Böse Falle, diese Ionenfalle

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Böse Falle, diese Ionenfalle 
24.Jun.06 16:03
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Franz Born † (D)
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Franz Born †

Häufig kommt bei der Wiederherstellung alter SW-Fernsehgeräte Frust auf. Man hat nach mühsamen Arbeiten das Gerät so weit aufgerichtet und erwartet neben dem Ton auch zumindest einen Schimmer auf dem Bildschirm. Mehrfach werden dann die Betriebsspannungen an der Bildröhre, einschließlich der Hochspannung, kontrolliert doch der Erfolg bleibt aus. Selbst das Kurzschließen der Kathode mit dem G1 ändert nichts. Schon manche Bildröhre ist in einer solchen Situation zu Unrecht als defekt verdächtigt worden!
Die Funktion der Ionenfalle bei den frühen SW-Bildröhren mit 70° und 90° Ablenkung ist nicht immer bekannt. Auch bei den vielen Unterlagen die bei ORG eingesehen werden können, kommt sie gar nicht oder sehr versteckt vor.
Bei den ersten Bildröhren wurde der Elektronenstrahl geradeaus von der Kathode bis zur Leichtschicht geführt. Diese Anordnung hat einen Nachteil der sich erst nach einiger Betriebszeit bemerkbar macht. So werden neben den von der Kathode ausgesandten Elektronen auch Ionen mit auf den Weg gebracht. Diese lassen sich wegen des höheren Gewichtes nur geringer ablenken. Sie landen deshalb nur in der Bildschirmmitte in einem Handteller großen Bereich. Wegen der großen auftreffenden Masse wurde in diesem Bereich die Leuchtschicht beschädigt! Es bildete sich bei diesen Röhren der sogenannte Ionenfleck.

Um dieses Übel zu vermeiden entwickelte man den geknickten Strahlengang. Hierbei wird der Elektronenstrahl mit Hilfe eines außen am Bildröhrenhals angebrachten Magneten über diesen Knick angehoben. Die Ionen überwinden dieses Hindernis nicht und können somit keinen Schaden anrichten.

Bei der Weiterentwicklung der Bildröhren wurde diese Maßnahme wieder überflüssig, da das Auftreffen von Ionen auf metallhinterlegten Leuchtschirmen keinen Schaden anrichten.



Das exakte Justieren der Ionenfalle ist für den ungeübten Handwerker jedoch nicht ohne Schwierigkeiten. Es genüht nämlich nicht den Magnetsatz einfach auf den Bildröhrenhals in der Nähe des "Strahlenknicks" anzubringen!

Auf den Ionenfallen ist ein Pfeil eingeprägt der beachtet werden muß. Wird der Magnetsatz oberhalb des Röhrenhalses angebracht muß dieser Pfeil nach vorne (zum Bildschirm) zeigen. Ist die Ionenfalle unten am Bildröhrenhals zeigt der Pfeil nach hinten.
Bei maximaler Einstellung des Helligkeitseinstellers wird bei gleichzeitiger Beobachtung des Bildschirms die Falle in Längsrichtung bewegt bis zumindest ein Schimmer zu erkennen ist. Danach wird bei geringer Helligkeitseinstellung gleichzeitig die Bewegung in Längsrichtung weitergeführt und dabei die Falle auch auf dem Hals hin und her gedreht! Es ist darauf zu achten, dass besonders die Ecken des Bildschirms
ausgeleuchtet sind und die maximale Helligkeit erreicht ist.
Nach erfolgter Einstellung ist auf der feste Sitz, eventuell mit Lack, sicherzustellen!



Das Bildschirmfoto zeigt die Auswirkung einer fehlerhaften Einstellung der Ionenfalle. Anlagen:

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