"Telefon-Beleuchtung" ??

ID: 137928
Dieser Artikel betrifft das Modell: L.II (Blaupunkt (Ideal), Berlin, später Hildesheim)

"Telefon-Beleuchtung" ?? 
05.Apr.07 20:24
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Vor mehr als 30 Jahren konnte ich auf einem Flohmarkt ein Kästchen erweben, das als "Telefonbeleuchtung" angeboten wurde. Damals war ich allerdings mehr an technisch ausgereifteren Radios interessiert.
Aus heutiger Sicht handelt es sich bei dem Gerät (vermutlich) um ein recht frühes Radio. Leider gibt es keinen Hinweis auf den Hersteller. Im Deckel befindet sich aber ein Schild mit der Inschrft "Nach Telefunken-Patenten".

Das Gehäuse (massiv Eiche)  und der Aufbau machen einen professionellen Eindruck.


Das Gerät in geöffnetem Zustand


Die Oberseite:
hinten: Röhre 1 (RE 71), Kurzschluß-Stecker und Knopf für die Rückkopplung, Röhre 2 (RE 89). Beide Röhren sind Replika (Dr. Walz)
vorne: Heizregler 1, Drehko grob und fein (2 Pakete), Heizregler 2



Die seitlichen Anschlüsse


Die Anschlüsse an der Front: Telefon = Kopfhörer; Lampe = Röhre
(Dieses Schild gab wohl den Namen)


Ansicht von unten (Bodenplatte abgeschraubt)
unmittelbar an der oberen Platte:
Heizregler 1 (links oben), Drehko (trapezfömig in der Mitte oben), Heizregler 2 (rechts oben)
NF-Übertrager (P. 5000, S. 20000), Spule und Rückkopplungs-Spule (kreisförmige Scheiben),
Fassung für Rö 1 (links unten), Silit-Stab, Fassung für Rö 2 (rechts unten)
frei schwebend:
3 Fest-Kondensatoren (Glimmer ? zwischen rechteckförmigen schwarzen Pappen, befestigt mit Schrauben)


anderer Blickwinkel auf das "Innenleben"
Man erkennt die schwarzen Litzen an die bewegliche Rückkoppelspule.


Die Schaltung des Gerätes.
Wahlweise können das Audion oder der Verstärker alleine oder zusammen betrieben werden.
Die Antenne muß lang sein, damit sie genügend Kapazität hat. (Esatzweise ist ein entsprechender Kondensator zwischen die Kelmmen "Antenne" und "Erde" zu schalten).


Das Anschluß-Schema
Heizung: 4V
Anode Audion: 60 V
Anode Röhre 2: 120V
Gitter Röhre 2:  Nach Datenblatt oder (damals) nach Gehör

Ich habe nur bei "Mix und Genest" ähnliche Kästchen gesehen. Diese unterscheiden sich aber bezüglich der Anschlußklemmen und des Schlosses.

Ich würde mich freuen, wenn jemand einen Hinweis auf den Hersteller und das Baujahr geben könnte.

MfG DR

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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Type IDEAL L.II 
14.May.15 13:04
874 from 2779

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Dank der Mithilfe der Herren Gruhl und Saupe ist es gelungen, den Hersteller und den Typ des Gerätes zu finden. Es ist ein Ideal Typ L.II aus dem Jahr 1925. Die folgenen Bilder stammen von einem solchen Gerät, das allerdings keinen Deckel hat, sonst aber bis auf kleine Unterschiede identisch ist.

Das Typenschild fehlt bei der "Telefonbeleuchtung". Es sind aber auch keine Löcher der Nägel erkennbar.

Die Oberseite zeigt weitere Ähnlichkeiten, wobei folgende Unterschiede auffallen: Die Heizungs-Regler sind etwas weiter hinten montiert und der Drehko hat keine Feinabstimmung, was am Fehlen des kleinen Drehknopfes erkennbar ist.

Die Anschlußbuchsen für die Spannungsversorgung und die Antenne sind ebenfalls auf der Seite, aber es sind weniger Anschlüsse vorhanden.

Bei den Buchsen fehlen die Anschlüsse für die Gittervorspannung der NF-Stufe. Auch fehlen die Anschlüsse für eine zweite (höhere) Anodenspannung für die Lautsprecher-Röhre. Hieraus kann man folgern, daß die "Telefonbeleuchtung" eine spätere und verbeserte Version des IDEAL L.II ist.

Tatsächlich gab es dieses Gerät ganz offensichtlich in mehreren Versionen, wie ein Prospektblatt zeigt, das vom RM ROL (Radiomuseum Rottenburg Laaber) stammt.

Das Prospektblatt zeigt augenscheinlich noch frühere Varianten, bei denen alle Anschlußbuchsen auf der Montageplatte angebracht sind. Die Type ist hier auch mit IDEAL L-II und nicht mit L.II angegeben. Das Prospektblatt war mir seit Längerem bekannt, aber aufgrund der Anordnung der Anschlußbuchsen erschien die Ähnlichkeit mit der "Telefonbeleuchtung" nicht ausreichend zu sein.

Die Unterseite zeigt weitere Ähnlichkeiten, aber auch kleine Unterschiede.

Diese Unterschiede sind bei der Anordnung der Heizungsregler und bei der Position des Übertragers zu erkennen, sowie beim Drehko, der hier keine Feinabstimmeung hat. Der Übertrager ist ansonsten identisch mit "P 5000" wie zu sehen ist. Auch die Schwenk-Vorrichtung der Spulen für die Rückkopplung ist baugleich.

Die Gravur der Bedienplatte zeigt Übereinstimmung für die beiden Heizregler, hier insbesondere die Form der Pfeile, während bei der Rückkopplung nur "L" und "F" markiert sind. An dieser Stelle ist bei der "Telefonbeleuchtung" "lose" und "fest" eingraviert. 

Das hier gezeigte Gerät IDEAL L.II ist im farbigen Katalog des Rundfunkmuseums Berlin unter dem Blatt  25 ID 00 H zu finden. Als Röhren sind RE79 und RE89 angegeben.

Die "Telefonbeleuchtung" ist ganz anscheinend eine spätere Variante des Typs IDAL L.II

MfG DR

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.