Kondensatoren in HAGENUK RX 1001x Modellen, wichtige Info !!

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Kondensatoren in HAGENUK RX 1001x Modellen, wichtige Info !! 
13.Oct.15 23:17
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Thomas Brunner (D)
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Thomas Brunner

Sehr wichtige Info zu Kondensatoren bei HAGENUK RX 1001x Modellen :
Kurzschluss und Stromschlaggefahr !

Wichtige Info zu Hagenuk RX 1001M, RX 1001 sowie RX 5001 Modellen.

Sicher wird dem einen oder anderen Radiofreund einmal einer der hervorragenden Empfänger 
aus diesen Baureihen angeboten werden, hier heißt es zugreifen, da der Hagenuk oft als gleichwertig zum Telefunken E1800 beschrieben wird. Zumal, der Hagenuk etwas günstiger als der E1800 ist.

Teil1;
AC Line Filter
Es gibt aber eine sehr wichtige Information dazu, die ich Ihnen aus meiner Werkstatt mitteile, was diesen Empfänger betrifft und immerhin hatte ich das Glück oder das Vergnügen dass von sechs Empfängern in meinem Hause plötzlich 4 davon einfach zu rauchen anfingen.
Dies bedeutet nicht nur Brandgefahr, sondern auch, falls der Fehler nicht bemerkt wird, ein hohes Stromschlagrisiko für den Benutzer.
Was ist passiert: Die 1001 Baureihe verwendet intern ein Schaltnetzteil das, soweit technisch möglich sauber entstört (Durchgangskondensatoren nach außen) und gekammert bzw. abgeschirmt ist.
Diese Rest HF Anteile der internen Schwingung sollen möglichst nicht nach außen gelangen, zB. Abgang der Versorgungsspannungen intern und, soweit dies machbar war über das interne AC 
Line Filter mit Hilfe von Verschaltungen von Kondensatoren. Natürlich sollen auch in die andere Richtung, also in das Gerät Störungen keine eingeprägt, bzw. so gut wie möglich bedämpft werden.
Dies wurde, ein kleiner Auszug aus dem Netzeingang macht dies sichtlich, folgend realisiert:
C1,C2 und C1a bilden das Konstrukt aus Line Filter, Netzeingang. Wobei C2 zwischen L(Phase) und   N(Neutralleiter) geschaltet ist. (Sie heißen auch Entstörkondensatoren).
C1 und C1a sind für die Ableitung der Störungen von L oder N nach Masse (PE) verantwortlich.
Dieser zweite Anschluss der Kondensatoren ist jedoch auch alles was metallisch am Empfänger berührt werden kann. Nun wurden in den 70er bis 80 Jahren sogenannte RIFA Kondensatoren eingebaut, als X2 und Y2 Typ.


http://www radiomuseum.org/forumdata/users/7943/FT2.jpg

Diese Typen sind zum einen selbstheilend und von Polystyrol umhüllt.
Sehr spezielle Typen wie ich herausfand, denn irgendein impulsfester 1000 Volt tauglicher Kondensatorersatz darf hier auf keinen Fall eingebaut werden !!
Nun zum Ereignis an sich: Frohgemut gelaunt ließ ich den gebraucht erworbenen Empfänger 
probelaufen, kein Problem, auch nicht über Nacht. Auch die anderen Kundengeräte liefen. Keine Probleme. Jedoch, nach Inbetriebnahme längerer Standzeit, gab es irgendwann schöne weiße Rauchzeichen, nacheinander war jeder Empfänger betroffen, nach außen, aus dem Netzteil hinten rechts heraus. Das Wunder war das drei von den Empfängern weiter munter vor sich hinspielten als wäre nichts gewesen. Jedoch, die Werkstatt war voll Rauch und die Atemluft vom Rest in unserer Wohnung war für einige Zeit nicht mehr brauchbar. Beim vierten flog wenigstens die Haussicherung.
Diese Kondensatoren, RIFA, heute auch von KEMET erhältlich, sind nicht ganz unbekannt.
Auch DUAL und andere Marken waren in der Vergangenheit von Ausfällen betroffen. Letztendlich bekommen die Kondensatoren in der Polystyrol Umhüllung Risse, Feuchtigkeit dringt ein, die Isolation ist nicht mehr gegeben und die Folien schlagen durch, was sich mit Rauchzeichen, aber auch Kurzschluss bemerkbar macht, zusätzlich wird durch die Energie auch kurzzeitig viel Wärme frei und die Isolierung verbrennt, was den strengen, vermutlich gesundheitsschädlichen Geruch verursacht.
Fatal beim vierten Empfänger: einer der Kondensatoren hatte Schluss nach Masse, heißt, je nach dem wie herum der Schukostecker eingesteckt war lag Phase oder Null am Gehäuse. Ich wiederhole:
LEBENSGEFAHR. Falls der Empfänger noch weiterspielt: HAUSSICHERUNG ABSCHALTEN UND AM GERÄT NETZSTECKER ZIEHEN UND ABSTECKEN.
Diese Netz-Kondensatoren prüfen.IMMER. AUCH AN GEBRAUCHTGERÄTEN.
Fast ALLE haben feine Risse außen und WERDEN AUSFALLEN!
Hinweis: für die Anschaltung L und N sind X2 Kondensatoren, für die Anschaltung L und N nach Masse (PE) sind Y2 Kondensatoren vorgeschrieben. Sind teurer als normal, aber diese sind sicher und wurden werkseitig einer hohen Prüfspannung unterzogen und sind auch VDE geprüft.
Und, meine Erfahrung, nur die RIFA passen volumenmässig wieder in das kleine Filtergehäuse.
Wie man die prüft und tauscht und vor allem wie man da rankommt  erfahren sie jetzt.

* Oberdeckel am Empfänger entfernen, ein Akkuschrauber macht Sinn bei den vielen Schrauben die jetzt noch folgen!
* nehme den rechten Haltegriff am Empfänger und den rechten Seitendeckel ab.
* das Netzteil kann jetzt angehoben werden und die Sechskant PlastikMutter am Stecker abgenommen werden
* Munter mit der Demontage der restlichen vielen Senkkopfschrauben am Netzteil weitermachen
* am Außen teil des Netzteiles ist der Line Filter als kleine Metallschachtel mit 6 Schrauben angebracht, lösen. er kann vorsichtig herausgezogen werden und sie müssen nicht alles abschrauben, wie Steuerplatine, Elkos,Trafo usw.
* danach nur noch vier weitere Senkkopfschrauben des Deckels lösen.
Folgendes Szenario:

 

 

Um die Platine überhaupt aus dem engen Gehäuse zu entfernen müssen Sie die vier Zuleitungen und auch den PE Anschluss entfernen/lösen. Wer sich jetzt frägt was die Leitung im Kupferrohr soll, nun, das ist der Minusanschluss des internen Pufferakkus, er ist normalerweise mit dem Netzstecker mit einer Brücke auf Masse gesetzt, wenn man den Netzstecker oder das Netzteil entfernt sind Senderspeicher und Uhrzeit gelöscht, keine Panik.
Im rechten Bild oben sehen sie einen der Y2 RIFA Kondensatoren der verbrannt war und  Gehäuseschluss verursachte. Fatal. Schlimm auch der Geruch im Gerät und in dieser Kammer, ich konnte es mit viel Reinigungsalkohol und Pinsel in den Griff bekommen. Auch sollen möglichst alle Gehäuseteile der Netzteiles abgewischt werden. Nun die 5 Pins an der kleinen Platine ablöten. Wenn Sie jetzt die zwei letzten Kreuzschlitzschrauben lösen können sie die Platine mit den Schrauben aus dem Gehäuse hebeln und die Kondensatoren auslöten und tauschen.
Bezugsquellen wären momentan (10-2015) Farnell und RS Komponents.
Ziehen Sie nicht in Betracht andere günstigere RIFA (leicht größere) einzubauen, sie werden nicht passen und die Schutzabstände von den Pins zum Gehäuse werden unterschritten. Mir ist das passiert und ich habe dann doch die kleineren teureren bestellt.
Sinngemäß ist der weitere Vorgang in umgekehrter Reihenfolge. Falls Sie das kleine Filterkästchen nicht ohne Hindernisse zurückschieben können, Glück gehabt. Falls nicht, sind die Kabel am Ausgang im Weg und müssen vorsichtig mitgeführt werden. Sie schaffen das, denn, wenn nicht müssen Sie mindestens die dicken Elkos und eine weitere Drossel oben entfernen um die Kabel am Ausgang richtig zu verlegen.
Wenn Sie das Netzteil soweit instandgesetzt haben empfiehlt sich eine ohmsche Messung am Netzeingang von L nach N und von PE jeweils nach L und N. Sie sollten Ergebnisse im hohen Megaohmbereich haben, drehen Sie aber beide Feinsicherungen am Netzteil heraus. Danach wird noch vom Schutzleiteranschluss auf Netzteilgehäuse gemessen, laut Vorschrift kleiner 0,3Ohm, besser aber um die 30-50mOhm, um zu sehen ob sie die Lötverbindung wieder korrekt hergestellt haben. Danach dürfen Sie das Netzteil getrost wieder verschließen und in den Empfänger zurückbauen.
Falls sie kein Testgerät nach VDE 0701/0702 haben prüfen Sie nochmals den PE Anschluss zum Gehäuse. Ansonsten sind jetzt Ableitstrom (Ersatzableitstrom) Isolationsprüfung und Schlutzleitermessung erforderlich.
Bei einem Gebrauchtgerät lassen sie sich den BGVA3 Sticker oder das heute gültige DGUV 3
Protokoll zeigen. (Sicherheitsprüfung an elektrischen Geräten)
Glückwunsch, geschafft. Wer jetzt noch Zeit findet, und ich wette die haben Sie, der arbeitet jetzt nach Teil2 weiter, das Problem mit dem Tantal.
Denn, das Netzteil ist sowieso schon offen und der Lötkolben noch heiß!
Hier noch ein paar Bildchen vom Netzteil mit den erneuerten Teilen und der ausgezogenen AC Box:



Fall Sie Zeit haben bauen Sie den Netztrafo aus und putzen ihn und legen neue Wärmeleitpaste auf!

EOF

Teil 2
Das Tantal Problem
Viele ärgern sich nach längerer Standzeit dass die Geräte mit eingebauten Tantalkondensatoren Zicken oder Macken bekommen. DER Tip ist ja, so alle 2-3 Wochen das Gerät mal laufen zulassen. Richtig. Aber die (viele) Tantalkondensatoren erleiden nach den Jahren Schäden, Kapazitätsverlust oder internen Kurzschluss.
Wie sich das bei den Hagenuk's äußert und worauf sie achten sollen beim Gebrauchtkauf, hier meine Erfahrungen:

* Gerät tackert hörbar (Fehler muss nicht im Netzteil sein, ich hatte mal einen Kurzschluss in der I/O Platine) also interner Kurzschluss, dazu müssten sie sukzessive ALLE Module, die an der Versorgung hängen, kurz ziehen und prüfen ob der Kurzschluss weg ist.
Viel Spaß wünsche ich bei -16- Modulen inklusive Frontplatine, macht 60 Minuten.
*Geräte mit Preselektor: Hier hört man es am besten: Das Gerät zirpt irgendwie und dies wird mit der Zeit leiser, es ist wie ein Rauschen oder Grillenzirpen.
*hoher Ripple auf der 5Volt und 12 Volt Versorgung, Jitter in der Schaltfrequenz.
*Meine Geräte werden netzteilseitig heiß mit der Zeit, ca. 45-50 Grad, das sei normal. Aber, es 
muss dann mindestens der eingebaute Temperaturfühler ansprechen und den Lüfter einschalten,
der dann die kalte Luft von unten, vorne am Gerät nach hinten größtenteils erst über die Module und dann über das Netzteil herausbläst.
*BITE Test ausführen als Testablauf, den Selbsttest des Empfängers. Muss in kalten und warmen 
Zustand bestanden werden.
*Wenn Ihnen der Blick innen erlaubt wird schauen sie von oben auf die Uhrenplatine, Mitte Rechts.
Der Speicherakku ist meist defekt und läuft schon mal aus...

Ursache Zirpen: fast alle Tantalkondensatoren im Netzteil erleiden Kapazitätsverlust und müssen getauscht werden. ich habe dazu ausnahmslos die Panasonic 'Low ESR' Typen verwendet, nicht die BilligCentTypen verwenden, kaufen sie lieber bei großen Elektronikhäusern die Low ESR, BITTE!
Hier die betroffene Steuerplatine mit 6 Tantal und 2 weiteren zu tauschenden Becherelkos:


Leider sind woanders auch noch zwei Kondensatoren verbaut, ein 10uf Tantal (der gelbe unter dem BD648) und ein 22uF/63V Philips in der Nähe der Endstufe: 

...und der blaue Philips oben:

 

Wenn Sie da durch sind, und ich hatte -sechs- Reparaturen durchgeführt, kann ich Ihnen nur gratulieren und ziehe den Hut, denn es braucht viel Geduld und Fingerspitzengefühl dies durchzuziehen. Ich gebe zu ich lasse mir zwar Zeit, aber, pro Gerät waren es VIER Stunden mit ca. 30 Euro Material. Bitte prüfen Sie den Ripple auf der Versorgung, sollte nicht grösser als 5% sein.
Ansonsten bleibt Ihnen die Kapazitätsprüfung und/oder Tausch der obigen drei großen Elkos nicht erspart. Weil es fast nur größere mit Schraubanschluss gibt, säge ich den Deckel der alten Kondensatoren ab und schraube die schöne schwarze Mutter wieder auf, damit das zumindest außen wieder original aussieht. Panasonic bietet 10000uF bei 50 V in kleiner Bauform an, fixieren nach guter Lötung kann man mit Kabelbinder machen oder mit einem wirklich hochwertigen zweiseitig klebbaren Tape. Ich stelle beizeiten ein Foto von so einem umgebauten Netzteil noch hier ein.
Wenn Das Gerät schon offen ist, dann tauschen Sie doch den Akku auf der Uhrenplatine noch, 4,8V, NiMH Typ,120mAh. Den gibt es im Internet auch als 3-pol Print und in genau der richtigen Höhe, ca. 8€ das Stück.
Schreiben Sie doch mal wie es Ihnen ergangen ist mit solch einer Instandsetzung, würde mich freuen!
Viel Erfolg !!!
Thomas Brunner

 



 

 

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