Alte Audion-Schaltungen, Kopfhöreranschluss
Alte Audion-Schaltungen, Kopfhöreranschluss
bei alten Audion-Röhrenschaltungen ist mir immer wieder ein Detail aufgefallen: Der Kopfhörer ist direkt im Anodenkreis angeschlossen. Meine Frage: Besteht nicht die Gefahr, dass die Magnetisierung des Permanentmagneten im Hörer durch das Magnetfeld des Anodengleichstroms in den Hörerspulen geschwächt wird? Oder ist dieser Einfluss vielleicht vernachlässigbar gering, so dass die Kosten für einen Übertrager eingespart werden konnten? (Ganz abgesehen davon, dass ein intakter Übertrager die Gefährdung des Benutzers durch die Anodenspannung am Hörer ausschließen würde)
Gruß
Hans-Georg Schirmer
PS: Ich habe noch wenig Recherche-Übung im RM und bitte um Nachsicht, wenn ich einen schon vorhandenen, diesbezüglichen Beitrag übersehen habe.
Anlagen:
- Audion (17 KB)
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Gleichstromvormagnetisierung
in den alten Geräten gings nur um Lautstärkegewinn. Jedes passive Teil nimmt etwas Lautstärke und das war bei den 'Altvorderen' von größtem Übel.
Die alten Kopfhöhrer bestehen aus einer Blechmembran und einer Spule mit U-förmigem Eisenkern, welche die Membran beim Stromfluß anzieht. Jetzt würde es ja zu einer Verdopplung der Frequenz kommen, da bei positiven und negativen Halbwellen die Membran angezogen wird. Um das zu verhindern, ist der Kern magnetisiert, das heisst, eine Halbwelle schwächt das Magnetfeld, die andere verstärkt es.
Ich gehe davon aus, dass der Anodengleichstrom nicht in der Lage ist, das Permanentfeld auszulöschen oder zu verdoppeln. Außerdem ist die Membran sehr steif, so dass auch bei größeren Feldstärken immer noch im linearen Bereich gearbeitet wird.
Das mit der Sicherheit nahm man zu diesen Zeiten nicht so genau.
Eine interessante Zahl habe ich in einer VDE Publikation gelesen :
In der Schweiz gab es im Jahr 1950 durch Elektrounfälle 43 Tote, im Jahr 2000 waren es 4.
Und das bei einer Flut von Elektrogeräten, also ganz nutzlos sind die Sicherheitsvorschriften dann doch nicht. !
Gruß
Georg Beckmann
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Kopfhörer waren jedoch hauptsächlich für Detektorgeräte vorgesehen und wurden auch an Audions nur im hohen Mikroamperebereich betrieben. Alte Audions liefen meist mit 22 bis max 40 V und bei Strömen unter 1mA, während bei mehrstufigen Geräten die HF und NF- Stufen eher 60 bis 90V (die Endstufe oft 120V) bekamen.
Ich spreche hier von Triodengeräten der frühen und mittleren 20er Jahre.
Deshalb hätte ich bei Kopfhörern keine Bedenken hinsichtlich der Polarität.
Ein Detektor bringt bei mir an einer Hochantenne (jetzt etwa gleichwertig ersetzt durch kleine Antenne mit Verstärker) sehr lauten Empfang im Hörer. An 4000 Ohm stehen 400 mV, d.h. es fließen ganze 100 µA, die ich auch messe (an einem Selbstbaudetektor mit Abstimmanzeige durch ein winziges 150µA Instrument). Sehr laut heisst wie eine sehr gute Telefonverbindung (kann leider nicht Schalldruck messen). Die zugeführte DC power beträgt somit stolze 40 µW !
Ein Einröhrenaudion mit RE 074 zieht ohne Signal und Rückkopplungseinsatz bei 22 V etwa 200 µA, die KC1 braucht hier schon 44 V für etwa den gleichen Strom. Bei 44 V zieht die RE etwa 400 µA.
Dies soll hier nur Größenordnungen aufzeigen.
Zu der angegebenen Audionschaltung darf ich noch bemerken, dass sie nicht "alt" ist. Die Rückkopplungswicklung (bzw. der untere Spulenteil) wurde in der Regel nicht abgestimmt. Die Rückkopplung erfolgte fast immer induktiv, bevor die Reinartz-Schaltung auftauchte.
Ausserdem hatte der Audion- Gitterkondensator zwischen 50 und 500 pF (meist 100 - 200 pF), nicht 1 µF. Der Ableitwiderstand mit 2 MOhm ist im üblichen Bereich (1 - 5 MOhm).
Doppelte AnodenSpannung = doppelter batteriepreis; dabei mehr Strom = kürzere Lebensdauer. Und beim Audion für Kopfhörer kam es weniger auf den Lautstärkegewinn an als auf die Kosten. Bei Mehrröhren-Lautsprecherbetrieb lag das natürlich anders.
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Alte Audion-Schaltungen, Kopfhöreranschluss
Diese Diskussion veranlaßt mich vor allem zu folgenden Bemerkungen:
a) mir sind selten, aber doch ab und zu Lautstärkedifferenzen bei verschiedenen Kopfhörern gleichen Modells aufgefallen, meist jedoch deren defekte oder nur noch schlecht isolierte Kabel und / oder deren manchmal recht gut begrüntes Innenleben (bei Kapseln weniger als bei den angeschlossenen Kabeln)
b) Kabelisolationsprobleme aber auch allg. Isolationsschwächen konnte ich auch in Kapseln und alten (Trichter-) Lautsprechern feststellen.
Alles in allem Grund genug auf solche Schwachstellen mindestens genauso zu achten, wie auf die etwage Verpolung beim Anschluß!
Bei meinen "Batterie"-Netzteilen verwendete ich deshalb stets Trenntransformatoren - wenigstens sind so die eingespeisten Spannungen netzgetrennt.
Wovon ich schon verschiedentlich hörte, ist die Möglichkeit, Kapseln und Lautsprecher nachzumagnetisieren. Davon Gebrauch machen müssen habe ich bisher nie...
Gute Erde und hoffentlich stromschlagfreien (Kopfhörer-) Empfang wünscht
R. Latzel
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Kopfhörer am Röhrenaudion
Gruß
Hans-Georg Schirmer
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Kopfhörer am Röhrenaudion
Guten Morgen,
Herr R. Drabek bat mich, diese Zeilen doch bitte mit dazu zu posten:
Bin gerade auf diesen alten Beitrag gestossen.
Die Audionschaltung ist etwas merkwürdig. Der Gitterkondensator ist, wahrscheinlich ein Schreibfehler, 1 myF.
Damit findet die Audiongleichrichtung nicht mehr klassisch am Gitter statt, sondern an einer gekümmten Kennlinie. Das wiederum bedeutet geringen NF-Pegel.
Soweit die Anmerkungen von Herrn Drabek zu diesem Thema.
Mit vielem Dank
R. Latzel
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