Austria - Radioröhren
Austria - Radioröhren
Austria - Radioröhren
AUSTRIA U408 |
Anfang bis Mitte der dreißiger Jahre besteht in Österreich bereits ein nahezu abgeschlossener Röhrenmarkt, der hauptsächlich zwischen Philips, Telefunken und Tungsram aufgeteilt ist. Für die Erstbestückung von Rundfunkgeräten sind gemäß dem Gerätebauvertrag mit dem Verband der Funktechnischen Industrie (VÖF) nur mehr Röhren dieser Hersteller zulässig. Alle anderen Röhrenhersteller müssen sich mit dem Nachbestückungsgeschäft und den Bedarfen der Radioamateure und –bastler zufrieden geben. Die Vormachtstellung der drei großen Hersteller ist gegründet auf deren Patentrechte über Erfindungen am Röhrensektor. Diese Schutzrechte werden zumeist nicht an kleine Hersteller weitergegeben, da dies als Konkurrenten aus dem Markt gedrängt werden sollen. Zu den bedeutendsten Grundlagenpatenten zählt das Schirmgitterpatent von Walter Schottky (Siemens) und das Pentodenpatent von Bernardus D. H. Tellegen (Philips).
AUSTRIA W408 |
Trotz dieser scheinbaren Übermacht werden in Österreich immer noch Radioröhren von kleineren Firmen hergestellt und auf den Markt gebracht. Zu diesen Unternehmen zählt auch die „Radioröhren-Erzeugung A. Pasut“. Ab 1934 werden „Austria“-Röhren in Österreich auf den Markt gebracht, die von dem kleinen Gewerbebetrieb der Firmeninhaberin Adele Pasut in der Stiftgasse 6, Wien VII, hergestellt werden. Archivrecherchen ergaben, dass das Unternehmen beim Handelsgericht Wien nicht eingetragen wurde, und somit lediglich als Gewerbebetrieb bestand. Der Umsatz dürfte dementsprechend niedrig gewesen sein. In einem Röhrenprospekt von September 1934 werden unterschiedliche Empfängerröhren beworben [1]. Bemerkenswert dabei ist, dass sich ausschließlich Dioden, Gleichrichter und Trioden unter den angebotenen Typen befinden. Dabei werden 4 V-Batterieröhren, Wechselstromröhren für 4 V Heizspannung, Indirekt beheizte Serienröhren für 180 mA Heizstrom und direkt geheizte Gleichstromröhren angeboten. Ein Hinweis im Röhrenprospekt stellt auch klar, warum keine Mehrgitterröhren angeboten werden. Hier ist zu lesen: „Schirmgitterröhren und Penthoden erzeugen wir wegen der derzeitigen Patentlage nicht“.
Typenübersicht aus dem Austria-Empfängerröhrenprospekt von 1934 |
Austria-Röhren verfügen über charakteristische Merkmale des Innenaufbaues – dadurch ist auch eine einfache Identifizierung möglich, falls die Stempel der Röhren abgewischt sind. Zu den Charakteristiken zählen, dass der Quetschfuß der Röhren immer eine Ziffer in Reliefform aufweist. Diese Ziffern stammen offenbar von den Quetschfußzangen. Weiters ist die Anstengelung des Pumpstutzens an das Tellerrohr des Quetschfußes bei Austria Röhren durch die relativ grobe Glasarbeit leicht wiedererkennbar. Die Austria Röhren U408 und W408 sind in den Abbildungen zu sehen. Die Abbildung der W408 zeigt auch den charakteristischen Austria-Schriftzug am Röhrenkolben.
Abbildung aus ÖRA, Juni 1936 |
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