Hallo Radiofreunde,
auf der diesjährigen GFGF Mitgliederversammlung in Hamburg sprach mich in der Mittagspause Herr Manfred Ehlert (kein RMorg Mitglied) an, und wollte mir eine interessante Info geben, welche mein Interessengebiet und seinen „Neuerwerb“ betreffen soll. Ich war neugierig und gespannt.
Er ersteigerte preisgünstig ein angebotenes „Bastlerradio“, welches offensichtlich ein Prototyps des 1955 vorgestellten MW-Transistorradios zur Düsseldorfer Funkausstellung aus dem Hause Graetz ist.
Die Plexiglasgehäuseform und Konstruktion ähneln dem Modell „Komtess 214W“ aus 1955. In den Fachzeitschriften „Funktechnik 21/1955“ und „Funkschau 19/1955“ wurde in Berichten über Neuheiten dieses frühe Transistorgerät vorgestellt.
Herr Ehlert stellte Fotos von seinem Gerät für das RMorg zur Verfügung, welche ich dem interessierten Leser nicht vorenthalten möchte – dafür meinen Dank an Ihn.
Schön zu sehen ist die „handgemachte“ Typenbezeichnung auf der Skala....
Die Stromversorgung wurde über einen Batteriekasten von außen zugeführt. Hinten ist vermutlich ein Tonabnehmer-Anschluss zugänglich. Zum Mittelwellenempfang wird der auffallend große Ferritstab genutzt, über den die HF-Energie in den abgestimmten Vorverstärker gelangt.
Deutlich zu erkennen ist der Dreifachdrehkondensator zur Empfangsabstimmung.
Hier ist der Wellenschalter mit einer Pertinaxplatine und HF Bauteilen zu erkennen.
Ich vermute, dass hier abweichend zur bekannten Schaltung zwei Oszillatoren für entsprechend zwei Wellenbereiche – Mittelwelle und Langwelle – aufgebaut wurden.
Der abgestimmte Zwischenkreis sowie die drei ZF-Bandfilter sind offensichtlich auf dem Chassis unter den zylindrischen Abschirmungen ausgeführt.
Abweichend zum bekannten Schaltbild ist auch der NF-Verstärker.
Zu erkennen sind neben dem Treibertransformator auch ein Ausgangsübertrager. Der Ausgangstrafo ist nicht wie der Treibertrafo mit Schränklaschen auf dem Chassis befestigt, sondern angeschraubt.
Dieser Ausgangstrafo könnte nachträglich eingebaut worden sein, um den Speziallautsprecher mit Doppelspule zu ersetzen.
Hier noch ein Blick unter das komplette Chassis.
Interessant wäre natürlich zu erfahren, ob noch jemand einen solchen Graetz–MW–Transistor-Prototyp besitz, auch um zu vergleichen.
Für mich ist dieses Gerät ein interessantes Detail aus der Entwicklungsgeschichte der ersten Transistorgeräte für kommerzielle Nutzung. Natürlich sind auch weitere Belege zu diesem Gerät erwünscht. Gern stelle ich hier weitere Informationen ein (Mail an den Autor – siehe Link unten).
Viele Grüße! Jens Dehne
Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.