telefunken: MV15 (MV-15); Mischverstärker, Reparaturbericht

ID: 182019
telefunken: MV15 (MV-15); Mischverstärker, Reparaturbericht 
22.Jan.09 14:23
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Michael Brandt (D)
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Michael Brandt

Als ich das Gerät erhalten habe, war zumindest die Grundfunktion intakt, beim Aufdrehen des Bassreglers zeigte sich jedoch ein starkes Krachen.

Ich tippte zunächst auf eine defekte Vorstufenröhre ECC808, zumal diese leichte Mikrofonie zeigte.

Alternativ wären defekte Kohleschichtwiderstände möglich gewesen.

Tatsächlich hatten einige Widerstände ihre Werte um 50 % und mehr geändert, dies war jedoch nicht der Grund für den Fehler.

Während der Fehlersuche fiel auf, daß die Anodenspannung der ECC808 relativ niedrig war (Versorgung 200 V, Anodenpotential nur 70 V) und beide Werte sich mit der Erwärmung noch reduzierten.

Zu erwarten wären etwa 250-300 V ab Siebelko 4µF im Bereich unter dem Netzschalter, auf der Vorstufenplatine gewesen. Spannungsmessung mit dem Multimeter zeigte zwar keine Spannungssprünge. Aber das Oszilloskop zeigte Transienten am Kondensator 4µF 450 V in der Höhe bis 5 V. Diese waren für das Krachen verantwortlich.

Der Kondensator hatte einen stark erhöhten, zeitabhängigen Leckstrom (Feinschluß) und erwärmte sich daher auch stark.
Nach Tausch des Elkos war das Krachen verschwunden, die Anodenversorgung der ECC808 lag sauber gesiebt bei ca. 310 V ohne und 280 V mit Aussteuerung und das Gerät arbeitet jetzt einwandfrei.

Der Defekt zeigt, daß die Elkos nicht nur auf Kurzschluß oder Kapazitätsverlust geprüft werden müssen, sondern auch auf Feinschlüsse (nach dem Ausschalten und Entladen der Elkos im Gerät einfach die Temperatur der Elkos nach 20 min Betrieb prüfen => 2 mA Leckstrom bei 300 V sind 0,6 W und da merkt man sehr schnell ob sich ein Elko selbst erwärmt. Ein einwandfreier Elko erwärmt sich kaum, maximal darf der erste Ladeelko im Netzteil durch Stromwelligkeit ca. 45 °C warm werden)

Das Gerät rauscht nach der Reperatur immer noch relativ stark, was wohl durch gealterte Kohlewiderstände erklärbar sein dürfte, diese werde ich noch tauschen.
Vielleicht war das Rauschen aber auch normaler Stand ~ 1965 für einen Ela-Verstärker, da sind wir heute durch HIFI und High End verwöhnt.
Einweiterer Grund dürfte die hohe Gesamtverstärkung sein - an den Mischeingängen wird zunächst stark verstärkt, dann über Potis (Lautstärke und Klang) wieder runtergedämpft und schließlich in der Endstufe wieder verstärkt.

Separierung der Verstärkerstufen zeigt, daß alle Stufen etwa gleich am Rauschen beteiligt sind, dürfte also entweder normal oder durch Alterung aller Widerstände begründet sein.

Die Leistung ist recht beeindruckend, min 15 W, eher 20 W bis hinab zu 20 Hz und bis 20 kHz - es scheinen ein sehr guter Ausgangstrafo verbaut zu sein (genau so groß wie der Netztrafo, M85 !!!)

Die Anodenspannung 380 V (Leerlauf) bis 320 V (bei 15 - 20 W) ist relativ hoch und dürfte die EL84 fast vollständig ausreizen. 
Auf jeden Fall sieht man zwischen Kathode und Anode bei beiden Endröhren ein identisches leichtes bläuliches Glimmen - die Röhren arbeiten ansonsten einwandfrei und dürften daher nicht durch Verschleiß diese Glimmerscheinung zeigen.

Weß jemand ob dieses Glimmen bei mit 350 V betriebenen EL84 normal ist ???

 

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