lange: Umbau eines Lange 2K3W

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ID: 414491
Dieser Artikel betrifft das Modell: Gral 2K3W (Lange GmbH, Johannes; Plauen i. Vogtland)

lange: Umbau eines Lange 2K3W 
28.Feb.17 10:28
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Der Lange 2K3W ist eines der letzten Geräte, die von der Firma Lange gefertigt wurde, ehe diese geschlossen wurde. Es handelt sich um einen Zweikreiser mit 3 Wellenbereichen (2Kreise 3Wellen Wechselstrom). Interessant an dem Gerät ist die geteilte Skala, deren beiden Teile einer links und einer rechts vom Lautsprecher vertikal angeordenet sind. Während hierbei der eine Skalenzeiger sich nach oben bewegt, geht der andere dabei in die Gegenrichtung.

Und so sieht ein gut erhaltenes Exemplar davon aus.

In Gegensatz zu diesem vorzüglich erhalteten Gerät wurde das hier vorgestellte Exemplar (ursprünglich für Wechselstrom)  in früherer Zeit auf Gleichstrom umgebaut. Bei dieser Gelegenheit wurde u.a. der Netztrafo entfernt und die Stift-Röhren der 12er Serie (4V Heizung) durch solche der 18er Serie (20V / 180mA) ersetzt. Es hat also eine "wechselvolle" Geschichte hinter sich.

Das Gerät hatte noch weitere Mängel.

  • Der Drehko hatte ein Zink-Druckguß Gehäuse mit "Zinkpest" und war unrettbar verquollen.
  • Das Gehäuse war in einem jämmerlichen Zustand. Rechts vorne war es bereits deutlich verfault.
  • Das Skalenglas für LW / MW hat zwei Sprünge, ist also zerbrochen.

Was macht man mit einem solchen (mehr oder weniger) Schrotthaufen so gegen Ende der '80er Jahre? Das war ja noch die Zeit, als man sich den ersten (unheimlich langsamen) PC anschaffte, aber von einem Internet noch nichts bekannt war. 

Mit etwas Glück ließ sich ein Schaltbild aus Lange / Nowisch beschaffen. Leider für den vorgefundenen Umbau nicht so recht passend.

Aber es war damals die Zeit, als man noch relativ unbekümmert (von Restaurationsgedanken) daran ging, so ein Gerät wieder spielbar zu machen. Der gefaßte Plan war daher:

  • Rückbau auf Wechselstrom-Betrieb
  • Ersatz des Doppeldrehkos durch einen elektrisch passenden
  • Weiterverwendung der 18er Stiftröhren
  • Nur wenig Aufwand für das Gehäuse

Das war also die Alternative zum Verschrotten des Gerätes. (Damals durchaus nicht unüblich.)

Der modifizierte Schaltplan sieht demnach so aus.

Die größten Änderungen (gegenüber dem 2K3W) sind die Röhren (RENS1894, RENS1884, RENS1823d) und ein anderer Netztrafo (Engel N4) mit neuer Heizwicklung für 20V, sowie ein Selengleichrichter B250C100. Die Selenbrücke wurde notwendig, weil der Engel N4 nur eine einfache Anodenspannungs-Wicklung hat - im Unterschied zum originalen Netztrafo.

Hier zum Vergleich die ART Schaltung des 2K3W. Bei näherer Analyse der beiden Schaltbilder ist zu erkennen, daß das Gerät auf KW nicht als Zeikreiser geschaltet ist, sondern die erste Stufe hier aperiodisch arbeitet. Der Grund hierfür ist, daß es für KW äußerst schwierig ist, einen Aufbau mit zwei abgestimmten Stufen zu realisieren, der nicht zum Schwingen neigt. (So etwas gibt es nur in der professionellen Technik, nicht jedoch in der "Konsumer-Technik".)

 

Während der Umbau der Schaltung ohne Probleme war, war der erste Ersatz des Drehkos nicht erfolgreich. Dies lag wohl an der mechanisch "suboptimalen" Lösung. Das Resultat davon war (infolge von Verkopplungen) eine stark zweihöckrige Durchlaßkurve des Empfängers.

Erst der Einbau des Drehkos mit Hilfe von extra dafür hergestellten Alu-Winkelstücken brachte den gewünschten Erfolg. (1992)

Das ist die rückwärtige Ansicht mit den Röhren RENS1894, RENS1884, RENS1823d und dem Selengleichrichter, der auf einem 4 poligen Europasockel steckt. Man erkennt den ersetzten Drehko und rechts den Engel N4 Netztrafo mit oben angebrachten Sicherungshaltern für primär und sekundär. Die 1894 & 1884 sind NOS.

Ein Detail zur Befestigung des Drehkos zeigt das nächste Bild.

Ein Blick von oben zeigt auch die Befestigung des Drehkos vorne. (Durch die rot/gelbe Leitung etwas verdeckt.)

Im nächsten Bild sieht man die Unterseite des Empfängers mit Stand von 1992.

Auffallend sind die geschirmten Leitungen für die Anschlüsse zwischen dem Drehko und den Spulentöpfen (mit Geflecht), sowie die Umschaltvorrichtung für die Wahl der Empfangsbereiche.

Das Gehäuse sah tatsächlich fast noch schäbiger aus als hier auf dem Bild. Der Holzwurm war auch schon aktiv gewesen. (rechts)

Insbesondere die hier nicht zu sehende untere Ecke vorne rechts erschien fast unrettbar verloren.

Kein Wunder, daß das Gerät ein Schattendasein führte. Doch dann kam völlig unerwartet ein Angebot vom Sammlerkollegen Andreas Peukert, der einige Erfahrung mit der Restauration von Gehäusen gesammelt hat.

Zuerst wurde das Gehäuse abgeschliffen und von alten Farbresten befreit.

Dann wurde es neu furniert, wobei das Furnier mit Knochenleim angeklebt wurde. Anschließend erfolgte eine (mehrfache) Politur mit Schellack. Hier ein Zwischenstadium.

Das Endergebnis kann sich sehen lassen!

Die Oberfläche ist sehr schön glatt geworden und das alte Radio erstrahlt in "neuer Pracht".

An Andreas Peukert daher noch einmal ganz herzlichen Dank für die viele Mühe, die schlußendlich zu einem schön anzuschauenden Gerät geführt hat.

Zum Schluß trotzdem noch einen Blick auf die (leider schäbige) Rückwand, der man die früheren "Mißhandlungen" des Gerätes schon noch ansieht.

Das Interessante dabei ist der Aufkleber der Fa. Plessner, bei der das Gerät damals gekauft wurde.

MfG DR

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