"Es war einmal.." DLF schaltet Mittelwelle zum 31.12.15 ab

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ID: 383926
"Es war einmal.." DLF schaltet Mittelwelle zum 31.12.15 ab 
01.Sep.15 17:44
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Im Programmheft September 2015 von Deutschlandradio hat Dr. Chris Beck, Hauptabteilungsleiter Technik und Infrastruktur das Editorial verfaßt.

Am Schluß bittet er um "außergewöhnliche Erfahrungen mit der Lang-, Mittel- oder Kurzwelle", aber auch um Aufzeichnungen oder Fotos.

Als Mailadresse ist benannt: mittelwelle@deutschlandradio.de

MfG DR

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Es war einmal der AM Rundfunk in Deutschland 
01.Sep.15 18:46
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Seit einigen Wochen bin ich nun glücklicher Besitzer eines DAB+ Autoradios. Die von mir beschriebenen Probleme im Band III und die Erfahrungen anderer werden einfach ingnoriert.

Zwei meiner Briefe an den Chef der  KEF blieben unbeantwortet.

Ich bin der Meinung, daß das AM- Radio noch gebraucht wird, man könnte einen deutschlandweiten Informationsfunk mit regionalen Meldungen wie Verkehr , Wetter... einrichten, es könnten wie zuvor die Bundes- und Landtagssitzungen sowie andere wichtige Ereignisse übertragen werden.

Jedenfalls waren in ganz Sachsen die Mittelwelle 1044 Khz und in Deutschland die zwei Langwellen 177 und 207 Khz gut zu empfangen. Höchstens mal eine Straßenbahn in der Großstadt oder ein schlecht entstörter Stromverbraucher  störten den Empfang.....

Wie ist das nun heute ? DAB+ geht oder geht auch nicht und wenn es nicht geht, dann sind alle Sender weg.

Ich hatte das Vergnügen, die letzte Bundestagssitzung auf DAB+ zu verfolgen, häufig konnte ich die Satzanfänge hören, dann wieder nichts mehr. ...

Die Befürchtigung, das im Bereich des MDR gut 700 Füllsender gebaut werden müssen, um eine landesweite sichere Versorgung zu gewährleisten, ist wohl berechtigt.

Dagegen sind die Mehrkosten beim Flughafen Berlin Schönefeld sicher nur Pinatz. Wer wird das also am Ende verantworten ? 

Bis zum Ende der AM- Übertragungen auf Langewelle konnte ich in ganz Deutschland und in den angrenzenden Ländern solche wichtige Ereignisse verfolgen.

Auf meine Anfrage beim DLF , warum nicht auf 756 KHz diese Bundestagssitzung übertragen wird, kam die Antwort, weil wir Sendungen  für die Mehrheit der Hörer übertragen müssen, also ist das Liebesleben der Ameisen im Indischen Urwald den Programmachern wichtiger als Übertragungen wo unsere Kanzlerin zur Lage der Nation spricht !

Wenn man von mobilen Hörern etwa 55% ausgeht , einer gegenwärtigen Abdeckung von dab + auf 70% des deutschen Territoriums , das etwa 1% aller Fahrzeuge diese Empfangsmöglichkeit haben, so ergibt sich bei der Vielzahl der Programme, das vielleicht solche Sendungen in Deutschland etwa 5000 Hörer verfolgen..... 

Also man tut doch richtig was für die Bürger. Aber bei 49 cent weniger Rundfunkgebühren pro Monat sind ja viele Deutsche glücklich über den Zustand ! Soeben war heute in der Tagespresse zu lesen das ARD, ZDF und DLF wesentlich mehr Geld benötigen, weil die Sendungen anspruchsvoller werden müssen..... und natürlich , wenn man Sender betreibt, die 5000 Hörer haben, dann muss die Geldkiste praller gefüllt werden.

Das man auch die Bedeutung des AM Rundfunks bei Katastrophen unterschätzt, wäre mein zweites Argument.

Inzwischen sind auch viele Flüchtlinge in Deutschland angekommen. Die einfachste Information wäre mit dem Radio möglich, schnell und preiswert. Auch dazu würde sich der AM- Rundfunk anbieten. Das wir die Kurzwellen im Wesentlichen ausser Betrieb genommen haben, auch das dürfte ein fataler Fehler sein, so wird Deutschland im restlichen Europa und in der dritten Welt kaum noch gehört.

Auch dieser wichtige Aspekt wird aussen vor gelassen........um nochmal den ersten Satz aus dem Editorial zu aktualisieren "es war lange Zeit der wichtigste Weg für unser Medium, um viele Menschen zu erreichen" . Auch heute wäre es wichtig dieses Medium zu nutzen um viele Menschen zu erreichen....solange dab+ noch nicht voll ausgebaut ist und nur eine minimale Menge an Empfängern existieren...... 

Vielleicht sollten hier nochmal Argumente für den AM- Rundfunk gesammelt werden, ich glaube schon das der Digitalrundfunk die Zukunft ist, aber in den nächsten Jahren , hat der AM- Rundfunk aus meiner  Sicht noch eine wichtige Berechtigung. Die Beiträge können wir dann dem DLF und dem KEF übermitteln.

Die Diskussion ist eröffnet !

 

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keine Chance für AM 
01.Sep.15 22:07
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Klaus Bayer (D)
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Klaus Bayer

Hallo Herr Lill,

ich denke, es interessiert wirklich keinen mehr, ob AM geht oder nicht. Wir sind in der absoluten

Minderheit !

Und Flüchtlinge tragen kein Radio mit sich rum, die haben Smartphones. Was diese dann hören oder

sehen weiß ich nicht. Aber AM mit Sicherheit nicht.

Wie im richtigem Leben, wir haben keine Chance. Unsere Jahrgänge werden aussterben.

Klingt pessimistisch, aber es ist so.

Gruß Klaus Bayer

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DLF ade 
01.Sep.15 23:12
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Walter Schmidt (D)
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Was soll der Aufruf?

Ich bin nur sauer. Kein bzw sehr schlechter Empfang von D-Radio Kultur und DLF auf UKW, kein Empfang von D-Radio und DLF bei DAB+, die Mittelwelle 1422 kHz ist hier die einzige Empfangsmöglichkeit. Wofür zahle ich meine Rundfunkgebühren? Eine Satellitenschüssel kann ich leider nicht überall mitnehmen.

Wie kann ich da in schönen Erinnerungen schwelgen? Ich werde dem Aufruf nicht folgen, Kritik fällt da sowieso unter den Tisch!

Ein frustrierter Radiohörer

 

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"Bundesweite" DAB Versorgung 
02.Sep.15 09:53
209 from 10293

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Auf einer der letzten Seiten des September Programmheftes ist die "Bundesweite" DAB Versorgung mit den Programmen von DRadio gezeigt. Hier sieht man, wie löchrig die Programmversorgung über DAB tatsächlich immer noch ist.

Aber vielleicht liest der "Hauptabteilungsleiter Technik und Infrastuktur" das Programmheft nicht bis zum Ende??

Es gibt Sender, deren Programm ist so wenig unterscheidbar von dem anderer Sender, daß diese mit ihrem "Sound" und der "Übertragungsqualität" werben müssen.

Im Unterschied dazu sind (bislang und hoffentlich auch zukünftig) die Programme von DRadio für sehr viele Hörer so interessant, daß man gerne auf Mittel- und Langwelle hört, wenn man alternativ dazu auf UKW oder eben DAB keinen Empfang hat. DRadio hat (nach eigenem Verständnis) Programme für "anspruchsvolle Hörer". Sollen die nun etwa alle in die Ballungsgebiete umziehen, damit sie weiterhin ihrem Niveau entsprechende Programme hören können??

Im Grunde betreibt DRado mit der Abschaltung der AM Sender (früherer Slogan beim DLF: "Langwelle ist überall !") und dem "Ersatz" durch DAB eine Art von "Selbstverstümmelung".

Auch wenn eine Rückmeldung unter der angegebenen Mailadresse voraussichtlich nichts unmittelbar bewirken wird, wäre es doch sinnvoll, wenn möglichst viele sich beteiligen würden. Nur so können politische Entscheidungen ggf. beeinflußt werden.

Der Standpunkt "Ihr da Ohm macht Watt ihr Volt" hilft nicht weiter.


Eine Bemerkung zur Information des Auslandes über das Leben und die Verhältnisse in Deutschland.

Zu Zeiten als die Deutsche Welle noch einen Auslandsdienst in sehr vielen Sprachen unterhielt, erreichten diese Informationen weite Teile der Welt, unabhängig von der "Audio-Qualität". Heute sind die Fluchtwilligen auf "Hörensagen" und die falschen Versprechen von Schleppern angewiesen.  

Die "Politik" hat da ganz offensichtlich am falschen Ende gespart, als die KW Sender abgeschaltet wurden. Oder: "Wie kann ich voraussehen, welche Auswirkungen meine politische Entscheidung schließlich haben wird?"

MfG DR

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Das AUS von AM 
02.Sep.15 11:05
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Josef Kleindienst (A)
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Josef Kleindienst

Man möge als Nostalgieker viel über Das wenn und aber von Am diskutieren  Tatsache ist jedenfalls das Die Zeit der Mittelwelle wie ja schon bei uns in Österreich schon länger abgelaufen ist-daran wirt sich sicherlich auch in Zukunft nichts ändern. schon sit längerer zeit etwa40 jahre ist es her -der damalige indentant des ORFerklärt habe so Sinn gemäß Die Zukunft Des Radios gehöhrt einfach UKW  ( ( DAB gab es damals ja noch nicht)) da die Störanfälligkeit der Mittellwelle einfach immer ärger wird und die Zukunft einfach eine andere sein wird.Im Deutschen Flachland mag es nicht so erscheinen. ich kann mich selbst noch gut erinnern das unser Ortssender Klagenfurt schon nach 50 km am abend auf AM nicht mehr in entsprechender Qallität zu empfangen war-das zum Beispiel

DL auf Langwelle ist oder war auch bei uns mit guten Röhrenempfänger zu Empfangen-allerdiengs abhägig von Störungen bzw. Tag und Nachtzeit. AM ist einfach ein toter  Ast in der Gesamten Radioindustrie geworden und wir müssen es auch wenn es für manche bitter ist.---wohl oder übel.........

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Abschaltung von AM 
27.Dec.15 22:22
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Josef Jonasek (CZ)
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Ich bin zwar aus der Tschechischen Republik, trotzdem bin ich darum traurig.

In der früheren Tschechoslowakei hatten wir nur wenig Gelegenheit, Nachrichten aus dem Westen zu bekommen. Mein Hobby, alte Radios zu reparieren, hat mir ausser meiner Sammlung noch 2 Gelegenheiten gegeben: Wenn nämlich ein Radio repariert ist, kann man beim Reparieren eines anderen Gerätes auch ungestörte ausländische Sender hören, natürlich wenn man es versteht: So könnte ich erstens Deutsch lernen (meine Deutsch-kenntnisse verdanke ich sehr viel gerade dem Rundfunk), und zweitens könnte ich wenigstens etwas vom Ausland erfahren. Ich wohne in Mähren, so habe ich an Anfang Österreich Regional leicht empfangen. Das wechselte etwa 1974 (?) auf UKW, und ich hatte kein spielbares UKW Radio, so  habe ich die Deutsche Welle gefunden. Dem Sender bin ich treu geworden und habe ihn in meiner Werkstatt beim Hobby gehört -  eigentlich etwas geheim bis 1989 (also habe ich auch die Politik verfolgt), und auch nach der Wende bis zum Sendeschluss auf KW (im Internet „höre“ ich „Rundfunk“ nur sehr selten). Ich blieb der DW treu auch wenn ich schon UKW Geräte hatte.


Glücklicherweise blieb später auf der MW noch der Deutschlandfunk, bei uns leider nicht immer zu hören, oder nicht immer in brauchbarer Qualität. Der geht jetzt auch zu seinem Ende. Auf allen AM Wellenbereichen kann man jetzt nur englische oder arabische Sender hören, und wenn man etwas in Deutsch hören will, dann nur die  Propaganda-Sendungen von Radio China; die Sprache natürlich oft in chinesischer „Qualität“. Dabei bleibt Rundfunk immer noch ein wichtiges Lehrmittel. (Ich meine ich bin nicht der einzige, dem die Sendungen geholfen haben.)


Schon beim Ende der  Sendungen der Deutschen Welle habe ich mich gefragt, warum ein grosses Land wie Deutschland /eventuell Österreich dazu?/ nicht mehr auf einen einfachen Empfang in seiner Sprache wenigstens in Europa oder vielleicht noch weiter denkt. Für die Ausländer sowohl für die Deutschen auf Reisen. Noch mehr bedauere ich es jetzt. Internet ist nämlich noch immer nicht so einfach, überall und für alle verfügbar, trotz allem Fortschritt der Technik. (Hier denke ich auch an unsere AM Radios, das ist aber für die Politiker sicher kein Thema).


Das ist alles von mir. Grüsse an alle Freunde des Radiomuseums!

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Abschied von der Mittelwelle -DLF- 
27.Dec.15 23:40
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Andreas Steinmetz (D)
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Ein paar Tage vor Weihnachten, am 17.12.2015, wurde hier auf den Internet-Seiten des Deutschlandfunks zum Ende des Mittelwellen-Rundfunks ein Beitrag eingestellt, auf den ich gerne hinweisen möchte. In diesem relativ umfangreichen Beitrag beleuchtet der Autor, Herr Marcus Heumann, historische und technische Aspekte und blickt in die Zukunft. Zusätzlich werden weiterführende Links angegeben.

Da dieser Beitrag möglicherweise ein Zeitdokument ist und niemand weiß, wie lange er im Netz verfügbar sein wird, habe ich ihn als doc-File mit funktionierenden Links attacht.

Anlagen:

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Zur Abschaltung am Silvesterabend 
31.Dec.15 12:57
1230 from 10293
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Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Heute früh gegen 8:43h wurde der Intendant von DRadio, Herr Steul, im Programm des DLF nochmals zur Abschaltung der Mittelwellen-Sender des Programms von DLF interviewt. 

Außer seinen bisher schon bekannten Statements, wonach die Abschaltung alternativlos sei, weil nun ja mit DAB+ alles viel besser würde, machte er noch eine entlarvende Bemerkung:

".. Chris (Weck) und ich, wir werden heute abend besoffen um das Funkhaus torkeln..."

Wie zu erkennen ist, freut er sich schon jetzt unbeschreiblich über seinen "Sieg", daß er die letzten AM- Sender abschalten - und damit den Versorgungsbereich von DRadio amputieren kann. Der Verwies auf die Deutsche Welle als Auslandsprogramm ist in diesem Zusammenhang eher scheinheilig, weil allgemein bekannt ist, das die DW ihre Ausstrahlung über KW eingestellt hat und nur noch im Internet zu empfangen geht, wie jedes beliebige andere Programm auch. Ja, aber nicht mobil. Oder nur mit erheblichen Kosten für den Nutzer.  

Nach seinen Aussagen setzt er alleine auf die Verbreitung durch DAB+ und würde am Liebsten auch gleich die UKW Sender mit abschalten, weil das für ihn billiger ist - aber nicht für die Hörer.

Diese Geisteshaltung erinnert fast an religiösen Fanatismus, wonach es genau nur eine einzige richtige Lösung gibt, nämlich seine eigene.

Jeder, der etwas von der Digitalisierung versteht, weiß daß eine Optimierung eines Übertragungssystems mit einer einzigen Strategie alleine nicht effizient ist. Vielmehr ist es viel günstiger, einen Strategie-Mix zu betreiben und dabei jede einzelne Maßnahme nur so weit auszuschöpfen, wie deren Kosten noch nicht überproportional ansteigen.

Auf die Optimierung des Versorgungsgebietes angewendet bedeutet dies, einen Mix von Sendern und Modulationen zu fahren.

Angenommen, es soll das Versorgungsgebiet (also auch die grenznahen Gebiete) nicht amputiert, sondern mit maximaler Qualität versorgt werden. Welche Möglichkeiten gäbe es da, wenn man eine pragamatische und keine doktrinäre Lösung anstreben würde?

Zunächst wäre der DAB+ Ausbau nur so weit zu forcieren, daß speziell die im UKW-Netz von DRadio bestehenden Lücken als erstes "gestopft" werden. UKW und DAB+ können sich sehr gut ergänzen. Von der Audio-Qualität ist für den "normalen" Hörer kein Unterschied zwischen DAB+ und UKW wahrnehmbar. Und die UKW Ausstrahlung als rein "analog" - und damit veraltet - zu diskretitieren verkennt, daß es sich beim UKW Rundfunk um ein hybrides analog/digitales Übetragungsverfahren handelt, das neben der (analogen) FM auch noch einen Datenkanal als  RDS (Radio Daten System) hat. Damit werden alle z.B. beim mobilen Empfang notwendigen Informationen, wie z.B. Senderkennung oder Verkehrsinformationen mit Staumeldungen für den Navi übertragen. Jeder, der ein (modernes) UKW Radio mit integriertem Navi im Auto hat, kennt das. Auch gibt es im Ausland einige neuere Entwicklungen zum UKW Rundfunk - der ist also keinesfalls "veraltet".

Also, für den "Normalhörer" hat DAB+ gegenüber UKW nur den Vorteil, daß sich beide Systeme ergänzen und somit eventuelle Versorgungslücken des einen Systems durch das andere "gestopft" werden können.

Aber beide Systeme zusammen ergeben trotzdem gegenüber dem bisherigen Versorgungsgebiet eine "Amputation". Wie hätte man diese vermeiden können - wenn man es gewollt hätte? Richtig, da gab es doch bisher in AM betriebene Sender auf LW und MW, die so weit reichten. Diese Sender wurden nach der "Wende" auf den technisch allerneuesten Stand gebracht und sind daher DRM fähig. Und genau eine DRM Ausstrahlung wäre die Lösung gewesen, wobei hierfür schon die LW Sender ausgereicht hätten. (Aber die hat man "vorsorglich" schon mal als erste abgeschaltet.)

DRM - geht das überhaupt?? Was bedeutet das für die Empfänger? Gibt es so etwas bereits auf dem Markt? Und wenn, was müßte man da noch an Aufwand hineinstecken?

Wie im Post "Mischung und Frequenzumsetzung" im Teil 5 "Mischer für Digitale Übertragungssysteme" beschrieben ist, haben moderne Empfänger für DAB+ und UKW ein gemeinsames digitales Eingangs- und Mischteil. Die weitere Verarbeitung der Signale erfolgt dann digital im "Basisband".

Bei dem hier gezeigten Blockschaltbild eines solchen Mischteils, das z.B. in USA verbreitet ist, gibt es extra einen zweiten Eingangsteil "Loop P" und "Loop N", der dort für den Empfang des analogen AM Rundfunks verwendet wird. Dieser Eingang eignet sich genau so für den Empfang des digitalen DRM Rundfunks (auf LW oder MW).  Und entsprechend wie im Signalverarbeitungs-Teil eines amerikanischen Radios die AM  (digital) demoduliert wird, kann man auch DRM digital demodulieren. Dazu ist nur  eine schon bekannte Software zu implementieren.

Auch wäre ein solches Radio weitaus zukunftsfähiger als ein momentan erhältliches DAB+/UKW Radio. Denn, wie der Vertreter der Fraunhofer Gesellschaft anläßlich der Sendereihe zur Abschaltung der Mittelwelle im DLF bestätigt hat, gibt es (demnächst) eine "verbesserte" Audio-Codierung, die mit weniger Datenrate auskommen wird. (Diese könnte sofort für die DRM Übertragung verwendet werden.) Man bekommt dann (mindestens) doppelt so viele Programme in einen DAB Frequenzblock wie bisher. Aus DAB+ wird dann DAB++ werden.  Und dann wird man mal wieder neue Empfänger brauchen, oder man nutzt bei den alten nur noch den Teil für UKW, weil der dann ja noch immer geht.

Wenn man also hätte wollen, wäre durchaus eine optimale pragmatische Lösung möglich gewesen.

Aber so können wenigstens heute abend die beiden verantwortlichen Herren "besoffen um das Funkhaus torkeln" und sich über ihren Pyrrhussieg freuen - wie einst "Rumpelstilzchen".

MfG DR

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Abschaltung der Mittelwelle und Langwelle DLF  
31.Dec.15 13:33
1245 from 10293

Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Zu den perfekten Ausführungen von Herrn Prof . Rudolph kann man eigentlich nichts mehr hinzufügen. 

Nach meiner Meinung sind die Kosten für dab+ ( später neue Empfänger für dab ++ die zahlen die Hörer) noch nicht abschätzbar.

Ich prophezeie hier, es wird ein Faß ohne Boden, denn man muss letztendlich mit diesem Übertragungssystem die mobilen Hörer in ganz Deutschland versorgen. Das schafft man auch nach über 20 Jahren bei digitalen Mobiltelefonen nicht, obwohl auf fast jedem Hügel ein Umsetzer steht.

Ich habe alle Parteien des Bundestages angeschrieben, Antwort nur von der CDU, jedoch waschi waschi. Ich verstehe auch, das die meisten Politiker nicht viel davon verstehen, weder von der Übertragungstechnik noch sich für vernünftige Alternativmöglichkeiten interessieren, aber man muss doch den Mut für eine Entscheidung haben und den hatten unsere gewählten  Volksvertreter !

Wollen wir nicht vergessen, das Deutschland nun weltweit nur  über Internet ( wo es vorhanden ist) noch hörbar ist. Mobiler Empfang ist ein Kostenfaktor, der sicher die meisten davon abhält, es zu tun. 

Da gibt es doch einige Teile der Welt, wo dieser technische Stand noch nicht vorhanden oder nicht mehr vorhanden ist ( Kuba, Iran, Irak, Syrien, Lybien, afrikanische Staaten ......) und da wäre gerade in Krisen- oder Kriegsgebieten die Stimme Deutschlands schon sehr wichtig. 

Gerade bei meinem letzten Urlaub in Kuba haben mir mehrere Leute gesagt; wir hören nichts mehr von Deutschland, früher konnten wir bei der Kurzwelle DW sogar deutsch lernen...ja es war einmal....

Wer im Europäischen Ausland unterwegs ist, hat ein paar Km nach der Grenze nur noch den dortigen Landesrundfunk. Endlich wird das im Staatsvertrag geregelte Versorgungsgebiet , die Versorgung innerhalb der Grenzen, durchgesetzt. 

Genau genommen müsste ja jetzt die Ausstrahlung aller deutschen Programme über das Internet eingestellt werden, weil es nicht im Sinne dieses Staatsvertrages ist !!!

Vielleicht erreichen diese Zeilen auch noch die Herren vom DLF, die heute Abend nach eigenen Angaben besoffen um das Studiogebäude laufen wollen.......

Ich habe die Hoffnung, das zumindestens die zwei Langwellen und die MW 1422 KHz nicht zerstört werden sondern für die Zukunft in Reserve bleiben.... vielleicht kommen auch mal wieder vernünftigere Leute, die Entscheidungen treffen.

 

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Die letzte Sendung des DLF über Mittelwelle 
01.Jan.16 12:07
1406 from 10293

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Die letzte Sendung des DLF über die Mittelwellensender war um 23:05 ein Jahresrückblick auf die deutsche Literatur mit Hajo Steinert, Denis Scheck und Hubert Winkels. War informativ und unterhaltend.

Der Empfänger war ein Staßfurt Imperial 5W (von 1932/33). Mit diesem sehr empfindlichen und trennscharfen Gerät wurde der Sender Heusweiler auf 1422 kHz empfangen, der ca. 1000 km von Berlin entfernt ist. Der Empfang war, wie immer, lautstark und stabil mit gelegentlichen leichten Fadings.

Gegen 23:45 wurde die aktuelle Sendung ausgeblendet. Es war ca. 13 - 14 Minuten lang ein früheres Pausenzeichen zu hören. Kurz vor Mitternacht wurde der Träger ausgeschaltet und es war im Hintergrund eine ausländische Station zu hören.

Eine Kontrolle der anderen MW Frequenzen 549 kHz, 756 kHz, 1239 kHz ergab schon früher kein Signal mehr. Als Empfänger hier dienten der Stern 7E81C an einer Rahmenantenne für 756 kHz und der EAK 97/51 an einer Drahtantenne für die anderen Frequenzen. In der Kombination Stern 7E81C und Rahmenantenne war hier der Sender Cremlingen auf 756 kHz auch in den frühen Abendstunden sauber aufzunehmen, wo ansonsten aufgrund des Nahschwundes und der anderen auf dieser Frequenz arbeitenden Sender an einer Drahtantenne der Empfang wenig Freude bereiten würde.

Mit etwas Humor in den "oberen Etagen" von DRadio hätte man die Abschaltung der MW Sender "stilvoll" mit der Ansage "Und vergessen Sie nicht Ihren 'Antennerich zu beerdigen'." (frei nach "Radio Runxendorf" von Ludwig Manfred Lommel) beenden können. Aber sicher ist das zu viel verlangt.

Aber außer an Humor und Phantasie gebricht es dort wohl auch (zumindest) an technischer Kompetenz. Sonst hätte man nicht einseitig auf den Ausbau des (momentanen) DAB+ gesetzt, sondern die Chance begriffen, die in der Digitalisierung der Mittel- und Langwelle gelegen hat, um das Übertragungssystem von DRadio im Interesse der Hörer zu optimieren und damit wirklich zukunftsfähig zu machen. 

Zum Glück hängt aber die Qualität des Programms von DRadio nicht unbedingt von den Kompetenzen der "oberen Etagen" ab. Das ist wenigstens ein kleiner Trost. Und vielleicht kommen wirklich mal wieder "bessere Zeiten".

MfG DR

Korrektur des Zitates in Post #9 aus der HP des DLF. Hier der Auszug aus dem originalen Text:

Barenberg: Unser Chefingenieur Chris Weck, der hat uns ja alle wissen lassen, dass er heute um Mitternacht ein Glas Sekt auf das Radio der Zukunft trinken wird. Stoßen Sie mit Ihm an?

Steul: Ich stoße mit ihm an. Ich war kürzlich auf einem Symposion – ich bin in dieser DAB-Frage sehr aktiv und sehr unterwegs – und dann sagte mir in London einer: Du und Chris, ihr seid diejenigen, die wahrscheinlich betrunken um das Funkhaus taumeln um Mitternacht.

Ich bitte um Entschuldigung für die ungenaue Zitierung in Post #9. Man sollte besser nicht aus dem Gedächtnis heraus zitieren, weil dadurch oft ein falscher Ton entsteht.

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Der Sender Nordkirchen hatte es noch 'eiliger' 
01.Jan.16 16:59
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Ingo Heidinger (D)
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Vielen Dank, Herr Prof. Rudolph, daß Sie mich gerade noch rechtzeitig davor bewahrt haben, an die DLF Pressestelle zu schreiben, ob das mit dem "betrunken um das Funkhaus taumeln um Mitternacht" denn so stattgefunden hat. Getreu dem englischen Motto in Foren: "Pics or it didn't happen!" :-))
Das hätte dem ganzen Eiertanz um die MW-Abschaltung ja noch die Krone aufgesetzt.

Und in der Tat: Wenn man noch einen Funken Stil gezeigt hätte, hätte man vielleicht einen fröhlichen Live-Ausklang speziell für die MW-HörerInnen ins Programm gehoben. Aber weiter nördlich in Köln hat man mit sowas schlechte Erfahrungen gemacht. Mein Eindruck ist auch, daß man in der Kulturredaktion durchaus überrascht war ob der umfangreichen Hörer-Reaktionen, die an die Email-Adresse aus Post #1 gingen.

Zitat aus der (Serien-)Antwort von Herrn Gierth (Leiter Hauptabteilung Kultur) an mich:

Die Vielzahl von Zuschriften, Aufzeichnungen und Fotos, die uns erreicht hat, hat uns sehr beeindruckt. Und so möchte ich Ihnen heute sehr herzlich danken, dass auch Sie sich die Zeit genommen haben, uns Ihre Erfahrungen und auch Ihre Meinung zu schreiben. Ihre Überlegungen sind wesentlich mit eingeflossen in unseren Programmschwerpunkt zur Abschaltung der Mittelwelle, den wir zwischen dem 17. und 19. Dezember im Deutschlandfunk senden werden. Mit ihm wollen wir der Mittelwelle die Referenz erweisen.

Die daraus entstandenen Sendungen am 17. / 19.12. hatten aber eher „Erklär-Bär"-Charakter, als daß sie die Kontroverse um die Abschaltung widerspiegelten. Siehe auch in der Rubrik nebenan.

Der Sender Nordkirchen 549 kHz hatte es sogar noch eiliger mit der Abschaltung, da war nach der Abschaltung des Programms um 23:45 Uhr auch das (alte) Pausenzeichen schon um 23:51 Uhr weg.

Hier meine beiden »Beobachter«: Tandberg Huldra 3 und Pioneer F-676:

 

Was letztendlich aus den Sendern selbst wird, konnte auch die Radioszene noch nicht in Erfahrung bringen. Wohl aber einen Aspekt, der Nachfolge-Nutzer abschrecken wird, Zitat aus dem Artikel:

... Eine dauerhafte Sendelizenz sei für einen kleinen Programmanbieter nicht bezahlbar, „das Problem ist die Gebührenordnung der Bundesnetzagentur“, so Milling (Shortwaveservice). „Neben der Frequenzzuteilung muss jeder Sendebetreiber eine jährliche Gebühr zahlen. Grob gesprochen werden darin alle Aufwände, die die Bundesnetzagentur für die Mittelwelle hat, unter allen Frequenzinhabern aufgeteilt.“ Ist ab 2016 Kall-Krekel der einzige Sender mit ständiger Lizenz, so würden diese Gebühren nicht mehr unter mehreren Anbietern verteilt, sondern komplett auf das kleine Hörfunkprojekt aus NRW zukommen.…

Trotzdem ein Frohes Neues @all

Ingo Heidinger

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Nordkirchen 
01.Jan.16 18:05
1537 from 10293

Andreas Steinmetz (D)
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Nun weiß ich endlich, um wieviel Uhr was geschah. Ich hatte nämlich in Abwesenheit den Sender Nordkirchen (549kHz) mit Revox B-285 an Langdraht empfangen. Der Sender war hier (südliches Niedersachsen) tagsüber immer sehr gut empfangbar gewesen, abends meistens mit einigen Störgeräuschen. Eine Aufzeichnung am Silvesterabend kam mit digitalem Equipment nicht in Frage, weil dieses das Empfangssignal stark störte. Also musste ich analog mit Revox B-215 auf Cassette aufzeichnen, unterstützt durch eine Baumarkt-Schaltuhr, wodurch mir leider kein Zeitstempel zur Verfügung stand.

Beim Sender Nordkirchen war es so, dass man in der laufenden Sendung, mitten im Wort, einfach umschaltete auf die Pausenzeichen-Folge, alles ohne Ankündigungen, Umblendungen usw.. Gegen Ende der Pausenzeichenfolge wurde die Sendeleistung offenbar heruntergedreht: Es kamen andere Sender durch, und mit einem finalen "Klack" war Nordkirchen dann ganz weg. Leidenschaftsloser hätte man die ganze Prozedur nicht machen können. Weitere Interpretationen erspare ich mir.

Falls an der Aufnahme der letzten Nordkirchen-Minuten allgemeines Interesse bestehen sollte, stelle ich -nach Klärung der rechtlichen Lage- meine Aufzeichnung hier gerne ein. Ein wenig Zeit für die Digitalisierung der Aufnahme werde ich allerdings benötigen.

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Den Tatsachen ins Auge sehen 
01.Jan.16 19:03
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Josef Kleindienst (A)
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Josef Kleindienst

Ich glaube einfach -mann solle mit der Zeit gehen-und nicht zu sentimental werden Tatsache ist-bei uns in Österreich wurde die Mittelwelle schrittweise ab 1975 eingestellt-begonnen mit den Regionalradios und das nach und nach bis die UKW Versorgung der einzelnen Gebieten gewährleistet war-sicherlich haben sich auch damals viele aufgeregt weil sie neue Geräte kaufen mußten die FM tauglich waren.-zulezt wurde der Wiener Sender Bisamberg stillgelegt-eine weiterführung hätte Milionen € gekostet  (Der Radiobote hat darüber berichtet)-was aber für die Allgemeinwirtschaft-oder keinen Nutzen gebracht hätte.---Es ist einfach der Lauf der Zeit den wir aktzeptieren müssen-wohl oder übel-ich finde es aber nicht gut das man aus dem ganzen ein Orakel machen möchte--fehlt nur noch die T.........,.f......r dazu-Der Fußballer der mit 50 nicht mehr so spielen kann muß die Dinge auch so hinnehmen wie sie sind und das beste aus der Situation machen.-Also Allen Freunden des gemeinsammen Hobby noch ein gutes neues Jahr mit freundlichen Grüßen j. kleindienst!

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Ein Überblick der Abschaltungen DLF-MW v. 31.12.2015 
01.Jan.16 18:54
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Wolfgang Holtmann (NL)
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Wolfgang Holtmann

Hallo Radiofreunde

Als Dokument möchte ich den zeitlichen Verlauf der Abschaltungen von gestern festhalten.

Nur mit Hilfe des Breitbandscanners der Universität Twente (Enschede, NL) war diese Aufnahme erst möglich.

Um die erforderliche Auflösung zu erhalten, habe ich das im Anhang eingefügt.

MfG.

 

Anlagen:

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Vertane Chance 
02.Jan.16 12:24
1710 from 10293

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Die analoge AM Ausstrahlungen auf Lang- und Mittelwellen zu beenden war (volkswirtschaftlich gesehen) sicher richtig, auch wenn einige Radiosammler das bedauern.

Aber es hätte die Chance bestanden, diese Sender für digitale DRM Übertragung zu nutzen. Ganz abgesehen davon, daß für den Fall, daß sich DRM allgemein etabliert hätte, das Ende der AM Ausstrahlungen schon viel früher gekommen wäre. Und auf der anderen Seite hat die Aussicht, daß sich DRM durchsetzen könnte, dazu geführt, daß die Abschaltung nicht schon kurz nach der "Wende" und dem Fall des "Eisernen Vorhangs" erfolgte. Das sollte man auch nicht aus den Augen verlieren. In so weit hat diese Aussicht auf digitale DRM Ausstrahlung schließlich die LW und MW Sender noch ein Viertel Jahrhundert lang "am Leben erhalten".

Die Chance hätte nun aber darin bestanden, daß DRadio sein Versorgungsgebiet (einschließlich der angrenzenden Bereiche) - theoretisch zwar zunächst, wie im Fall von DAB+ ja auch - weiterhin hätte bedienen können, ohne die nunmehr entstandenen "weißen Flecken".

Die Realisierung dieser Chance erscheint möglich, weil es z.B. mit der IC Familie Si468x bereits heute Frontends gibt, die frequenzmäßig von 150 kHz bis 250MHz den gesamten Bereich verarbeiten können. 

Damit wäre es also möglich, einen Empfänger zu bauen, der

  • Digitale LW mit DRM
  • Digitale MW mit DRM
  • Hybrides UKW (analoges Audio & digitales RDS)
  • DAB+ bzw. DAB++

empfangen könnte. Ein solcher Empfänger würde immer den Empfangsbereich wählen, der (abhängig von der Empfangs-Situation) ein optimales Ergebnis liefert. Als Hörer wählt man nur ein Programm, z.B. DLF oder DRadio Kultur, und der Empfänger wählt sich den Empfangsbereich aus, der das beste Ergebnis (z.B. kleinste Fehlerrate) liefert.

Mit der verbesserten Audio-Codierung, die von der FHG vorgestellt wurde, ergäbe sich (trotz der geringeren Datenrate bei DRM) praktisch keinerlei Unterschied im akustischen Eindruck. Und da die künftige verbesserte Audio-Decodierung in diesem Empfänger schon vorhanden wäre, ist dieser dann auch zukunftssicher wenn aus DAB+ später DAB++ wird.

Das wäre ein optimaler Empfänger für mobilen Betrieb im Auto. Und es wäre ein Optimum bezüglich des Versorgungsgebietes von DRadio gewesen.

Wenn allerdings alle LW und MW Antennenmasten gesprengt sein werden, wird sich diese Chance nicht mehr bieten.

MfG DR

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Ende der Mittelwelle  
05.Jan.16 20:28
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Jacob Roschy (D)
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Jacob Roschy

Bei nur 16 km Entfernung waren die beiden Heusweiler Sender DLF 1422 kHz, 400 kW und „Antenne Saar“ 1179 kHz, 10 kW, bei mir Ortssender, obwohl man bei letzterem bei Dunkelheit im Hintergrund schon andere Gleichkanalsender hören konnte.

Daher war für mich klar, dass ich das Ende dieser Sender aufzeichnen musste, zeitgemäß digital, auch weil brauchbare Analog-Geräte nicht vorhanden sind.
Schon vor Monaten hatte ich an einem AM- Röhrenradio einen NF-Ausgang, extra mit Treiberröhre vorgesehen und mit entsprechender Software getestet.

Die erste Aufnahme enthält die letzte Nachrichtensendung, die über den Mittelwellensender Heusweiler 1422 kHz am 31.12.2015, 23:00 Uhr gesendet wurde, einschließlich mit Abkündigung der Mittelwellen-Ausstrahlungen.

Ab 23:45 wurde vom DLF auf 1422 kHz das seit Jahren nicht mehr verwendete frühere Pausenzeichen in Dauerschleife gesendet.

Weil dies zu langweilig war, aber auch weil ich das Ende des Senders „Antenne Saar“ mitbekommen wollte, drehte ich rüber auf 1179 kHz. Dort lief ganz normal die „ARD Infonacht“, ab ca. 1:52 auf diesem Sound-Clip. Sehr wahrscheinlich gibt es sonst kaum Mitschnitte über die letzten Sendeminuten von „Antenne Saar“, schon gar nicht in dieser Qualität.

Um etwa 23:55 wollte ich wieder auf 1422 zum DLF wechseln, um dessen Abschaltung mitzubekommen.

Ich hatte aber zuvor versäumt, die Positionen der wichtigsten Sender zu markieren, vorher erkannte ich DLF Heusweiler und Antenne Saar alleine schon an der Signalstärke als Positionsmarken.

Leider schien da die 1422 schon aus gewesen zu sein, den ich fand sie nicht mehr und somit war meine bisherige Positionsmarke verschwunden, wodurch ich orientierungslos wurde. Dann wollte ich wieder auf 1179 zurück drehen, da war die leider auch weg. Ich hatte noch etwas herum gekurbelt, aber keinen von beiden mehr gefunden.

So habe ich zwar die letzten Minuten von Heusweiler 1422 und 1179, aber von keinem die Abschaltung.
Bei der Suche nach Signalen hatte ich noch mehrmals die von RTL zu deren Abschluss auf 1440 kHz gespielte Luxemburger Hymne und die Abschaltung des Leerträgers eingefangen, leider nur in kurzen Schnipseln.

In einem anderen Forum, das sich schwerpunktmäßig mit Rundfunk befasst, widmete man sich ausführlich dieses Themas, wie alleine schon diese 4 z. T. sehr langen Threads zeigen:

ARD und DRadio stellen 2014/2015 MW/LW Verbreitung ein
 

LW/MW in Europa - Überblick und Abschaltungen
 

Mittelwellen von Radio France vor dem Aus?
 

Einige persönliche Erinnerungen aus Anlass der AM-Abschaltungen


Auch wurden dort zahlreiche Links von Aufnahmen der Senderabschaltungen geposted, wovon ich einige wichtige hier wiederholen möchte.

Schon im November wurde eigens für die DLF- Mittelwellensender für deren Programmzuführung ein eigener Satellitenkanal eingerichtet, der die Abschalthinweise enthielt. 

Hier ist ein besonders interessanter Mitschnitt direkt vom Satelliten, ganz ohne Störungen und Fading. 
Dies ist ideal, um sich das alte Pausenzeichen in top Qualität herauszupicken, das ansonsten leider seit Jahren nicht mehr verwendet wurde !

Weitere  _  Aufnahmen

MW-Abschaltungen von DLF, RTL und Radio France

youtube

youtube

youtube

AM Abschaltung France Info 603 KHz:

Abschaltung von France Bleu Elsass 1278 kHz

 

M. f. G.  J. R.
 

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Kleiner Trost 
07.Jan.16 17:31
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Axel Tholen (D)
Beiträge: 25
Anzahl Danke: 85

Soeben habe ich mal das abgegrast, was noch auf Mittelwelle übrig ist.

Am 7. Januar 2016 zwischen 16.45 und 17.10 MEZ waren das in Bremen  auf  meinem Radione R2 mit der Grahn-Antenne GS5-SE  in guter bis mittelmäßiger Empfangsqualität (jeweils khz):

639 CRoPlus CS

756 R.Romania

810 BBC R. Scotland

855 R.Nacional Murcia ES

900 RAI Radio 1 IT

918 R.Slowenien Maribor

954 wie 639

1053 Droitwich GB

1188 MR4 UNG

1215 Absolute R. GB

1458 R.Tirana ALB

Da kann man nur hoffen, daß es noch lange so bleibt.

Mit besten Grüßen

Axel Tholen

zum Nachsehen: mwlist.org

 

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AM Rundfunk Tschechien 
07.Jan.16 17:56
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Wolfgang Lill (D)
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Wolfgang Lill

Nach heutiger Information werden alle bekannten Sender in Tschechien auch im Jahre 2016 weiterhin senden; die Tschechen meinen, UKW, dab und AM muss sich sinnvoil ergänzen, damit man überall guten Empfang hat...wie wahr !

 

Prag ( 750 KW) , Moravske Budejovice, Karlsbad und Ostrava je 30 KW auf Gleichwelle 639 KHz  das zweite Programm des Tschechischen  Rundfunks.

Prag ; Endstufe Reserve 

Dobrochov auf 954 KHz mit 200 KW rund um die Uhr.

Es wurde schon am 05.01. beobachtet, das der Gleichwellensender Ostrava ab 16,00 Uhr ein anderes Programm sendet, was sich dann doch in einem großen Gebiet negativ auswirkt. Dieses Programm soll jedoch auf UKW umgesetzt werden, so das auch Ostrava dann wieder voll zur Verfügung steht.

Der Langwellensender Topolna ( Radiojournal) sendet weiterhin auf 270 Khz und ist dank fehlender Konkurrenz auf dieser Frequenz selbst in Randgebieten von Berlin noch gut zu empfangen, das mit 50 KW !!!

Die drei Privatsender ; Countryradio Prag ( 1062 KHz ) mit 20 KW

und Cesky Impuls mit den Sendestandorten bei Prag (Foto)  und Moravske Budejovice

sendet auf Gleichwelle 981 KHz jetzt besser abgestimmt und natürlich ist Dechovka mit dem Sendernetz auf 1233 KHz (Prag (Foto), Ceske Budejovice, Brno, Dobrochov, Ostrava)

nicht nur landesweit sondern auch in angrenzenden Regionen gut zu hören.

 

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