uher: Reparaturbericht Magnettonbandgerät

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uher: Reparaturbericht Magnettonbandgerät 
13.Dec.08 18:16
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Uwe Ronneberger (D)
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Uwe Ronneberger

Reparaturbericht Magnettonbandgerät Uher Variocord 263 Stereo

Das Gerät macht einen gepflegten, wenig benutzten Eindruck. Kaum Gebrauchsspuren, die Tonköpfe nur gering verschmutzt. Nach Reinigen des Kopfspaltes ein Probelauf mit einem bespieltem Band. Ein Kanal ( Mono ) bringt gute Wiedergabe, der zweite Kanal ( Mono ) schweigt, Stereo entsprechend nur einseitig. Auch ein mehrmaliges Betätigen der Schalter brachte keine Besserung. Meist sind durch langjähriges Nichtbenutzen die Kontakte oxydiert bzw. verschmutzt. Also doch das Gerät öffnen, um an die Kontakte zu gelangen.
Am Boden des Gerätes und an den Seiten waren keine Schrauben zu erkennen. Lediglich an der Abdeckung um die Bedienelemente waren  Schrauben sichtbar. Nach Entfernen dieser Schrauben und der Abnahme der Abdeckung wurde der Rahmen mit diversen Hebelmechaniken sichtbar.

ohne Abdeckung

Auf dem Rahmen lag ein kleiner, verwaister Sicherungsring. Schnell ist auch das dazugehörige Ende eines Schaltgestänges gefunden und die Sicherung wieder ordnungsgemäß befestigt. Nach mehrmaligen Betätigen des Schaltgestänges kommt auch der zweite Kanal zeitweise durch. Da auf diesem Wege nicht an die Schaltkontakte oder Platinen zu kommen war, musste das Gerät geöffnet werden. An den seitlichen Befestigungen des Tragegurtes bzw. der Fußstützen für Senkrechtbetrieb wurden nach Abnehmen der Rändelschrauben geschlitzte Reduzier-Gewindenippel sichtbar. Mittels großem Schraubendreher konnten diese herausgedreht und das Chassis aufgeklappt werden. Holzleisten oder gerade verfügbare Materialreste dienen als Stütze.

Gerät geöffnet


 Mittels Kontaktspray werden nun sämtliche Kontakte an den Aufnahme- und Wiedergabetasten gereinigt. Danach funktioniert die Wiedergabe beider Kanäle wieder problemlos.
Eine Probe-Aufnahme ergab einen weiteren Fehler. Ein Kanal funktionierte zufriedenstellend, Stereo leise mit starken Verzerrungen und beim zweiten Kanal wurde überhaupt nichts aufgenommen. Da die Wiedergabe funktioniert, kann es also nicht an den Tonköpfen liegen. Nach Abnahme des Kopfträgers wurde der Löschkopf durch Induktivitätsmessung geprüft. Tonköpfe, die mit Gleichstrom gemessen wurden, z.B. bei Widerstands- oder Durchgangsmessung,  müssen danach mit einer Löschdrossel entmagnetisiert werden ! Es ergaben sich nur leichte Abweichungen der Werte, die eigentlich kein Grund zur Beunruhigung sein sollten.

Prüfen von Induktivitäten

Mittels Stoßanregung wurde aber ein Feinschluß einer Wicklung auf dem Oszillographen sichtbar. Entweder mittels Kippgeneratorausgang vom Oszi oder einem externen Impulsgenerator. Das hat den Vorteil die Frequenz besser an die jeweilige Spulengröße anzupassen . Bei höheren Frequenzen über kleinen Kondensator einkoppeln.

Übeltäter war ein Lötzinntropfen der beim Anlöten des Anschlußdrahtes auf die Wicklung getropft war. Der Tropfen wurde vorsichtig beseitigt, die Wicklung gereinigt und mit Lack neu isoliert.  Jetzt sieht das Impulsdiagramm beider Wicklungen gleich aus.

Uher Löschkopf


Bei einer neuen Probeaufnahme waren die Ergebnisse aber fast unverändert.
 Also den Kopfträger nochmals abgenommen und die Leitungs-Widerstände bzw. Induktivitäten vom Kopfträgerstecker zur Leiterplatte bzw. Umschaltkontakt gemessen.

 

Löschgenerator


Am Stecker 102 sollte laut Schaltplan je nach Schalterstellung d = 1/2 L2  ,c = 1 / 2 L2  und b = offen zu messen sein,
am Stecker 103 d = Masse, c =  offen und b = Masse und
am Stecker 104 d = offen, c =  L1 und b = L1 + 1/2 L2.

Gemessen wurde vom Stecker gegen Masse :
Am Stecker 102 d = Masse, c =  offen und b = Masse,
am Stecker 103 d = 274 µH, c = 274 µH  und b = offen und
am Stecker 104 d = 73,5 µH, c = 73,5 µH und b =  73,5 µH.

Zunächst Verwirrung ob der unerwarteten Meßergebnisse. Wenn man die Meßergebnissen von Stecker 102 mit 103 austausch, dann paßt es. Entweder habe ich nicht den aktuellen Änderungszustand des Schaltplanes oder es ist ein simpler Druckfehler. Vertraue nie blind einem Schaltplan !
Das abgeschirmte Kabel an Stecker 104 hat also einen Masseschluß. Etwas was man eigentlich nur bei älteren Röhrengeräten vermutet. Um nicht den gesamten Kabelbaum zu zerlegen, wurde die alte Leitung nur abgelötet und ein neues Kabel parallel zum Kabelbaum verlegt.
Der Löschgenerator zeigt jetzt in jeder Aufnahme-Schalterstellung saubere Oszillogramme und bei Probeaufnahmen brachte das Gerät sowohl in Mono- als auch im Stereo-Betrieb gute Qualität.

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.