UKW-Empfänger 1935

ID: 139914
UKW-Empfänger 1935 
02.May.07 16:19
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

....ja das gab es. Ab 1. Januar 1935 sendete der in Berlin-Witzleben installierte  UKW-Tonsender täglich ein Testprogramm von 16.00 - 24.00 Uhr. Das war in Vorbereitung des künftigen Fernsehbetriebes von dort.

In der Zeitschrift "Radiotechnische Rundschau" Heft 1 / 1935 erschien rechtzeitig eine Bauanleitung für einen einfachen Empfänger. Im Umkreis von rund 50 km könne man damit empfangen. Das war also wie in den Zeiten, als man mit Detektor-Empfängern Anfang der 20er-Jahre ebenfalls in diesem Umkreis "Radio hören" konnte - oder nicht.

Ich habe diesen Artikel gescannt und stelle ihn hier mal ein. (Dank an Herrn Richter für's digitalisieren!)
Während man die einzelnen Bauteile hinreichend beschreibt, hält man sich mit dem exakten Röhrentyp recht bedeckt. (Warum wohl.....??)  Geeignet seien Röhren mit "mittelbarer geheizter Ausführung" (sprich: indirekt geheizte),  "bei denen die Schwingungen leicht und weich einsetzen". Außerdem sollten sie aus einem Akku oder Trafo mit Gleichrichter  betrieben werden. - Groß war die Auswahl damals nicht (REN904 ?).

Also viel Vergnügen beim lesen

W.E.

Anlagen:

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UKW 
02.May.07 19:20

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
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Konrad Birkner † 12.08.2014

Es gab noch frühere UKW Anwendungen auf Versuchsbasis:

In Deutschland eröffnete die Reichspost am 19.August 1932 anlässlich der Funkausstellung den UKW Fernsehsender auf dem Funkturm. Wellenlänge 7m, Frequenz 43 MHz, 15 kW Antennenleistung. Der Fernsehversuchsbetrieb (noch kein Programm) wurde 1934 eröffnet. Bild auf 44,3 MHz, Ton auf 42,5 MHz. Bandbreite 500 kHz, 180 Zeilen, 25 Bilder/s.
Das offizielle Fernsehprogramm begann am 20.3.1935.

In USA sind für 1931 etliche UKW-Fernseh-Versuchssender gelistet. Dafür waren folgende Frequenzbereiche in Benutzung: 43 - 46 MHz; 48,5 - 50,3 MHz; 60 - 80 MHz. es waren die Stationen von
- RCA,Camden, New Jersey, W3XAD; 500 Watt
- Radio Pictures Inc.,Long Island City, New York, W2XR; 500 Watt 
- The Milwaukee Journal, Milwaukee, Wisconsin, W9XD; 500 Watt
- Shortwave&Television Co.,Boston, Massachusetts, W1XG; 30 Watt
- NBC, New York State, W2XBT; 750 Watt

Aber all diese Aktivitäten waren natürlich noch in Amplitudenmodulation.

Etwa 1939/40 erfolgten die ersten FM Sendungen in New York. Eines der ersten FM-Radios war das Standgerät HM136A von General Electric. Es überstrich 39 - 44 MHz.
Bis 1942 waren mindestens 56 Standmodelle (von 16 Herstellern) mit FM ausgerüstet worden.

 

Quellen:
- Dieter Holtschmidt: Fernsehen und wie es begann.
- Tom Kneitel: Radio Station Treasury 1900 - 1946
- Stein: Pre-War Consoles 1930 - 1942

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Weich anschwingende Audionröhre 
03.May.07 12:03

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

In dem 2 bändigen Werk: "H.E. Hollmann: Physik und Technik ultrakurzer Wellen, Spriner, 1936" ist in Band 2 der "Ultrakurzwellen-Audionvorsatz der Telefunken-Gesellschaft" beschrieben. Das Schaltbild ist fast identisch zu dem in der Radiotechnischen Rundschau. Zusätzlich ist ein Foto des Aufbaus des Audions abgebildet.
In der Beschreibung werden als "leicht und weich anschwingende Audionröhren" die A 411, RE 084 und REN 904 genannt.
Ein weiteres Bild zeigt den Ultrakurzwellenempfänger der Fa. Lorenz.

Hier der Text aus Hollmann, Band 2, pp. 6 - 8:

a) Das induktiv rückgekoppelte Schwingaudion.

Der Mechanismus der Audiongleichrichtung muß im einzelnen als bekannt vorausgesetzt werden, nur soviel sei wiederholt, daß sich die Audionwirkung in zwei Teilvorgänge zerlegen läßt, nämlich einmal in die eigentliche, auf der gekrümmten Gittercharakteristik beruhende Gleichrichtung, welche an die Widerstands-Kapazitätskombination im Gitterkreis Richtspannungen liefert, und zum anderen in eine verstärkte Übertragung dieser Richtspannungen auf die Anodenseite. Neben der Gleichrichtung findet aber auch eine Verstärkung der hochfrequenten Trägerkomponente statt, so daß sich das Audion durch Einführung einer beliebigen Rückkopplung entdämpfen läßt, ohne daß der Richteffekt an sich beeinträchtigt wird.
Solange es sich um Wellenlängen von 10 bis zu etwa 5 m herunter handelt, können die bei längeren Wellen gebräuchlichen Audionschaltungen im Grunde unverändert beibehalten werden, wenn nur die frequenzbestimmenden Schaltelemente, in erster Linie natürlich der Eingangskreis, den hohen Frequenzen sinngemäß angepaßt wird. Das grundsätzliche Schaltungssehema eines zur Aufnahme des Ultrakurzwellenrundfunks auf einer Welle von etwa 7 m dienenden Audions zeigt die Abb. 7 [7]). L_1 und C_1 ist der eigentliche Eingangskreis, bestehend aus einer Spule mit drei Windungen von 3 cm Durchmesser und aus etwa 2 mm starkem Kupferdraht, die zwecks Vermeidung von Verlusten am einfachsten freitragend montiert wird, und aus einem hochwertigen Drehkondensator von rund 50 cm Maximalkapazität, zweckmäßig mit Calitisolation und Feineinstellung. Der die Richtspannungen liefernde Gitterableitwiderstand R_g hat 1-3 MOhm und die Gitterkapazität C_g soll einige hundert Zentimeter groß sein und nach Möglichkeit Luftdielektrikum besitzen. Da der Eingangswiderstand einer modernen Audionröhre bei den hier herrschenden Frequenzen wesentlich kleiner ist als der Resonanzwiderstand eines verlustfrei aufgebauten Schwingungskreises, ist es unter Umständen vorteilhaft, wenn nur ein Teil der Eingangsspannung von der Induktivität L_1 abgegriffen wird.


Die aperiodisch arbeitende Antenne, als welche eine einfache Rundfunkantenne benutzt werden kann, ist über den kleinen Kondensator C_2 von wenigen Zentimetern Kapazität angekoppelt, wobei man das Audion durch eine T - förmige Widerstandsverzweigung R, R' und R" von je etwa 500 Ohm vor einer kapazitiven Verstimmung durch die Antenne schützen kann [8]. Die Rückkopplung geschieht über die Koppelspule L_2 die mit etwa 5 Windungen von 2 cm Durchmesser freitragend innerhalb der Empfangskreisspule L_1 montiert wird. Der Anodenkreis der Audionröhre schließt sich über L_2 die Drossel D, den Ausgangsübertrager T und über einen variablen Widerstand R_a von 10- bis 20 000 Ohm die beiden letzten Teile durch Blockkondensatoren C_3 (1000 cm) und C_4 (0,1 MF) überbrückt, zur Anodenspannung E_a. Die Drossel D (rund 30 Windungen, 2 cm Durchmesser und 0,5 mm Drahtstärke) sperrt die hochfrequente Komponente des Anodenstroms und würde die Rückkopplung unterbinden, wenn nicht über den Drehkondensator C_5 (300 bis 500 cm Maximalkapazität) ein kapazitiver Nebenweg geschaffen wäre. Vermittels dieses Kondensators läßt sich die Rückkopplung in weiten Grenzen regulieren, während der Anodenspannungsregler R_a eine Feineinstellung mit sehr schwacher Rückwirkung auf die Abstimmung des Gitterkreises zuläßt. Die Röhre muß eine leicht und weich anschwingende Audionröhre sein (A 411, RE 084 oder REN 904). Um den Schwingungseinsatz den optimalen Arbeitsbedingungen angleichen zu können, ist der Eingangskreis und über diesen der Ableitwiderstand R _g zu einem die Heizleitungen überbrückenden Potentiometer P geführt. Für den praktischen Aufbau des Geräts sind im übrigen dieselben Gesichtspunkte maßgebend, wie sie hinsichtlich des Aufbaus von Ultrakurzwellensendern angeführt worden sind (Band I, Kapitel 2, Abschnitt 3, B), die hier daher nicht noch einmal wiederholt zu werden brauchen.


Die Abb. 8 zeigt die Ansicht eines von der Telefunken-Gesellschaft entwickelten Ultrakurzwellenaudions, das als Vorsatzgerät für den Verstärkerteil eines beliebigen Rundfunkempfängers gedacht ist. Gegenüber dem Schaltschema der Abb. 7 ist dieser Empfänger insofern etwas vereinfacht , als der Rückkoppelkondensator C_5 und das Ableitpotentiometer P fortgelassen sind, doch ist die Rückkoppelspule so abgeglichen, daß zur Rückkopplungsbedienung der Anodenwiderstand R_a genügt. Die Schwingkreisspule L_1 bilden 2 Windungen eines starken Kupferbandes, während der Abstimmkondensator C_1 aus einer sektorförmigen Metallplatte M besteht, die gegenüber der Vorderwand des Abschirmkastens geschwenkt wird, die damit gleichzeitig die geerdete Gegenbelegung darstellt.


Als weiteres Beispiel zeigt die Abb. 9 einen Ultrakurzwellenrückkopplungsempfänger, der mit einer Audionröhre, zwei Niederfrequenzstufen und mit Netzanschluß arbeitet. Die Schwingkreisspule besteht aus Kupferband und ist auf einen keramischen Träger aufgewickelt. Hinter der Spule ist die Röhre etwas erhöht aufgestellt, um möglichst kurze Verbindungsleitungen zu erhalten. Die Anordnung der Rückkopplung weicht von dem vorhergehenden Schema etwas ab, denn sie wird durch eine Verlängerung der Abstimmspule gebildet. Zu diesem Zweck trägt der Spulenkörper insgesamt sechs Windungen mit einer in dem Lichtbild deutlich sichtbaren Abzweigung bei der vierten: Vier Windungen entfallen auf den Schwingkreis, die restlichen zwei auf die Rückkopplung. Durch alleinige Änderung des Anodenpotentials wird auf diese Weise ein sehr weicher Schwingungseinsatz erzielt, der die volle Empfindlichkeit des Geräts auszunutzen gestattet. Interessant ist die Antennenkopplung, die man in Form eines offenen Drahtrings auf dem oberen Ansatz des keramischen Spulenkörpers erkennt. Wegen der Kapazität von nur wenigen Zentimetern ist die Antenne sehr lose angekoppelt.



MfG DR

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Telefunken UKW-Audion von 1931 
04.May.07 18:42

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Die Schaltung des UKW-Audions wurde bereits von F. Schröter 1931 angegeben. Sie weicht etwas ab von der Schaltung bei Hollmann.
"Schröter, F.: Telefunken-Zeitung Bd. 12 (1931) Nr. 57, S. 46 ; Elektrische Nachrichtentechnik Bd. 8 (1931) S. 431"



Die Schaltung findet sich auch in "F. Schröter (Hrsg.): Handbuch der Bildtelegraphie und des Fernsehens, Springer, 1932, S. 386" Schröter bezeichnet es da als "das normale Schaltschema eines [..] Ultrakurzwellenaudions, wie es vom Verfasser {F. Schröter} gemeinsam mit P. Hermanspann angegeben und entwickelt wurde ..." "Ein Gerät dieser Art lieferte bei Verwendung einer Röhre REN 904 (Steilheit 3,5 mA/V, Verstärkungsziffer 25) mit anschließender dreifacher Niederfrequenzverstärkung guten Lautsprecherempfang in 5 km Abstand vom Sender. Nimmt man die hierzu notwendige Hochfrequenzspannung am Gitter des Audions zu 20 mV und das logarithmische Dekrement d = 0,0003 bei dem benutzten Rückkopplungsgrade an, so ergibt eine einfache Berechnung unter Berücksichtigung der Verluste durch die Widerstandsverzweigung R, R', R" in Abb. 280 eine Spannungsübersetzung zwischen Empfangsdipol und Gitterkreis von etwa 1:10 (Ohne Verluste etwa 1:30)"

Der Sender war im (damaligen) Telefunkenhaus in Berlin untergebracht, auf dessen Dach ein Gittermast mit einem Faltdipol stand. Die Wellenlänge betrug ca. 7 m. Seine Leistung betrug 1 KW.  Diese wurde später (vermutlich 1932) auf 25 KW erhöht.


Eine Ansicht des UKW-Vorsatzgerätes mit geöffnetem Deckel findet sich in "Lehmann, W.: Die Rundfunk- und Tonfilm-Technik, 2. A., H. Killinger, 1932, S. 350"




Bei dieser Aufnahme sind die Rückwand und der Deckel des Gerätes nicht abgeschraubt. Man erkennt den Telefunken-Stern.
Mir ist nicht bekannt, ob das Gerät auch eine Typennummer hatte. Weiß das jemand?

Im Handbuch der Funktechnik "Ardenne et al. (Hrsg): Handbuch der Funktechnik und ihrer Grenzgebiete, Bd. 3, Franckh, 1936, S. 18" gibt es auch eine Unteransicht des Gerätes.


Aus den Beschreibungen, aber auch aus den Bildern, geht nicht eindeutig hervor, welche Funktion die 3 Knöpfe jeweils haben. Laut Schaltbild gibt es einen Drehko sowie ein Potentiometer in der Anodenleitung. Dafür sind 2 Drehknöpfe notwendig. Wofür ist der dritte?

MfG DR

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