Reparatur von Bildröhren

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Reparatur von Bildröhren 
04.Jun.06 17:17
19700

Mario Spitzer (D)
Redakteur
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Liebe Sammlerkollegen,

der eine oder andere von Ihnen kennt das Problem, dass bei einem schönen alten Stück die Bildröhre verbraucht ist.

Meist wird die G1 Spannung erhöht, was auch zu Bildrückläufen (Dunkeltastung wird behindert), Gradationsverzerrung und sogar negativen Bildern führen kann.

Überheizen und Regenerieren der Röhre bringt nur kurzzeitige Besserung.

Eine Neubeschaffung ist meistens nicht möglich, eine Systemerneuerung ist mit Problemen und großem Aufwand aber möglich.

Vor ca. 10 Jahren ließ ich eine B30M1 erneuern, wo ein kleines sw System, mit einem Stück dünnem Glashals schräg in den Hals der B30M1 eingeschweißt wurde.

Die Röhre hatte wieder eine sehr gute Emission, ließ sich jedoch nur mit zusätzlichen Magneten zur Ionenfalle sauber fokussieren. Das Ergebnis war nach einiger fummelei gut. Es musste das Ablenksystem modifiziert werden, da der Hals etwas dicker wurde.


Bei der Überholung meines Alex von 1958 stand ich wieder vor dem Problem, keine Ersatzröhre beschaffen zu können (die AW43-80 wurde in die DDR importiert), also blieb mir nur die Systemerneuerung.

Nur gibt es keine geeigneten sw Systeme mehr, schon gar keine Schrägsyteme für Röhren mit Ionenfalle.

Zum Glück ist die AW43-80 von Valvo innen alubedampft, so dass ein gradlieniges System verwendet werden kann ohne Angst vor Ionenflecken auf dem Schirm haben zu müssen, aber woher nehmen?

Ganz einfach, ein Farbsystem muss rein! Für den 36er Hals der AW43-80 passt am besten das System einer Delta Colorbildröhre, welches ich auf mein Risiko einschweißen ließ, Kosten 208 Euro.

 

Das alte, verbrauchte System

Das neue Delta Farbsystem in der schwarz/weiß Röhre



Die Schweißnaht


Die ganze Röhre im Spannrahmen



Ohne weiteres lässt sich ein solches Farbsystem nicht in einem schwarz/weiß Fernseher betreiben.

Eín umfangreicher Umbau ist nötig! Es wird das Rotsystem verwendet (grün und blau als Reserve was die Lebensdauer wohl verdreifachen dürfte).

Originalität konnte mich nicht mehr stören, da bei Alex so gut wie alles kaputt war, Filterkerne ausgebohrt werden musste, ein Filter neu gewickelt und fast alle Kondensatoren getauscht wurden. Die zerbrochene Serviceleiste mit den Trimmpotis wurde komplett erneuert. Außerdem war das Gerät proffessionell umgebaut worden, vermutl. noch im Werk denn Bastler haben selten Punktschweißgeräte für zus. Röhrenfassungen zur Verfügung. 
 
Probleme und Lösungen

1. Heizstrom bei P-Röhren in Serie 300mA, das Farbsystem braucht ca. 900mA.

Lösung - Einbau eines Heiztrafos, Kosten bei Conrad ca. 10 Euro, 20Ohm Hochlastwiderstand in den Heizkreis einlöten.

2. G2 Spannung

Lösung - G2 wird jetzt über den ehem. Fokusanschluss betrieben. Dieser ist bei Alex zwischen 210 und 560V einstellbar. Da original eine direkte Verbindung des Trimmpotis zum VK Trafo besteht, funktioniert die Rücklaufaustastung einwandfrei.

3. Fokusspannung von ca. 5 KV wird benötigt

Lösung, Abgriff der Hochspannung direkt vom Anodenkabel der Bildröhre (ACHTUNG ISOLIERUNG MUSS EINWANDFREI SEIN!!!!!!!!, Heißklebepistole sehr gut geeignet zum Vergießen offener Hochspannungslötstellen).

Teilung der Hochspannung durch 2 hintereinander geschalteter Fokuspotis von König (je 33MOhm). Befestigung innerhalb des Hochspannungskäfiges durch Kleben mit Epoxidharzkleber und vergießen der Lötstellen mittels Heißklebepistole.

4. Ungleichmäßige Fokussierung und Ausleuchtung des Bildschirmes.
Dieses Problem beruht vermutlich auf die Nichteignung des Altkolbens für das neue System oder Toleranzen beim Einschweißen des Halses.

Lösung, mehrere Magneten am Halse montiert drücken den Stahl auch in die Problemecke und korregieren die ungleichmäßige Fokussierung. Leider stehen mir nicht die originalen Korrekturmagneten einer Dickhalsfarbröhre zur Verfügung, so dass ich ein Kompromiss aus Fleckschärfe, Ausleuchtung Symmetrie gewählt habe.

Die erreichte Bildqualität bezeichne ich als befriedigend (wer ein alten Farb TV ausschlachtet mit Dickhalsröhre, bitte die Korrektumagneten aufheben, ich würde mich sehr freuen!), so dass ich diesen aufwendigen und kostspieligen Weg nicht unbedingt empfehlen möchte.

Ich wurde auch gebeten keine Werbung zu machen, da es sich um ein Experiment handelte, dessen Risiken mir vorher bekannt waren. Wer trotzdem Interesse hat kann sich gern bei mir melden.

Rückansicht des fertigen Gerätes, man erkennt deutlich den Heiztrafo, die Fokuspotis, den Sockel und selbstgewickelten Filter im Kanalwähler.




Das Resultat



Für Fragen zur Reparatur, Abgleich u.s.w. stehe ich gern per E-Mail zur Verfügung.

Mario Spitzer

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