Transistor 'NF 15'

ID: 223743
? Transistor 'NF 15' 
07.Jul.10 09:51
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Ulrich Engwicht (D)
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Ulrich Engwicht

Werte Mitglieder,

ich habe aus einem alten Transistorradio einen 3-Pol Transistor mit der Kennzeichnung 'NF 15' ausgebaut (Metallgehäuse rund mit Nase). Augenscheinlich GE-Trans.

Google hift nicht weiter, das ECA-Handbuch ebenfalls nicht.  Kennt jemand die übliche Bezeichnung bzw. die Daten ?

Danke für Eure Mitarbeit.

Freundliche Grüße 

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Bausatz-Typ 
08.Jul.10 08:04
166 from 10520

Günther Stabe † 19.8.20 (D)
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Günther Stabe † 19.8.20

Für Bausätze, Bastler-Radios und Billig-Produktionen (z.B. sogenannte Boys Radios - 2 Transistor-Reflexempfänger) war es üblich, Transistoren aus 2. Wahl - also Typen mit größeren Toleranzen - zu verwenden.

Diese wurden u.a. von MIRA (Nürnberg), Arlt (D), Amroh (NL) eimerweise von den Produzenten (TeKaDe, Philips/Valvo) abgeholt, ausgemessen und als noch verwendungsfähig mit einfachen Kennungen oder Farbpunkten markiert.

Beispiele Arlt 1959:

NF-Vorstufen, Grünpunkt: ~ OC70, DM 2.95, NF-Vorstufen, Rotpunkt:  ~ OC71, DM 3.75     ... usw.

Beispiel MIRA um 1960: X4004 ~ GFT44 (Erinnerung, kann auch anders gelautet haben)

Radio-Fern: HF44 ~ GFT44, HF45 ~ GFT45, NF20 ~ GFT20, NF21 ~ GFT21, NF32 ~ GFT32

Andere Beispiele wären OC1....OC5, AF1, ... also alles Typenbezeichnungen, die nur z.T. vermuten lassen, welcher Basis-Typ es gewesen sein könnte.

Zu dem genannten Typ NF15 fällt mir im Moment nichts ein; gut wäre ein Foto; dann wäre über das TO (Transistor Outline = Form, Material, Anschlüsse) eventuell eine Zuordnung möglich. In jedem Fall ist es ein (beliebiger) nicht dokumentierter NF-Vorstufen-Typ, annähernd ähnlich vielleicht mit GFT21.

G.S.
 

Anlagen:

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Bausatz 
08.Jul.10 14:39
262 from 10520

Wolfgang Bauer (A)
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Wolfgang Bauer


Noch so eine Bausatzserie ohne Bezeichnung.

MfG. WB

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Tüte von Völkner, Braunschweig 
08.Jul.10 16:40
296 from 10520

Martin Steyer (D)
Redakteur
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Martin Steyer

Genau diese Transistoren des Fotos von Wolfgang Bauer mit Begleitzettel habe ich noch in einer Plastiktüte hier liegen, gekauft habe ich sie Anfang der 60er Jahre bei Völkner, Braunschweig über den Versandhandel. Ordnungsgemäß gestempelte und spezifizierte Typen konnte ich mir als armer Schüler nicht leisten.

Diese in den damals veröffentlichten Bauanleitungen (Funkschau, Hobby, etc.) meist nicht richtig funktionierenden (!) Transistoren waren daran schuld, daß ich noch lange Jahre lieber mit Röhren gebastelt habe als mit Halbleitern ("das Zeug taugt ja eh nix!").

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Eugen Queck in Horgen 
08.Jul.10 18:36
347 from 10520

Franz Gysi (CH)
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Franz Gysi

>Diese in den damals veröffentlichten Bauanleitungen (Funkschau, Hobby, etc.) meist nicht richtig funktionierenden (!) Transistoren

Aha!

Das erklärt einige negative Erfahrungen aus meiner Schülerzeit, Ende 60er (Röhren hätten mir die Eltern wegen der hohen Spannungen nicht erlaubt).

Damals bestellte ich solche Transistorensortimente billig von Eugen Queck aus Horgen.

Das war ein unglaublich gutes Gefühl, wenn man auf einmal einen Beutel mit 50 (!!!) Transistoren in den Händen hatte.

Wo doch auf jedem Radiogerät draufstand, ob es 6, 8 oder gar mehr Transistoren enthielt.

Mit freundlichen Grüssen

Franz

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Funktionsprüfung 
17.Jul.10 14:58
602 from 10520

Günther Stabe † 19.8.20 (D)
Beiträge: 398
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Günther Stabe † 19.8.20

In Ergänzung der "Bastlertypen" ist u.a. beim OC604spez (3. Foto, Exemplar: links) auch noch der lange Allglaskörper mit Kühlhülse zu sehen. Ein umfangreiches Sortiment mit den bereits genannten und dem soeben vorgestellten habe ich vor einiger Zeit erhalten. Meine Vorgehensweise zur Vermeidung böser Überraschungen bei der Anwendung solcher Typen (aber auch anderen, normal gestempelten, ausgelöteten Typen ohne beiliegende Hinweise!) waren/sind folgende:

hfe-Test (DVM)

Hier habe ich mir angewöhnt, nicht nur die "normale" Position - sofern die Anschlussfolge bekannt ist -, sondern auch alle anderen 3 Möglichkeiten kurz zu testen. Besonders bei den Allglas-Typen, aber auch bei TO-7 (OC169...171) oder TO-18 bzw. TO-72 kann auf diese Weise ausserdem Fein- oder Kurzschuss überprüft werden. Anhand von ausgelöteten AF106 unbekannter Herkunft hatte ich gerade meine aktuellen Probleme - die haben mich Stunden erfolglose Suche gekostet. Leider hatte ich vorher nicht den rigorosen Volltest gemacht...aber hier folgt nun das Ergebnis (mit Fotos - die Qualität bitte ich zu entschuldigen, aber es geht hier nur um das Ergebnis am LCD-Display):

AF106 PNP Germanium Mesa-UKW-Typ, TO-72 Anschlussfolge EBCs; erster Test auf hfe zeigt den Wert 51 (Foto 1). Damit erschien der Transistor gut (deshalb hatte ich ihn auch in einen UKW-Tuner eingebaut). Tatsächlich tat sich nichts, obwohl alle Spannungsvorgaben in der Schaltung vorhanden waren.

Nach den Auslöten wurde dieser Typ auf die NPN-Position gesteckt und ein völlig sinnloser Wert 1979 angezeigt (s. Foto 2; auch keine Anzeige und Symbol "Batterie erschöpft" ist möglich). Damit wird signalisiert, dass es einen oder mehrere Defekte gibt.

Der nächste Schritt ist (falls beim Test zuvor ein Wert 0...20 erschien), die Umpolung der Anschlüsse - also falsch herum  in die NPN- (s.Foto 3) bzw PNP-Position (s. Foto 4). Auf dem Foto 4 sieht man den Kurzschluss durch fehlende Anzeige und das "Batterie erschöpft"-Symbol.

In gleicher Weise hatte ich das o.g. Sortiment geprüft; bei den Allglastypen gibt es noch den Effekt, dass der hfe-Wert (bei richtiger Steckweise) relativ hoch erscheint und während des Tests "hochläuft", z.B. vom Wert 234 in kleinen Schritten auf über 800 und mehr. Ein solcher Typ ist ebenfalls unbrauchbar. Damit schieden etwa 30% des Sortiments aus.

Funktionstest

Danach erfolgte der Funktionstest in einer bestehenden (und damit geprüften) Schaltung durch Tausch des einwandfreien Markentyps gegen den passenden und vorgeprüften Sortimentstyp. Ein mA-Meter kontrollierte zusätzlich die vorher bekannte Stromaufnahme des Geräts auf spürbare Mehrausschläge.

Hierdurch konnte der eine odere andere Transistor wegen zu hoher Stromaufnahme oder zu hohem Rauschen aussortiert werden, so dass immerhin noch etwa die Hälfte der Transistoren als "befriedigend" zu bezeichnen war.

Im Foto 5 ist links noch der Rest (Drehkos, Ferritantenne und Lautsprecher für andere Zwecke "entfernt") des 2-Transistor-Reflex-Audions mit Lautsprecherwiedergabe (ähnlich REX Bambino) zu erkennen, mit dem der o.g. Funktionstest erfolgte.

Der in diesem Foto sichtbare 3-Transistor-Reflex-Super (ähnlich L-414 von DeWALD, USA) ist bereits mit Transistorfassungen vorbereitet und wird mir in den nächsten Tagen gnadenlos sagen, welche meiner Ge-Transistoren noch intakt sind...

Der Aufwand erscheint hoch, ist aber für einen weitgehend sorgenfreien Aufbau von Schaltungen - einmalig - erforderlich. Die nachfolgende Zeitersparnis wegen der Fehlersuche nach Transistoren mit verdeckten Fehlern dürfte das zig-fach aufwiegen!

Als nächster Schritt befindet sich - als Gemeinschaftsarbeit mit Hans-Jürgen Neuhaus - ein Geräte-Tester (oder "Werkstatthilfe") nach H. Lummer von 1964 als Selbstbau-/Bastler-Projekt in konkreter Planung. Dort werden 1. als Röhren-Version und 2. als Transistor-Ausführung alle Stufen (FM,AM,ZF,NF) ein- und ausschleifbar gemacht werden, um schwierige Fehler aufzudecken. Damit können vom einfachen AM-Taschenradio bis hin zur High-End-Komponente (hoffentlich) fast alle Fehler schnell eingekreist und damit behoben werden.

G.S.

 

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Ergänzung - hier 2SB77 
17.Jul.10 15:12
607 from 10520

Günther Stabe † 19.8.20 (D)
Beiträge: 398
Anzahl Danke: 8
Günther Stabe † 19.8.20

Gerade fällt mir noch ein Foto mit dem hfe-Test eines alten 2SB77 (Hitachi, NF-Endstufen kleiner Leistung, hfe <150) mit dem Ergebnis 344 in die Hände. Den musste ich vorgestern tauschen, weil vom einen FM-Test zum nächsten plötzlich die Stromaufnahme des Taschenradios von ca. 11 mA auf über 250 mA anwuchs! 

Wer also beim Testen von Ge-Transistoren denkt: "ohhh, große Verstärkung!" muss wissen: "Oh-oh, das geht schief!" ...

G.S.

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