aeg: ; Cantrix; Funktion und Verdrahtung?

ID: 124525
Dieser Artikel betrifft das Modell: Cantrix 1 (AEG (Radios) Allg.Elektricitäts-Ges.)

aeg: ; Cantrix; Funktion und Verdrahtung? 
31.Oct.06 21:31
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Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Auf der Suche nach einem geeigneten Lautsprecher für meinen restaurierten "AEG Ultra Geadem" erinnerte ich mich, dass noch ein Lautsprecher von AEG "Cantrix" in meinem "Fundus" lagerte, den ich als "defekt und innen nicht mehr original" weitab gelagert hatte. Den nahm ich mir nun vor und konnte mit Freude entdecken, dass zwar sein Inhalt durch ein modernes System ersetzt wurde und die Stoffbespannung völlig fehlte aber - in einem Karton dabei befand sich noch das Originalsystem! Schnell erfolgte ein provisorischer Einbau und es ergab sich folgendes Bild:

Von hinten sah alles auch noch restaurierungswürdig aus und die Einstellung des Ankers ließ sich noch sauber drehen, auch der Knopf dazu war vorhanden:

Und auch die Rückwand war noch akzeptabel.

Nun kam die erste von großer Neugierde getriebene Erprobung.

Merkwürdig erschien schon das innenliegende System. Weiter entdeckte ich zwei Spulen an dem 4-Pol-Magnetsystem und 4 Anschlüsse. (Bild 4) Was nun?

Ich fand, dass beide Spulen Durchgang hatten und nach Anschluss eines Tongenerators pfiff es auch, egal, welche der beiden Spulen ich anschloss. Also das beruhigende Gefühl, dass der LS prinzipiell erst einmal funktionierte. Klangerlebnis HiFi uninteressant. 

Da keinerlei Verkabelung mehr existiert, untersuchte ich alles genauer und fand:

1. einen Umschalter, der von vorn ganz unten durch einen Drehknopf mit Gewinde betätigt werden kann (Bild 1) und nach mehreren Umdrehungen 2 Kontakte öffnete und die beiden Zungen der Öffner mit einem dritten Kontakt miteinander verband.

2. Auf der Rückwand ein Typenschild mit dem Hinweis:

    - Bis 250 V: bei Parallelschaltung 50 mA / bei Serienschaltung 25 mA. -

Nun meine Fragen an einen eventuell existierenden Besitzer des Modells, ob meine Vermutung richtig ist:

Der LS besitzt also 2 nebeneinander liegende Spulen, die entweder hintereinander geschaltet werden für Endröhren mit niedrigem Anodenstrom oder parallel, für höhere Anodenströme.

Ich muss nur noch die Schaltung herausfinden, wie die Kontakte mit den 4 LS-Anschlüssen zu verdrahten sind. Wie erfolgt die Drahtführung aus dem Konus heraus? Oder: kann mir jemand mit einem Detailfoto der Verdrahtung helfen?

Wie wird der LS an ein Radio angeschlossen? Über ein Kabel mit Stecker aus dem Gehäuse?

Auch bin ich interessiert an einem Bild der originalen Stoffbespannung, um einen geeigneten Bespannstoff zu besorgen. Auch ist mir noch nicht ganz klar, wie dieser Stoff und eine noch vorhandene Pappmaske zwischen LS und Gehäuse angebracht werden. Wo wird hier wie verklebt? Da konnte ich keine Spuren entdecken.

Für Hilfe dankt im voraus

Wolfgang Eckardt

 

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Vierpoliges Magnetsystem (4-poliges Magnetsystem) 
03.Nov.06 21:02

Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

Inzwischen habe ich den "Cantrix" genauer untersucht und möchte an Hand seiner Konstruktion etwas zu dem Begriff "4-poliges Magnetsaystem" sagen. ("Alte Hasen" können hier aufhören mit lesen....!")

Auch ich war früher aus Unwissenheit geneigt, alle Lautsprecher, die nicht als „Dynamische Lautsprecher“ (permanent- oder elektro-dynamisch)  einzuordnen waren, als Freischwinger zu bezeichnen. Doch ist das nicht richtig, denn dieser Typ, mit dem „frei schwingenden Anker“, kam erst ab etwa 1932 auf den Markt. (Siehe Skizze)   Die Lautsprecher aus dem VE301 und dem DKE1938  sind typische Vertreter davon.
 
Der „Cantrix“ ist ausgestattet mit "bestem 4-poligen Magnetsystem" (Prohaska-Katalog). Da es auch Lautsprecher mit 2-poligem Magnetsystem gibt (aber auch noch andere Konstruktionen von magnetischen Lautsprechern), möchte ich mal den Aufbau eines 4-poligen Systems an Hand des „Cantrix“ kurz aufzeigen.
Grundsätzlich schwingt ein Anker in einem Luftspalt, der die Schwingungsweite (Amplitude) auf beiden Seiten recht eng begrenzt, der Anker kann also nicht frei schwingen und schlägt unter Umständen bei zu großen Lautstärken (zu großer Stromstärke) an den Polschuhen an (lautes Klirren).
Um diese "4 Pole" noch genauer zu definieren, habe ich mal das System ohne alle Teile - also nur den Magneten und die beiden angesetzten Polschuhe (normaler Stahl) dargestellt:
Hier ist deutlich zu erkennen, dass durch die besondere Ausbildung der angesetzten Polschuhe jeweils der "Nord-Polschuh" und der "Süd-Polschuh" zwei Pole bilden und somit zwei Luftspalte mit 4 (vier) Magnetpolen, in denen dann der Anker schwingt. Deshalb hier noch einmal das Lautsprechersystem ohne die Spule, die vom Sprech-Wechselstrom der Endröhre durchflossen wird und so den Anker in Schwingungen versetzt. Dafür sieht man im Bild deutlich diesen Anker.
Um den Anker im Luftspalt je nach der fließenden Stromstärke der Endröhre exakt justieren zu können (hängt von der Leistung der Endröhre ab), haben die magnetischen Lautsprecher eine meist von hinten bedienbare Einstellmoglichkeit, die eine Schraube mehr oder weniger gegen den Anker drückt und etwas verschiebt im Spalt. (Im letzten Bild hier die rechts unten befindliche runde Welle.)
Wichtig ist bei diesen magnetischen Lautsprechern auch, dass sie polrichtig an das Radio angeschlossen werden müssen, da ja der immer fließende Ruhestrom der Endröhre  zusätzlich zum Dauermagneten ein  Magnetfeld erzeugt und den Anker "vorspannt". Bei falscher Polung der Stecker arbeitet dieses Magnetfeld entgegen dem Feld des Dauermagneten.
Was die Besonderheit des "Cantrix" betrifft - zwei Magnetspulen zu besitzen, die zur Anpassung an verschiedene Endröhren entweder parallel oder in Reihe geschaltet werden  konnte ich die Schaltung nachvollziehen und habe ein entsprechendes Schaltbild hoch geladen. Wie aber verlief die originale  Verdrahtung?
Hat wirklich kein RM-Mitglied ein solches Modell, bei dem die Verdrahtung noch erhalten ist - und auch die Art der Stoffbespannung?
Werde also zu gegebener Zeit diesen Artikel ergänzen.
W.E.

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Cantrix mit Umschaltvorrichtung für verschiedene Endröhren 
04.Nov.06 22:11

Dietmar Rudolph † 6.1.22 (D)
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Dietmar Rudolph † 6.1.22

Hallo Herr Eckardt,

im AEG "Hilfsbuch für den Funkhändler" (Reprint Freundlieb) ist auf S. 81 für 1930 eine kurze Beschreibung des Cantrix.

"Die Umschaltvorrichtung ermöglicht die Anpassung des Lautsprecherwiderstandes  an  den jeweiligen inneren Widerstand der verschiedenen Endröhren, so daß in allen Fällen der Bestwert hinsichtlich Wirkungsgrad und Tonwiedergabe erreicht wird."

Für RE 114, RE 124 ist Ra= 4KOhm, für RE 604 Ra=3,5 KOhm angegeben. Hierfür sind beide Spulen parallel zu schalten.

Für RE 134, RES164  sind Ra=12 KOhm angegeben. Hierfür sind beide Spulen in Serie zu schalten.

Mit freundlichen Grüßen

Dietmar Rudolph

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