Arcotron301 (Arcotron301)

ID: 123388
Dieser Artikel betrifft das Bauteil: Zur Röhre/Halbleiter

Arcotron301 (Arcotron301) 
14.Oct.06 15:47
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Jacob Roschy (D)
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Jacob Roschy

Es ist erstaunlich, wie 1930 von Telefunken eine neue Röhrenart herausgebracht und groß als Sensation angekündigt wurde, die sich aber schnell als sehr unzuverlässig erwies und alsbald sang- und klanglos und ohne Nachruf von der Bildfläche wieder verschwand.

Diese Röhren, Arcotron-301 und Arcotron-201, erwiesen sich wohl als der größte Flop, den sich Telefunken in den 1930er Jahren leistete.

Die Röhren waren abhängig von statischen Aufladungen und sogar von der Luftfeuchtigkeit. Wurde in der Nähe ein Verbraucher ein- oder ausgeschaltet, verursachte der Schaltknacks eine negative Ladung des Steuer-"Gitters", wodurch die Röhre mangels Entladewiderstand längere Zeit gesperrt blieb und solange kein Empfang möglich war.

Daher wurden von Telefunken alle damit bestückten Geräte zurückgezogen und umgebaut oder gar vernichtet.


  • Röhre ohne Gitter
  • Verbilligung des Netzbetriebes
  • Große Unempfindlichkeit gegen Netzgeräusch

Die Flachröhre, die auf der diesjährigen Großen Deutschen Funkausstellung zum ersten Male gezeigt wird, ist das Ergebnis einer mehr als zweijährigen Entwicklungsarbeit in den Telefunken-Laboratorien, die geleistet wurde, um eine für den Netzbetrieb ganz besonders geeignete und gegen das Netzbrummen weitgehend unempfindliche Röhre zu schaffen. Man untersuchte zu diesem Zweck die seit etwa 1915 1) bekannten Methoden der statischen Außensteuerung des Elektronenstromes; während man aber früher keinen günstigeren Durchgriff als etwa 40 v. H. erzielte, kam man jetzt bis auf 3 bis 4 v. H. herunter, auf Werte also, wie sie Audion- und Widerstandsverstärkerröhren eigen sind.

Die Außensteuerröhre besitzt innerhalb des evakuierten Glasballons nur Heizfaden und Anode, während ein Gitter völlig fehlt. Dessen Stelle wird durch einen aufgespritzten Metallbelag, der sich an der Außenseite des Glaskolbens befindet, eingenommen.

Die günstigen verstärkertechnischen Eigenschaften der Röhre, die in ihrer Verstärkungsziffer etwa den indirekt beheizten Wechselstromröhren entspricht, sind die Folge einer völlig neuartigen Anordnung der Elektroden; so ergab sich die eigentümliche Form des Glasballons, die aus der beistehenden Abbildung im Größenvergleich zu einer normalen Wechselstromröhre zu ersehen ist, aus der Forderung, einen möglichst geringen Abstand zwischen dem steuernden Metallniederschlag auf der Außenseite der Röhre und den übrigen Elektroden einzuhalten.

Da der Aufbau der Röhre sehr einfach ist und der Materialverbrauch ein Minimum beträgt, lässt sich die neue Flachröhre, für die die Bezeichnung „Telefunken-Stab" geprägt worden ist, zu einem wesentlich niedrigeren Preis liefern als die bekannten Netzröhren. Sobald der Absatz genügend große Produktionsziffern zulässt, werden sich die Preise der Batterieröhren ohne weiteres erzielen lassen. Die Flachröhren stellen die einzige Möglichkeit dar, die billigen Wechselstromempfänger weiter im Preis herabzusetzen; da sich apparatetechnisch hier nichts mehr einsparen lässt, bleibt nur eine Ermäßigung des Röhrenpreises übrig, um den Gesamtpreis weiter zu reduzieren.

Die Flachröhren zeichnen sich in ihrer Verwendung durch ein teilweise völlig abweichendes Verhalten aus, das die Benutzung in vorhandenen Netzempfängern nicht ermöglicht. So muss z. B., um den gleichen Rückkopplungseffekt zu erzielen, eine wesentlich größere Rückkopplungsspule benutzt werden. Die Aufnahme der statischen Charakteristik auf die bekannte Weise ist nicht möglich, da langsame Frequenzen, und auch das Anlegen verschiedener Gleichspannungen an das Gitter stellt eine langsame Frequenz dar, völlig ohne Einfluss auf den Entladungsvorgang sind. Die Röhre spricht nur auf höhere Frequenzen an.

Während die Verstärkung, um Beispiele zu nennen, bei der Netzfrequenz von 50 Hertz etwa 1 beträgt, besitzt sie bei der Frequenz 1000 Hertz den Wert 100. Diese Zahlen brauchen nicht genau zu stimmen, sie sollen nur andeuten, dass es sich hier um eine Röhre handelt, die die tiefen Frequenzen völlig unterdrückt. Wie sich das in bezug auf die zu verstärkenden tiefen Sprachfrequenzen auswirkt, kann hier noch nicht gesagt werden.

Für den Netzbetrieb hat diese Eigenschaft den sehr großen Vorteil, dass das sogenannte Gitterbrummen, das sich aus einer Einwirkung geringer Netzspannungen auf das Gitter ergibt, völlig in Fortfall kommt, so dass der Bau von Netzempfängern mit dieser Röhre — was auch besonders den Bastler interessieren dürfte — einfacher und billiger wird.

Telefunken wird bereits einen zu den neuen Röhren, die übrigens in zwei Ausführungen, Arcotron 301 und Arcotron 201, auf den Markt gebracht werden, hergestellten Wechselstromempfänger auf der Funkausstellung vorführen, und wie verlautet, bringen auch andere Empfängerfabriken Geräte heraus, die die neuen Röhren verwenden. Auch der ,,Funk-Bastler" wird, sobald die Röhren lieferbar sind, seinen Lesern eine Bauanleitung für einen Wechselstromempfänger bringen, in dem Teletunken-Stäbe verwendet werden. Schw.

- 1) Patente von K. A. Weagant aus den Jahren 1915 bis 1917; Vorschlag von H.J. Round in einem Patent vom 29. Mai 1914.
 

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Nur wer die Röhrentechnik beherrscht..... 
03.Jan.09 21:01

Wolfgang Eckardt (D)
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Wolfgang Eckardt

..... konnte den Telefunken-Stab erfinden. Aber wirklich nur der!

Ich möchte den Ausführungen von Herrn Roschy (siehe auch den Link zur 201) zu diesem Telefunken-Flopp nur noch die gefundene Reklame hinzufügen. (MIRAG-Rundfunkzeitung Nr.39, Sept. 1930).

Der Text im roten Kreis hätte besser lauten sollen:

  Kaufen Sie keine Telefunken-Stäbe.
Wir warnen vor minderwertigem Fabrikat.

Ironie des Schicksals oder.....

Wolfgang Eckardt

 

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04.Jan.09 13:54

Konrad Birkner † 12.08.2014 (D)
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Konrad Birkner † 12.08.2014

Und dann wurde der T12 zur "Unperson" erklärt und verleugnet. Laut Werkstattbuch (für alle ab Saison 1927/28 erschienenen Telefunkengeräte) hat es ihn nie gegeben.

Typisch Telefunken..*)

 

*) man baute ja auch legal den RC von Westinghouse/RCA nach als Telefunkon D, ohne auch nur den geringsten Hinweis. Groß im Eigenlob, rücksichtslos gegen Konkurrenz, verschämt in der Blamage...

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