Nordmende Sterling Transita unbek. Model / unkn. type

ID: 312744
? Nordmende Sterling Transita unbek. Model / unkn. type 
24.Feb.13 14:17
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Marc Gianella (CH)
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Ich habe hier ein Chassis Nordmende Sterling Transita G 038 (M-K-U, U bis 108MHz) in einem runden beigen Gehäuse, wie z.B. Sterling Transita K oder Transita K F mit der Teleskopantenne im Deckel.

Das Gerät wurde letzten Herbst in den USA ersteigert. Es wurden schon unprofessionelle Reparaturversuche durchgeführt: Schrauben fehlen, an den Wicklungen auf dem Ferritstab wurde gebastelt, die Teleskopantenne, wovon nur noch ein kurzes Stück vorhanden war (wurde bereits repariert) besitzt im Fuss eine weisse Kunststoffführung für den Antennenstab. Dieser muss unterlegt werden um in den Ausschnitt zu passen. Das habe ich so noch an keiner Transita u. dgl. gesehen.

Sofern niemand ein gleiches Modell (Chassis E 038 im runden Gehäuse) dokumentiert, vermute ich, dass hier aus min. zwei Geräten ein "Hybrid" gemacht wurde.

Wer weiss mehr?
Danke für Kommentare.

Nachtrag
- Bestückung: OC615 OC615 OC614 AF105 AF105 OC304 OC304 OC74 OC74

Edit 10.03.2013: Titel geändert

Anlagen:

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Nordmende: E038; Sterling Transita G 
25.Feb.13 09:10
81 from 3756

Wolfgang Bauer (A)
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Wolfgang Bauer

Sg. Herr Gianella,

die Lösung ist ganz einfach.
In Ihr Modell wurde als Ersatz ein Lautsprecher des Sterling Transita G eingebaut.
Da das Typenschild am Lautsprecher klebt, ist die Verwirrung erklärbar.
Die Lautsprecher der beiden Modelle sind ident.

MfG. WB

 

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Noch unbekannte Sterling Transita 
25.Feb.13 13:29
109 from 3756

Marc Gianella (CH)
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Sehr geehrter Herr Bauer

Danke für die Nachricht. Es ist naheliegend, dass ein anderes Gehäuse eine eigene Typennummer bewirkte.

Auf dem Chassis selbst ist ein weiteres Schild mit 861.603.81 und darunter die "F-Nr." was die Seriennummer des Chassis sein dürfte. Die enthaltene 603 könnte einen Hinweis geben.

Nun ist doch noch ein wenig Forschung angesagt. Zuerst muss ich die beiden Vorkreise in Ordnung stellen um prüfen zu können ob das Chassis tatsächlich mit der Skala übereinstimmt: Diese weist nebst UKW bis 108 MHz und MW den Tropenbereich 1.5 - 3.5 MHz (200 - 90 m) auf, eben wie bei der Transita G E038.

Ich werde wieder berichten.

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Reparatur Teil 1 
10.Mar.13 18:21
380 from 3756

Marc Gianella (CH)
Beiträge: 325
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Damit dieses neue Modell nicht ohne was herumsteht und damit gute Tipps beigesteuert werden können, berichte ich vom ersten Teil der Arbeiten. Die Bezeichnungen sind auf das Schema vom Modell 1/603K Transita K referenziert. Über den Abschluss berichte ich später. Dann werden auch die Modellbilder erzeugt und hochgeladen.

Diese Transita wurde im Herbst 2012 in den USA ersteigert.
Offensichtlich sind die Teleskopantenne ab- und die Achse des Skalenrades zerbrochen. Zeiger, Rad, ein Achssplitter und die Spannklammer sind vorhanden, etwa zwei Splitter fehlen. Im Innern fehlt der Batteriehalter und die beiden Vorkreise auf dem Ferritstab sind einseitig unterbrochen. Auf dem Lautsprecher ist die Typenangabe von einem Modell mit geradem Gehäuse.
Ein Besuch in meinem Lager fördert von diversen Transita-Ruinen den richtigen unbenutzten Batteriehalter samt Plastikhülle (Zubehör!) und das richtige Antennenteleskop ohne Stopfen und Halterung zu Tage. Damit steht der Entschluss, diese verbastelte Transita zu reparieren, obschon sie aus 2 oder 3 Modelltypen besteht und so vielleicht nie existierte. Dafür sprechen die Bereiche UKW bis 108 MHz und das Tropenband mit dem oberen Mittelwellenbereich überlappend.
Um das zu testen werden zuerst die Vorkreise in Ordnung gestellt. Das Chassis wird ausgebaut. Auch ohne Schema wird bald klar, dass nur beide Masseanschlüsse wieder hergestellt werden müssen. Der Grund dafür stellt sich später heraus. Die Ankoppelwicklung der KW-Spule macht stutzig: Es sind zwar nur wenige Windungen, aber sie sind als Einzige in CuL ausgeführt und mit einem durchsichtigen Kleber über dem kreuzgewickelten Vorkreis fixiert. Der MW Vorkreis hingegen ist einlagig mit Anzapfung gewickelt.
Danach wird das Radio mit dem stab. Netzgerät mit Strombegrenzung unter Spannung gesetzt. Die Stromaufnahme ist normal, aus dem Lautsprecher kommt dezentes Rauschen, UKW spielt auf Anhieb aber die Frequenzen stimmen nicht ganz. Der KW-Bereich wird mit einem Tunneldipper kontrolliert: Der Vorkreis stimmt in etwa und der Oszillator schwingt auch. 
Leider ging ich dann in den Keller ein Bier holen. Bei der Rückkehr ist das Netzgerät in der Strombegrenzung: Höllenstrom der Endstufe die schon heiss läuft! Der Verstärker und die Endstufe werden ausgebaut. Der Transistortester zeigt, dass T8 (OC74) stetig hochlaufende Stromverstärkung hat, der andere hat die Tortur heil überstanden. Es findet sich zum Glück ein gebrauchtes Exemplar mit fast gleichem Beta. Zugleich wird der leicht mit Grünspan belegte Heissleiter R175 untersucht: Ein Anschluss löst sich bei der kleinsten Berührung. Ein Versuch, die Oberfläche anzuschleifen und den Anschluss neu zu löten schlägt fehl, auch mit Lötwasser (weiss ein Leser wie man das macht?). Ein ungebrauchter NTC mit 130Ω, wie in allen ähnlichen Modellen aufgeführt, wird eingesetzt. C146 ist verbeult und wird ersetzt. Mit ausgebauter Endstufe ist der Siebelko C196 zugänglich. Dieser wurde durch zwei parallele SPRAGUE Typen à 200µF ersetzt, jedoch ist Minus nicht angeschlossen (möglich, dass das Gerät nur unter stabilisierter Speisung funktionierte). Diese beiden Elkos haben auf dem Plastikmantel schmierige Perlen (Weichmacher?) und werden auch ersetzt. Danach wird die Endstufe auf 4mA Ruhestrom eingestellt und wieder eingebaut.
Nun zeigt sich, weshalb der Vorgänger sich mit den Vorkreisen befasste und nach dem Scheitern das Gerät wohl eilig für den Verkauf zusammenstiefelte: Bei der AM-Vorkreis-Schaltung ist auf beiden Bereichen ein fürchterlich krachender Wackelkontakt, den ich noch nicht gefunden habe. Somit kann noch kein Abgleich erfolgen

Eine längliche Delle in Lautsprechergitter muss ausgebeult werden. Dazu wird die Gehäusefront mit dem Gitter auf ein kleines ebenes Brettchen gelegt. Auf das an der Innenseite hervor ragende Stück wird ein Stück Hartholz gehalten und mit dem Hammer vorsichtig drauf geschlagen.
Ein wenig Oel macht das Getriebe für den Skalenzeiger wieder leichtgängig.
Von der Teleskopantenne, die in der Rückwand eingebaut ist, sind nur noch 2 cm vom untersten Segment vorhanden. Dieses wird mit einer Gasflamme erhitzt und der eingelötete Stopfen (ebenfalls schon vorverbastelt) entfernt. Das Ersatzteleskop passt genau in den weissen Kunststoffblock mit konischer Bohrung, an deren verjüngtem Ende die metallische Gelenkachse sitzt. Der Block hat an der Unter- und Oberseite je zwei Bolzen zur Aufnahme der Halterung. An der Unterseite ist da die leicht Z-förmig abgebogene Befestigungslasche, daran schleift der Spannring der Gelenkachse und sorgt so für Kontakt zur Antenne. 
Das unterste Teleskoprohr wird innen gereinigt, in den Block eingeführt und mit dem Stopfen verlötet. Dabei muss die Wärme vor dem Kunststoffblock ferngehalten werden. Auf der Oberseite fehlt die auf die Bolzen passende Lasche, darum ist die Konstruktion unklar. 
Planung: Für doppelte Kontaktgabe und um die Kräfte besser aufzunehmen soll der Block zwischen die Lasche und einen anzufertigenden Z-Winkel eingespannt werden. Dieser wird aus einem kleinen Stück Eisenblech abgebogen und mit den notwendigen Bohrungen versehen (zwei für die Kunststoffzapfen und zwei wie bei der vorhandenen Lasche, eines als Langloch zum justieren). Dieser Antennenfuss könnte auch von einem anderen Modell stammen, da der Abstand zur Rückwand nicht stimmt. Es müssen Distanzplättchen oder Muttern verwendet werden.

Fortsetzung folgt ...
 

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Reparatur Teil 2 
28.Dec.13 14:45
886 from 3756

Marc Gianella (CH)
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Im März 2013 habe ich das Gerät unfertig weggelegt - der Fühling kam dieses Jahr eigentlich gar nicht aber Gartenarbeit war dennoch angesagt. Jetzt wurde die Arbeit wieder aufgenommen.

[Bild Chassis zerlgt]

Zuerst muss der krachende Kontakt gefunden werden. Da der Oszillator auf beiden AM-Bereichen funktioniert kann dies nur von den Pins f 4-5-6 des KW-Schiebers rühren. Das Tastenaggregat wird ausgebaut, dazu müssen 17 Verbindungen getrennt und zwei Schrauben gelöst werden. Die Anschlüsse werden für den Zusammenbau datailliert fotografisch dokumentiert.

[Bild AM-HF-Teil mit Tastatur]

Die Tastenschieber können jedoch nur zerlegt werden, wenn auch alle Anschlüsse getrennt werden – das geht zu weit, da die Kontakte generell recht sauber sind. Sie werden mit verdünntem Ballistol und einer Zahnbürste gereinigt; nach Wiederverdrahtung und Testlauf funktionieren alle Bereiche wieder.

Die Lautstärke geht nicht ganz zurück, auch wenn der Schleifer und das kalte Ende kurzgeschlossen werden. Am Fusspunkt des 20k-Pot ist R150 mit 4.7 Ω gegen Masse. Wird er kurzgeschlossen, ist die Restlautstärke weg, jedoch ist nun die Stromgegenkopplung von T7 für NF und die Spannungsgegenkopplung zu T6 nicht mehr wirksam. Dies bewirkt merklich stärkere Basswiedergabe, was zwar angenehm aber nicht im Sinn des Entwicklers ist. Es wurden alle in Frage kommenden Bauteile untersucht aber keine Lösung gefunden.

Der fehlende Z-Winkel auf dem Block der Teleskopantenne wurde ohne Langloch gefertigt und der Block zur Justage durch das Loch auf einem kleinen Stück Pertinax montiert.

[Bild Detail Telantenne]

Die Gehäusefüsse sind aus Messing und hohl. Für eine externe Speisung wird jener vom Deckel auf der Batterieseite demontiert und ein kleiner Schlitz für ein zweiadriges Kabel gefeilt. Innerhalb des vom Fuss abgedeckten Bereichs wird ein kleines Loch gebohrt durch das eine Ader der Stromversorgung geführt wird. Die andere Ader wird im Hohlraum angelötet. Im Deckel wird auf einer kleinen Platine ein Verpolungsschutz, ein 160 kHz Tiefpass als Störschutz, ein Siebelko und ein einfacher Längsregler eingesetzt. Damit kann fast jedes externe Netzteil mit min. 9 V / 150 mA angeschlossen werden. Das Ganze ist bis auf den Schlitz im Fuss vollständig reversibel.

[Bild Reglerplatte für Netzgeräteanschluss]

Abgleich
Alle Kerne/Trimmer des UKW-Frontends wurden schon manipuliert, ebenso die AM-Vorkreise auf dem Ferritstab. Es wurde nach der Abgleichvorschrift 1/603K vorgegangen, jedoch für UKW mit Wobbler und Oszilloskop. Da die Einspeisung auch für die ZF über den Antenneneingang erfolgt, wurde, da FM sehr schön demoduliert, zuerst die HF abgeglichen. Auf einen ZF-Abgleich wurde dann verzichtet, da die über alles Kurve sehr symmetrisch ist und die Empfindlichkeit stimmt. Nach dem Abgleich wird parallel zu C148 auf der Lötseite der NF-Platte ein kleiner Keramikkondensator von 20nF geschaltet, da die Tonqualität zu sehr höhenbetont erscheint. Auch diese Änderung ist leicht wieder zu entfernen.

Das Radio spielt sehr gut, Empfindlichkeit/Trennschärfe entspricht den Erwartungen.

Test WYSIWYG Editor: Ich kann mit IE11 keine Bilder einfügen, deshalb sind sie in den Anlagen.

Anlagen:

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Zeitkonstante für De-Emphase? 
28.Dec.13 19:33
964 from 3756

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Da das Gerät aus 1960/61 stammt, aber bereits bis 108MHz geht und  in USA ersteigert wurde, sollte man annehmen dürfen, daß es sich um ein Exportmodell handelt.

Nun ist in USA eine andere Pre-Emphase als in Europa üblich. Das hat zur Folge, daß ein USA-Gerät beim Empfang eines Europäischen Senders tiefen-betont ist.

Da das Gerät aber eher höhen-betont ist, ergibt das folglich einen Widerspruch.

Es wäre daher von Interesse welche De-Emphasis Zeitkonstante dieses Gerät hat.

MfG DR

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De-Emphase 
29.Dec.13 06:51
1059 from 3756

Marc Gianella (CH)
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Sehr geehrter Herr Rudolph

Vorgefunden wurde die gleiche Deemphase wie bei der Europa Ausführung. Sie ist m.E. auf verschiedene Siebglieder verteilt. Wiederum auf Modell 1/603K referenziert sind das auf den ersten Blick C123 4.7nF und R124 1kΩ nach dem Ratio, was um Faktor 10 daneben ist.
Hinter dem Eingangsumschalter liegt immer C125 4.7nF an Plus, was auf's selbe wie Masse herauskommt, in Summe also ein C-R-C Glied. Hinter dem Lautstärkepoti, an der Basis der ersten NF-Stufe sind nochmals 10nF (C148) an Masse gelegt, dem mittels Klangtaste 100nF (C144) über Plus parallel geschaltet werden (darum knackt's auch).

Wie in Post 1 bemerkt, besteht dieses Gerät aus min. zwei Teilen. Es können auch mehr sein, d.h. es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die ZF- und/oder die NF-Platte nicht original ist. Hinweise dazu fand ich nicht.
Ein Schema konnte ich bisher nicht finden. Aufgrund des falschen Typenschilds und der angetroffenen Verbastelung/nicht abgeschlossener Reparaturversuch sowie der undokumentierten Quelle (Ebay USA) eignet sich mein Modell nicht gut zur Dokumentation. Sicher ist nur dass es dieses Modell gab, denn die Skala ist nicht vom Lautsprechergitter trennbar. Da am Gehäuse keine Spuren eines Wechsels entdeckt wurden, nehme ich an, dass Skala, Gehäuse, AM-HF und das UKW Frontend zueinander passen. Über den Rest (ZF- und NF-Platte, Antenne) bin ich mir nicht sicher. Die Geräte wurden ja auch repariert. Die schöne Durchlasskurve des ZF-Verstärkers habe ich noch selten so angetroffen und dass FM so sauber demoduliert fiel beim ersten Test sofort auf.
Immerhin haben sich die in Post 4 geäusserten Zweifel an der Originalität der KW-Ankoppelspule zerstreut, denn meine andere Transita* hat eine ähnliche Koppelwicklung.
* die auch nicht so richtig zu den hier gelisteten passt und kein Typenschild oder sonstige Labels hat ...

Zudem frage ich mich, ob Nordmende in dieser Preisklasse mit kleinem Lautsprecher, kein gehörrichtig ausgelegter Lautstärkesteller und in Anbetracht der damals üblichen Tonqualität die unterschiedliche Emphase einfach ignorierte.

Freundliche Grüsse
Marc Ganella

 

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