Unbekannte Musikschränke

ID: 135269
Unbekannte Musikschränke 
04.Mar.07 20:29
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Markus Rau (D)
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Markus Rau

Seit kurzem bin ich im Besitz zweier Musikschränke. Kann sie jedoch keinem Hersteller zuordnen. In einem Musikschrank befindet sich ein Saba-Chassis 31W. In dem anderen Musikschrank befindet sich ein Saba-Chassis E-SW4. Beide Musikschränke besitzen einen Plattenspieler der Firma Elektromophon. Auf dem Musikschrank, den ich als 31W bezeichnen würde, gibt es leider keinerlei weitere Hinweise, außer den Hinweisen auf Saba und Elektromophon.Auf dem anderen Musikschrank (E-SW4) gibt es ein Typenschild, auf dem Folgendes steht: NO.36537 Type 81A Strom W Leistung 12. Zusätzlich gibt es noch ein Sabatypenschild, jedoch ohne Bezeichnung. Deswegen meine Fragen: Wurden die beiden Musikschränke evtl. doch von Saba gebaut? Wenn ja, unter welcher Bezeichnung? Oder fertigte die Firma Elektromophon diese Schränke?

Kann mir jemand weiterhelfen bzw. Hinweise geben???????

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Schrank von Electromophon 
04.Mar.07 22:27

Georg Richter (D)
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Georg Richter

Sehr geehrter Herr Rau,

herzlichen Glückwunsch zu Ihren schönen Geräten!

Electromophon (früher Albert Ebner) würde ich diesen Möbelbau durchaus zutrauen. Der E-SW4 wird als 'Einbauchassis' bezeichnet, der 31W wäre prädestiniert zum Einbau in Möbel.

Leider sind bei (fast?) allen frühen "Sabaphon" keine Bilder zu finden um festzustellen ob Saba Laufwerke von Electromophon verwendet hat.

Im Hinblick auf die lange wechselvolle Geschichte Albert Ebners tut sich hier wieder eine grosse Lücke auf. Ihre Geräte könnten ein weiterer Mosaikstein sein.

Freundliche Grüsse
Georg Richter

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10.Mar.07 06:25

Nico Pokrant (D)
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Nico Pokrant

Hallo Herr Rau,

ich habe etwas in meinem Archiv gestöbert und eine Anzeige der Electromophon AG aus der "Phonographischen Zeitschrift" 30. Jahrg., Nr. 7 (also Anfang 1929) gefunden.

In dieser Anzeige wird Werbung gemacht für Electromophon Geräte. Es findet sich auch in dieser Anzeige ein kleiner, aber sicherlich interessanter Abschnitt:

"Elomag -  Apparate zur elektrischen Wiedergabe von Schallplatten durch Verstärker und Lautsprecher mit Radioempfänger"

Demnach scheint es von der Electromophon AG tatsächlich Geräte solcher oder ähnlicher Bauart gegeben zu haben. Ich selber habe den hier verbauten Plattenspieler als Studiogerät, also das Chassis einfachst mit Blech verkleidet.

Ich hoffe ich konnte ein kleines Puzzleteil beitragen.

 

Gruß

Nico P.

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10.Mar.07 19:39

Markus Rau (D)
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Markus Rau

Hallo Herr Pokrant,

vielen Dank für Ihren Hinweis! Es ist schwierig, Informationen zur Firma Elektromophon bzw. zu den Geräten zu bekommen. Auf Grund dessen bin ich über jeden Hinweis dankbar!

Könnten Sie mir eventuell den Artikel eingescannt zumailen? Das wäre sehr nett!

Gruß,

Markus Rau

 

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11.Mar.07 08:24

Nico Pokrant (D)
Beiträge: 41
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Nico Pokrant

Hallo,

hier einmal die Anzeige, leider konnte ich sie nur fotografieren da ich keinen Scanner habe. Ich denke man kann aber was erkennen.

Gruß

Nico Pokrant

 

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01.Jan.09 18:26

Ralf Keil (D)
Beiträge: 562
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Albert Ebner war Gründer der Stuttgarter Schellackplattenmarke "Elton". Durch grosse Erfolge mit dieser Marke wurde auch die Produktion von elektromotorisch angetriebenen Grammophonen der Marke "Elektromophon" in Angriff genommen. Albert Ebner wurde mit den Label "Elton" sehr vermögend.
 

Quelle: Fundstücke auf Deutschlandradio  Kultur vom 1.1.2009, Moderation: Claus Fischer

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04.Jan.09 16:45

Markus Rau (D)
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Markus Rau

Hallo,

vielen Dank für Ihre zahlreichen Antworten.

Durch die weitere Suche hier im Rmorg und unter vielen Sammlern und durch Hilfe eines Heimatforschers, der sich auch mit der Geschichte der Fa.Electromophon beschäftigt, konnte ich inzwischen folgendes zusammentragen:

1928 bringt die Electromophon AG unter der Bezeichnung Elomag 95 einen kombinierten Musikschrank auf den Markt. In einem Bericht der Wochenillustrierten Deutscher Hausschatz Jahrgang 1928/29 (Schallplatten Wiedergabe durch Lautsprecher) wird über diesen Elomag 95 berichtet:"Ein alles umfassendes Idealgerät für Schallplattenwiedergabe und zugleich Radioortsempfang ist der sogenannte Elomagapparat Typ 95. Er enthält in seinem schön ausgestatteten Schrank eine aus dem Lichtnetz zu speisende Verstärkeranlage von 3 Watt Leistung und auch einen ausgezeichneten elektrodynamischen Lautsprecher. Durch einfaches Umschalten kann auf Radioempfang eingestellt werden. Der Antrieb erfolgt durch das vorzügliche Electromophomlaufwerk." (vgl. Scan des Berichts hier im Rmorg  Team: Otto Kippes-Arpad Roth).

Eine weitere Werbeanzeige aus dem Jahre 1929 zeigt, dass nun die Fa. Electromophon Tonabnehmer, Antriebsgeräte für Verstärkeranlagen und Verstärkergeräte zum Selbsteinbau oder Verstärkerapparate "Elomag" komplett zur elektrischen Wiedergabe von Schallplatten mit und ohne Radioempfang verkauft.

In einer Zeitschrift aus dem Jahre 1930 bietet die Fa. Electromophon den Verstärkerapparat Type E82 an. Ein neuzeitlicher Musikapparat zur elektrischen Wiedergabe von Schallplatten mit 4-Röhren oder 6-Röhrengerät, zum Fernempfang für das Heim und die Gaststätte. Diese Anzeige zeigt zum ersten Mal einen Musikschrank, der meinem Schrank sehr ähnlich sieht. Allein die Anordnung der Drehknöpfe deuten fast zu 100 % auf ein SABA-Einbau-Chassis hin. Auch die Bezeichnung E82 ist ähnlich der Bezeichnung an meinem Gerät mit A81. 

Nun meine Frage: Ist nun das Rästel um die Musikschränke gelöst? Sind es tatsächlich Musikschränke der Firma Elektromophon mit Einbauchassis der Firma SABA???? Meines Erachtens deutet alles darauf hin!

 

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08.Jan.09 11:03

Markus Rau (D)
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Markus Rau

Hallo,
habe noch etwas gefunden zum Thema Elton:


Im Jahre 1929 wurde bei der Firma Electromophon der Konkursantrag gestellt und die Produktion wurde eingestellt. Restbestände wurden noch bis ca. 1932/33 über den Großhandel verkauft.

 
1929/30 gründete Albert Ebner die Firma AECO in Bad Cannstatt und die Firma Electromusik GmbH Vaihingen a.F, die sich mit der Herstellung von Schallplatten befasste. Die Firma AECO baute elektrische Plattenspieler, elektrische Antriebsmotoren und elektrische Tonabnehmer, elektrische Pneumatikpumpen, Staubsauger, Ventilatoren und Fotoapparate. Die Firma Electromusik experimentierte zunächst auf dem Gebiet der Herstellung unzerbrechlicher Schallplatten. Hierbei handelte es sich mehr oder weniger um Kunststoff-Tonfolien mit 25cm Durchmesser, die biegsam waren.


Zu Beginn der 30er Jahre wurden auch Platten in Schellack gepresst und zunächst unter der Bezeichnung Electromusik, später auch unter Elton veröffentlicht. Unter Elton erschienen Eigenaufnahmen. Teilweise wurden auch Aufnahmen aus Electromusik-Beständen übernommen. Das Repertoire der preiswerten Elton-Platte, die für nur 1RM verkauft wurden, war überwiegend volkstümlich. Im Jahre 1936 wurde die Herstellung von Electromusik und Elton Platten endgültig eingestellt.


Quelle: 
„Der Schalltrichter“, Mai 1998 Herausgeber: Deutscher Grammophon-Club  


 

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