die einen Sender nur für wenige Minuten sauber hereinbringen, ansonsten bekomme ich westeuropäische Stationen deutlich u. mit sehr guter Lautstärke herein.

Wenn die starke Erwärmung der UCL 11 als "normal" bezeichnet werden kann, so ist die Reparatur für mich gelungen u. abgeschlossen. Ich kann leider nicht auf Erfahrungswerte zurückgreifen - wenn es hilft werde ich die Kolbentemperatur messen und den Wert hier mitteilen.

Soeben habe ich noch eine Mail vom Mitglied Willi Ribbe erhalten. Herr Ribbe hat sich kürzlich auch dieses Empfängermodell zugelegt (auch defekt). Er weist mich auf folgenden Sachverhalt hin.

Zur Leistungsberechnung des 30 kOhm Widerstandes:

P = U x I   mit U = R x I ergibt sich für P

P = R x I x I

Setzt man die im Schaltbild angegebenen Werte in die Formel ein, erhält man die Belastung des Widerstandes.

Ich bin gespannt, ob das Gerät von Herrn Ribbe dem originalen Schaltplan, oder dem von mir vorgefundenen modifizierten entspricht. Vielleicht kann er auch nach vollenderter Reparatur die Röhrenerwärmung bestätigen bzw. dementieren.

Axel Harten.

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Röhrenerwärmung und Empfangsleistung normal 
03.May.07 16:13

Bernhard Nagel (D)
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Bernhard Nagel


Zum Thema Erwärmung der UCL11: Die geschilderte hohe Temperatur ist als normal zu bezeichnen. In der Röhre werden immerhin 6W Heizleistung (60V bei 100mA Heizstrom) und ca. 8W Anoden- und Gitter 2 Verlustleistung 'verbraten'. Diese 14W als reine thermische Verluste heizen auch eine grössere Röhre kräftig auf. Die von Ihnen gemessene Gesamtstromaufnahme liegt ja im normalen Bereich, d.h. die Wärmeabgabe der Endröhre muß dann ebenfalls im üblichen Bereich sein.

Das Phänomen der ansteigenden Helligkeit vom Skalenlämpchen liegt in einem NTC (Negative Temperature  Coeffizient) -Widerstand begründet, der wohl Teil des Heizkreises ist. Auch wenn im originalen Schaltplan ab Modell dieser auch als Heissleiter bezeichnete Widerstand nicht eingezeichnet ist, entnehme ich der Schilderung des Einschaltverhaltens das ein NTC vorhanden sein muß. Beim Einschalten ist dieser zunächst hochohmig, durch den Stromfluß erwärmt sich der NTC und wird dadurch niederohmiger. Sinn des NTC ist der Schutz des Skalenlämpchens und auch der Röhrenheizfäden vor dem Durchbrennen. Im Kalt-Zustand der Röhren fliesst im Einschaltmoment ein deutlich höherer Strom durch den Heizkreis, wäre der NTC nicht vorhanden.

Der beschriebene Empfang ist für diese Geräteklasse (der Filius ist ein Superhet mit nachgeschalteten Audion, das auf die ZF abgestimmt ist) als gut zu bezeichnen. Immerhin gibt es keine ZF-Verstärkung! Die HF-seitige Lautstärkeregelung im Kathodenanschluß der UCH11 ist erforderlich, um das Audion nicht mit einer zu hohen ZF-Spannung zu 'überfahren'. Beim Filius gibt es daher auch keine Schwundregelung (AGC) wie sonst beim Superhet üblich. Besonders der Abendempfang mit den hohen Reichweiten der MW-Sender wird wohl öfters ein Nachstellen der Lautstärke erfordern.

Noch eine Anmerkung zur 'Löttechnik' des Filius. Telefunken hatte in diesem Jahrgang einige Modelle mit hartverlöteter Verbindungstechnik (geschweisste Starrverdrahtung) auf den Markt gebracht. Ich selber habe seit kurzer Zeit das Modell Csardas 9H65GWK in die Sammlung aufgenommen. Auch dieser hat ein Pertinaxchassis und hartgelötete Verbindungen. Hier ist die Originalität der Schaltung schnell ersichtlich. Fast möchte man meinen, die Telefunken-Leute waren hier auf Umweltschutz bedacht und damit ihrer Zeit voraus, als sie auf das bleihaltige Lot verzichteten. Heute würde so eine Konstruktion als RoHS - Konform eingestuft...;-)

Viel Freude mit dem reparierten Filius wünscht,

Bernhard Nagel

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03.May.07 19:34

Axel Harten (D)
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Anzahl Danke: 5

Guten Tag Herr Nagel!

Vielen Dank für Ihre klärenden Ausführungen zur Röhrenerwärmung in diesem Empfänger. Es ist in der Tat erstaunlich das 14 Watt von den angegebenen 35 'verbraten' werden.

Ich bin doch angenehm beruhigt und kann die dunkel verfärbte Stelle im Gehäuse oberhalb der UCL 11 nachvollziehen.

Axel Harten

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