Aus der Steinzeit des Autoradios

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Aus der Steinzeit des Autoradios 
26.May.05 10:38
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Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
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Konrad Birkner † 12.08.2014

Mit Einführung des Rundfunks kam schon bald der Wunsch auf, auch im Automobil Radio zu hören.
Erste Pioniere setzten einen normalen Batterieempfänger ins Auto, dazu eine Rahmenantenne und einen Trichterlautsprecher. (Speisung aus Trockenbatterien)

Damit konnte man allerdings nicht während der Fahrt hören, aber während einer Fahrtpause oder beim Picknick.

Das änderte sich Ende der 20er Jahre. Spezielle Autoradios wurden vereinzelt angeboten, deren elektrodynamische Lautsprecher auch während der Fahrt hörbar waren. Die Energie bezogen sie für die Röhrenheizung meist schon aus der Autobatterie, dem Akku. Manchmal wurde aber auch eine eigene Heizbatterie mitgeführt. (Batteriespeisung allgemein oder Heizung aus Akku).
Für die Anodenspannung sorgte zunächst eine normale Anodenbatterie.
Die Antenne war unter dem Fahrzeugboden oder unter dem Trittbrett ausgespannt oder war ins Stoffverdeck eingenäht.

Aus den Anfängen des Polizeifunks  

In den späten 20er Jahren nahm die Kriminalität in US-amerikanischen Großstädten, vor allem in Chicago immer dreistere Formen an. Dabei geschah es häufig, dass am hellichten Tag Häuser und Wohnungen aufgebrochen und ausgeraubt wurden. Bis die durch Nachbarn oder Passanten alarmierte Polizei eintraf, waren die Gauner längst über alle Berge. Der Telefonanruf beim Revier musste ja dort erst den Einsatz auslösen, und auch die Anfahrt kostete Zeit.

Nun hatte man die Idee, sofort den Lokalsender zu benachrichtigen, der sein Programm unterbrach, um die Meldung durchzugeben. Die Polizeifahrzeuge hörten dieses Programm dauernd ab und konnten im Alarmfall sofort zum Tatort eilen. Der Überraschungseffekt war überwältigend, zumal die Einbrecher keine Abhörmöglichkeit besaßen: es gab ja keine kleinen, leichten, tragbaren Radios!
Dieser frühe Polizeifunk bildete eine der wirksamsten Waffen im Kampf gegen die Strassenkriminalität. (Später holte das Verbrechertum technisch auf, indem  auch die Tatfahrzeuge entsprechend ausgerüstet wurden.)

Bald darauf richtete die Polizei eine eigene Funkfrequenz ein, knapp über dem hochfrequenten Ende der Mittelwelle. Da schon zuvor jedermann die Polizeidurchsagen verfolgen konnte, bestand nun auch weiterhin ein öffentliches Interesse am Polizeifunk. Deshalb bekamen die meisten Radios die Möglichkeit, das "Police Band" zu empfangen, das inzwischen einen weiteren, noch etwas höheren Bereich dazubekam. (Da in Europa dieser Begriff nicht existiert, haben wir im RMorg "Tropenband" gewählt.)

Doch zurück zu den Radios und deren Stromversorgung:

Da wie eben erwähnt in amerikanischen Polizeiautos und -motorrädern schon Ende der 20er Jahre mit großem Erfolg Radios eingesetzt wurden, lag es nahe, die im Dauereinsatz immer sehr bald(und meist zur Unzeit) erschöpfte Anodenbatterie durch eine ausdauernde Quelle zu ersetzen. Für Polizeiradios wählte man zunächst rotierende Umformer (sog. Magmotor), eine relativ teure Lösung, die sich aber auf dem zivilen Markt nicht durchsetzte. Nur im militärischen und teilweise im kommerziellen Bereich konnte sich diese Technik halten. Ein Beispiel bietet 1934 das "Police Motorcycle Radio" von United American Bosch,welches in zwei Modellen (für zwei verschiedene Frequenzbereiche 1,5-1,8 oder 2,25-2,75MHz) verfügbar war.

Den Durchbruch brachten Zerhackerwandler, wobei sich zwei verschiedene Arten entwickelten.

Zum einen der "normale" Zerhacker, der mit der erzeugten Rechteckspannung einen Trafo speiste. Dort wurde auf eine entsprechend hohe Wechselspannung transformiert, die über eine Gleichrichterröhre die Anodenspannung lieferte.

Zum anderen gab es den selbstgleichrichtenden Synchronzerhacker, der die hohe Sekundärspannung des Trafos im Gleichtakt mit der Primärseite umpolte. Das ersparte die Gleichrichterröhre.

Auf jeden Fall wurde das Autoradio endlich aus nur einer einzigen, dauerhafte Quelle versorgt, dem Fahrzeugakku. (Speisung aus Akku).

Aber auch der Zerhacker war unzuverlässig, weil die Kontakte verschlissen. Die häufigste "Todesursache" war jedoch, wenn der Autofahrer beim Abstellen des Fahrzeugs vergessen hatte, das Radio auszuschalten, weil es leise gedreht war. Nun wurde die Autobatterie entladen (ca.5A schaffen das in wenigen Stunden) und die absinkende Spannung reichte schliesslich nicht mehr aus, um die Zerhackerkontakte zu öffnen. Somit floss Dauergleichstrom über die Kontakte, die sich erhitzten und zusammenschweissten: aus!

Letzlich löste erst die Halbleitertechnik das Problem der unzuverlässigen Anodenspannungsversorgung indem diese Spannung wegfallen konnte. Und das zur gleichen Zeit als die selbe Halbleitertechnik verschleissfreie Wandler ermöglichte.

Übrigens: Der Preis eines billigen Autoradios betrug im Jahre 1936  z.B. bei Sears 24.95$ (=105.- RM) und bei Crosley 39,50$ (=166.- RM) in USA gegenüber 295,-RM (Philips) und ca 450,-RM (Telefunken) in Deutschland! Immerhin liefen in den USA damals (1936) schon ca.über 4 Millionen Autoradios...

 

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Autoradio-Antenne 
26.May.05 19:04

Uwe Ronneberger (D)
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Uwe Ronneberger

"Bei Automobilen verwendet man zweckmäßig eine auf dem Verdeck gespannte mehrdrähtige Linearantenne, wie dies Figur 19 erkennen läßt. Hier wird die Erdung dann an den Fahrzeugrahmen angeschlossen."

Quelle : Praktischer Antennenbau für Radio-Amateure / 2.Auflage / 1927

 

Hier die erwähnten Schaltungen von Zerhackern :

 

zur Erläuterung :

- die erste Schaltung zeigt einen "einfachen" Zerhacker mit getrenntem Gleichrichter

- bei der zweiten handelt es sich um einen "selbstgleichrichtenden" Synchron-Zerhacker, der die
Gleichrichterröhre erspart

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Zerhacker 
01.Jun.05 07:30

Uwe Ronneberger (D)
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Uwe Ronneberger

Hier noch das Innenleben der Zerhacker. Fabrikneue Zerhackerpatronen aus sowjetischer Produktion gibt es übrigens noch bei Oppermann-Elektronik.



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Rahmen-Autoantenne 1926 
30.Mar.08 09:56

Uwe Ronneberger (D)
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Uwe Ronneberger

Autoantenne 1926

Quelle : Funk Heft 24 1926 , Im Kraftwagen mit Rundfunk durch Spanien

Ist es nun ein Koffer- oder ein Auto-Radio ? Die Bedienung ist jedenfalls auch während der Fahrt möglich.

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