Bildbearbeitung mit Photofiltre (Freeware)

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Bildbearbeitung mit Photofiltre (Freeware) 
02.Dec.07 16:03
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Martin Bösch (CH)
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Martin Bösch

Über die Vorbereitung von Bildmaterial für radiomuseum.org wurde schon einiges geschrieben. Neben Irfan View, PhotoImpact, GIMP und Paintshop Pro bin ich auf die französische Software Photofiltre gestossen und habe diese in der Freeware Version als für unsere Zwecke sehr brauchbar befunden. Das relativ kleine Paket lädt sehr schnell und erlaubt dank Bedienung über Buttons auch dem visuell orientierten Benutzer rasch, sich zurechtzufinden.

1. Installation
Ich setze hier ein gewisses Grundwissen in der Programminstallation voraus und beziehe mich nur auf ein Windows - System. Eventuell muss ein nicht allzu versierter Computeranwender hier bei einem Bekannten etwas Hilfe holen, bis das Programm inkl. der deutschsprachigen Sprachendatei auf dem Computer installiert ist:
1.1 Download
Die der Website von Photofiltre führt der Link PhotoFiltre V6 zur Freeware - Version. Hier kann die Einstiegsseite auf französisch oder englisch angesehen werden. Auf der französischen Seite führt der Link "Téléchargements" zum Download  der "Version française". Mit einem Rechtsclick und dem Befehl "Ziel speichern unter..." habe ich die Setup - Datei "pf-setup.exe" beispielsweise auf dem Desktop gespeichert.
Zum gleichen Zeitpunkt sollte gleich die weiter unten aufzufindende deutsche Sprachendatei gespeichert werden, also mit einem Rechtclick und "Ziel speichern unter..." die Datei "TranslationDE.zip" auf den Desktop speichern.
1.2 Installation
Mit einem Doppelclick auf "pf-setup.exe" wird das Programm in der französischen Ur-Version installiert. Die deutschsprachige Hilfe und Sprachendatei "TranslationDE.zip" muss erst entkomprimiert werden, unter meinem WindowsXP startet ein Doppelclick auf die Datei das Entkomprimierungstool, die drei Files (insbesondere die TranslationDE.plg) müssen in das Hauptverzeichnis, in dem "Photofiltre.exe" installiert wurde (in meinem Fall "C:\Programme\Photofiltre") verschoben werden. Photofiltre startet dann in der Sprache der vorhandenen *.plg-Sprachendatei.
1.3 Programmstart
Geschafft - ein Click auf das Photofiltre-Programmicon startet das Programm.


Oben findet sich das Text-Menü und darunter zwei Button-Reihen. Rechts ist das Panel mit den Bildbearbeitungs- Werkzeugen angedockt. Rechts oben erlaubt ein kleines Farbwahl-Panel die Vorder- und Hintergrundfarbe durc Click mit der linken resp. rechten Maustaste anzuwählen (in der gleichen Manier, wie bei PaintshopPro), die Hintergrundfarbe ist hier von Bedeutungen, da sie bei Löschungen das entfernte Bildelement ersetzt.
1.4. Vollversion
Etwas Vorsicht ist geboten, auf der Einstiegsseite wird auch PhotoFiltre Studio derzeit in der Version 9 angeboten,
dabei handelt es sich um eine kostenpflichtige Shareware-Version (Prüf-vor-Kauf), die zwar wohl preisgünstig aber nicht frei ist - ich beziehe mich im unten gesagten stets auf die Freeware-Version 6.

2. Bildbearbeitung
2.1 Bild öffnen
Mit dem Befehl "Datei öffnen", der Tastenkombination Ctrl-O oder einem Click auf den Öffnen-Button geht ein Fenster auf, in dem ein Verzeichnis mit den zu bearbeitenden Bildern aufgesucht werden kann.
Diese Bilder sind beispielsweise unter "Eigene Dateien > Eigene Bilder" zu finden. Wahlweise zeigt Photofiltre
die Bilder als kleine Vorschau-Thumbnalis oder eine Liste an. Wird ein Bild mit einem Click markiert, zeigt es die Vorschau vergrössert mit den zugehörigen Bildinformationen. Die Taste "Öffnen" bewirkt, was man von ihr erwartet, das Bild erscheint im Bearbeitungsfenster von Photofiltre, mit dem Mausrad kann in einen Ausschnitt hineingezoomt werden.


2.2 Bildausschnitt optimieren
2.2.1 Bild rotieren
Dank zweier Buttons lässt sich das ganze Bild in 90° Schritten "aufrichten".

Meist wird allerdings die Drehfunktion benötigt: eine leicht schiefe Vorlage lässt sich über den Befehl "Bild > Rotieren > Frei..." mit einigen Versuchen in die richtige Lage bringen, das Programm erlaubt im Gegensatz zu anderen Bildbearbeitungsprogrammen Rotationen in Zehntelsgrad - Schritten. Hat man zu viel gedreht, macht ein Click auf den roten Rückwärts-Pfeil den Vorgang rückgängig. Nach einigen Versuchen stand mein Bild zuletzt gerade da.

2.2.2 Bildverzerungen korrigieren
PhotoFiltre verfügt - und daher rührt auch der Name - über eine ganze Reihe für unsere Zwecke brauchbare Filter. Weiter Funktionen lassen sich als Plugins von der Website nachladen.
Sehr nützlich ist das Tool, perspektivisch nicht gelungene Aufnahmen nachzubearbeiten. Mein Bild entstand in einem Museum, wo ich mit der Kamera nicht den richtigen Abstand und Bildwinkel einhalten konnte, um "stürzende Linien" zu vermeiden.
Also wird das "Filter > Deformieren > Perspektive/Flucht > horizontal" eingesetzt und das Bild unten um einige Prozent verbreitert, bis der Empfänger auch auf dem Bild seine ursprünglich rechteckige Form annimmt. Der Vorschau-Button erlaubt es, den Effekt zu beurteilen, bevor mit "OK" übernommen wird.


2.2.3 Freistellen
Meine daheim vor einem weissen Hintergrund aufgenommenen Bilder lassen sich recht unkompliziert freistellen:
Mit dem Rechteck - Auswahltool mit der Maus einen Rahmen ums Gerät aufziehen und dann den Befehl "Bild > Freistellen" oder Ctrl-Shift-H anwenden - fertig!

Etwas komplexer wird es bei dem Photo aus dem Museum: Hier leistet das Punkt-zu-Punkt - Auswahlwerkzeug (Polygon) gute Dienste. Mit der Maus werden entlang der Gerätekanten einzelne Punkte festgelegt, bis der ganze gewünschte Bildausschnitt umfahren ist, nach einem Doppelclick nach dem letzten Streckenpunkt schliesst sich das Polygon.

Wenn nun die DELete-Taste (Entf) gedrückt wird, verschwindet das ganze Gerät aus der Bildmitte und der Rahmen mit dem Museumshintergrund bleibt stehen - das war so nicht beabsichtigt. Also muss die Auswahl mit dem Auswahl-Umkehren - Button invertiert werden - als Resultat laufen nun gestrichelte Linien aussen ums freigestellte Gerät und dem Bildrand entlang.

Im Farbauswahl-Fenster wird die weisse Farbe als Hintergrundfarbe mit einem Click mit der rechten Maustaste geholt.

Und nach einem beherzten Click auf DELete sollte sich das Gerät nun freigestellt vor einem weissen Hintergrund präsentieren. Falls nicht, können mit dem roten Rückwärtsbutton die Veränderungen rückgängig gemacht werden.

Mit ESC kann man aus dem Auswahl-Modus in den Bearbeitungsmodus zurückkehren. Nun kann das Motiv nochmals mit dem Rechteck-Auswahltool eingemittet und mit "Bild > Freistellen" oder Ctrl-Shift-H freigestellt werden.
Photofiltre erlaubt es auch, mit dem Farbverlaufstool im markierten Bereich einen Farbverlauf (beispielsweise vom Grau ins Weiss) einzufügen, hier lässt sich viel experimentieren.

Auch mit den verschiedenen Auswahlmodi kann man sich teils etwas Arbeit abnehmen lassen, der Zauberstab markiert Bereiche mit gleicher Farbe (der Bereich, was alles als "gleich" angesehen wird, lässt sich hier einstellen). Manchmal lässt sich so ein Gerät vor einem Hintergrund einfacher freistellen, teils ergeben sich aber stark "ausgefranste" Konturen, so dass ich lieber mit dem Polygon-Tool arbeite.

2.3 Bild bearbeiten
2.3.1 Farben und Kontrastumfang optimieren
Oft ist das Bild schon optimal belichtet, manchmal ist eine Korrektur von Farbe, Helligkeit und Kontrast notwendig. In vielen Fällen reicht ein Click auf "Automatischer Kontrast" und "Automatische Gammakorrektur". Ich arbeite auch gerne mit den Farbe / Kontrast / Gammakorrektur - Plusminus-Tasten. Fehlkorrekturen lassen sich unkompliziert rückgängig machen.


2.3.1 Bilder retouchieren
Mit Ausschneiden und Einfügen von beispielsweise gleichfarbenen Bereichen habe ich schon manch ein Bohrloch in einer Gerätefrontplatte "verschwinden lassen" oder einen fehlenden Knopf "dazugezaubert".
Um kleine Kratzer, Klebstoffspuren, etc. auf dem Bild verschwinden zu lassen, leistet der "Wischfinger" gute Dienste, auch hier lohnt sich ein experimentieren mit der Grösse und Deckungsgrad, alle Veränderungen lassen sich problemlos widerrufen.
Es lassen sich auch mit dem Polygon-Werkzeug ausgewählte Bereiche einzeln optimieren. So habe ich schon bei einem dunklen Anzeigelämpchen, einer S-Meterskala, einem magischen Auge oder einer Senderskala etwas nachgeholfen und Kontrast und Farben dafür separat adjustiert.
Photofiltre verfügt auch über ein Weichzeichnungs- und Reinigungstool, bei schlechten Bildvorlagen kann es sich lohnen, diese einmal versuchsweise anzuwenden.

2.3.2 Texte ins Bild einfügen
Manchmal möchte man Textanmerkungen oder Copyright - Hinweise direkt ins Bild einblenden. Auch hierzu findet sich in Photofiltre mit dem Text - Tool ein mächtiges Werkzeug.
Texte können mit verschiedenen Fonts in verschiedenen Winkeln und sogar mit einstellbarem Deckungsgrad und Schatten ins Bild eingefügt werden.

3. Bilder abspeichern
Ist man nun mit dem Bild auf dem Monitor zufrieden, gilt es nun, das Resultat der Bemühungen in einer rm.org - kompatiblen Form abzuspeichern.
3.3.1 Grösse anpassen
Für Radio-Bilder verwenden wir JPG, für die Grossbilder von Modellen gelten eine Breite von 933 und Höhe von 1400 Pixeln als Maximalmasse, für Forumsbilder eine Breite von 600 Pixeln, Auskunft über die Maximalmasse gibt diese Tabelle.
Der Befehl "Bild > Bildgrösse" oder Ctrl-H erlaubt, das Bild auf die erforderliche Maximalgrösse zu reduzieren. Vor allem bei den querformatigen Bildern ist darauf zu achten, dass bei Eingabe der Maximalbreite von 933 Pixeln für ein Modell - Grossbild die Höhe nicht 1400 Pixel überschreitet (was passieren kann, wenn man nicht das von der Kamera erstellte Originalbild einfach nur verkleinert und lädt, sondern den Bildausschnitt neudefiniert und das Gerät hochformat ist).

Mit der aktivierten Option "Optimieren" ist das Ergebnis unter Photofiltre im Vergleich beispielsweise mit den Original - Bildbearbeitungstool in Windows deutlich besser, was für mich der Hautgrund war, auf Photofiltre umzusteigen.

3.3.2 Bilder speichern
Ein direkte Click auf den Speichern-Button überschreibt das Originalfile. Möchte man dieses behalten, empfiehlt sich der Weg über den Befehl "Datei > Speichern unter..." im Menü oder Shortcut Shift-Ctrl-S.
Als entsprechendes Format wird bei Radio - Photographien JPG gewählt und ins Fenster der Dateiname entsprechend den Empfehlung von radiomuseum.org eingegeben, also
gb(Landeskürzel)_redifon(Firma)_r408(Modellbezeichnung).jpg

Ein weiteres für unsere Zwecke sehr nützliches Feature wird sichtbar, wenn der "Speichern" - Button dann gedrückt ist. Im nächsten Fenster wird nach einem Druck auf "Vorschau" die Dateigrösse angezeigt, welche das fertig gespeicherte Bild dann haben wird.

Übersteigt der angezeigte Wert die in radiomuseum.org zugelassene Maximalgrösse, kann mit dem Schieberegler durch Ziehen nach links die Qualität soweit vermindert werden (der Kompressionsfaktor wird erhöht, die Detailgenauigkeit kann geringfügig darunter leiden), bis sich in der Vorschau ein Wert unterhalb der beispielsweise für die Vollbilder geforderten 120 kB ergibt.

Nun ist also der Speichervorgang beendet - die letzte Hürde besteht darin, sich den Speicherort zu merken, wenn man das Bild dann auf dem Modellblatt ins Radiomuseum laden will.

4. Weitere Arbeit mit Photofiltre
Faszinierend an der kleinen Freeware ist die rasche Geschwindigkeit, in der das Tool gestartet wird, und die Qualität der abgespeicherten Bilder.
Die Software verfügt über einen mit Ctrl-E oder über "Werkzeuge" aufrufbaren Bildbrowser, eine Stapelverarbeitungsfunktion und vor allem über zahlreiche Filter zur künstlerischen Verschönerung von Bilddateien. Die Effekte sind zwar nicht alle im Radiomuseum anwendbar (wen interessiert schon ein Röhrenbild im Ölgemälde - Stil oder als Reliefzeichnung), haben mir aber beispielsweise im Webdesign und in anderen graphischen Aufgaben schon viel Arbeit abgenommen. Es lohnt sich einmal, hierin zu stöbern.
4.1 Einstellungen
Im Menüpunkt "Werkzeuge > Einstellungen" lässt sich der Standardordner wählen, das Speichern der von der Digitalkamera gelieferten EXIF-Informationen verhindern (Häkchen entfernen bei EXIF-Daten erhalten), und einiges mehr.

Es lohnt sich, Photofiltre einmal zu erproben - es wird bereits von einigen Mitgliedern im RM erfolgreich verwendet.
Einzige Hürde bietet die nicht ganz einfache Installation des Programms und die Nachinstallation der deutschsprachigen Sprachdateien.
Martin Bösch

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