Verkabelung zu den Hochtönern Telefunken Modelljahr 1958/59

ID: 382883
Verkabelung zu den Hochtönern Telefunken Modelljahr 1958/59 
12.Aug.15 13:04
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Heinz LUCAS (D)
Redakteur
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Wertes Forum,

warum hat Telefunken Geld verschwendet und so lange Leitungen zum Anschluß der Hochtöner verwendet? Dazu wurden die Kabel noch so eigenartig gedreht?

Beim Aufarbeiten eines Telefunkenradios des Modelljahres 1958/58 habe ich ein Kabelwirrwarr vorgefunden, das auf Unkenntnis eines damaligen Technikers schließen läßt.

Für Laien(und Techniker) kaum erkennbar haben diese Kabel eine wichtige Funktion, richtig gewendelt dienen sie als UKW-Spulen. In der Gavotte 9 haben diese Spulen die Bauteilebezeichnung SP23+24 und 26+27.

Vermutlich wurden diese Spulen bei Ausbauen des Chassis für eine Reparatur auseinander gezogen und später willkürlich in das Gehäuse gelegt.

Um den elektrischen Zustand wieder herzustellen habe ich die Drahtwendel auf einen Schraubendreher mit 4mm-Klinge aufgefädelt und eng gewickelt. Anfang und Ende wurden danach mit Wäscheklammern fixiert, bevor ein Kleber längs- und beidseitig angegeben wurde. Nach der Abbindezeit waren die Spulen wieder im Orignalzustand.

Es grüßt

Heinz Lucas

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Zur Funktion der Verdrosselung der Lautsprecherleitungen 
12.Aug.15 17:45
77 from 3590

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Herr Lucas bat um eine Erklärung des Sachverhalts mit den Gehäusantennen. Da Hans Knoll bei Grundig an vorderster Front mit dieser Themenstellung befaßt war, habe ich mir erlaubt, bei ihm nachzufragen.

Der Mailverkehr:

Danke Dr. Rudolph,

für Ihren Hinweis, ich habe die Fotos verkleinert. Darf ich eine Frage stellen? Soweit ich mich erinnere dienen diese Spulen als Drosseln gegen UKW-Einstrahlungen.

Nun hat mich ein Mitglied folgend angeschrieben:

Hallo Herr Lucas,
leider keine "Antwortrechte", obwohl ich doch hier auch "schreibe" (Sie kennen wohl die Diskussion):
Bei Geräten von Nordmende (ca. 1962) ist der Hochtöner (von Isophon) direkt auf der internen UKW-Antenne montiert, die aus einer Alufolie besteht, die Chassis sind also Teil der Antenne. Die beiden Zuleitungen je Lautsprecher sind durch UKW-Drosseln von der Zuleitung HF-mäßig getrennt. Das erfüllt wohl die gleiche Funktion wie die gewendelte Zuleitung bei Ihrem Telefunken-Gerät. Beim Einbau eines Ersatz-Hochtöners hatte ich die Drosseln vergessen: Sofort schlechter UKW-Empfang bei Verwendung des internen Dipols.
Bei meiner Gavotte ist die Spule übrigens noch nicht auseinandergezogen. Deshalb auch guter Empfang mit internem Dipol
. Das ist so korrekt

Das würde bedeuten, dass die vergessenen Spulen im Falle von Nordmende als Dämpfung des UKW-Empfangs zu sehen sind? Das ist so korrekt Beim Telefunken sehe ich keine Verbindung zum UKW-Teil oder sehe ich das falsch? Können Sie evtl. zu meinem Beitrag eine Schaltungserklärung posten?

Viele Grüsse aus dem Welterbe Oberes Mittelrheintal

Heinz Lucas

Die Stellungnahme von Hans Knoll besteht aus kurzen Antworten, die im obigen Text in rot eingefügt sind und aus der folgenden Erklärung zur Schaltung:

Ca. 1953 hatten die GRUNDIG Mittelklasse Modelle wie 2041W ID: 87265 und 3041W ID: 1984, breite ALU-kaschierte Pappstreifen als UKW-Dipol im Gehäuse eingebaut.

1954 als Blaupunkt mit 3D auf den Markt kam, ist GRUNDIG auch damit eingestiegen.
Die 3D- Seitenlautsprecher hatten damals noch Plastikörbe und die schönen ALU-UKW-Antennen waren unwirksam. Man hat dann mit vielen Tricks Drahtantennen installiert, in die auch die Zierleisten einbezogen waren. Die Grossgeräte der 40 und 50er Serie hatten die noch lange eingebaut. Die besseren HF-Daten und grossen Ausmaße deren Gehäuse ließen das offenbar zu.
Bei der Mittelklasse 20er und 30er, gab es Ärger mit den jetzt schlechteren und schmalbandigen Drahtgebilden.
Soweit ich als Labortechniker noch weiß, wurden dann wieder die breiten ALU Antennen eingebaut, die aber durch die 3D Lautsprecherkörbe und der Verkabelung, kapazitiv soweit verstimmt und HF-mäßig kurzgeschlossen waren, dass sie noch schlechter waren als die Lautsprecher-fernen Drahtgebilde, die meist ganz hinten am Gehäuse lagen.
Impedanz- und Freifeld -Messungen belegten das dann auch. Die Antennengruppe, hat daraufhin an den Lautsprechern UKW-Drosseln vor die Anschlüsse gelegt und die Folien waren wieder Antennen.

Als Labortechniker habe ich darauhin die Lösung realisiert, dass eine Lötleiste vorne in der Schallwand saß, wo alle zum Radio gehenden Leitungen „verdrosselt“ waren. Weil keine Leitung in der Nähe oder verkoppelt war, mit der UKW- Antenne HF ableiten konnte, hat das funktioniert.
Die Antenne war weder kapazitiv belastet noch wirkten Verkabelungen als parasitäre Gebilde.
Siehe: 2035W-3D ID: 79549 und 3033W-3D ID: 20136 als Beispiele.
Diese Version wurde bis 1960 beibehalten.

Zunehmender Kostendruck lies dann eine neuartige Lösung entstehen.
Schaltdrähte als UKW-Drosseln im HF-Feld dielektrisch verbacken, daher eingenstabil.
Die Enden konnten (fast) beliebig, innerhalb logischer Grenzen, lang sein.
Diese Technik wurde bei Kleingeräten wie 2140 ID: 23762 und Monogeräten ohne 3D, wie
2120 ID: 23404 und bei 3D-Modellen wie 3265 ID: 23771 eingesetzt.
Ich meine, alles was danach kam, sind Kopien der GRUNDIG- Ideen.

Gegenweise erwünscht
Hans Knoll

Die Beispiele für die Radios sind so gewählt, daß die Drosselspulen auf einigen der Bilder zu erkennen sind. Vielen Dank an Hans Knoll!

MfG DR

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Lautsprecher-UKW-Drosseln beim 5590 
12.Aug.15 20:41
120 from 3590

Bernhard Nagel (D)
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Bernhard Nagel

Beim letzten Grundig Stereo-Spitzenmodell 5590 (1964) wurde die Montage der UKW-Drosseln für die Lautsprecher-Zuleitungen mit Lötleiste auf der Schallwand realisiert.

Grundig 5590, Innenansicht

Detailansicht UKW-Drosseln auf Lötleiste

Zum Chassisausbau werden die vom Chassis kommenden Drähte abgelötet.
Im Schaltplan sieht die Verdrosselung so aus (rechter Kanla entsprechend):

Detail Verdrosselung Lautsprecher-Zuführungen, linker Kanal

UKW-Drosseln rot markiert. Die beiden anderen Induktivitäten (9217-018 und 9217-031) gehören zur Frequenzweiche. Der Hochtonlautsprecher des Doppellautsprechers ist vor dem Tieftöner in dessen Korb befestigt (koaxial).

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