Bei Ersatz ECL86 durch PCL86; Heiztrafo auf Masse legen?

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ID: 222911
? Bei Ersatz ECL86 durch PCL86; Heiztrafo auf Masse legen? 
23.Jun.10 21:11
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Alexander Jordan (D)
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Alexander Jordan

Um Alltagsgeräte spielbereit zu halten verwende ich als Ersatz für die inzwischen teuer gewordene ECL86 gerne ihre Schwester aus der Fernsehfamilie, die PCL86.

Diese ist bei mir quasi als Schüttgut vorhanden. Die höhere Heizspannung stelle ich über einen Zusatztrafo bereit, welcher möglichst weit von den Ausgangsübertragern montiert wird.

(Die Lösung mittels Spannungsverdopplung die Röhren aus dem originalen Trafo zu versorgen sagt mir nicht zu.)

Jetzt meine Frage: Soll ich den zusätzlichen Heizkreis ebenfalls an einem Ende auf Masse legen? Falls ja, wo im Gerät ist dies am Besten vorzunehmen? An der Röhrenfassung oder am Trafo?

Ziel ist natürlich geringster Brumm.

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Ausprobieren 
28.Jun.10 06:11
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Martin Renz (D)
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Martin Renz

Hallo Herr Jordan,

da Sie kein spezielles Gerät angeben, werden Sie wohl kaum eine treffsichere Antwort bekommen können. Warum probieren Sie das nicht einfach aus? Das dürfte eine Sache von wenigen Minuten sein, und Sie wissen, dass Sie es richtig gemacht haben.

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durch Versuch zum Ziel 
28.Jun.10 13:39
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Alexander Jordan (D)
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Alexander Jordan

Hallo Herr Renz,

meine Anfrage bezog sich auf kein spezielles Gerät. Mehrere Geräte wurden von mir bereits auf diese Weise umgerüstet.

Dabei habe ich, wie Sie es vorgeschlagen haben, stets durch Versuch auf geringsten Brumm "abgestimmt".

Die Frage ist, ob es überhaupt nötig ist ein Ende auf Masse zu legen? Soviel ich weiss dient diese Maßnahme dazu die Spannung zwischen Heizfaden und Kathode auf einen definierten Wert zu bringen.

P - Röhren vertragen hier ja wesentlich mehr Spannung.

Auch der Zusammenhang zwischen Brummen und "Erden" ist mir nicht ganz klar, da ja hier eigentlich keine Brummschleifen auftreten dürften. Des Weiteren besteht ja keine Verbindung zwischen Kathode und Heizfaden, so dass es sich nur um "Einstreuungen" handelt.

Gibt es wirklich nur die Methode Versuch, oder gibt es feste Regeln beim Aufbau eines Heizkreises?

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Ufk und parasitäre Diode 
29.Jun.10 08:14
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Franz Gysi (CH)
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Franz Gysi

Herr Jordan

Ich denke, Sie liefern sich die erste Antwort schon selbst: es geht darum, Ufk innerhalb der erlaubten Grenzen zu halten oder auf ein Minimum zu bringen.

Damit zum zweiten Teil der Frage, wo der Brumm herkommt: bei Ufk >0V bildet die Kombination Kathode/Isolation/Heizdraht eine parasitäre Diode.

Je höher Ufk desto mehr kann sich diese Diode auswirken.

Freundliche Grüsse

Franz Gysi

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parasitäre Diode 
29.Jun.10 11:29
505 from 13377

Alexander Jordan (D)
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Alexander Jordan

Hallo Herr Gysi,

vielen Dank für die kompetente Antwort. Damit ist meine Frage beantwortet. Von einer parasitären Diode zwischen Heizfaden und Kathode hatte ich bislang nichts gehört. Es ist aber einleuchtend.

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? Kapazität zwischen Primär und Sekundär 
29.Jun.10 18:22
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Henning Oelkers (D)
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Henning Oelkers

Hallo, in die Runde,

 

meiner Meinung nach sollte solch ein Heizkreis auf Masse gelegt werden.

Es gibt im Heiztrafo eine Kapazität zwischen Primärseite und Sekundärseite. Je nach Polung der Primärwicklung kann alse die zur Sekundärwicklung liegende Wicklungslage bis ca 220 V AC führen.

Über die Kapazität zur Sekundärwicklung kann diese Spannung, oder ein Teil davon, in den Heizkreis eingekoppelt werden. Im Idealfall macht das nichts, beim nächsten Gerät liegt die Heizleitung vielleicht in der Nähe von Signalleitungen ( NF-Vorstufe ).

Die Wahl des MAssepunktes ist relativ unerheblich, da keine relevanten Ströme nach Masse abgeleitet werden müssen.

Ich hoffe, das hilft weiter,

mit freundlichen Grüßen, Henning Oelkers

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Parasitäre Kapazitäten ! 
29.Jun.10 19:13
608 from 13377
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Jacob Roschy (D)
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Jacob Roschy

 Wie schon Herr Oelkers schrieb, gibt es in einem Transformator parasitäre Kapazitäten zwischen Primärseite und Sekundärseite, hier dargestellt durch C1 und C2. Dadurch kann hochohmig ein Teil der 230 V Netz- Wechselspannung auf die Heizung der PCL86 übertragen werden.

Das Schlimmste daran ist, dass diese Wechselspannung durch die Schaltungskapazität auf andere Elektroden der Röhre gelangen, u. A. auf das Gitter der PCL86- Triode, (dargestellt durch C6), was dann wieder hoch verstärkt wird und als unangenehmer Brumm erscheint. 

(Parasitäre Dioden gibt es hier keine, auch nicht bei noch so großer Anstrengung der Phantasie.)


 

Man kann diese unerwünschten Einstreuungen eliminieren, indem man einfach eine Seite der Heizspannung auf Masse legt. Will man es ganz gründlich machen, so legt man die Heizspannung mit einem Trimmer, z. B. 1 kOhm auf Masse, den man auf kleinsten Brumm abgleicht.
 

Warum man die Lösung mittels Spannungsverdopplung verwirft, erschließt sich mir nicht, es sei denn, man hat genau zur PCL86 passende Heiztrafos in Mengen herumliegen.

Der Aufwand einer Verdopplerschaltung ist doch eigentlich sehr gering im Vergleich zum Einbau eines zusätzlichen Heiztrafos.

2 Dioden 1N4002...7, 2 Elkos 470...2200 µF und erforderlichenfalls ein Widerstand zum genauen Abgleich auf 300 mA Heizstrom (die Heizspannung ist für P- Röhren nebensächlich).

Man beginnt mit 2 * 470 µF Elkos und erhöht diese, bis 300 mA erreicht sind. Werden 300 mA überschritten, wird mit einem Widerstand R1 auf 300 mA Heizstrom abgeglichen.

M. f. G. J. R.

 

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parasitäre Verbindung zwischen Heizfaden und Kathode 
30.Jun.10 00:30
729 from 13377

Alexander Jordan (D)
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Alexander Jordan

Hallo Herr Roschy,

die erwähnten parasitären Kapazitäten klingen plausibel. Bei hochohmigen Systemen wie Röhren reichen da sicher schon Werte im Picofarad Bereich um unerwünschte Einstreuungen zu verursachen.

Dennoch möchte ich noch einmal auf die von Herrn Gysi erwähnte parasitäre Diode zu sprechen kommen. Könnte es nicht sein, dass vom Heizfaden Elektronen zum Kathodenröhrchen emmitiert werden? Dagegen spricht sicher die Isolierung dazwischen, aber deren Widerstand ist ja auch nicht unendlich hoch.

Nachtrag: Die Spannungsverdopplung lehne ich ab, da sie mit damaligen Mitteln nicht ohne Weiteres zu realisieren war und somit nicht zu dem Gerät passt. Das ist natürlich nur meine, womöglich etwas puristische Meinung.

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? ... 
30.Jun.10 08:28
783 from 13377

Henning Oelkers (D)
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Henning Oelkers

Hallo, Herr Jordan,

auch wenn Sie die Frage an Herrn Roschy gerichtet haben..., Verzeihung, wenn ich mich da einmische...

selbst wenn. Zeichnen Sie doch einmal von beiden Enden des Heizfadens je eine Diode nach Masse ein. Dann würde sich eine geringe Gleichspannung aufbauen, die der Heizwechselspannung überlagert ist.

Die Kathode liegt über ca 100 - 200 Ohm an Masse, parallel ein Elko von 25 - 100µF, Es fliesst ein Strom von 25 - 40 mA.

Wenn Sie nun einmal die möglichen Spannungen und Ströme ( auch die zugelassene U K-F ) in betracht ziehen, werden Sie erkennen, dass das kein Problem darstellt.

Dann sollten Sie nochmal ein Typisches Fernsehschaltbild zu Rate ziehen. Dort werden Sie die PCL86 nicht unbedingt am Masseseitigen Ende des Heizkreises finden, d.h. der Heizung ist eine größere Wechselspannung überlagert ( oder pulsierende Gleichspannung bei Halbwellenheizung )

Es wäre so nicht konstruiert worden, wenn es negative Auswirkungen geben könnte.

Im Übrigen ist das von Herrn Roschy dargestellt Schaltbild eindeutig.

Mit freundlichen Grüßen

Henning Oelkers

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Parasitäre Verbindung Heizung/Kathode 
30.Jun.10 19:02
931 from 13377

Franz Gysi (CH)
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Franz Gysi

Danke, ich lerne dazu!

Eine parasitäre Verbindung ist vorhanden, auch wenn die kapazitive Verbindung einleuchtender ist als die Diode.

Ich bin da offensichtlich unqualifizierten Aussagen im Internet auf den Leim gekrochen (googlen nach parasitäre diode heizung zeigt solche Aussagen).

Solche "Informationen" sind halt ein  Problem des Internets. Toll, wie RM zur Klärung resp. Verifizierung beitragen kann!

Dabei war ich sooo stolz und sicher, eine gute Antwort auf die ursprüngliche Frage zu geben.

Sorry!

Franz

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Informationen im Internet 
01.Jul.10 00:03
1035 from 13377

Alexander Jordan (D)
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Alexander Jordan

Zunächst möchte ich mich bei Allen bedanken. Die Frage ist nun ausführlich beantwortet.

Was den Wahrheitsgehalt mancher Internetseiten betrifft, so kann ich Herrn Gysi nur zustimmen. Man kann nicht kritisch genug sein. Auf den ersten Blick schien mir die Erklärung mit der parasitären Diode auch einleuchtend.

Wenn man sich jedoch die Mühe macht die Ersatzschaltung genau zu betrachten, dann wird es klar.

Zugegeben, ich schäme mich ein wenig, dass ich trotz technischen Berufs nicht selbst drauf gekommen bin. ;-)

Das Konzept von RM hat sich jedenfalls mal wieder bestätigt.

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