Micro - Bandfilter

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Micro - Bandfilter 
24.Dec.07 16:26
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Franz Born † (D)
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Franz Born †

ZF-Filter gibt es in den verschiedensten Ausführungen, angefangen mit Modellen in Anlehnung an große Büchsenmilchdosen, bis hin zu Miniausführungen die noch unterhalb der Maße einer Streichholzschachtel sind.

                  

Philips hat Anfang der 50er Jahren bei Einführung vom UKW-Rundfunk erste Ausführungen für die UKW-ZF in dieser Größe in die Geräte eingebaut. ZF-Filter für 10,7 MHz mussten ja sowieso neu konzipiert werden, daher war es sinnvoll, Alternativen zu den herkömmlichen Bauformen zu entwickeln.                     

         

Wie auf dem Bild erkennbar ist, sind Filter in dieser Größe möglich,da die Spulen im Gegensatz zu den AM-Filtern mit sehr viel weniger Windungen auskommen. Die Unterbringung der beiden Kreiskapazitäten als keramische Rohrkondensatoren war auch leicht zu realisieren.

Der Spulenkörper wird neben der Basisbefestigung vom Gehäusebecher stabilisiert. Die Ferritkerne werden nach Abgleich mit Wachs fixiert.

Nachdem dies gelungen war und die neuen Filter in die Philips-Chassis eingebaut werden konnten, lag es natürlich nahe, auch AM-Bandfilter in dieser Bauform zu entwickeln.

Das Bild zeigt das Innenleben eines solchen AM-Bandfilters.

Auch hier ist die Unterbringung der Kreiskapazitäten leicht gelöst. Die Größe der Spulen wird durch zwei Tricks klein gehalten. Neben dem Ferritkern für den Abgleich befinden sich noch weitere fixe Ferritkerne neben den Spulen.
Der zweite Trick besteht in den extrem dünnen Spulenkörpern. Der Schaft für den Abgleichkern hat einen Durchmesser von nur ca. 2,5 mm.

Das Bild zeigt von links nach rechts: Einen kompletten AM-Abstimmkern, eine leere Zelluloidhülse, oben eine Messingspindel unten den AM-Ferritkern und rechts zum Vergleich einen FM- Abstimmkern.

Der Abstimmkern besteht aus dem eigentlichen Ferritstab, der von einer Zelluloidfolie umschlossen ist, diese ist länger als der Kern selber. Dieser längerer Teil ist verbunden (verklebt) mit der Messingspindel über deren Spirale die Führung im Spulenkörper und somit der Abgleich erfolgt. Die Fixierung erfolgt abschließend mit Lack.

Die FM- und auch die AM-Bandfilter dieser Bauform waren (und sind) ausgesprochen betriebssicher.
Die kleinen Abmessungen machten kompakte Chassisausführungen wie zum Beispiel die der legendären Philetta -Serie erst möglich.
Die separaten Becher für AM- und FM-ZF hatten neben den guten elektrischen Eigenschaften auch noch den Vorteil, der Unverwechselbarkeit beim Abgleich.


                          

  Die Bilder zeigen Micro- Bandfilter in einer Röhren -Philetta von 1953 und in einer Transistor -Philetta  von 1962.

Die ZF-Filter waren Standard in den Philips-Radios und Fernsehgeräte über lange Zeit.
Die Betriebssicherheit hatte (und hat) auch nach Jahrzehnten Bestand, solange nicht, aus welchen Gründen auch immer, jemand „Hand angelegt“ hat!
Die FM - Bandfilter überstehen meistens einen Abgleich mit sachgerechten Werkzeugen und vorsichtiger Handhabung schadlos.
Beim Versuch, des meistens völlig unnötigen ZF-Abgleichs, löst sich bei den AM-ZF Filtern leicht die Verbindung zwischen der Messingspindel und der Zelluloidfolie mit dem Ferritkern! Der Ferritkern kann nicht mehr innerhalb des Spulenkörpers bewegt werden, auch wenn die nach wie vor bewegliche Messingspindel dies vortäuscht. Haben sich dann auch noch mehrere Spindeln gelöst, ist eine Wiederherstellung des Gerätes fast aussichtslos!

Für alle, für die das Motto „aussichtslos gibt es nicht „ gilt, nachfolgend ein paar Tipps.
In jedem Fall muss das oder die betroffenen Bandfilter aus dem Chassis ausgebaut werden!
An der Unterkante des Gehäusebechers erfolgt mit einem geeigneten Werkzeug eine vorsichtige Erweiterung der Aluminium-Hülle, bis sich der Spulenkörper langsam herausziehen lässt. Die Messingspindel kann in jedem Fall vorsichtig nach oben herausgedreht werden. Der Ferritkern und die Zelluloidhülle können nur mit erheblichem Aufwand wieder „ans Licht“ befördert werden.

Dazu gibt es zwei Möglichkeiten, die aber Beide nicht einfach sind!
 

Wie auf dem Bild zu erkennen ist kann mit einer Nadel, oder wie hier gezeigt mit einem Widerstand, der Ferritkern nach oben rausgedrückt werden.

Dies ist jedoch erst möglich, nachdem von unten ein ca. 1,5 mm Loch gebohrt wurde. Die Bohrung ist an der richtigen Stelle, gegenüber dem Spulenträger, zu platzieren. Natürlich muss dazu das Bandfilter fixiert werden. Auch ist es erforderlich den Wachs im unteren Bereich vorsichtig zu entfernen, damit der Bohrer auch an der richtigen Stelle ankommt.

      
     
Auf dem linken Bild sehen wir beide Hilfsmittel mit denen die „Bergung“ der Ferritkerne gelungen ist.

Einmal der Akkubohrer, mit dem die Bohrung gelang, zum zweiten die Kochplatte, auf der mit kleiner Hitze der Wachsverguss im Topf abgeschmolzen wurde. Hierbei ist Geduld angesagt, damit die empfindlichen Teile keinen Schaden nehmen!
Wenn der Wachs richtig weich ist, kann der Spulenkörper nach ablöten der beiden Anschlüsse, leicht herausgenommen werden. Danach kann in aller Ruhe, wie auf dem rechten Bild, der Ferritkern mit der Hülle herausgeschoben werden.
Nach der „Befreiung“ Des Ferritkerns aus dem Spulenträger erfolgt ein weiterer wichtiger Schritt! Schließlich müssen die drei Bestandteile wieder zu einer Einheit zusammengefügt werden!
Mit einem guten Kleber ist dies grundsätzlich kein größeres Problem, was die Festigkeit der Verbindung angeht! Aber dabei ist folgendes enorm wichtig:
- An keiner Stelle darf der äußere Umfang größer werden als der Übergang zur Metallspindel.
- Die gesamte neue Einheit muss absolut gerade sein, damit sie sich in dem sehr engen Spulenträger beim Abgleich mühelos bewegen kann.
Diese Bewegungsfreiheit sollte in jedem Fall vor dem Zusammenbau geprüft und nötigenfalls hergestellt werden!

Die nun noch anfallenden Arbeiten, wenn bis hierher alles gelungen ist, machen Freude.

- Das Fixieren des Spulenkörpers mit reichlich Wachs.
- Das Einführen in den Aluminiumkörper.
- Das Zukröpfen des Alukörpers.
- Das Anlöten der Anschlussleitungen.

Wenn nun auch noch der notwendige Abgleich zum Erfolg führt, sind die etwas kniffeligen Momente schnell vergessen.
 

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Reparatur von Micro-Bandfiltern 
25.Dec.07 07:58

Hans-Dieter Haase † 5.2.18 (D)
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Hans-Dieter Haase † 5.2.18

Sehr schöner Beitrag. Hier wurde das Thema auch schon besprochen, allerdings nicht so ausführlich.

Gruß Hans-Dieter Haase

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Reparatur von MW Einzelkreisen 
15.Nov.10 13:57
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Repariert wurde ein MW Einzelkreis, der zu einem Eingangsbandfilter des A5X93A gehört.

Zum Glück muß man hier kein extra Loch bohren, um an den Ferritkern zu kommen, wie es bei den Bandfiltern notwendig ist. Die Einzelkreise haben einen von unten bis oben durchgehenden Plastikhalm, in dem sich der Kern bewegen kann.

Die Messingschraube läßt sich nach oben hin ausdrehen, während der Ferritkern und seine Plastik-Hülle leicht mit einem dünnen Isolierschlauch nach unten durchgeschoben werden können. Messingschraube, Plasik-Hülle und Ferritkern wurden mit 2 Komponenten-Kleber wieder zusammengeklebt und einen Tag getrocknet. Um den reparierten Abstimmkern wieder in die Spule einzuführen, war es notwendig, den Plastikhalm in der Spule oben etwas aufzuweiten, was aber keinen Einfluß auf die Funktion der Schraubmöglichkeit hatte.

MfG DR

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