telefunken: Rhythmus 52W, Frage zur Schaltung

ID: 20246
telefunken: Rhythmus 52W, Frage zur Schaltung 
24.Jan.04 10:00
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Michael Münch (D)
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Michael Münch

Hallo,

gerade brüte ich über der Schaltung http://www.radiomuseum.org/pages/images/klein/rhythmus52w%2Epdf
und habe eine Verständnisfrage. In der Schaltung wirkt - falls ich das richtig verstanden habe - die EF 41 in einer Doppelfunktion: bei Stellung UKW wirkt sie als ZF-Verstärker für 10,7 MHz, und nachdem in der nachfolgenden Stufe mit der EAF 42 die Demodulation stattgefunden hat, wird die EF 41 auch noch als NF-Verstärkerstufe benutzt, also wird ihr Gitter gleichzeitig mit ZF und NF beaufschlagt. Bei MW, KW und LW wirkt die EF 41 wohl lediglich als NF-Verstärker...

Kann das sein?

Gruss - Michael Münch

 

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Die UKW -ZF und die Niederfrequenz in einer Roehre? 
24.Jan.04 15:15

Hans M. Knoll (D)
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Hans M. Knoll

Hallo Herr Muench.

Die UKW -ZF von 10,7 Mhz und die Tonfrequenz in einer Roehre?

Wird die Niederfrequenz in der ZF -Stufe als Zweitsignal verstaerkt?

Schon in den dreisiger Jahren hat man in der ZF -Roehre die Niederfrequenz zusaetzlich zum ZF -Signal verstaerkt.  Anfangs war das eine Notwendigkeit, weil die Roehren extrem teuer waren. Wie das bei den Menschen so ist, wurde daraus bald eine Manie! Obwohl es eigentlich ein Kompromiss oder Notbehelf war, wurde daraus bald ein Modewort. "REFLEX" ueberall!

Bei der Einfuehrung von UKW 1949, ging es auch wieder darum, moeglichst ohne zusaetzlichen Aufwand der AM die FM anzufuegen. Die HF- Stufe oder die bei FM notwendige zuaetzliche ZF - Stufe, boten sich da an. Kaum eine Firma hat das ausgelassen. Mehr oder weniger trickreich wird der Hochfrequenz die Nf beigegeben, mit verstaerkt und wieder von der HF befreit und weiter bearbeitet. Bei der anfaenglichen Qualitaet der UKW Wiedergabe war das keine all' zu grosse Einbusse.

Literaturhinweis: Stichwort Reflextufe, Reflexschaltung.

Gruesse von Hans M. Knoll

 

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Gegenkopplung 
24.Jan.04 16:12

Hans Kamann (D)
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Hans Kamann

Hallo Herr Münch,

auch bin sehr an einer Expertenaufklärung interessiert. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass die EF41 in dieser Schaltung in Gegenkopplung betrieben wird. ( siehe weitere Erklärungen in Radios von Gestern, Seite 360 und folgende) . Die NF Spannung aus dem Sekundärkreis des Lautsprecherübertragers wird über das Lautstärkepoti dem Gitter 1 ( Pin 5) der EF41 zugeführt. Damit soll wohl eine angenehmere Klancharakteristik, je nach Lautstärke erreicht werden. In Stellung UKW erinnert mich das ganze doch sehr an eine Reflexschaltung. Bin mal gespannt auf die Fachbeiträge.

Nachtrag: Da hat mich der Herr Knoll doch "überholt" :-)

Gruss

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Anschlussfrage 
24.Jan.04 17:29

Michael Münch (D)
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Michael Münch

Hallo Herr Knoll und Herr Kamann,

vielen Dank für Ihre Beiträge. Mich hat erst mal beruhigt, dass ich den Schaltplan richtig gelesen habe (danke Herr Knoll!). Das Stichwort "Reflex" hat mich dann an eine Stelle in Heinz Richters "Transistorbastelbuch" erinnert, da kommt ein Reflexsuper drin vor und Richter beschreibt das, was hier vorliegt, vergleichbar an der Transistorschaltung. Ihren Beitrag, Herr Kamann, muss ich noch ein wenig im Kopf hin- und herwenden.

Das erwähnte Gerät empfängt geradezu "spritzig" auf Mittel-und Kurzwelle und auf Langewelle zeigt mir das Gebrumm der umliegenden Computer und Leuchtstofflampen, dass da auch alles in Ordnung ist. Also funktioniert meine EF41 wohl als NF-Verstärker so, wie sie soll. Dafür sprechen auch die gemessenen Spannungen an der Röhre, die alle im richtigen Bereich liegen. Auf UKW kommt aber alles vergleichsweise leise, ich muss bis zum Anschlag aufdrehen, um etwas zu hören. Das kann dann ja eigentlich nur noch an dem 10,7 MHz-Zug liegen, dessen Herz ja auch die EF41 bildet. Ich habe mich daher mal der Bandfilter angenommen und festgestellt, dass es beim Abgleich (auf modulierten Mess-Sender bei 10,7 MHz) gar kein klar umgrenztes Maximum gibt, und die Lautstärke eigentlich am grössten ist, wenn ich die Spulenkerne ganz rausdrehe. Das hiesse ja, dass die Kreiskondensatoren in den Bandfiltern mit der Zeit mächtig an Kapazität zugelegt haben müssen. Fast herausgedrehte Filterkerne würden dann ja auch eine recht lose Filterkopplung und damit Übertragungsverluste (Verlust an Lautstärke und Bandbreite) bedeuten. Genau so hört sich mein UKW-Empfang auch an...

Bevor ich jetzt die Gehäuse der Bandfilter auffrickle, die Frage, ob das ein bekannter Effekt bzw. Defekt ist? Wenn ja, baue ich die Filter auf und messe die C´s mal durch.

Gruss - M. Münch 

 

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24.Jan.04 18:10

Martin Steyer (D)
Redakteur
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Martin Steyer

  Die Entwickler haben beim Rhythmus 52 kräftig gespart, einziger "Luxus" ist die EM11....

1. Kein echter Netztrafo, dieser wirkt nur bei 110/125V als Autotrafo, bei 220V wird das Netz direkt gleichgerichtet. Gemein, wenn man kein Schaltbild hat... Da liegt u.U. die 220V-Phase voll am Chassis, Lebensgefahr!

2.Gegenüber dem klassischen MW/LW/KW-6-Kreis-Super keine Röhre zusätzlich für UKW eingeplant.

3. Folgen des ECH42-Mischers: Keine UKW-Vorverstärkung, hohes Mischrauschen durch das Hexoden-System, wenig Empfindlichkeit.

4. Kein echter FM-Demodulator, keine richtige Begrenzung des ZF-Signals, damit anfällig für amplitudenmodulierte Störungen und durch den Flankendemodulator schlechte UKW-NF-Qualität.

5. Die EF41 läuft im A-Betrieb wegen der NF-Reflexschaltung, dadurch verschenkte Verstärkung bei FM. Sinnvollerweise hat man dazu die erste ZF-Stufe genutzt und nicht die EAF42 mit schon höherem ZF-Pegel. Dies ist auf den ersten Blick verwirrend, denn sonst wird die letzte (oder einzige...) ZF-Stufe mit Reflexröhre für NF doppelt genutzt. Da die Pentode sehr hoch verstärkt, hat man ihr für NF gleich eine Wechselspannungs-Gegenkopplung von der Sekundärseite des Ausgangstrafos spendiert.

Auch 1952 gab es wohl Kaufleute mit dickem Rotstift in der Chefetage.

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24.Jan.04 18:32

Michael Münch (D)
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Michael Münch

Hallo Herr Steyer,

danke für den Hinweis mit der Lebensgefahr wegen des irreführenden Trafos. Da ich ein Schaltbild habe, hab ich das wohl gesehen. Aber selbst Geräte mit vollständiger galvanischer Trennung vom Netz haben irgendwo die Netzspannung freiliegen, und sei es auch nur am Sicherungshalter, daher betreibe ich geöffnete Geräte auf der Werkbank grundsätzlich über einen Regel-Trenntrafo.

Zu Ihrem Punkt 3: Stimmt, das Rauschen ist recht hoch und die Empfindlichkeit ist ein wenig enttäuschend --> "weak performance..."

Ja, die NF-Qualität ist auch nicht gerade "Lobe den Herrn". Ich denke aber, ein bisschen mehr muss noch rauszuholen sein. Ich werde mich bemühen, die 10,7 MHz Filter bei einer Spulenkernposition in Resonanz zu bringen, die stärkere Kopplung gewährleistet, dann habe ich wohl das Mögliche getan (höherer Pegel, grössere Bandbreite).

Übrigens: was Sie als einzigen Luxus bezeichnen - die EM 11 - werde ich wohl ersetzen müssen. Das Leben ist hart...

Last but not least geben Sie ja Herrn Kamann recht, was die Gegenkopplung angeht. Langsam rundet sich dieser thread!

Ihnen allen herzlichen Dank!

Michael Münch

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