DAB+ -- Wer zu früh einen Empfänger kauft, den bestraft ....

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ID: 264646
DAB+ -- Wer zu früh einen Empfänger kauft, den bestraft .... 
16.Sep.11 17:15
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

DAB+, das zum 1. August 2011 in D mit viel tam-tam gestartet wurde, gab es in einigen Ländern bereits früher. Folglich gibt es auch einige Empfangsgeräte, die ebenfalls früher dafür entwickelt wurden und deren Entwicklungsstand ungefähr dem Jahr 2005 entspricht.

Leider sieht man es den angebotenen und heute noch (als neu) käuflichen DAB+ Empfängern nicht an, ob diese (bezüglich ihrer digitalen Signalverarbeitung) tatsächlich auf dem heutigen aktuellen Stand sind.

  • der frühere Stand umfaßt: DAB mit MPEG 2, DAB+ mit AAC, jeweils mit unterschiedlichen Datenraten in Stereo.
  • der neueste Stand beinhaltet zusätzlich: Dolby Surround 5.1 (Mehrkanal) 

Wenn ein früheres Gerät kein 5.1 Dolby Surround wiedergeben kann, sondern "nur" das darin enthaltene Stereo-Signal, kann man dagegen kaum etwas sagen, außer daß man hätte eben mit dem Kauf warten müssen. Das ist also nicht das Problem.

Das eigentliche Problem besteht darin, daß (einige, nicht alle) frühere Empfänger überhaupt nicht mit einem Mehrkanal-Signal zurecht kommen und dann beispielsweise "abstürzen". Ein eindeutiger Software-Fehler, weil offensichtlich einige Bits "für zukünftige Verwendung" nicht sauber abgefangen sind.

Wenn man allerdings einen aktuell angebotenen DAB+ Empfänger kauft, sollte man davon ausgehen dürfen, daß er keine Probleme mit 5.1 Dolby Surround hat und das darin enthaltene Stereo-Signal einwandfrei wiedergeben kann. Leider kann man sich darauf nicht verlassen.


Aktuell hatte (bis heute, wo aufgrund genau dieser Schwierigkeiten wieder abgeschaltet werden soll) der Bayerische Rundfunk eine Dolby Surround Ausstrahlung "BR Testkanal"  im DAB+ Paket auch in Berlin abgestrahlt. 

Nach Auskunft vom BR sind von diesem Problem Empfänger mehrerer Hersteller betroffen. Vermutlich verwenden die alle das gleiche Decoder-Modul für die Audio-Codierung AAC?

Um die Eigenschaften von DAB+ beurteilen zu können, kaufte ich vor wenigen Tagen einen "DAB+ / Internet Radio / Network Music Player / FM-RDS Digital Receiver" Sangean WFT-!Da+ , der mit ca. 289 € als nicht gerade billig bezeichnet werden kann und wohl auch das Top-Gerät von Sangean ist. (Ein Nachfolger WFT-2D ist für 2012 angekündigt.)

Nachdem der "BR Testkanal" angewählt wird, stürzt der WFT-1Da+ ab, schaltet aus und bootet neu um dann im "Remote" zu verharren. Wird das Gerät nun wieder eingeschaltet, erwacht es im vorherigen Modus, also DAB und BR Testkanal. Nach wenigen Sekunden erneuter Absturz und reboot. Es ist nun in einer Endlos-Schleife, aus der es (anschienend) nicht wieder heraus kommt, weil es auf keine Eingabe (Taste oder Fernbedienung) reagiert. 

Empfänger zurückschicken und Geld zurück? Da über das Internet gekauft, würde das noch eine Woche lang ohne Weiteres möglich sein.

Nun hat sich aber ergeben, daß innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde nach dem Einschalten es möglich ist, über die Taste "Band" z.B auf FM zu kommen - und hier funktioniert alles. Aber wieder auf DAB umgeschaltet, ist man sofort wieder in der Endlosschleife drin. Aber über "Band" nach FM kann man auch die "Einstellungen" erreichen und da die "Factory Settings" mit deren Hilfe der Empfänger resettet wird.

Nun geht wieder alles. Jedoch ist es notwendig bei DAB einen Scan durchzuführen, denn die hier verfügbaren Sender müssen erst noch gefunden werden. Aber um des Himmels Willen nun nicht mehr  "BR Testkanal" anwählen. Alle anderen DAB und DAB+ Sender sind nun empfangbar.

Die Fa Sangean (Venlo, NL) will sich bemühen, das Problem in den Griff zu bekommen. Einen Zeithorizont für die Lösung konnte jedoch nicht angegeben werden, da die Programmierer ebenso wie die Fertigung in Taiwan sind.

Irritiert hat allerdings die Aussage (in einem Telefongespräch mit Fa Sangean), daß man von einem alten Auto schließlich auch nicht erwarten könne, daß es auf neuere Features nachgerüstet kann.

Wenn das Problem gelöst sein wird, werde ich hier berichten.


Wenn man von solchen Schwierigkeiten hört, ist das sicher keine Empfehlung für DAB+. Das muß man so feststellen.

Die Geschichte der Digitalisierung im Hör-Rundfunk ist schließlich voll von abschreckenden Beispielen.

Das beginnt mit dem einst hoch gelobten und qualitativ hochwertigen DSR (Digitales Satelliten Radio). Eines Neujahrs Morgen gab es - ohne Vorankündigung - keinen Empfang mehr, weil der Satellit von der Telekom an Schweden verhökert war.  Ca. 2 Jahre später wurde dann auch die Übertragung über Eutelsat ersatzlos eingestellt.

Dumm war nur, daß einige Firmen (z.B. Grundig, Technisat, ReVox, Telefunken) hochwertige und hochpreisige Empfänger gebaut und verkauft hatten, die nun wertlos waren.

Doch nun sollte terrestrisch DAB diese Lücke füllen. Leider gab es nun kaum noch Hersteller, die sich auf dieses Experiment einlassen wollten. Seither gab es zu jeder Funkausstellung einen "definitiven und endgültigen" Neustart für das digitale Radio DAB.

Und nun soll DAB+ endlich den Durchbruch bringen. Allerdings wieder mit neuen Geräten, die aber wenigstens abwärts kompatibel zu DAB sein sollen.

Nun stellt es sich heraus, daß es einige DAB+ Geräte gibt, die nicht kompatibel zu dem (bei DVB-S üblichen) 5.1 Dolby Surround sind. Und den Herstellern sollte das nicht bekannt sein, daß sie "alte Autos" verkaufen??

Will man auf eine solche Art und Weise nun DAB+ "zum Erfolg führen"??

Die Freunde der analogen UKW FM Technik können offensichtlich unbesorgt sein. So schnell wird der Umstieg auf digitale Übertragung nicht erfolgen, weil die Digitalisten über ihre eigenen Füße stolpern.

MfG DR

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Liegt da der "Hase im Pfeffer"? 
16.Sep.11 18:37
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Das bei DAB+ verwendete Audio-Codierverfahren ist HE-AAC v(2) von der Fraunhofer Gesellschaft IIS in Erlangen. Hierfür werden Lizenzgebühren fällig, aber es gibt auch entsprechenden Support von der FHG IIS.

Für Rundfunkprogrammanbieter und Hersteller von Sende- bzw. Empfangsgeräten bietet das Fraunhofer IIS DAB+ Encoder und Decoder sowie professionelle Rundfunk-Serversysteme.

DAB+ fähige HE-AAC v2 Encoder und Decoder unterstützen Superframing und haben vollen PAD Support. Sie sind für PC-Plattformen und verschiedene Festkomma und Fließkomma-DSPs sowie embedded Prozessoren erhältlich. Alle wurden intensiv mit anderen DAB+ Implementierungen auf Kompatibilität getestet. Die Codecs können auch zusammen mit der optimierten Mehrkanalerweiterung MPEG Surround lizenziert werden.

Allerdings muß die entsprechende Lizenz gekauft werden. Und genau darin scheint das Problem zu liegen. Für die Hersteller von DAB+ Empfängern der frühen Generation kommen damit Zusatzkosten hinzu, wenn die "Bugs" beseitigt werden sollen.

Das macht den Vergleich mit einem "alten Auto" eher verständlich.

MfG DR

 

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Eine zweite Meinung 
16.Sep.11 21:08
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Hans M. Knoll (D)
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Hans M. Knoll

Hallo Radiofreunde.

Herrn Prof. Rudolph  ist die folgende Geschichte in groben Zügen bekannt.
Seit Mitte Juli  2011,  besitze ich ein Radio der Firma Philips Type AE 5230/ 12

Das kann auf  UKW von 87.5 bis 108 Mhz,   Sender in Stereo im 50khz Raster suchen und 10 davon speichern.
Dazu Sender in DAB + (plus) im Bereich 174,928  bis 239,200 Mhz (Band III ) suchen und ebenfalls 10 davon speichern.

Eine Laufschrift mit Programminfos wird angezeigt.

Seíte 2 am Karton, sagt es ist abwärtskompatibel mit DAB.  

 

Dieses Modell  hat mit den Testsendungen des BR insofern keine Probleme, es kann  diese in Stereo im  Kopfhörer, wie ich meine, einwandfrei wiedergeben.
.
Mit Steckernetzteil liegt der empfohlene Preis knapp unter 100,00 EURO
Der Nachteil mit H. Rudolph besprochen, bei Batteriebetrieb und  7,5 Volt und 500mA Stromaufnahme,  kann man bei den vorgesehenen Typen
Alkali R6 (AA) laut Hersteller: bei UKW 9 Stunden und bei DAB+ ebenfalls 9 Stunden arbeiten , man kann es bei Batteriebetrieb bestenfalls für Nachrichten benutzen. Oder eben das Netzteil verwenden.

Bitte sehen Sie das nur als Information zum Thema DAB+,    keinesfalls als eine Gegendarstellung zum Text von Prof. Rudolph an.

Hans M. Knoll 
 

Anlagen:

Anlagen:

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Energiebilanz 
16.Sep.11 21:41
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Betrachtet man die Energiebilanz (oder Leistungsbilanz) von DAB+ und UKW FM so fällt folgendes auf:

  • UKW FM:
    Senderleistung max. 100kW  eff *) (Strahlungsleistung), aber
    Empfängerleistung im Miliwattbereich für den Empfangsteil (ohne Endstufe gerechnet)
  • DAB+:
    Senderleistung max. 10 kW eff *) (Strahlungsleistung), aber
    Empfängerleistung bei ca. 5W, auch für Kleingeräte wie in Post 3

Wie zu erkennen ist, bringt die Digitalisierung zwar Vorteile für den Senderbetreiber, aber Nachteile für den einzelnen Hörer.  Folglich besteht diesbezüglich keine "win-win" Situation.

Insgesamt ist also mit keiner Verringerung der notwendigen Leistung zu rechnen. Es kann also hierdurch kein Kraftwerk eingespart werden.

*) Sendertabellen ukwtv

MfG DR

 

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Zuschrift per Mail 
18.Sep.11 22:36
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Unser Mitglied Boris Witke schickte eine Mail zu dem Thema.

Hallo Herr Prof. Rudolph,

Diese Mail bezieht sich auf Ihren Thread "DAB+, Wer zu früh einen Empfänger kauft,...". Sie können wenn Sie mögen den Inhalt gern in RM.org veröffentlichen.

Schon zum 5. Mal habe ich am Stand des Deutschen Rundfunkmuseums auf der IFA Standdienst geleistet. Bei dieser Gelegenheit verschafft man sich natürlich einen Überblick über die neuesten Trends der Branche.

Die vergangenen IFAS waren alle deutlich vom Fernsehen dominiert. Vor wenigen Jahren kam HDTV, zuerst "HD-ready" (bedeutet: HD ist empfangbar, wird aber nicht in der vollen Auflösung wiedergegeben) , jetzt "Full HD". Anfangs mit riesigen Flachbildschirmen, das hat sich mittlerweile etwas gelegt. Etwa zeitgleich kam die HDMI Buchse, die SCART nach und nach ablöst. Voriges Jahr war die 3D Wiedergabe die große Neuheit, die plastische Wiedergabe war aber nur mittels Brille - Shutter oder Polfilter - möglich. Heuer gibt es erste Geräte, die 3D ohne Brille sichtbar machen (Philips und Toshiba). Mein Eindruck: Funktioniert grundsätzlich gut, Nachteil ist die Winkelabhängigkeit, bei Philips muß man exakt mittig vorm Bildschirm sitzen, sonst gibts Zonen mit Doppelbildern; Bei Toshiba ist der Betrachtungswinkel etwas größer (20-30 Grad), aber noch nicht befriedigend. Das mit dem 3D ist gut und schön, aber von 3D Programmen habe ich noch nichts gehört...
So weit mein kleiner Abstecher zum Fernsehen.

Was DAB angeht, habe ich mich bis jetzt in Passivität geübt, nach den Zeilen von Herrn Prof. Rudolph wohl nicht die dümmste Entscheidung. DAB Geräte gibt es seit längerem auf der IFA, wer ein bischen danach suchte, konnte sie auch finden. M.W. kam DAB+ letztes Jahr erstmals, und damit ein Problem: Wer bis dahin ein DAB Radio (noch ohne Plus) erworben hatte, mußte nun feststellen, dass er die DAB+ Sender damit nicht empfangen kann - Softwareupdate oder so was geht nicht. Da DAB Sender immer weniger werden (auf Kosten DAB+), geht der Nutzen derartiger Geräte wohl bald gegen Null, obwohl u.U. erst 2-3 Jahre alt. Damit ist demnächst der zweite digitale Hörfunk- Standard gegen die Wand gefahren.

Auf der diesjährigen IFA bekam ich einen DAB+ Empfänger in Form eines USB Sticks (Noxon). Gestern habe ich ihn installiert, was nach 1-2 Umwegen sogar gelang. Meine ersten Erfahrungen: Hier im Rhein- Main Gebiet findet der Suchlauf 21 Sender, 19 werden angezeigt (?), darunter 6 Sportkanäle, einige Musiksender, meist Pop, 2 Glaubenssender und alle DLF Kanäle. Interessant bei Verwendung des Computers als DAB(+) Radio ist die Möglichkeit, Zusatzinformationen zu empfangen (bei Noxon "Journaline" genannt). Schlagzeilen, Wetter, Verkehr und vieles mehr ist ständig abrufbar, wohlgemerkt ohne "online" sein zu müssen. Die Wiedergabe ist ok, aber wenn man den Rechner beschäftigt, gibts Aussetzer. Das liegt bei meinem Computer aber wohl an zu wenig Arbeitsspeicher (1GB ist gefordert).

Und bei einem bestimmten Sender gibt es Abstürze. Könnte an dem von Herrn Prof. Rudolph geschilderten Problem mit dem neuen 5 Kanal Standard liegen. Von 5.1 o.ä. steht auf der Verpackung des Sticks nämlich nichts... womit sich evtl. schon die nächste Stufe der Inkompatibilität anbahnt.
Der Stick kostet im Handel oder Internet um die 20 Euro. Ein klarer Tipp für alle, die mal in die neue Welt des Digitalradios hineinschnuppern und dabei nicht viel Geld in Geräte investieren wollen, die vielleicht schon nächstes Jahr ins Rundfunkmuseum können.

Gruß Boris Witke


Es kann also nur die Frage aus Post #1wiederholt werden:

Glaubt denn irgend jemand von den Promotoren von DAB+, daß dieses digitale Rundfunksystem auf eine solche Art und Weise zu einem Erfolg geführt werden kann?

MfG DR

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Kompatibilität im Rundfunk 
19.Sep.11 22:14
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Im analogen Rundfunk war es ein ehernes Gesetz, daß jegliche Verbesserung bzw. Veränderung so vorzunehmen ist, daß vorhandene Empfangsgeräte in der bisherigen Art und Weise weiter betrieben werden können. Die Veränderungen müssen also kompatibel zum bestehenden System sein, so daß "alte" Empfänger in gleicher Art weiter verwendet werden können.

Ein erster Bruch mit diesem Gesetz erfolgte bei Einführung des FM UKW Rundfunks. Die bisherigen AM Geräte (Lang-, Mittel- und Kurzwelle) konnten für UKW FM nicht mehr verwendet werden.

Die Lösung des Problems erfolgte dadurch, daß Jahrzehnte lang seither parallel auf AM und FM gesendet wird bzw. wurde. Den Umstieg auf (das damals neue) UKW FM wurde dadurch den Hörern schmackhaft gemacht, daß hier zusätzlich weitere von ihrem Charakter her unterschiedliche Programme angeboten werden konnten. ("Welle der Freude") Für die Hörer war das eine "win" Situation, aber durchaus auch für die Broadcaster, weil für UKW FM weniger Sendeleistung notwendig ist als für AM. Somit hier eine "win-win" Situation.

Beim UKW FM Rundfunk gab es im Laufe der Zeit einige Änderungen bzw. Verbesserungen, die aber alle kompatibel waren.

Anfänglich (1949) wurde nur in Mono gesendet.
Dann wurde (ca. 1963) Stereo nachgerüstet. Aber ein Mono-Empfänger kann weiterhin störungsfrei in altgewohnter Weise betrieben werden.
Ende der '70er bis Mitte der '80er Jahre wurden zusätzlich Verkehrsfunk-Signale übertragen. Ein Mono- oder Stereo-Empfänger ohne Verkehrsfunk-Decoder wurde dadurch nicht gestört.
Ende der '80er Jahre wurde dann das Radio-Daten-System (RDS) auch noch hinzugefügt. Dadurch durfte weder der (mitlerweile abgeschaltete) Verkehrsfunk noch der Empfang von Stereo- oder Mono-Sendungen gestört werden.

Alle diese Änderungen waren also ("aufwärts") kompatibel zum ursprünglich definierten FM UKW Rundfunk, denn alte Empfänger konnten weiterhin verwendet werden. Und die neueren Empfänger waren "abwärts" kompatibel bis zum Mono-Empfang.

Beispiel analoges Fernsehen

Anfänglich wurde in schwarz/weiß gesendet und der Ton war in Mono.
Mitte der '60er Jahre wurde dann "Farbe nachgefüllt", aber das s/w Fernsehgerät gab sein Bild (fast) genau so wieder wie bisher.
In den '70er Jahren gab es dann zweikanaligen Ton: Stereo oder verschiedene Sprache. Auch davon wurden früher hergestellte Geräte nicht gestört oder beeinträchtigt.

Auch hier bestand Kompatibilität sowohl aufwärts als auch abwärts.

Der Umstieg vom analogen PAL-Fernsehen auf digitales DVB-T war ein erneuter nicht kompatibler Umbruch. Jedoch erfolgte dieser ziemlich "geräuschlos". Das hatte folgende Gründe, die es allerdings bei UKW FM nicht gibt.

  • Nur noch ca. 7% der Zuschauer hatten noch terrestrischen Empfang. Der Rest benutzte Satelliten-Empfang oder Kabel-Empfang.
  • Eine kleine (und preiswerte)  DVB-T Box fällt neben einem (großen) Fernsehkasten wenig ins Gewicht. (Beim Küchenradio wäre das sicher anders.)
  • Es konnten nun bis zu 4 mal mehr Programme empfangen werden als im analogen Fall.
  • Es konnten die gleichen Sender und Sendefrequenzen weiter benutzt werden.

Dieser Umstieg war deshalb sowohl für die Broadcaster als auch für die Zuschauer vorteilhaft, also ebenfalls eine "win-win" Situation.

Ganz anders war die Situation bei der (versuchten) Einführung von DAB (seit) Mitte der '90er Jahre.

Hier gab es zunächst noch nicht einmal einen Frequenzbereich, der hierfür hätte verwendet werden können. Man konnte nur einen Teil des TV Kanals 12 und dann zusätzlich eine sehr viel höhere Frequenz (L-Band)  nutzen. Aber die hierdurch ermöglichte Anzahl der Kanäle reichte noch nicht einmal dafür aus, das vorhandene UKW Band "abzubilden". Damit war es auch nicht möglich, z.B. durch speziell interessierende Programme (Spartenprogramme) die Hörerschaft für DAB zu interessieren.

Man hat zwar technisch damit argumentiert, daß der Empfang störungsfreier sei als auf UKW, aber das interessiert den "normalen" Hörer nicht oder kaum.
(Genau so wenig war damals bei der Einführung des UKW FM Rundfunks der größere Frequenzumfang ein Argument. Vielmehr drehten (anfänglich) viele Hörer den Höhenregler herunter, weil UKW so "spitz" klang. Man war den "volleren" AM-Klang gewöhnt.)

Nach (wie vielen?) Fehlstarts von DAB hat man sich zu einigen (sinnvollen) Änderungen entschlossen, die allerdings nicht kompatibel zum (bisherigen) DAB Standard sind.  DAB-Empfänger können somit DAB+ Sendungen nicht decodieren bzw. wiedergeben.

  • Der Frequenzbereich umfaßt nun die (früheren) Fernsehkanäle 5 - 12 bzw. 13
  • Die alte Audiocodierung (MPEG2) wurde ersetzt durch AAC, die mit geringeren Datenströmen auskommt. Dadurch passen nun mehr Programme (als bei MPEG2) in die Frequenzblöcke.

Während (alte) DAB-Empfänger DAB+ Sendungen nicht verarbeiten können, können DAB+-Empfänger auch DAB Sendungen (mit MPEG Codierung) verarbeiten und wiedergeben. Diesbezüglich herrscht somit Kompatibilität.

Im DAB+ Standard sind künftig auch MPEG-Mehrkanalsendungen (5.1 bzw 7.1) vorgesehen. Das ist eine Erweiterung im Vergleich zu einer Stereo-Sendung, die aber nach Aussage der Fraunhofer Gesellschaft, die diese Audiocodierungen entwickelt, voll kompatibel ist.  Die Kompatibilität verlangt nun, daß ein heute verkaufter DAB+ Empfänger (mit Ausgängen für Stereo) auch mit den Mehrkanalsendungen zurecht kommt und die darin enthaltenen Stereo-Kanäle decodiert und wiedergibt. 

Ein DAB+ Empfänger (für Stereo), der beim Empfang einer Mehrkanalsendung abstürzt, ist folglich nicht "aufwärts" kompatibel. Da man davon ausgehen kann, daß wie bei den Radiosendern über DVB-S, Mehrkanalübertragungen auch in DAB+ üblich werden, ist ein DAB+ Empfänger, der damit nicht zurecht kommt (und sogar abstürzt) nicht zukunftsfähig.


Meine Bitte an Sangean war: "I ask you for a software update for this receiver which is free of this bug."
Die telefonische Antwort enthielt die Aussage, daß der Entwicklungsstand des WFT-1Da+ schon ca. 5 Jahre zurück liege, daß er schon in viele Länder verkauft wurde und daß ich der erste sei, der sich beschwert. Ich könne (wie schon oben zitiert) von einem 10 Jahre alten Auto ja auch nicht verlangen, daß es nun auch noch heutigen Features entsprechen soll.

Diese arrogante Haltung schadet nicht nur DAB+, sondern auch der Firma.

Da nicht absehbar ist, wann und ob überhaupt die große Fa. Sangean sich durch die Beschwerde eines kleinen Endverbrauchers veranlaßt sehen wird, ein Sotwareupdate zur Verfügung zu stellen, wurde der Empfänger heute an den Verkäufer zurückgeschickt. 

MfG DR

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 7
Rückmeldung von Sangean 
22.Sep.11 13:56
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Ich hatte Sangean angeboten, ihre Stellungnahme zu dem Problem hier zu veröffentlichen. Es kam jedoch keine Mail, sondern ein Anruf. Der Inhalt war:

  • Sangean ist sehr bemüht, ein Update bereit zu stellen. Da die Programmierer in Taiwan und nicht in den Niederlanden sitzen, kann ein genauer Zeitpunkt für ein Update nicht benannt werden.
  • Sangean "is not amused" über den Thread hier.
  • Die Aussage über das "alte Auto" sei infolge von Sprachschwierigkeiten nicht richtig wiedergegeben.

Sehr positiv ist also zu vermerken, daß Sangean ein Softwareupdate zur Verfügung stellen wird. Daß dies etwas Zeit kostet, liegt in der Natur der Sache und jeder wird Verständnis dafür haben.

Wenn das Gerät "WFT-1Da+" dann mit DAB+ MPEG Mehrkanalsendungen zurecht kommt und diese in Stereo wiedergeben kann, werde ich es (wieder) kaufen. Denn von seiner Art, seiner Ausstattung, seinem Design gefällt es mir sehr gut. Und die Wiedergabe der "normalen" DAB/DAB+ Programme ist tadellos. 

Über den weiteren Verlauf wird zur gegebenen Zeit berichtet.

MfG DR

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Detaillierte Antwort von der FHG IIS 
23.Sep.11 12:46
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Die Fraunhofergesellschaft für integrierte Schaltungen in Erlangen ist u.a. bekannt durch die Audiocodierverfahren, die dort entwickelt wurden, wie z.B. MP3, oder HE-AAC v2, den Standard für DAB+. Ich habe nun dort angefragt und folgende Mail erhalten:

Sehr geehrter Herr Prof. Rudolph,

ihr geschildertes Problem ist uns bekannt. Zunächst ein paar allgemeine Anmerkungen dazu:

Der Bayerische Rundfunk hat ja aus diesem Grund bedauerlicherweise sogar das DAB+ Surround Signal abgeschaltet, obwohl der Fehler eindeutig auf Seiten des Empfängers liegt, wie ich Ihnen nachfolgend noch erläutern werde.
Ich befürchte das durch diese Abschaltung nun den Empfängerherstellern jeglicher Druck genommen wird, ihre Lösungen nachzubessern und damit die eigentlichen Innovationen von DigitalRadio gleich im Keim erstickt werden. Dies kann natürlich bei zukünftigen fehlerhaften Implementierungen bei anderen Dienstekomponenten (z.B. Verkehrstelematik, Datenzusatzdienste) und ähnlich "schreckhaftem" Verhalten der Programmanbieter auch alle anderen innovativen Merkmale des DigitalRadio betreffen.

Zu ihrem konkreten Problem:
Siehe jeweils unten an den passenden Stellen ihrer Anfrage:


> Hallo Herr Korte,
> mein Problem besteht darin, daß ein DAB+ Empfänger abstürzt,wenn die MPEG Mehrkanalsendung vom BR angewählt wird. siehe:
>(Adresse hier gelöscht, da es sich um den Thread hier handelt.)
>
> Nun behauptet Sangean, die MPEG Mehrkanalsendungen seien nicht genormt und deshalb könnten sie da nichts machen.


Recht gewagt von Sangean hier von "nicht genormt" zu sprechen:
Als "Norm" sind die bei WorldDMB für Mitglieder hinterlegten ETSI-Referenzdatenströme zu sehen. Dort liegen seit Jahren auch Testfiles die MPEG Surround Daten enthalten und von jedem Stereo-Empfänger nach Standard problemlos zu dekodieren und wiederzugeben sind. Offenbar hat Sangean (und eine Reihe weiterer Hersteller) es nicht für nötig gehalten, ihre Geräte mit diesen Datenströmen zu testen ...
Somit wäre die umgekehrte Behauptung richtig: Der Sangean-Empfänger verhält sich nicht norm-gerecht!


> Mittlerweile infolge des Posts im  RM.org  scheint allerdings Bewegung in dieSache gekommen zu sein und Sangean hat telefonisch zugesagt, ein Update zuliefern, ohne allerdings sagen zu können, wann dies der Fall sein wird.
> Fragen:
> Braucht Sangean eine extra Lizenz um den Gerätetyp  kompatibel mit MPEG Mehrkanal zu machen?


Definitiv nein, es sei denn sie wollen das betreffende Programm in Mehrkanal ausgeben. Erst dann wäre ein MPEG Surround Dekoder notwendig der entsprechender Patent- und ggf. auch Implementierungs-Lizenzen bedarf.
Dass ein Empfängerhersteller natürlich trotzdem nur ungern nachbessert hat wohl eher mit seinen internen Kosten zu tun: Er muß wieder einen Entwickler dafür beschäftigen, Testing machen und dann die neue Firmware ins Feld bringen, einschliesslich Hotline-Betreuung. 

> Gibt es eine plausible Erklärung dafür, daß das Gerät beim Empfang von MPEG Mehrkanal abstürzt?
>
Das kann Ihnen wohl genau nur Sangean und/oder FrontierSilico n  beantworten. Das Verhalten ist in jedem Fall nicht standard-konform. Unsere ersten Tests ergaben hier, daß der Sangean-Empfänger sich offenbar Bits "anschaut", die er nach Standard gar nicht anschauen sollte (weil er eben nur ein normaler Stereo-Empfänger und kein DAB+ Surround Empfänger ist).

Traurig aber wahr:
Wenn ein Empfänger-Hersteller seriös entwickelt, dann würde er die seit Jahren bei WorldDMB für Mitglieder verfügbaren Testdatenströme zur Verifikation verwenden (und darüberhinaus sich weitere von darauf spezialisierten Unternehmen wie z.B: Rohde&Schwarz oder aber auch Fraunhofer IIS besorgen). Das hat Sangean offensichtlich nicht getan. Allein mit den quasi öffentlich verfügbaren Testdatenströmen von WorldDMB wären die beschriebenen Fehler aufgedeckt worden ...

Wir haben uns aufgrund ihres Berichtes einen baugleichen Sangean Empfänger (Modell "WFT-1D Plus") beschafft (gestern bei uns eingetroffen) und erste Tests haben bestätigt, was uns eigentlich vorher schon klar war.
Alle uns bisher bekannten Probleme auf verschiedenen Empfangsgeräten (diese reichen von einfacher Stummschalten des Kanals bis hin zu Absturz des Gerätes) scheinen einen alten FrontierSilicon Chipsatz mit ebenfalls recht alter Firmware verbaut zu haben.
Geräte mit aktuelleren Chipsätzen haben diese Probleme nicht, sondern geben das Programm ganz normal in Stereo wieder.

Die Firmware-Versionen mit denen wir unseren Sangean-Empfänger gestest haben lauten übrigens wie folgt:

"ir-dabp-mmi.sgn.ven6-wft1da_V1.5.6.21635-2a7-1"

ein Update auf

"ir-dabp-mmi.sgn.ven6-wft1da_V1.5.6.21635-2a8"

brachte keinerlei Veränderung des Fehlerverhaltens.


Bei FrontierSilicon ist das Problem bereits seit einiger Zeit bekannt (lange vor der IFA), wieweit man dort mit der Fehlerbehebung ist und wann diese dann von den Empfängerherstellern umgesetzt werden kann, ist mir aber nicht bekannt.

> Mit freundlichen Grüßen
> Dietmar Rudolph


Ich hoffe Ihnen hiermit etwas weitergeholfen zu haben.
Gerne stehe ich Ihnen auch in Zukunft für Fragen zu dem Thema zur Verfügung (am einfachsten per eMail erreichbar).
Ich würde mich außerdem freuen, wenn Sie die von mir erhaltenen Informationen gegenüber Ihrem Empfänger-Hersteller für eine entschlossene Forderung auf Nachbesserung nutzen würden.
Damit würden Sie der Einführung von DigitalRadio helfen, denn nur wenn es gelingt nicht-standard-konforme Empfänger-Implementierungen frühzeitig vom Markt zu bekommen, hat DigitalRadio wirklich eine Chance und der Nutzer einen echten Mehrwert.

Eine wichtige Bitte für eine fachliche Korrektur auf Ihrer Website:

Sie schreiben mehrfach "Dolby Surround". Das ist technisch leider falsch und führt in die Irre!

Die korrekte Bezeichnung lautet: DAB Surround bzw. "DAB+ Surround" auf der Basis von "MPEG Surround".
Weitere Informationen zu diesem Standard finden Sie übrigens unter mpegsurround.de
Die Tatsache, dass auf dieser Seite auch der Name "Dolby" auftaucht hat lediglich damit zu tun, daß Dolby die Firma "Coding Technologies" vor einger Zeit aufgekauft hat, welche neben Fraunhofer IIS und weiteren Partnern an der Entwicklung von MPEG Surround maßgeblich beteiligt war.

Mit freundlichen Grüßen,
Olaf Korte


Die Hervorhebungen stammen von mir, damit der Text leichter lesbar wird. Vielen Dank an Olaf Korte für die detaillierten Informationen!

Mit diesen Hintergrundinformationen wird nun klar, wo der "Hase tatsächlich im Pfeffer liegt".
Man darf annehmen, daß nun Sangean und die anderen Hersteller, die betoffen sind, noch weniger "amused" sein werden.

Höchst bedauerlich ist jedoch, daß die Verantwortlichen beim Bayerischen Rundfunk dem Druck aus der Industrie nachgegeben haben und den DAB+ Surround Testkanal abgeschaltet haben. So geht man kurzfristig zwar Ärger aus dem Weg, der aber längerfristig dadurch umso heftiger ausfallen wird, weil sich die Käufer eines derartigen "DAB+ Dinosauriers" hinter das Licht geführt sehen werden.
 

MfG DR

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Zwischenbericht 
20.Oct.11 12:12
1458 from 31047

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Inzwischen gibt es eine Rückmeldung von Sangean, daß ein Softwareupdate in der Testphase ist, das den Fehler beheben wird.

Sobald das Softwareupdate zur Verfügung steht, wird es auch von der FHG mit dem WFT-1Da+ getestet werden.

Und auch der Bayerische Rundfunk wird seinen BR-Testkanal wieder einschalten.

Man kann somit zuversichtlich sein, daß das bestehende Problem in absehbarer Zeit gelöst sein wird.

MfG DR

Für diesen Post bedanken, weil hilfreich und/oder fachlich fundiert.

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Zwischenbericht 2 
15.Dec.11 14:20
2140 from 31047

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Sangean hat zum 31.10. ein (zunächst personalisiertes, nur auf eine Empfängerkennung beschränktes) Softwareupdate zur Verfügung gestellt, das bei der Fraunhofergesellschaft IIS getestet wurde. Dieser Test (beschränkt auf die Funktion von DAB/DAB+) ergab folgendes Resultat.

  • Das Verhalten bei "MPS-5.1"-Signalisierung ist jetzt in Ordnung, der Empfänger spielt ganz normal Stereo.

 

  • Bei "MPS-others"-Signalisierung, wie sie aktuell verwendet wird, um bestimmte andere Empfänger vor einem Absturz zu bewahren leider nicht korrekt: Er bleibt stumm, unterbrochen von [sporadischen Geräuschen].

Das Problem der korrekten Audiodecodierung ist somit leider noch nicht gelöst. MPEG Multikanal besteht laut Auskunft der FHG IIS aus einem "normalen" Stereosignal und zusätzlichen Steuerinformationen, mit deren Hilfe aus dem Stereosignal die Audiosignale für die weiteren Kanäle gewonnen werden. (Das ist hierbei unterschiedlich zu Dolby-Surround.)

Ein DAB+ Empfänger für Stereowiedergabe sollte diese zusätzlichen Steuerinformationen einfach völlig ignorieren und nicht irgendwie auszuwerten versuchen. 

Bei Sangean war man über diese Rückmeldung verständlicherweise nicht begeistert. Es soll nun aber doch versucht werden, eine Lösung für das Problem zu finden.

Für das Weihnachtsgeschäft dürfte das leider zu spät sein.


Wer zu den Feiertagen noch einen entsprechenden DAB+ Receiver sucht, könnte bei Terratec fündig werden, wo der Noxon A540+ angeboten wird. Dieses Gerät hat eine ähnliche Ausstattung zu einem vergleichbaren Preis mit dem Vorteil, daß die Audiodecodierung in Zusammenarbeit mit der FHG IIS erstellt wurde und daher entsprechende Probleme bei MPEG Multikanalsendungen nicht auftreten.

Für "Einsteiger" empfiehlt sich der preiswerte DAB Stick, der gem. Auskunft der FHG IIS ebenfalls problemlos Stereo bei MPEG Multikanalsendungen liefert.

MfG DR

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Die pragmatische Lösung des Problems 
07.Jan.12 15:38
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Nachdem die Lösung des Problems beim Empfänger WFT-1Da+ von Sangean nun schon seit über einem viertel Jahr ansteht - und nicht absehbar ist, ob und ggf. wann diese zustande kommt, habe ich mich zu einer pragmatischen Lösung des Problems entschlossen und den Noxon A540+ von Terratec gekauft.

Dieser Empfänger arbeitet einwandfrei und hat keinerlei Probleme mit dem MPEG Surround Signal von BR Klassik, das damit auch in Berlin empfangbar ist.

Bereits in einer Mail vom 19.09.2011 schrieb mir Herr Uhrig von Terratec dazu:

Unsere anderen Geräte können sehr wohl mit der Problematik Surround umgehen und geben einfach nur ein Stereosignal aus. Und das ist auch der Standard.
 
Die Geräte, die das nicht können, entsprechen nicht dem Standard.
 
Wir betreiben mit hohem finanziellem Aufwand eine eigene Entwicklungsabteilung, die alle Geräte den erforderlichen Standards anpasst und dafür sorgt, dass eben genau dieseProbleme nicht entstehen.

Es war deshalb schon früher bekannt, daß der Noxon A540+ einwandfrei arbeitet, aber der Fa. Sangean sollte erst die Gelegenheit geboten werden, den öffentlich getadelten Fehler beim WFT-1Da+ hier auch wieder öffentlich zu korrigieren. Diese Chance wurde (bislang) leider nicht genutzt.

Man kann jedoch hoffen daß das Nachfolgemodell WFT-2D von Sangean, welches in diesem Frühjahr auf den Markt kommen soll, kein Problem mit MPEG Surround Signalen haben wird.

MfG DR

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Haben die nicht gewollt oder nicht gekonnt? 
20.Mar.12 18:43
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Nachdem von Sangean nun schon seit längerem keine Rückmeldung mehr erfolgt ist, stellt sich schon die Frage, ob man dort an dem Problem überhaupt noch interessiert ist bzw. ob noch daran gearbeitet wird.

Am 27.11.2011 erhielt ich noch folgende Rückmeldung per Mail:

Hallo Herr Rudolph
 
Wenn Ich Sie richtig verstehe haben wir eine Loesung und danach wird das Signal veraendert und faengt alles wieder von vorne an..?
Weil die meisten Hersteller (also doch nicht nur Sangean und nur ein paar Andere wie in Ihrer 1st Mail) doch die gleiche Probleme haben und sich weniger bemuehen.
 
Oder verdtehen Ich Sie falsch ?

Dann kam am 09.12.2011 eine letzte Mail folgenden Inhalts:

Mr Rudolph, please note that the update is from the basic in the hands of the module supplier and not in our hands. The module supplierhas also the info from Faunhofer institute and will need to start working on update again.
If this will result in new signal change all will start from 0 again. So we cannot give you any time frame.
 

Der "Modul Supplier" Frontier Silicon kann offenbar an andere Hersteller, wie z.B. Terratec, durchaus Norm kompatible Chipsätze liefern. Und für Sangean sollte das nicht möglich sein?

Man kann im Interesse der Käufer nur hoffen, daß Sangean für das Nachfolgemodell "WFT-2D", welches für dieses Frühjahr angekündigt ist, geeignete Chipsätze von ihrem Module Supplier geliefert bekommt.

MfG DR

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DAB in Kanal 5 'gurgelt' 
18.Sep.14 10:00
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Was passiert eigentlich bei DAB, wenn der Sender nicht seine volle Leistung fahren kann, z.B. weil ein technisches Problem vorliegt und die Sender-Endstufe außer Betrieb ist?

Solche Fälle kommen durchaus vor. Bei UKW Sendern wird dann die Treiberstufe auf die Antenne geschaltet, wodurch die Strahlungsleistung (immerhin noch) ca. 10% der normalen Leistung ist. Als Hörer merkt man i.a. dann praktisch nichts. Bestenfalls ein leicht erhöhtes Rauschen ist bemerkbar. Fällt aber in den meisten Fällen nicht auf.

Offensichtlich haben wir heute einen solchen Fall, daß das DAB Netz im Kanal 5c im Berliner Raum nicht mit voller Leistung senden kann. Wenn der DAB Empfänger dann überhaupt synchronisiert, können da über "Information" die Parameter des Empfangskanals abgefragt werden.

Die Empfangsergebnisse der mir zur Verfügung stehenden DAB Empfänger für Kanal 5c (DLF, Deutschlandradio Kultur, ...) sind:

  • Terratec; Noxon A540+ : Einige Aussetzer, leichtes "Gurgeln", Empfangs-Feldstärke 2 von 10 Feldern, Fehlerrate ca. 50
  • Roberts; RecordR : Aussetzer, "Gurgeln", Empfangs-Feldstärke  2 von 10 Feldern
  • Medion; "schwarzer Würfel von Aldi": Synchronisiert nicht, kein Empfang

Das sind also die "Freuden" des DAB Empfangs, die wir nach den Vorstellungen des derzeitigen Intendanten des Deutschlandradios ab 2025 "genießen" können.

MfG DR

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 14
Und wieder wird gelockt mit DAB+ .... 
01.Dec.14 23:11
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

DAB+ soll mit aller Macht durchgesetzt werden. Deutschlandradio begrüßt klares Votum der ARD, so will es auch der Indendant Dr. Steul.  Siehe hier.

Doch bis 2025 ist noch viel Luft, da könnte man noch 100 Jahre Rundfunk analog in Deutschland erleben ....

W.E.

 

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UKW FM wird schon noch eine Weile bestehen 
02.Dec.14 16:22
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Daß der Intendant des Deutschlandradios ein großes Interesse an DAB/DAB+ hat, hängt sicher auch damit zusammen, daß damals der DLF bei der Verteilung der UKW Frequenzen "zu kurz" kam, woran die (damalige) technische Direktion des DLF wohl nicht ganz unschuldig war.

Wenn nun der Intendant von Deutschlandradio in kürzeren Abständen die "Trommel" für DAB rührt, ändert das trotzdem nichts an der für die Hörer  nicht ganz uninteressanten Frage:

  • Worin besteht für einen "normalen Hörer" der Mehrwert von DAB/DAB+ gegenüber UKW FM?

Solange es keine WIN-WIN Situation bei der Einführung von DAB/DAB+ gibt, wird UKW FM schon noch eine Weile erhalten bleiben.

MfG DR

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Noch immer ein WERWEISSEN: DAB+ oder UKW? 
11.Jun.16 06:57
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Ernst Erb (CH)
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Ernst Erb

Heise-News von heute: Medienforum NRW: Neuer Streit über Digitalradio DAB+

Auszug aus dem Beitrag:
"Streitthema in Köln: Sollte das Digitalradio endgültig als Verlust abgeschrieben werden und man bei UKW bleiben?

Fünf Jahre nach Aufnahme des Sendebtriebs des neuen Digitalradio-Standards DAB+ reicht die Abdeckung immer noch nicht, um ein Abschaltdatum für das klassische UKW-Radio abzusehen. Auf dem Medienforum NRW in Köln diskutierten Branchenvertreter am Donnerstag kontrovers zur Frage, ob das Projekt ein Fehlschlag ist.

Die neue Debatte über den Standard hatten im April bereits zwei Schlüsselfiguren in der Medienpolitik des Landes eingeleitet. In einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung zogen Jürgen Brautmeier, Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) und Marc Jan Eumann, Staatssekretär für Europa und Medien in der Staatskanzlei des Landes eine negative Zwischenbilanz: Gerade Mal in zehn Prozent der Haushalte sei ein DAB+-fähiges Gerät vorhanden. Der Standard habe auch keine überzeugenden Vorteile, der eine Umsetzung auf alle Ebenen ermögliche.

Von DAB+ umrundet

In Köln versuchte Willi Steul, Intendant des Deutschlandradios und einer der eifrigsten Digitalradio-Verfechter, diese Vorwürfe zu entkräften. International sei es auf dem Vormarsch. Dass dennoch viele Hörer in Deutschland lieber bei UKW blieben statt auf ein neues DAB+-Gerät zu kaufen, liege unter anderem an der Politik. "Wir brauchen ein klares Signal, dass UKW eine auslaufende Technik ist." Allerdings wollte sich Steul selbst nicht mehr auf ein Datum festlegen. Der Intendant hatte im vergangenen Jahr 2025 als geeignetes Enddatum ins Spiel gebracht – rückte aber von diesem Termin inzwischen ab.

Insbesondere die privaten Lokalradios verweigern sich der Umstellung bisher. "Wir brauchen nicht nur eine technische Reichweite, wir brauchen eine reale Nutzerschaft", betonte Klaus Schunk, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT). So stehe es für viele private Rundfunksender derzeit nicht zur Debatte, ihr UKW-Programm parallel auch auf DAB+ zu verbreiten. Damit die im Verband organisierten Unternehmen die Umstellung in Betracht ziehen könnten, bräuchten sie Planungssicherheit. Die sei bisher nicht gegeben. Auch eine Übergangsfinanzierung durch Steuer- oder Gebührengelder lehnte er ab."

Es folgen die Themen: "Kostenfrage Vielfalt" und "Digital spart Kosten".

Beim ersten Thema sieht man das auch als Prestigefrage - typisch politisch gedacht ...:
" Prinzipiell für die Umstellung sprachen sich die Vertreter der ARD aus. Valerie Weber, Hörfunkdirektor des WDR sieht das Projekt DAB+ auch als eine Prestigefrage: ..."

Beim zweiten Thema geht es um die Kosten.

"Bei der Konkurrenz von den privaten Radiosendern verfängt das Argument aber nicht. So sieht Schunk im Gegensatz zu der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz für sein Unternehmen keine Ersparnisse durch DAB+: Die Zuteilung der Sendegebiete ist gerade für Lokalradios ungünstig und verursacht hier sogar Mehrkosten. Das Duale System mit der eingespielten Aufteilung zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Radiosendern funktioniere schon seit einigen Jahren nicht mehr. Er forderte eine Festlegung, welche Bereiche die öffentlich-rechtlichen Sender in Zukunft abdecken sollten.

Staatssekretär Eumann schlug sich auf die Seite der Privatsender. Zwar befürwortet er, die bundesweiten Multiplexe für DAB+ beizubehalten, im regionalen und lokalen Bereich sieht er jedoch keinen sinnvollen Einsatz der neuen Digitalfunktechnik."

Was mir bei der ganzen Debatte fehlt, sind die Kostenaufrechnungen von uns Nutzern - für müsste ja das Ganze gedacht sein! Besonders bei transportablen Geräten fallen hohe Batteriekosten an ... Das ist dort aber kein Thema.

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 17
Zur Empfindlichkeit einiger DAB/DAB+/UKW Empfänger 
11.Jun.16 12:50
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Auf dem Markt gibt es keinen "reinen" DAB/DAB+ Empfänger, sondern diese können - aus nachvollziebaren Gründen - alle auch noch UKW empfangen - und manche zusätzlich (über LAN oder WLAN) auch Internetradios.

Da die meisten dieser Empfänger eingebaute Teleskopantennen haben, aber keine Antennenbuchsen, ist es schwierig, die Empfindlichkeit solcher Empfänger (für DAB/DAB+ und UKW) zu bestimmen bzw. zu messen.

Aber man kann ersatzweise einen solchen Empfänger mit in den Urlaub nehmen, wenn man in eine Gegend kommt, die mit Radiosignalen nicht so gut versorgt ist, wie z.B. Berlin. Eine solche Gegend ist z.B. die schöne Ferien-Insel Usedom. Hier ist bislang praktisch keine DAB/DAB+ Versorgung, aber auch die UKW-Versorgung erfolgt über etwas weiter entfernte Sender. Damit ist das ein "Testgelände" für eine praktische Erprobung der Empfindlichkeit für DAB/DAB+ und UKW.

Als "Testgeräte" dienten die beiden in Post #13 benannten Empfänger: "Roberts RecordR" und "Medion".

Für DAB/DAB+ ergab sich kein Empfang. Gut, das war zu erwarten, denn auch die z.B. von Deutschlandradio verbreiteten Feldstärke-Karten weisen dort keinen Empfang aus.

Aber UKW muß doch empfangbar sein, denn die Leute dort hören doch auch Radio!?? Also, welche Empfangsergebnisse liefern sowohl der "Roberts RecordR" als auch der "Medion-Würfel"?

  • Nach einem Suchlauf auf UKW ergaben sich für beide Geräte nur ein bis zwei völlig verrauschte und verzerrt zu empfangende UKW-Sender.

Wie kann das sein, da ein "normaler" UKW-Empfänger die "ortsüblichen" Programme liefert?

Um das zu klären, betrachtet man das Blockschaltbild eines solchen DAB/DAB+/UKW Empfängers, wie es beispielhaft im Post "Mischer für Digitale Übertragungs-Systeme" vorgestellt wird.

Diese Kombinations-Empfänger haben - anders als es bei den früheren AM/FM Radios üblich war - nur ein gemeinsames Eingangsteil (HF, Mischer) für alle Frequenzen.

Beispielhaft ist hier der Si468x Chip gezeigt, der von Langwelle bis VHF (UKW, DAB) alles empfangen und verarbeiten kann.

Charakteristisch ist, daß unmittelbar hinter einem rauscharmen (und breitbandigen) Eingangsverstärker (LNA low noise amplifier) ein I/Q Quadraturmischer in das Basisband folgt, wo nach einer Analog/Digital-Wandlung (ADC analog to digital converter) die weitere  Signalverarbeitung (Filterung, Verstärkung, Demodulation) in einem Signalprozessor (DSP digital signal processing) erfolgt, mit anschließender Digital/Analog- Rückwandlung (DAC digital to analog converter).

Da die LNAs breitbandig ausgeführt sind, denn die ganze Filterung erfolgt im DSP, müssen diese extrem übersteuerungsfest sein. Oder alternativ kann eben die Verstärkung im LNA nicht sehr hoch gewählt werden, was dann aber zu einer geringen Empfindlichkeit des Empfängers führt.

Das also ist offensichtlich das Problem dieser "Kombinations-Empfänger". Wenn aber die Empfindlichkeit auf UKW zu wünschen übrig läßt, ist folglich auch die Empfindlichkeit für DAB/DAB+ nicht so groß, wie sie ggf. sein könnte.

Das hat aber wieder Rückwirkungen bezüglich des "Versorgungs-Radius" für einen DAB/DAB+ Sender. Folglich kann dieser gar nicht so viel Sendeleistung einsparen wie es theoretisch möglich wäre. Damit verschlechtert sich aber die Energiebilanz zwischen UKW-Sendern und DAB/DAB+ Sendern zu Lasten der letztgenannten und die gern euphorisch von den Befürwortern der Digitalisierung benannten Energie-Einsparungen sind so nicht realisierbar.

MfG DR

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Zum Problem der breitbandigen LNA (low noise amplifier) 
12.Jun.16 16:15
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Die UKW/DAB/DAB+ Empfänger (Post #17) haben vor dem I/Q Mischer breitbandige LNAs (low noise amplifier).

Da diese Breitbandverstärker ein ganzes Frequenz-Band empfangen, überlagern sich alle darin empfangenen HF-Signale zu einem Summensignal, das in guter Näherung mit Hilfe eines "Weißen Rauschens" modelliert werden kann. Ein solches Signal hat eine Gauß-förmige Amplituden-Verteilung ("Normal-Verteilung"). In diesem Signal können (fast beliebig) hohe Spitzenwerte entstehen, diese allerdings um so seltener, je höher die Spitzenwerte ausfallen.

Die Graphik zeigt die Gauß-förmige Amplituden-Verteilung und darunter als Beispiel einen entsprechenden Zeitverlauf der Rausch-Spannung. Der Wert σ entspricht dem Effektivwert ueff (RMS root mean square) der Rausch-Spannung. (σ = ueff) [Der Crest-Faktor ist der Spitzen-Wert, bezogen auf den Effektiv-Wert.]

Werte, die größer sind als z.B. der dreifache Effektivwert kommen zwar sehr selten vor (in 0,27 % der Zeit), führen aber zur Übersteuerung, falls der LNA für solche Amplituden bereits nicht mehr linear arbeitet. Eine Übersteuerung führt aber zu nichtlinearen Verzerrungen der Summenspannung und damit zu "Kombinations-Frequenzen", die dann in den empfangenen Kanälen (die ja erst im Signalprozessor "herausgesiebt" werden) zu Störungen führt.

Da man LNAs nicht für beliebig hohe Eingangsamplituden linear realisieren kann, ist man folglich gezwungen, die Verstärkung der LNAs nicht zu groß zu machen. Schließlich soll z.B. in Empfangsgebieten mit vielen starken UKW Sendern (wie in Berlin) ein einwandfreier UKW-Empfang möglich sein.

Das bedeutet aber umgekehrt, daß in Empfangsgebieten mit schwach einfallenden UKW-Sendern mit diesem Empfangskonzept praktisch kaum ein UKW-Sender (vernünftig) empfangbar ist.

MfG DR

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