Bitte um Hilfe bei der Reparatur eines Fernseh-Oldies Iris 1

ID: 75135
Bitte um Hilfe bei der Reparatur eines Fernseh-Oldies Iris 1 
30.Oct.05 18:09
0

Michael Schmiedecke (D)
Beiträge: 14
Anzahl Danke: 11
Michael Schmiedecke

Hallo,

ich besitze einen Iris12, den ich gerne zum Laufen bringen möchte. Einen Screenshot findet man hier: http://www.78record.de/funkbild/fehler.jpg oder auch als Anlage. Als Signalquelle dient hier ein Videorecorder, der über einen UHF-Konverter an den Antenneneingang angeschlossen ist. Die Bandlaufanzeige sollte am unteren Bildrand sichtbar sein, wird jedoch in die Bildmitte geklappt. Das Selbe gilt natürlich auch für die unteren Bildanteile. Das Bild ist sozusagen doppelt. Ich vermute den Fehler in der Vertikalablenkung, bin aber kein Fernsehexperte. Als Meßgeräte stehen mir ein sehr gutes Digitalmultimeter und ein sehr altes Oszilloskop zur Verfügung und natürlich der Schaltplan. Ich habe alle zugänglichen Kondensatoren mit dem Kapazitätsmeßteil des Multimeters geprüft und einige erneuert, sowie die Widerstände geprüft. Die PCL82 und die PCF82 probeweise getauscht (allerdings gegen gebrauchte Röhren) - ohne Erfolg. Die Einstellregler und Bedienregler sind ebnfalls geprüft.

Im Voraus schon mal vielen Dank für die Hilfe. Anlagen:

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 2
 
30.Oct.05 21:33

Henning Oelkers (D)
Redakteur
Beiträge: 603
Anzahl Danke: 11
Henning Oelkers

Sehr geehrter Herr Schmiedecke,

gern will ich Ihnen behilflich sein. Vorab jedoch ein wichtiger Hinweis:

Das Gerät ist NICHT Netzgetrennt. Bitte achten Sie auf Ihre Sicherheit! Verwenden Sie einen Trenntrafo!

Um den Fehler einzukreisen, sollte zunächst folgendes geprüft werden:
- Läuft der sog. Bildkippgenerator mit 50Hz? Mit Oszilloskop prüfen, ggf. mit Regler Bildfrequenz einstellen.
- Wie hoch ist die Kathodenspannung der PCL82?
- Probeweise Bildhöhe kleiner einstellen, und berichten was passiert. (Bild wird kleiner, und die Verzerrung verschwindet / verschwindet teilweise? )
- Probeweise Regler Bildlinearität verstellen. Lässt sich eine Verbesserung erzielen?
- Probeweise Poti W82 verstellen. Verbesserung möglich?
- Probeweise C66 Elko 100 µF an Kathode PCL82 durch neuen ersetzen. Verbesserung?
- Probeweise C104, Elko 50µF ( Netzteil ) tauschen. Verbesserung?

Bitte beschreiben Sie ihre Beobachtungen möglichst präzise. Bitte ggf Bilder.

Bildschirmfotos am besten mit Testbild ( Kreise mit 5, 10, 15, 20 und 25 cm Durchmesser mit dickem Filzstift auf Papier, das Ganze mit Videokamera mehre Minuten aufnehmen ).

Viel Erfolg erstmal, ich werde weiter beobachten.

Gruß aus Berlin,

Henning Oelkers

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 3
 
03.Nov.05 21:44

Michael Schmiedecke (D)
Beiträge: 14
Anzahl Danke: 10
Michael Schmiedecke

Hallo Herr Oelkers,

ich konnte zwar noch nicht alle Schritte abarbeiten, da mein altersschwaches Oszilloskop keine stehenden Bilder mehr zustandebringt (stand 15 Jahre unbenutzt herum) und mir noch ein 50 µF Kondensator zum Prüfen des Netzteiles fehlt.





Hier jetzt das empfohlene Testbild.
Die Bildfrequenz konnte ich mit dem Oszi nicht prüfen, bekomme aber ein besseres Gerät am Wochenende.
Die Kathodenspannung der PCL82 beträgt 13 V - schwankt aber um ca. 0,2 V
Verändere ich die Bildhöhe, kommt die Synchronisation zeitweise aus dem Tritt und das Bild scheint zu rotieren: d.h. der Bandvorratsanzeiger wandert nach oben oder unten. Das Bild als Ganzes sieht aber immer gleich aus - als wenn es um einen Zylinder gelgt wäre.
Verstellen des Poti W82 bringt außer einem Zittern in der Bildhöhe, die übrigens maximal so hoch wie auf dem Foto ist, nichts.
Ersetzen des C66 brachte keine Änderung.
C104 konnte ich noch nicht ersetzen, konnte aber mit dem Oszi keine Welligkeit feststellen.
Mit dem Regler für Bildlinearität konnte keine wesentliche Veränderung erreicht werden.

Viele Grüße

M. Schmiedecke

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 4
 
04.Nov.05 11:59

Henning Oelkers (D)
Redakteur
Beiträge: 603
Anzahl Danke: 13
Henning Oelkers

Hallo, Herr Schmiedecke,

für das weitere systematische Vorgehen würde ich folgendes empfehlen:

1. Um festzustellen, ob der Fehler in der Vertikalablenkung ( Generator und Endstufe ) , oder davor ( Synchrontrennstufe ( ECC82 )) liegt, trennen Sie bitte C60 ( 32 pF, Anode ECC82 ) einseitig. Danach sollte sich die Bildfrequenz auf 50 Hz einstellen lassen. Das Bild wird jedoch wegen fehlender Synchronimpulse langsam durchlaufen. Wenn 50 Hz nicht erreichbar sind, versuchen Sie bitte, die minimale und maximale Frequenz zu ermitteln ( dazu beide Bildfrequenzregler verstellen ( W74 und W75 ).

2. Für die Bilddarstellung benötigt die Ablenkspule einen sägezahnförmigen STROM , unabhängig davon, wie die Spannung aussieht. Das kann man prüfen, indem ein Widerstand 0,5 Ohm in die Leitung zur Ablenkspule eingeschleift wird ( Bitte unbedingt kontaktsicher anschliessen! ). Die Spannung über dem Widerstand sollte dann dem dargestellten Oszillogramm entsprechen. Die Endstufe ist jedoch auf 50Hz ausgelegt, wenn die Generatorfrequenz abweicht, wirkt sich das hier stark aus.

3. Wenn bei 50 Hz der Strom nicht sägezahnförmig ist, sollte geprüft werden, ob sich durch verstellen der Bildhöhe ( verringern ) die Sägezahnform erreichen lässt.

Bitte berichten Sie über Ergebnisse. Versuchen Sie bitte, das Oszillogramm des Ablenkstromes zu fotografieren.  

Sobald weitere Ergebnisse vorliegen geht's weiter.

Gruß aus Berlin,

Henning Oelkers

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 5
1. Erfolg 
05.Nov.05 08:13

Michael Schmiedecke (D)
Beiträge: 14
Anzahl Danke: 13
Michael Schmiedecke

Hallo Herr Oelkers,

bin so vorgegangen, wie vorgeschlagen. Habe dann aber festgestellt, daß für C61 statt 0,1 µF 0,047µF montiert war. Parrallel habe ich noch C62 durch ein Neuteil ersetzt. C61 war aber die Ursache für die Störung. Ist ja wohl ein die Frequenz bestimmendes RC-Glied. Danach eine entscheidende Besserung. Es sind sicherlich noch Feineinstellungen nötig, auch habe ich den Schalter zum Einstellen der Bildbreite noch nicht gefunden, aber es sieht schon gut aus. Was kann gegen die hellen Streifen im oberen Teil des Bildes getan werden? 



Schon mal ganz großen Dank

M. Schmiedecke

Nachtrag: Wissen Sie oder weiß jemand Anderes, wo ich die Abdeckung für den Käfig des Zeilentrafos und eine Rückwand herbekommen kann?

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 6
 
05.Nov.05 13:19

Henning Oelkers (D)
Redakteur
Beiträge: 603
Anzahl Danke: 10
Henning Oelkers

Hallo, Herr Schmiedecke,

das sieht doch schon mal deutlich besser aus.

Das Problem mit den Streifen im oberen Bildteil lässt sich erst beurteilen, wenn die Bildgeometrie vollständig stimmt.

Dazu ist evtl ein etwas modifiziertes Testbild von Vorteil: Es sollten weitere Kreise vorhanden sein, die ganz bis zum Bildrand reichen. Damit soll dann die obere Randlinearität eingestellt werden ( ca. die obersten 2 - 3 cm des sichtbaren Bildes ) . Zur Einstellung ist ein großer Spiegel, in ca 2 Metern in gleicher Höhe vorm Gerät positioniert, und so ausgerichtet, das das Bild während der Einstellung beobachtet werden kann, von Vorteil.

Wenn die Einstellung stimmt, sollte ein normales Fernsehbild empfangen werden. Dann die Helligkeit so einstellen, dass schwarze Bildstellen gerade schwarz werden, dunkelgraue aber dunkelgrau bleiben. Kontrast nicht zu hoch einstellen. Dann prüfen, ob die Streifen noch störend vorhanden sind. Wunder an Helligkeit und Kontrast sollte man nicht erwarten.


Die Streifenbildung kann einmal an zu hoch eingestellter Helligkeit liegen, oder auch in altersbedingt schlechterer Steuerbarkeit der Bildröhre. Die Bildaustastung wird von der Zusatzwicklung des Bildkippausgangstrafos, über C67 zum Steuergitter ( Wehnelt ) der Bildröhre geleitet. Es sind 36Vss angegeben, was sicherlich eher knapp bemessen ist. Allerdings ist dieses Signal abhängig von korrekter Einstellung der Bildablenkung. Deshalb zuerst wie o.a. einstellen.

Außerdem wirkt sich der in der Bildaustastlücke übertragene Viedotext nachteilig aus, vor Einführung von Videotext war das Bildsignal dort "Dunkel" .



Viel Erfolg
 Henning Oelkers



Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 7
 
08.Nov.05 21:53

Michael Schmiedecke (D)
Beiträge: 14
Anzahl Danke: 12
Michael Schmiedecke

Hallo Herr Oelkers,

mit der Bildlinearität habe ich noch Probleme. Der oberste Teil des Bildes ist stark zusammengedrückt und scheinbar umgeklappt. Mit beiden Poti's läßt sich das nicht korrigieren. Mit dem hellen Bildrücklauf habe ich mich noch nicht weiter beschäftigt. Könnte ja vielleicht auch damit zusammenhängen. Ein neues Testbild habe ich noch nicht, aber am "normalen" Fernsehbild ist der Fehler gut feststellbar. Ich habe jetzt ein brauchbares Oszi und hier die Signale verglichen. (Spannungen mit dem Oszi messen kann ich leider noch nicht - mir fehlt hier einiges Wissen) Hier das Signal an der Kathode der PCL82. Sieht doch deutlich anders aus als im Schaltplan. Was hat das zu bedeuten? Den 50 µF Elko der Spannungsversorgung hatte ich mittlerweile ausgetauscht, hat aber nichts geändert. Wenn ich einenpassenden Widerstand aufgetrieben habe, werde ich Oszillogramme des Ablenkstroms herstellen.




 
Jetzt noch die Bilder der Ablenkströme. Links vertikale Ablenkung, der "Sägezahn" ist nicht linear, was die Bildverzerrungen erklärt, rechts horizontal ist in Ordnung.
Was ist noch zu tun?

Viele Grüße

M. Schmiedecke

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

 8
Messen mit Oszilloskop 
09.Nov.05 23:34

Henning Oelkers (D)
Redakteur
Beiträge: 603
Anzahl Danke: 10
Henning Oelkers

Hallo, Herr Schmiedecke,
erfreulicherweise gibt es mittlerweile eine Abgleichanweisung. Daraus ergeben  sich folgende Hinweise:
- Regler W86 soll die Bildlinearität gesamt einstellen. Bei der Einstellung sollte insbesondere der mittlere und untere Bildbereich beachtet werden.
- Regler W82 soll die obere Linearität einstellen.
- Achtung: Die Regler beeinflussen sich u. U. stark gegenseitig. Die Einstellung sollte bei verringerter Bildhöhe eingestellt werden. ( ca. 1/2 bis 3/4 der erforderlichen Bildhöhe, um übersteuerung und daraus resultierende Verformung zu vermeiden ) Sie können auch versuchen,
 den Ablenkstrom am Oszilloskop zu beobachten, und auf beste Geradlinigkeit der Flanke abgleichen. Dabei den AC-DC Schalter am Oszilloskop auf DC stellen!


Messen Sie bitte auch den Widerstand an der Kathode der PCL82. Dieser kann wie in der Anleitung angegeben, verstellt werden, falls durch Röhrenalterung erforderlich. Sie können auch versuchen, den mal um ca 20% kleiner oder größer  zu stellen, um zu sehen, ob das was bringt. Wenn nicht, bitte wieder zurückstellen!

Wichtig zu wissen wäre:
- lässt sich eine gute Sägezahnform (Ablenkstrom) bei geringer Bildhöhe einstellen, und wird diese erst bei größerer  Bildhöhe schlechter?
- wurden evtl Bauteile durch andere Werte ersetzt?

Jetzt ist Ihre Geduld etwas gefragt, denn Bildlinearität ist manchmal einfach, manchmal auch schwierig. Alles wirkt sich gegenseitig aus. Es ist auch immer noch möglich, dass die PCL82 schwach ist, und die andere, die Sie haben, auch.


Folgende kurze Hinweise zu Messung von Spannungen: Wechselspannungen werden als Vss gemessen ( Spitze-Spitze ). Dazu Kästchen abzählen, und mit der Einstellung Volts/Div verrechnen. 1 Kästchen = 1 Div, bei Schalterstellung 5 V/Div und 3 Kästchen = 15 Vss, wenn ein 10:1 Teilertastkopf verwendet wird, ergibt sich 150Vss. Evtl vorhandene variable Regler müssen dabei auf Anschlag stehen.

Ich werde weiter beobachten,

Gruß,

Henning Oelkers

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.