Eigenrauschen Transistorradio

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ID: 267542
? Eigenrauschen Transistorradio 
16.Oct.11 22:10
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Peter Gransitzki (D)
Beiträge: 5
Anzahl Danke: 17

hallo,

ich habe ein Transistorradio, Kofferradio von Philips ,Baujahr 1962 mit Germaniumtransistoren das beim Einschalten starkes Eigenrauschen hat,(nennt man das so?)

obwohl ich noch keine Taste UKW, MW , LW oder KW gedrückt habe. es rauscht einfach.

obwohl der Lautstärkeregler noch auf 0 steht, drehe ich dann den Lautstärkeregler auf, und es kommt Musik, übertönt die Musik das Rauschen.

wer weiss was dakaputt ist.

 

vielen Dank

Peter

 

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Transitor mutiert zur Rauschquelle 
16.Oct.11 22:52
15 from 8073

Hans-Jürgen Neuhaus (D)
Redakteur
Beiträge: 97
Anzahl Danke: 17
Hans-Jürgen Neuhaus

Hallo Gransitzki,

leider haben Sie das Modell nicht angegeben. Es wäre übrigens dann auch besser, Ihre Frage vom Modell aus zu posten, da dann Frage und Antwort beim Modell bleiben und dieser Beitrag später auch anderen Mitgleidern noch helfen könnte. So verschwindet dieser Beitrag nach einer gewissen Zeit.

Zur Sache:

Der Fehler liegt vermutlich im NF-Verstärker, da das Gerät auch bei Lautstärke 0 rauscht.

Sehr wahrscheinlich ist einer der Transistoren des NF-Verstärkers zur Rauschquelle mutiert, ohne seine sonstigen Verstärkereigenschaften zu verlieren. Vermutlich ist es der Transistor der NF-Vorstufe (falls vorhanden) oder der Treibertransistor. Nur in Ausnahmen ist einer der Endstufen-Transistoren mutiert.

Der Fehler ist mit Gleich-Spannungsmessungen nicht zu ermitteln. Ich kenne Ihre Messmittel nicht. Am einfachsten wäre der Fehler mit einem Signalverfolger oder Oszillografen zu ermitteln, indem man den "Rausch"-Transistor durch Abtasten der Rausch-Signale an den Transistorelektroden einkreist.

Als Notlösung kann man natürlich auch die NF-Transistoren Zug um Zug probeweise auszutauschen. Dann sollte man mit dem NF-Vorstufentransistor beginnen.

Gruß, Hans-Jürgen Neuhaus

 

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16.Oct.11 23:07
27 from 8073

Peter Gransitzki (D)
Beiträge: 5
Anzahl Danke: 17

Hallo Herr Hans-Jürgen Neuhaus ,

vielen Dank für die rasche Antwort.

da es ein allgemein Problem zu seijn scheint und nicht modellspezifisch, habe ich es weg gelassen.

ich habe 130 Transistorradios , wovon 2, 3 Stück (Grundig Philips Nordmende) das gleiche Rauschen aufweisen.

nur habe ich als Hobbybasler nicht genug Kenntniss für fehlersuche, daher die Fragen, denn so lernt man dazu.

insofern genügt mir Ihre Antwort, und kann damit was anfangen

vielen Dank nochmal und beste Grüße

Peter Gransitzki

 

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Rauschquelle finden 
17.Oct.11 16:10
146 from 8073

Pius Steiner (CH)
Redakteur
Beiträge: 384
Anzahl Danke: 11

Hallo Herr Gransitzki
ich stimme den Ausführungen von Herrn Neuhaus voll zu. In solchen Fällen benutze ich manchmal Kältespray, um den "Rauscher" zu finden. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass man versucht nur ein einzelnes Bauelement abzukühlen, um die Isolation der Rauschquelle zu erreichen. Manchmal hat man Glück und das Rauschen verringert sich ein wenig. So erspart man sich möglicherweise das schrittweise Ersetzen der Bauelemente.  

Gruss
Pius

PS: Widerstände rauschen auch. Wenn das Rauschen jedoch "stark" ist, muss ich auch annehmen, dass sich durch die gleichzeitige Wertveränderung der Arbeitspunkt einer Schaltung verändert hat. Deshalb sollte sichergestellt sein, dass sich die Gleichspannungen im gültigen Bereich bewegen.

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Rauschquelle lokalisieren 
17.Oct.11 16:36
160 from 8073
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Rüdiger Walz (D)
Ratsmitglied
Beiträge: 743
Anzahl Danke: 18
Rüdiger Walz

Vor allem Germanium-Transistoren der Frühzeit hatten ein hohes Eigenrauschen. Speziell selektierte rauscharme Exemplare für Nf-Stufen wurden nach der Typenbezeichnung mit einem kleinen "r" gekennzeichnet. Das sollte man bei der Beurteilung ob ein Gerät zu stark rauscht berücksichtigen.

Zusätzlich verändern sich Germaniumtransistoren im Laufe der Zeit und können verstärkt rauschen. Es gibt Berichte aus der ersten Hälfte der 50 Jahre, dass 90 % (!!) einer Produktionscharge der produzierten Transistoren unbrauchbar waren und von den verbleibenden 10 % nach Lagerung ein weiterer Teil unbrauchbar wurde. Die Technik war von der heutigen Zuverlässigkeit noch weit entfernt.

Ein Rauschquelle läßt sich leicht lokalisieren.

1. Laustärkeregler auf "leise". Rauscht es immer noch, befindet sich die Quelle im Signalweg dahinter.

2) mit einem Kondensator ca. 4 µF die Basis der Transistoren nacheinander gegen Masse kurzschliessen. Wird das Rauschen signifikant leiser oder verschwindet, befindet sich der defekte Transistor in der Stufe direkt vor der kurzgeschlossenen Basis.

Rüdiger Walz

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Ge Transistorfertigung 1963 
18.Oct.11 12:12
303 from 8073

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
Beiträge: 2492
Anzahl Danke: 17
Dietmar Rudolph † 6.1.22

Die Information zur Zuverlässigkeit der Fertigungstechnik, die Herr Walz gegeben hat, kann ich bestätigen. In den Semesterferien 1963 machte ich mein Fachpraktikum bei Telefunken in Heilbronn. Zu meinen Aufgaben gehörte damals, Legierungsversuche für Germanium Kleintransistoren durchzuführen, die besonders rauscharm werden sollten. Hieraus wurde dann der rauscharme Transistor AC160 entwickelt.

Wie wenig einige Verantwortlichen in der Transistorfertigung allerdings von den physikalischen Zusammenhängen wußten, zeigte sich in folgendem Beispiel. Von den beiden Legierungsautomaten für den AC117 war einer ausgefallen. Die verantwortliche Vorarbeiterin ordnete daraufhin an, die noch funktionierende Fertigungsstraße mit ungefähr doppelter Geschwindigkeit zu fahren, damit die Stückzahl "stimmen" sollte. Der "Ausstoß" hat dann zwar gestimmt, allerdings war praktisch alles "Ausschuß". Das war auch so ein 90% bis 100% Beispiel, worüber im Anschluß die ganze Fertigungshalle vor Schadenfreude gefeixt hat, denn die bewußte Vorarbeiterin war aufgrund ihres sonstigen Verhaltens nicht sehr beliebt.

MfG DR

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