Valtenberg bei Neukirch /Lausitz

ID: 544771
Valtenberg bei Neukirch /Lausitz 
02.Oct.20 20:21
356

Wolfgang Lill (D)
Redakteur
Beiträge: 1174
Anzahl Danke: 8
Wolfgang Lill

Dieser Berg in der Lausitz birgt viele Geheimnisse. Es gibt einige Dinge, die ich vermute, aber auch hier noch nicht aufklären kann, weil einfach Beweise fehlen und die Zeitzeugen bereits verstorben sind.

Der Valtenberg selbst ist mit 586,6 m Höhe die höchste Erhebung des Lausitzer Berglandes. Am 1.Juli 1857 wurde der 22 m hohe steinerne Aussichtsturm "König Johann von Sachsen " eingeweiht. Eine Königlich - Sächsische Triangulationssäule 1. Ordnung, wurde 1864 auf dem Aussichtsturm errichtet. ( Foto1 ; Bild vom September 2020)

Der eigentliche Standort ist um etwa 2 m verschoben, der Albtraum eines jeden Kartografikers.

Der Ortschronist von Neukirch / Lausitz, Herr Roland Trojovsky schreibt mir zu diesem Bild :

Auf dem Aussichtsturm wurde 1939 eine Beobachtungsstelle der Wehrmacht zur Flugüberwachung eingerichtet. Ein im ersten Weltkrieg verwundeter Bürger von Neukirch (er war wehruntauglich)versah dort von 1939 bis 1945 seinen Dienst. 1944 wurden dort Diensthabende durch Volkssturmleute ersetzt.

Von einer Horch- ( Funküberwachung, wie auf dem Steinberg bei Pulsnitz) oder Funküberwachung durch die Wehrmacht  bzw Organisation Gehlen in der Zeit des 2. Weltkrieges ist nirgendwo eine Information zu finden. Es könnte natürlich sein, daß man mit mobilen Anlagen vom Valtenberg aus bestimmte Horch- und Überwachungsaufgaben erledigt hat, zumal bis zum Gipfel eine sichere Zufahrt möglich war.

Ein alter Herr erzählte, daß etwa 1946/47 eine sowjetische Truppe ein Gebäude errichtete und tatsächlich wurde nach 1947 der Standort genutzt für den RichtfunkZwischen den sowjetischen Dienststellen in Dresden-Hellerau und Berlin wird eine Richtfunk-Erprobungsstrecke mit den Zwischenstellen Steinberg, Valtenberg, Collm, Stülpe und Müggelturm aufgebaut. Zum Einsatz kommen die RVG-902, eine Weiterentwicklung der RVG-901 ( ehem. Lorenz) aus dem Radeberger SAG- Betrieb.

Der Ortschronist schreibt weiter;

Die Volkspolizei war von 1953 bis 1960 dort im Einsatz. Am 1.Juni 1960  wurde nach Einstellung des Richtfunksendebetriebes das Gelände für Wanderer wieder freigegeben.

                                  

Das einzigste Foto was im Bestand des Ortschronisten sich befindet. Wir sehen hier den Mast mit    6 facher Abspannung , ca 40 m hoch .

Die Demontage des Sendemastes erfolgte, alle Fundamente können wir heute noch sehen.

-1953 wurde ein einfaches Wohnhaus errichtet,welches auch als Unterkunft des Wachpersonals diente.                        

 Im Keller war ein Raum,wo Batterien aufgestellt waren. Foto; Oliver Thomas, vielen Dank 

-Das gesamte Plateau (Sendeanlage und Aussichtsturm) waren mit einem doppelten Zaun umgeben, in dem Wachhunde gehalten wurden. 

Das einzigste Foto wo man diesen Zaun sieht, Grund des Fotos war natürlích der Wintersport.

Ein Neukircher Bürger versah dort u.a. seinen Dienst. Danach war er als ABV in Neukirch tätig."

Hier war praktisch die erste Übertragungsstelle des Schmalbandrichtfunks Dresden  >>> Cottbus, eine A- Stelle, welche bis zum Dauerbetrieb des Picho in Funktion war. 

In den 70iger Jahren wurde das Fernsehnetz DDR 2. Programm weiter ausgebaut. Auf dem Aussichtsturm war ein TV- Umsetzer auf Kanal 34  installiert.

Gegenwärtig ist ein Behördenfunksender im Turm untergebracht.

Es gäbe noch viele interessante Dinge über den Valtenberg zu berichten, am besten, mal einen Ausflug planen . 

Gebaut wird auf der Stelle des ehemaligen Wachpersonalwohnhauses eine Berg-Kapelle, die einzigste in Sachsen. Diese wird von einem evangelischen und einem katholischen Pfarrer betreut werden, neben dem Gottesdienst steht der Schutzraum jederzeit jedermann offen.

Tja und wer abgekämpft den Bergesgipfel erreicht und auch noch den Turm bestiegen  hat, der kann in der Valtenbergbaude einkehren um dann gestärkt den Abstieg zu beginnen. 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 2
Valtenberg bei Neukirch /Lausitz 
08.Dec.20 08:15
356 from 2482

Wolfgang Lill (D)
Redakteur
Beiträge: 1174
Anzahl Danke: 4
Wolfgang Lill

 

Wir haben von der der Stadt Neukirch/Lausitz einige historische Fotos erhalten.  Das Foto stammt aus dem Jahre 1982/83 von Wolfgang Schmidt. Auf dem Turm dürfte die Antenne eines Fernsehfüllsenders UHF zu sehen sein.

Das Bild scheint aus den 60iger Jahren zu stammen, wo bereits der Radeberger Sendemast wieder demontiert ist, die Fundamentblöcke sind jedoch teilweise gut zu erkennen. 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 3
Valtenberg bei Neukirch /Lausitz 
16.Jul.22 16:49
1342 from 2482

Wolfgang Lill (D)
Redakteur
Beiträge: 1174
Anzahl Danke: 1
Wolfgang Lill

Die benachbarten Waldeigentümer Wilderich Graf von Schall-Riaucour und Konrad von Posern entschlossen sich dem ehemaligen Wachgebäude eine gänzlich andere Bestimmung zu geben. Nun ist daraus eine Bergkapelle entstanden, welche sowohl von der evangelischen als auch katholischen Kirche genutzt wird. Im Gebäude befindet sich ein Altar. Im Rahmen der 800-Jahr-Feier des Ortes Neukirch/Lausitz wurde sie am Sonntag, den 10.07.2022 vor hunderten von Christen eingeweiht. Hier kann nun auch geheiratet werden oder Schutz gesucht bei Witterungsunbilden .

Foto wurde mir freundlicherweise von Frau Wagner überlassen - danke - 

Am 10 Juli 2022 wurde eine Erinnerungstafel beim ehemaligen Wachpersonalwohnhaus, was inzwischen zu einer Bergkapelle umgebaut wurde, eingeweiht. 

"Polizeisender" so wurde diese Anlage , welche im späteren Richtfunknetz der SED die Bezeichnung "Z5" hatte, genannt, weil diese von der Volkspolizeit bewacht wurde. 

Hier nochmal ein Originalfoto von damals.
Aus den 40 m Gittermasthöhe wurden nun 50 m auf der Erinnerungstafel. An der Spitze des Sendemastes sind zwei Parabolantennen zu erkennen, die eine zeigt in Richtung Dresden, die andere nach Cottbus.

Im Keller ( Foto Kellerzugang aktuell vom 10.07.2022) wurde damals eine Netzersatzanlage eingebaut. Die Kellerräume sind nicht saniert. Einige alte Leitungsreste sind noch zu sehen. Die technischen Anlagen befanden sich im Erdgeschoß. 

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.