Das Scheitern der Petition zum Erhalt des AM & FM Rundfunks

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ID: 256979
Das Scheitern der Petition zum Erhalt des AM & FM Rundfunks 
17.Jun.11 17:22
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Wolfgang Scheida (A)
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Das Scheitern der Petitionen zum Erhalt des AM und FM Rundfunks

Zugegeben, der Titel ist etwas provozierend verfasst. Und dennoch möchte ich das redliche Bemühen verschiedenster Kreise wie auch das von Einzelpersonen um den Erhalt des Analogen Rundfunks wie wir ihn kennen nicht in Frage stellen und hoffe im Teil meines Sammlerherzens insgeheim das ich mich irren möge. 

Ich überspringe vielmehr die nächsten unheil verheißenden Jahresangaben, sei es 2015 oder 2025, um die herum sich das Thema hier wie dort dahin ziehen wird, und komme analog (hier: aufgrund des Bestehens einer Vergleichbarkeit) zum Schluss dass es dem Groß der Hörer, genauso wie dem Fernsehteilnehmer letztlich egal sein wird woher er seinen Content ("Geschmackloses audiovisuelles Einerlei verteilt auf ungezählte Kanäle") bekommen wird.

Als Vergleich führe ich an:

  • Wo war der Aufstand geblieben, als es zur Abschaltung respektive zur Umstellung vom PAL Analogfernsehen zum DVB-T ging?
  • Wo formieren sich nennenswerte Kräfte die verhindern wollen, dass das Analogfernsehen PAL wie SECAM (5° Ost) auf den Satelliten 2012, also nächstes Jahr endgültig vom Satellitenbildschirm verschwinden wird?
  • Wo fand sich eine Interessensgemeinschaft die in den USA die Einführung von ATSC verhinderte? etc.

Soviel zum Thema Analogfernsehen, ein Medium das nach Ansicht des Autors durch die zusätzliche Bildkomponente noch mehr Gründe hätte liefern können die im Bild für viele Betrachter unterscheidbar gewesen wären.

AM Rundfunk Abschaltung

Dann gab bzw. gibt es das Bemühen um den Erhalt des AM Rundfunks, ein Band welches und man muss es aussprechen dürfen seit vielen Jahren nur mehr ein Nischendasein hat. 

Dies mit der Begründung er soll erhalten bleiben, damit Sammler (etwa 1:>1.000 der Bevölkerung) ihre alten Kisten weiter mit Originalfeldstärke und Modulation beliefern können.

Damit es nicht gar so einseitig wirkt, erhöht man die Bedeutung des AM Rundfunks dahingehend, das diese Sender, wenn einmal auf Digital umgestellt ebenso ganz Europa und mehr ökonomisch versorgen könnten. 

Was letzteres aber dem Enthusiasten alter Geräte nützen sollte ist mir schleierhaft und spießt sich daher in der Argumentation.

UKW FM Rundfunk Abschaltung 

Nun soll in ein paar Jahren, die rede ist von 2015, vielleicht sind es auch etwas mehr, auch noch der UKW FM Rundfunk zugunsten eines neuen, jedoch zumindest anderem ebenfalls digitalen Format aufgelassen werden.

Hier ist das Raunen darüber schon etwas breiter aufgestellt, sofern man denn alle davon nachteilig betroffenen Gruppen auch rechtzeitig erreicht und mobilisieren kann.

Denn was ist der UKW FM Rundfunk denn in der Praxis? Es ist die weitgehend lokale Versorgung der Zuhörerschaft in einer zumeist als einwandfrei empfundenen Tonqualität, unter Verwendung ebenso über Jahrzehnte eingesetzter Technik und Endgeräten. Es ist die örtliche Ungebundenheit des Empfängers in der Wohnung wie auch Unterwegs im Auto oder direkt an der Person z.B. im Walkman. 

Der Analogie weiter folgend bringe ich zum Vergleich das in jenen braunen Tagen vor 70 Jahren intensiv ausgebaute Luftschutz(warn)system hervor. Nach dem Kriege nicht mehr benötigt wurden nach und nach über die Jahrzehnte die alten akustischen Warnsirenen von den Dächern abgebaut (was nebenbei ebenfalls eine Dokumentation wert sein sollte), bis man in den 1990er Jahren in Österreich, und ich nehme an auch anderswo sich eines im Ernstfall zur Verfügung stehenden Zivilschutzwarnsystems für die Bevölkerung besann.

Entgegen dem Witz wonach PAL für den Hund sei, Luftschutz aber für die Katz... installierte man in den 1940er Jahren weitflächig Warnsirenen für die von Bomben heimgesuchte Zivilbevölkerung..... ... und zwei Generationen später besann man sich wieder dieser Einrichtungen und legte das System für den Katastrophenschutz neu auf... 

Aber nicht in dem Sinne, das 50 Jahre alte Anlagen revitalisiert wurden. Sondern angepasst an die Verbauungsdichte etc. wurden gänzlich neue Anlagen und sicher auch Signalzubringersysteme installiert. 

Ähnliches kann ich mir beim UKW bzw. AM Rundfunk vorstellen. Vermutlich aber auch hier nicht in ökonomisch sinnvoller Reihenfolge, indem man die alten Anlagen um diese Funktion erweitert weiter betreibt. Zuvor wird man wohl eher alles abbauen, um es dann wieder unter einem passenden Budgettitel heraus neu errichten zu können. 

Was einst exponiert aufgestellte Großsender für die mediale Versorgung brachten wie am Beispiel des UKW Fernsehsenders in Kärnten/Österreich.,,,,   ...das können auch in die urbane Landschaft wünderschön integrierte (embedded) Mobilfunkzellen leisten..... mit garantiert ausreichender Feldstärke bis ins Schlafzimmer....und ganz ohne einen Schatten im Bild 

Das die neuen DAB Empfänger einen DRM Chip gleich integriert haben mit dem ein AM Sender eine ganze Region oder gar Land erreichen könnte wäre dann eine Option. Jedoch ist auch hier schon seit den 1950er Jahren der Übergang von Großsendern hin zu Klein-, Kleinst- und Füllsendern der Wegweiser. Der Kleinsender oder Umsetzer wäre dann der Mobilfunkmast der nächstgelegenen Zelle den sie von Fenster aus sehen können. Wir würden also im UHF/SHF Bereich bleiben.

Die Alternative wäre aber auch hier, das lokale Internetprovider, das können bekanntlich auch Mobilfunkanbieter (Stichwort UMTS) sein in die Pflicht genommen werden und ein lokales ausfallssicheres Netz für Notfälle örtlichen Behörden zur Verfügung stellen müssten.

Undenkbar das dieses universelle Medium uns in absehbarer Zeit verlassen könnte?

Radio ohne UKW in der Praxis: Ein Beispiel.

Was das in der Praxis heißt lernte ich persönlich dieser Tage auf einer längeren Autofahrt kennen, nachdem mir von PC Anwenderdiensten wie ITunes etc. dies schon zu Hause bekannt war.

Das Leihfahrzeug besaß ein Grundig Cassettenautoradio aus den 1990er Jahren. Der Zufall wollte es, das man eine Cassetten/AUX Adaptercassette im Handschuhfach fand. Sogleich wurde ein MyPott(Stellvertretend für Geräte dieser mobilen Alleskönner) angeschlossen und per Webstream (im Monatsabonnement pauschal beinhaltet) ein Kalifornischer Radiosender eingestellt.

Hunderte von Radiosendern aller Genres sind so in diversen Streamingqualitäten frei abrufbar. Die Auseinandersetzung darüber, dass der alte Autoradio wohl wegen einer defekten Antenne kaum eine brauchbare Programmauswahl zusammenbrachte fand deshalb aus oben angeführten Gründen gar nicht mehr statt.

Das diese Art Musik, Nachrichten oder Unterhaltung zu hören besser sein soll will ich hier gar nicht behaupten. Es ist aber bereits heute eine reale Möglichkeit der Versorgung.

Vergleich Hardware

Sehen Sie sich in ihrem Bekanntenkreis doch um! Wie viele haben noch heute 2011 einen Röhrenfernseher (mit Bildröhre) als Hauptgerät im Einsatz? So nach und nach ist das Thema Röhrenfernseher am Verschwinden, und kaum hat es gröbere Wellen geschlagen, da in diesem Fall es kein Stichdatum und keinen politischen Zwang gab sondern den Kräften am Markt das Spiel überlassen wurde. So war es anfangs vor rund 10 Jahren einfach nur schick sich einen "Flachen" zuzulegen bis es seit etwa 5 Jahren zum Standard bei der Neuanschaffung geworden ist.  

Vergleich subjektive Nachteile

Gleiches gilt für das leidige Thema 16:9 contra 4:3. Wenn es eine Fernsehanstalt mal schafft das richtige Signal (echtes 16:9 oder echtes 4:3) zu senden, dann können sie davon ausgehen das 3/4 aller Fernsehgeräte falsch in ihrer Proportion justiert sind. Ein Blick ins nächstgelegene Kaffeehaus wird Ihnen diese Aussage bestätigen können. Ebenso wird es mit einem geänderten Empfangs/Nutzungsverhalten bei Digitalrundfunk sein - man wird einfach damit leben.

Nach einem Übergangsszenario werden daher nach meiner Analyse der weitgehend parallel stattfindenden Ereignisse des Transformationsprozesses von Analog zu Digital (± zur Jahrtausendwende) auch im AM und FM Bereich die Sender letztlich verschwinden um entweder tatsächlich im DAB VHF Kanal 12, oder was ich mehr annehme, kombiniert als DAB sowie in einem IP Webstream den Zuhörer erreichen.

Digitale Dividende 

In Österreich hält man sich wohl nicht ohne Grund nach der PAL Abschaltung den kompletten VHF Band I/III Bereich unter dem vielsagenden Begriff "Digitale Dividende" frei.

Dass die Dividende freizügig ohne Hintergedanken an Mediennutzer einmal ausgeschüttet werden wird darf aber alleine schon anhand der Wortwahl mehr als bezweifelt werden. Zu groß sind die Interessen und der Einflussbereich von digitalen Dienstanbietern, die so im Huckepack des Staatssäckels (Frequenzversteigerungen) auch mit jedem Hertz Frequenzspektrum einen Cent oder mehr machen wollen. Bisher öffentliches lokal nutzbares Gemeingut findet (fand) damit elegant den Weg in die internationale Spekulation und dem weltweiten Wettbewerb, wo es sich in guter, eigentlich aber in schlechter Gesellschaft mit kommerzialisiertem Afrikanischen Ackerboden nebst anderem am Chartscreen des Traders wie auch Brokers wieder findet.....    

Elektronikschrott

Und ja, es werden viele Empfangsgeräte damit wertlos werden da sie keinen AUX Eingang besitzen. Der Kaufpreis für ein Neugerät, der zumindest für betroffene Hörerschichten gestützt sein wird, wird aber zumindest einmal leistbar sein. Zumindest war dies in Deutschland wie auch in Österreich bei der DVB-T Umstellung nur ein Randthema.

Von der Regionalisierung zur Globalisierung

Damit geht einmal mehr eine gewisse Regionalisierung von Information, nun auch durch die technischen Rahmenbedingungen einzementiert verloren. So wie das Fernsehen sein Publikum für die große Samstagabendfamilienshow über die Jahre und den sich gewandelten Zeiten verloren hat, da sich immer mehr Sender den Kuchen mit einem immer mehr nach Abwechslung gierenden Publikum teilen müssen, so ist dies beim Radio, das noch einfacher, im Sinne von günstiger gestrickt werden kann umso mehr anzunehmen. 

Die vielzitierten Parallelgesellschaften, und auch Karnickelzüchter zählt man bisweilen schon zu solchen, haben (dann) alle ihren eigenen Kanal. Einmal mehr kommen auch die Werbequotenanalysten zum Zuge, deren Prozentrechnen nicht wie sonst üblich bei 100 aufhört, sondern sie sich gegenseitig je Sender unglaubliche Einschaltquoten und damit Werbetarife bestätigen, die in Summe ein Vielfaches von Hundert ergeben müssten. Dort wo richtig gerechnet wird verschwinden die Angebote im Pay TV(Radio) da sie sonst nicht finanziert werden könnten, oder aber sich die Inhalte als Cash-Cow erweisen die man nicht ohne weiteres unentgeltlich ausschlachten will. 

Satelliten Radio oder Satellite-Radio 

Einen Schritt weiter scheint man bereits in den USA mit dem Satellite-Radio zu sein.  Das wie der Name andeutet alles irdische bereits verlassen hat und mit in Erdumlaufbahn befindlichen S-Band (2,5 GHz) Satelliten die Empfangsantennen erreichen. Wo dies nicht gegeben ist und dennoch (kommerziell relevante) Zuhörer erreicht werden sollen helfen Pseudolite als Umsetzer. Nicht zu verwechseln mit den hier wie dort bekannten SAT-Radios über KU-Band Satellit.

Was nun?

Was dem Eingangs erwähnten Sammler bleibt das ist die Frage wie er sich das Feeling einer AM wie auch UKW Senderbelegung eines Tages reproduzieren will. 

Im RM org angeführt war einmal ein VHS Recorder, der das ganze Band ein paar Stunden im vollen Spektrum mitschneidet. Allein es blieb wohl beim Gedanken.

Dann haben wir nur mehr die ein Programm/eine Frequenz Heimsender, denen eine arbeitsreiche Zukunft prognostiziert werden kann, sofern sich nicht ein (Feierabend) Ingenieurbüro an die Entwicklung eines Mehrträgermodulators macht dem sich vielleicht asiatische Elektronikfabriken für die leistbare Serienfertigung anschließen wollen.

Darüber aber woher der Content also der Programminhalt kommen soll, es müsste ja dann ein sinnvoller weise zuvor (also heute) gespeichertes Programmangebot sein, ohne in Konflikt mit dem Urheberrechtsgesetz zu kommen ist eine ganz andere Geschichte.....

W. Scheida 6/2011

 

Der Beitrag wäre am besten unter nachfolgendem Link aufgehoben der aber für Ergänzungen gesperrt wurde.

 

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Weiteres zur UKW-Analog Abschaltung 
17.Jun.11 21:03
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Henning Oelkers (D)
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Henning Oelkers

Sehr geehrter Herr Scheida,

sicher haben Sie Recht, dass die Umstellung von analogem terristrischem Fernsehen zu DVB-T keinen (großen) Widerstand hervorgerufen hat.

Im Falle des analogen UKW Rundfunks sind jedoch einige Dinge etwas anders:

für mich unverständlich soll das gesamte UKW Band auf einmal umgeschaltet werden. Niemand hat offenbar die Idee gehabt, das Band in 2 Hälften zu teilen, eine analoge Grundversorgung für eine Übergangszeit weiterzubetreiben, und in der digitalen Hälfte das neue Medium zu präsentieren, und dem Volk Zeit zu geben, sich mit neuen Empfängern nach eigenem Ermessen auszustatten.

Während pro Haushalt die Anzahl der Fernsehgeräte überschaubar ist, sieht es bei UKW Radios da schon anders aus. Im Wohnzimmer, in Küche und Esszimmer, als Radiowecker, im Auto etc.

Und wer sagt uns, das das dann besser funktioniert als DAB? Selber ausprobieren kann ich es ja nicht.

Und ich gebe Ihnen auch Recht darin, das es mehr auf die (inhaltliche) Qualität ankommen sollte, als auf Quantität. Medialer Müll findet sich auch im analogen UKW Rundfunk schon genug.

mfG Henning Oelkers

 

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Kann eine Petition den analogen Rundfunk retten? 
19.Jun.11 17:05
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Die Antwort auf diese Frage erfordert eine Analyse der bestehenden Situation. Das Ergebnis einer Analyse ist abhängig vom jeweiligen Land. Hier kann nur die Situation in Deutschland  dargestellt werden. Betrachtet werden sollen hierbei sowohl das Fernsehen, als auch der Hörfunk. Zwischen beiden gibt es in dieser Beziehung allerdings deutliche Unterschiede.

Eine Teilantwort erhält man bereits dadurch, daß man sich die Aufgaben und Ziele der Rundfunkveranstalter (Broadcaster) vor Augen führt. Broadcaster gibt es zwei Arten

  1. öffentlich rechtliche
  2. private kommerzielle

Die öffentlich rechtlichen Broadcaster haben einen gesetzlichen Auftrag und erhalten dafür Gebühren. Sie sollen Informationen und Unterhaltung liefern.

Die privaten Broadcaster müssen ihre Kosten und Gewinne durch Werbung einspielen. Das Programmangebot „drumherum“ dient mehr oder weniger nur der „Verpackung“ der Werbung.

Beiden gemeinsam ist das Ziel, eine möglichst große Zahl von Zuschauern und Zuhörern an sich zu binden (Quote).

Die einen versuchen dies durch „leichte (oder seichte) Kost“, während andere wenigstens teilweise noch um Qualität bemüht sind.

Allen gemeinsam ist der Wunsch, von möglichst vielen Hörern bzw. Zuschauern empfangen werden zu können. Nur zu senden, ohne daß jemand dies empfangen kann, bringt keine „Quote“. Dieser Zusammenhang ist der Schlüssel zum Problem der Digitalisierung im Rundfunk.

Warum ging die Digitalisierung des terrestrischen Fernsehens so „geräuschlos“ über die Bühne?  Hier gab es eine statistische Erhebung, wonach nur noch ca. 5 – 7% der Fernsehteilnehmer terrestrisch PAL Sendungen empfangen hatten. Der (nicht unerhebliche) Rest war entweder an eine Kabelanlage angeschlossen oder hatte eine Satellitenschüssel. Eine Umstellung auf DVB-T betraf also nur ganz wenige Teilnehmer. Man hat damit in Berlin begonnen – und trotzdem gab es keinen Aufstand! Warum nicht? Zwei Gründe sind zu benennen.

  1. Statt der damaligen analogen 5 oder 6 TV-Programme waren über DVB-T nun ca. 30 TV-Programme frei zu empfangen. Der Teilnehmer am terrestrischen TV hatte also einen deutlichen Vorteil. Die Kosten für eine DVB-T Box waren vergleichbar mit denen für das Kabelprogramm pro Jahr. 
  2. Für Sozialhilfeempfänger wurde eine Box auf Antrag kostenlos zur Verfügung gestellt.

Aber auch die Broadcaster, hier die Betreiber der Sender, hatten einen Vorteil. Während beim analogen TV pro Programm ein extra Sender notwendig war, können bei DVB-T gleichzeitig 4 Programme über einen Sender abgestrahlt werden. Die dadurch frei gewordenen TV Sender konnten für die anderen Programme vermietet werden.
Bundesweit wurden jedoch nicht alle analogen TV-Kanäle durch DVB-T Kanäle ersetzt. Diese nunmehr freien Frequenzen konnten für den Mobilfunk (LTE long term evolution) versteigert werden.
Wie man sieht, war die Umstellung auf digitale Übertragung in diesem Fall eine „win-win“ Situation, an der alle Beteiligten profitieren konnten. Und darum hat es auch „geklappt“.

Anders stellt sich die Ausgangslage beim analogen Hör-Rundfunk dar. Die Entwicklung hier ist nicht ohne die Situation zum Ende des WW2 verständlich, wo Deutschland als Teil der Reparationen sämtliche „guten“ Mittelwellenfrequenzen verloren hat. Aus dieser Notlage heraus wurde dann der UKW-Rundfunk geboren.
Der dann ausgebrochene „kalte Krieg“ hatte zwar zur Folge, daß wieder einige Frequenzen (wenn auch keine „Exclusivwellen“ mehr) auf der Mittelwelle „requiriert“ wurden. Die Mehrzahl der Hörer hörte Radio damals auf der Mittelwelle. Andererseits setzte sich der analoge UKW-Rundfunk als „Welle der Freude“ zunehmend durch, so daß sich die Hörerschaft langsam aber sicher immer mehr dem UKW-Rundfunk zu wandte, zumal auch die meisten „Mittelwellen-Programme“ (der öffentlich rechtlichen Broadcaster) über UKW ausgestrahlt wurden. Eine Ausnahme bildete der später gegründete „Deutschlandfunk DLF“, der anfänglich nur über Lang- und Mittelwelle zu empfangen war. Was hierbei an Übertragungs-Qualität fehlte wurde (und wird) durch Programm-Qualität wett gemacht.

Die Parallelität von Übertragungen auf UKW und Mittelwelle war bis zum Fall der Berliner Mauer gängige Praxis. Schließlich bietet nur die Mittelwelle (ohne größeren technischen Aufwand) eine Möglichkeit des Fernempfangs – und den wollte man hier politisch.
Somit war auch nach dem Fall der Mauer klar, daß die Parallelübertragung auf Mittelwelle nicht länger gebraucht würde. Bei der Deutschen Telekom als „Erben“ des Sendernetzes der ex. DDR wurde versucht, hier gegen zu steuern, indem die Digitalisierung des Mittel-, Lang- und Kurzwellen Rundfunkbereiches angeregt und vorangetrieben wurde. Die anfängliche Hoffnung auf Einführung der DRM Übertragung hat sich nicht erfüllt, nicht etwa, weil es keine brauchbaren Sender dafür gegeben hätte; diese wurden zwischenzeitlich beschafft, sondern weil die Empfänger-Industrie nicht mit gespielt hat. (Vielleicht auch, weil es keine hierfür exklusiven Programmangebote gibt – mit einer Ausnahme: D-Radio Wissen auf 855 kHz in Berlin).
Wie dem auch sei: Die Aussicht auf DRM hat die Abschaltung der (letzten) AM-Sender auf Mittelwelle nunmehr um ca. 20 Jahre hinausgeschoben.
Die bisherigen Abschaltungen von MW Sendern sind ganz offensichtlich kaum jemand aufgefallen, ein Zeichen dafür, daß es nur noch sehr wenige Hörer auf Mittel- und Langwellen gibt.

Radio heute ist fast gleichbedeutend mit UKW-Empfang. Man kann sagen, UKW hat seinen Zenit erreicht. Aber es gibt auch schon einige andere Möglichkeiten digitaler Art, zumindest stationär.
Auch wird (anläßlich der IFA 2011) zum x-ten Mal versucht, DAB in den Regelbetrieb zu überführen, diesmal als „DAB+“ mit unterschiedlicher Audio-Codierung, wodurch alle bisherigen DAB-Empfänger zu Schrott werden. Daß sich DAB so schwer tut mit einer Einführung liegt natürlich an der mangelnden Akzeptanz durch die Hörerschaft. Hier wird seit ca. 20 Jahren vergeblich versucht, einen digitalen Rundfunkdienst zu etablieren. Warum klappt das eigentlich nicht? Stellt sich die Frage: Wo ist hier eine „win-win“ Situation? Welchen Vorteil hat der „normale“ Hörer von DAB oder DAB+? Mit DAB+ soll sich dann wenigstens die übliche Sender-Belegung des UKW Bandes „abbilden“ lassen. DAB+ verwendet dafür aber eine stärkere Audio-Codierung (High Efficiency Advanced Audio Coding).
Wenn nun noch ausreichend viele und preiswerte DAB+ Empfänger auf den Markt kämen, bestünde eine rein theoretische Chance, daß UKW gegenüber DAB+ genau so allmählich verschwindet, wie die MW gegenüber UKW verschwunden ist. Und dann könnte UKW auch abgeschaltet werden, so wie jetzt die Mittelwellen.
Nicht ganz aus den Augen verlieren sollte man allerdings, daß die über UKW abgestrahlten Radio-Daten (RDS) auch bei anderen Diensten wie z.B. bei Navis angewendet werden. Wenn allerdings dann bis in ca. 20 Jahren UKW abgeschaltet werden sollte, sind die zugehörigen Autos sicher ebenfalls schrottreif.

Wie wahrscheinlich dieses Szenario allerdings ist, hängt von mehreren Faktoren ab, die heute noch nicht voll überblickt werden können. Wesentlich jedoch ist die Akzeptanz der Hörerschaft für ein Übertragungsmedium. Denn ohne Hörer gibt es keine Quote und ohne Quote gibt es kein Geld aus Werbeeinnahmen – zumindest bei den Privatfunkern. Aber die öffentlich rechtlichen schielen mindestens genau so auf „Quote“, denn auch deren Finanzierung hängt davon ab.

Letztlich liegt es nur in der Hand der Hörerschaft, ob der analoge UKW-Rundfunk bestehen bleibt.
Eine Petition wird daher nicht viel nützen. Und ca. 2022 Petenten ergeben keine „Quote“.

MfG DR

 

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Mein Kompliment 
20.Jun.11 19:02
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Franz Gysi (CH)
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Franz Gysi

Hervorragender Text, Herr Scheida.

Genauso wie Sie in der Lage sind historische Zusammenhänge im Radiobereich darzustellen, sind Sie offenbar auch ohne Probleme fähig auf Distanz zu gehen und aktuelle Zusammenhänge unverklärt in den Gesamtkontext zu rücken.

Freundliche Grüsse

Franz Gysi

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UKW Band teilen für parallele Digital und Analogübertragung? 
26.Jun.11 14:56
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Wolfgang Scheida (A)
Redakteur
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Dieser Tage findet sich in Österreichs „Kronen-Zeitung“ vom Samstag 25. Juni die Artikelüberschrift „Die Haushalte müssen neue Geräte kaufen“ Digital-Radio:Flop in der BRD, jetzt bei uns.

Experten sollen darin die angestrebte Insellösung Österreichs bemängeln da in der BRD das neue System bereits einen totalen Flop erlitten hätte.

Inwieweit hier Polemik oder fachlich-politische Zwischenentscheide zum Tragen gekommen sind sei dahingestellt. An der dem Thead vorangegangenen Langzeit-Zielsetzung wird sich abseits des Rauschens im Blätterwald kaum etwas ändern.

Der in Thread 2 erwähnte Vorschlag das Band zu teilen und parallel Ananlog FM wie auch die neuen Dienste anzubieten hat durchaus etwas für sich.

So stehen uns in Europa von 87,5 MHz – 108 MHz rund 20,5 MHz Bandbreite zur Verfügung die nach alter 300 kHz Belegung an die 68 Sender unterbringen könnte.

Hier einfach den Schnitt zu machen, und bis 100 MHz althergebrachtes UKW FM und darüber das neue DAB auszustrahlen klingt einmal nicht schlecht.

Den Thread 3 folgend sind jedoch die Interessen am Band und an den Frequenzen privat wie auch öffentlich Rechtlich an möglichst hohen Einschaltquoten festgemacht.

Ein Sender, und es würden bezogen auf Österreich jenseits der 100 MHz vielfach „nur“ die neuen Privaten treffen, würde so schlagartig einen großen Teil seiner Zuhörer verlieren da er eben nicht mehr empfangbar ist.

Selbiges Spiel hätten wir wenn man die Frequenzzuordnungen spiegeln würde, dann würden die Öffentlich Rechtlichen schreien.

Ob ein Parallelbetrieb – also jeweils Nachbarfrequenzbelegungen mit analog wie auch Digitalsendern eine Option wäre werden die Verantwortlichen sicher bereits geprüft haben. Am Beispiel Kabelfernsehen war und ist dies eine funktionierende Option die man anwendet, jedoch auch hier seitens der Betreiber schon laut nach der endgültigen Abschaltung schreit um Frequenzökonomisch mehr (Pay TV) Sender auf bisherigen Analog Kanälen unterzubringen.  

Den althergebrachten UKW Senderplatz aufzugeben wird nicht ohne weiteres akzeptiert werden. Zu sehr liegen die bekannten Sendersignations mit ihren Frequenzangaben schon im Ohr der Zuhörer und sind zu einem wichtigen Identifikationsgut geworden.

Eine neue Frequenz käme hier mitunter einem Neuanfang in der Hörererreichbarkeit gleich.

In den USA beim ATSC, also dem Amerikanischen DVB-T Fernsehen dürfte man die Sender wohl damit geködert haben, das deren Channel Identifikationen alias Channel 2, Channel 6 usw. im neuen Digitalranking als virtuelle Senderplatzzuordnung erhalten bleibt. Ein Channel 2 also weiter auch dann wenn er auf UHF Kanal 45 übertragen würde so ganz vorne auf der Fernbedienung und damit im Fokus des Zusehers geblieben ist.

Bild: ABC Kanal 2 kann bei ATSC auf Kanal 2 bleiben auch wenn er digital auf UHF übertragen wird, dann sogar schon in Farbe ;-)

Diese Kanalbezeichnungen haben dort einen höheren Identifikationsstellenwert als dies etwa bei uns der Fall ist wo der Sendername ARD, ZDF etc. im Vordergrund steht und der Zuseher sich des Sendekanalplatzes oft gar nicht bewusst ist.

Bei einem Digitalradio, das letztlich auf der Programmstruktur des alten FM Netzes aufbaut wird man so ebenfalls die alten Frequenzplätze und Signations wie 88,6 etc. in die neue Angebotsstruktur übernehmen müssen wenn seitens der Radiomacher eine Akzeptanz erwartet werden soll. Erst nach und nach wird die Bedeutung der alten Frequenz verlustig gehen und ein Sender-Rebranding bzw. eine neue Signation dem Hörer zugemutet werden.

Zu in Thread 3 angeführtem Punkt wonach Navigationsgeräte Zusatzinformationen über UKW erhalten, darf ich schon heute anmerken, das die Lebensdauer, im Sinne der tatsächlichen Nutzungsdauer bzw. deren optimale Gebrauchsfähigkeit weit kürzer angesetzt ist als dies etwa ein einfaches Portable Radio inne hat.

Die Frage ob man sich neues Kartenmaterial anschafft wird nach Preis/Nutzen Abklärung gerne zum Neukauf eines aktuellen Modells verwendet. Neue Gerätegenerationen sind einmal mehr bereits auf Kartenmaterialupdates in Echtzeit per Webstream (im Pauschalangebot auch mitsamt Roaminggebühren f. Europa) im Handel.

Mit anderen Worten, die Zahl der Nutzer die aufgrund dieser Zusatzfunktion des FM UKW Netzes den Status Quo postulieren werden dürfte sehr gering ausfallen. Selbiges für die Millionen Handy Nutzer die ein FM UKW Radio „so nebenbei“ als Feature im Gerät integriert haben.

W.S. 6/2011  

 

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Visionen 
26.Jun.11 21:07
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Auch im "Sommerloch" 2011 werden wieder Themen hochgekocht, nur weil Zeitungsseiten gefüllt werden müssen.

So berichtet "Stiftung Warentest" im Heft Juli 2011 auf S. 51:

"UKW-Rundfunk vor dem Aus; Radio bald nur noch digital; UKW-Radio ist ein Auslaufmodell, denn es nutzt die Funkfrequenzen nicht so effektiv wie Digitaltechnik."

Danach würde die Abschaltung 2015 beginnen und 2025 abgeschlossen sein.

Auf ihrer Internetseite korrigiert test diese Meldung und schreibt, man sei einer Falschmeldung aufgesessen.

Radioempfang: Visionen für die Zukunft

test 07/2011

Kurzfristig hatte test.de an dieser Stelle berichtet, der Radioempfang über UKW stehe vor dem aus. Das beruhte jedoch auf einer Falschmeldung. Das Thema stellt sich sehr differenziert dar. Nach eingehender Recherche und mit Hilfe aufmerksamer Leser – Dank dafür! – schildert test.de nun den Stand der Dinge.

Vision

Nach dem Willen europäischer Digitalradio- (also DAB-)Enthusiasten ist UKW-Radio ein Auslaufmodell. Digital Radio soll mehr Sender, mehr Zusatzinformationen und mehr Tonkanäle (Stichwort: Dolby Surround) bringen. Tatsächlich hat das analoge UKW-Radio schon etliche mit DAB seit 1987 verknüpfte Erwartungen realisiert. Beispielsweise werden Verkehrs- und Senderinformationen ausgestrahlt, Autoradios mit RDS schalten automatisch auf die lokal am besten empfangbare Station der eingestellten Senderkette um. Gleichlaufend mit dieser Evolution verschoben sich auf politischer Ebene die Akzente: In Deutschland sollte der Radioempfang ursprünglich bis 2015 vom analogen UKW auf digitalen Empfang umgestellt werden. Dieses Gesetz wurde jedoch außer Kraft gesetzt. Aus dem „wird bis 2015 abgeschaltet“ wurde ein „kann ab 2015 abgeschaltet werden“.

Zukunft I

Mit DAB (Digital Audio Broadcast, zu Deutsch etwa „Digitales Antennenradio“) ist eine digitale Nachfolgetechnik des UKW-Radios auf Sendung. Ihr großer Vorteil ist der störungsfreie Empfang im Auto. Bisher gibt es aber nur wenige DAB-Programme. In Bayern sind es immerhin 20 Radiostationen, im Norden Deutschlands nur sieben. DAB ist nur in 60 Prozent der Fläche Deutschlands verbreitet. Im August wird Digital Radio als DAB+ neu aufgelegt – in der Hoffnung auf den bislang ausgebliebenen Durchbruch dieser Technik. Darauf einigten sich unter anderem die ARD und das Deutschlandradio, die beiden Industrieverbände VDA und ZVEI und der Sendernetzbetreiber Media Broadcast, eine aus der deutschen Bundespost hervorgegangene Tochter der französischen Télédiffusion de France TDF. Empfangsgeräte gibt es unter anderem von Firmen der Unterhaltungselektronik wie Sony. DAB+ kann im Vergleich zu DAB mehr Sender oder zusätzliche Informationen wie Text und Album-Cover übertragen. Ebenso besteht die Option auf 5.1-Surround, wie er von Video-DVDs bekannt ist. Der Ausbau des Sendernetzes soll in den nächsten Jahren vor allem den Empfang in der Wohnung verbessern.

Zukunft II

Auch wenn andere europäische Staaten wie etwa Norwegen die Umstellung auf DAB erwägen, steht der Erfolg dieser Technik in den Sternen. Einerseits kann Radio über die Sender des digitalen Antennenfernsehens DVB-T ausgestrahlt werden. In Berlin funktioniert das bereits reibungslos. Andererseits machen neue Technologien, zum Beispiel Internetradio Konkurrenz. Der dazu erforderliche breitbandige Internetzugang liegt in immer mehr Haushalten an. So ist DAB+ technisch nicht signifikant attraktiver als UKW und hinkt den bereits bestehenden Verbreitungswegen digitaler Radioprogramme hinterher.

Tipp: Wenn Sie „Digital Radio“ ausprobieren möchten, sollten Sie Empfänger mit dem neuen Standard DAB+ wählen. Sie können auch das ältere DAB empfangen, umgekehrt lässt sich ein DAB-Empfänger (ohne das „+“) nicht auf den neuen Digitalstandard DAB+ aufrüsten. Empfänger für DAB+ gibt es ab etwa 80 Euro. Die bisher vorgestellten Modelle enthalten auch einen UKW-Tuner. Empfänger mit der zusätzlichen Option auf den Empfang von Internetradio kosten derzeit mindestens 125 Euro.

 


Unter dem Aspekt, daß es fraglich ist, ob DAB bzw. DAB+, die ein eigenes Frequenzband besitzen,  zum Erfolg gelangen können, ist es müßig über eine Digitalisierung des UKW Bereichs zu spekulieren.

MfG DR

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Das neue Digitalradio kommt (?) 
01.Jul.11 14:16
1283 from 11196

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
Beiträge: 2492
Anzahl Danke: 217
Dietmar Rudolph † 6.1.22

Im Programmheft Juli 2011 von DRadio wird auf Seite 7 ein Beitrag abgedruckt mit dem Titel:

"Das neue Digitalradio kommt; Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen ab 1. August im neuen bundesweiten Digitalradio"

Den Text des Artikels findet man auch auf der Homepage von DRadio "DeutschlandRadio - Digitalradio"

Der vorletzte Absatz daraus lautet:

Wer das neue Digitalradio und die Zusatzdienste nutzen will, braucht ein DAB+fähiges Empfangsgerät. Solche Geräte gibt es pünktlich zum Sendestart in verschiedenen Preisklassen und Ausstattungsvarianten ab etwa 50 Euro in Fachgeschäften und Handelsketten. Wer von Anfang an auf der sicheren Seite sein will, besorgt sich ein sogenanntes Hybridgerät, das sowohl DAB+ und UKW als auch Internetradio empfangen kann.

Nicht auf der DRadio Homepage zu finden ist die im Programmheft abgedruckte Karte der Reichweite des "neuen Digitalradios". (dort in Farbe, hier in s/w)

Die Karte zeigt offensichtlich die augenblickliche DAB+ Reichweite. Dies geht auch aus dem 2. Absatz des DRadio Beitrags hervor.

Das bundesweite Netz versorgt zum Auftakt über 27 leistungsstarke Sender zunächst vorzugsweise die städtischen Ballungsgebiete. Bis Ende 2011 sollen damit rund 50 Millionen Hörerinnen und Hörer mobil versorgt werden. Das Deutschlandradio bemüht sich derzeit um zusätzliche Senderstandorte, um für seine Programme schnellstmöglich Lücken zwischen den versorgten Gebieten, insbesondere entlang der Autobahnen, schließen zu können. Ab 2015 soll mit dann mehr als 100 Sendern eine weitgehend flächendeckende Versorgung mit digitalen Angeboten in ganz Deutschland sichergestellt sein.

Aus der Reichweiten-Karte und dem Text des 2. Absatzes ist zu erkennen, daß DAB+ mit großer Wahrscheinlichkeit erhebliche Startschwierigkeiten haben dürfte. Man beachte dabei, daß es sich um die (theoretische) Reichweite handelt, bezogen auf die DAB+ Sender. Die praktische Reichweite ergibt sich dann aus der Verbreitung DAB+fähiger Empfänger - aber die soll es ja pünktlich zum Sendestart zu kaufen geben, wie oben zu lesen ist.

DRadio wird daher sicher gut daran tun, bis auf weiteres weder auf die Ausstrahlung seiner Programme auf UKW noch auf Mittel- oder Langwelle (bzw. auch auf KW für DLF) zu verzichten.

MfG DR

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Das Abschaltdatum für UKW-Radio wird ersatzlos gestrichen ! 
28.Oct.11 10:18
1971 from 11196

Jacob Roschy (D)
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Jacob Roschy

Die Vernunft hat ausnahmsweise mal gesiegt:

Deutscher Bundestag beschließt: Das Abschaltdatum für UKW-Radio wird ersatzlos gestrichen !

Wenigstens einmal eine positive Meldung im Meer der Horrormeldungen, die uns diese negativen Eliten bescheren, die uns beherrschen.

Dies geschah auf Druck von Unternehmen des privaten Hörfunks, die zurecht befürchteten, dass bei einer willkürlichen Abschaltung des UKW-FM- Rundfunks viele Leute auf Radio hören ganz verzichten werden, statt sich neue teure Digitalradios anzuschaffen. Ausnahmsweise geschah hier mal Lobbyismus zum Nutzen der Bevölkerungsmehrheit. 

Jetzt müsste noch das Glühbirnenverbot ersatzlos gestrichen werden, ein völlig willkürliches und undemokratisches Machwerk, ebenfalls durchgesetzt von skrupellosen Lobbyisten.

M. f. G. J. R.

 

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Entwarnung 
28.Oct.11 11:04
1989 from 11196

Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

In der letzten Nummer der "Funkgeschichte" (GFGF, Nr. 199) schrieb W.E. Schlegel zu diesem Thema, initiiert durch die IFA:


Entwarnung

Die lange drohende Ablösung des analogen Rundfunks durch das Digitalradio DAB (Digital Audio Broadcast) scheint zumindest mittelfristig abgewendet zu sein. Nachdem die flächendeckende Einführung von DAB, womit der FM-Rundfunk ersetzt werden sollte, ein Flop wurde, unternehmen Hersteller und Rundfunksender nun mit DAB+ einen zweiten Versuch, das Radio zu digitalisieren. Hier werden die Audiodaten werden nicht mehr im MPEG-Format, sondern bei identischer Klangqualität in AAC-Komprimierung übertragen. Dadurch lassen sich in den DAB+-Bändern fast doppelt soviel Sender unterbringen.

Wie am Rande der IFA 2011 deutlich wurde, ist nicht beabsichtigt, den UKW-Rundfunk mit DAB+ abzulösen. Auf lange Sicht soll, so das Unternehmen Media Broadcast, das die technische Verantwortung bei der Ausstrahlung trägt, die analoge Ausstrahlung erhalten bleiben und durch das Digitalradio ergänzt werden. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten mit den drei Programmen von Deutschlandradio und z. Z. neun private Anbieter sind sich einig, dass im Digitalradio vor allem auch Zusatzprogramme und -informationen zum Hörer gebracht werden sollen. Die Kosten werden durch die Gebühren beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk und durch die Werbeeinnahmen der Privaten mit den Sendungen im Analogrundfunk gedeckt – die Nicht-Abschaltung hat also gewichtige, nämlich wirtschaftliche Gründe.

W. E. Schlegel


Wolfgang Eckardt 

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Das alte Digital-Radio geht; UKW FM bleibt 
02.Nov.11 12:09
2292 from 11196

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Das alte Digital-Radio (DAB) geht, wenigstens in Singapur, wo sein Betrieb ersatzlos eingestellt wird.

Genau genommen haben wir hier so etwas ähnliches, denn auch hierzuland wurde DAB zu Gunsten von DAB+ eingestellt. DAB+ hat sicher einige Vorteile gegenüber DAB, wie z.B. ein einheitlicher Frequenzbereich und eine modernere Audiocodierung. Damit besteht die Chance, daß es sich längerfristig vielleicht etablieren könnte, wenn nicht in wenigen Jahren die nächste "Verbesserung" des Systems erfolgt - und damit wieder einmal die "alten" Geräte zu Schrott werden.

Es sind diese Unsicherheiten in Bezug auf die Beständigkeit eines verkündeten "neuen" oder "endgültigen" Standards, die viele Hörer vom Kauf der Geräte abhalten. Diese Skepsis könnte vielleicht durch interessante Programme überwunden werden, wie z.B. bei der legendären "Welle der Freude" anläßlich der Einführung der UKW FM Übertragung. Leider sind solche wirklich interessanten Programme äußerst selten und momentan auch wohl nirgends zu hören.

Man kann daher davon ausgehen, daß UKW FM noch sehr viele Jahre ausgestrahlt werden wird, was sich ja mittlerweile auch schon bis zum Deutschen Bundestag herumgesprochen hat.

MfG DR

P.S.: Die Panne mit dem DAB+ Empfänger ist demnächst behoben, da die Firma ein entsprechendes Update für die Software bereit stellen wird und damit ein weiterer Punkt der Verunsicherung aus der Welt geschafft wird. 

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mehr Programme??? 
03.Nov.11 01:09
2407 from 11196

Knut Rothstein (D)
Beiträge: 65
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Knut Rothstein

Mich wundert an der Diskussion zur Digitalisierung aller Rundfunkdienste insbesondere die Begründung, man könne dann mehr Programme ausstrahlen.

Gibt es denn Inhalte, die es wert wären, zusätzlich ausgestrahlt zu werden?

Ist es nicht so, dass die Digitalisierung der TV-Übertragungen via Satellit vor allem dazu geführt hat, dass Transponder unbelegt sind?

Ich habe den Eindruck, dass wir die vorhandenen (sinnvollen) Inhalte durchaus weiterhin analog übertragen könnten. Die vorhandenen Bandbreiten ließen das zu. Für Rundfunkübertragung werden die durch Digitalisierung zusätzlich realisierbaren Kanäle nicht benötigt.

Eine zutreffendere Begründung ergibt sich wohl aus dem verständlichen Wunsch der Industrie, endlich mal wieder was Neues verkaufen zu können. Es ist doch "entsetzlich", dass unsere herrlichen Empfangsgeräte so lange nutzbar sind.

Wenn ich Industrie schreibe, drängt sich mir die nächste Frage auf: Welche Industrie in welchen Weltregionen würde eigentlich profitieren?

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